Woher weiß ich, dass ich den richtigen Weg gehe?

Wie kann ich wissen, dass das was ich derzeit tue das richtige ist? Muss ich rein auf mein Gefühl vertrauen? Das Gefühl kann einen täuschen: Ein weiser Mann nannte dieses Phänomen mal errare humanum est…

es kommt die ERKENNTNIS, dann wird es dir klar…
p

Das kann man nicht immer „wissen“.
Je nach kulturellem Hintergrund werden gleiche Handlungen oder „Erkenntnisse“ oftmals komplett konträr bewertet.

Manchmal weiß man es gar nicht manchmal erst hinterher und manchmal sofort. Da gibt es glaube ich kein Patentrezept. Wenn man es sofort wüsste, gäbe es weniger Konflikte (mit anderen und mit sich selbst), nur glückliche Menschen usw. aber das macht ja das Leben so spannend :wink:

Es ist immer das Richtige! Bzw. der richtige Weg. Eine Entscheidung oder Handlung kann nicht „falsch“ sein.

Nehmen wir an, du möchtest ein bestimmtes Ziel erreichen. Zum Beispiel um 19.00 Uhr pünktlich zu Spielbeginn auf dem von dir reservierten Platz im Stadion zu sitzen. Du überlegt dir Anfahrtswege, Fahrzeiten, Verkehrsmittel, denkst an Berufsverkehr usw und sofort…du entscheidet dich ein Taxi zu rufen.

Was könnte dazwischen kommen? Ein Stau wegen eines Unfalls, der Taxifahrer verfährt sich, das Spiel wird zwischenzeitlich abgesagt,…

Egal welche Entscheidung oder Handlung, die Randbedingungen für das Erreichen eines Ziels sind unendlich. Sie können nicht alle berücksichtigt werden.
(das Spiel wurde übrigens nicht abgesagt, mit dem Fahrrad wärst du trotz Stau pünktlich angekommen. Oder auch nicht).

Ebenso gut hättest du dich kurzfristig noch entscheiden können, das Spiel im TV anzusehen. Und deine vorangegangenen Überlegungen über Bord werfen können (leider ist das Spiel dann doch abgesagt worden :wink: ).

Welche all der genannten Handlungen (Überlegungen, Entscheidungen, Taxi rufen,…) sollte denn falsch gewesen sein?

Franz

PS
Neben den „äußeren“ Randbedingungen sollte man auch über die „inneren“ nachdenken: Wer entscheidet/handelt denn eigentlich? Bewusst? Unbewusst?
Einer der unendlich vielen Homunkuli?
Oder gar Du/Ich?

Wenn du eine Entscheidung triffst, wird sie wohl für dich im Moment richtig sein. Sonst hättest du ja wohl anders entschieden. Danach kann so viel geschehen, was du nicht im Griff hast. Vielleicht erweist sich deine Entscheidung dann als komplett falsch. Hättest du dich anders entschieden, könnte das aber genau so gut auch falsch gewesen sein. Wichtig ist, dass man zu seiner Entscheidung stehen kann und sich den geänderten Bedingungen des Lebens laufend anpasst. Das ist eine nie endende Aufgabe.

Gruss - Beni

PS - Das Leben ist halt mal lebensgefährlich.

„Um ein Ziel zu erreichen. das niemand kennt,
mußt du einen Weg gehen, den niemand kennt.“
[Juan de la Cruz, 1542 -1591]

Gruß
Metapher

Den Vordenker, den du zitierst, widerspricht sich. Ein Ziel zu erreichen, heißt - zuminderst eine ungefähre - Vorstellung zu haben. Ich fühlte zum Beispiel Müdigkeit, und denke intuitiv an mein Bett, obwohl ich dieses Gefühl beispielsweise verdrängen kann.

Ich verdränge also sowohl dieses Gefühl als auch aus ihm die resultierende automatische Intuition (oder im Sinne von Nietzsche auch INSTINKT) von mehr oder weniger unbewussten oder bewussten Bildern und einer inneren Stimme, die mir automatisch vorsagt: „Ich bin müde, ich will schlafen.“

Ich kann diese inneren Phänomene, weil ich z. B. noch an meiner Dissertation schreiben möchte, verdrängen, obwohl ich sehr müde bin. Hier kann ein Konflikt entstehen zwischen zwei miteinander zum Ziel strebenden Bedürfnisse, zwischen Schlafen und Schreiben, wobei das Letztere das Erstere verdrängt.

Bei dem obigen von mir konstruierten Beispiel, das aus dem wirklichen Alltagsleben stammt und jedem Normalbürger (außer den meisten Philosophen) bekannt sein dürfte, geht es um zwei Ziele, die mehr oder weniger bekannt sind, wobei zuerst das Schreiben klarer an Vorstellungen gebunden ist als der Schlaf. Das kann sich aber mit der Zeit immer mehr zugunsten des Ziels verändert, das Ziel zu verwirklichen, ins Bett zu gehen, um zu schlafen. Dieses Ziel, ins Bett zu gehen, wird mit der Zeit stärker als das Ziel des Schreibens an der Doktorarbeit.

Das heißt, es kann kein Ziel geben, das man nicht kennt, denn das ist schon allein vom Begriff her unlogisch. Jedenfalls auf alle Menschen allgemein. Das ändert sich jedoch, wenn man die Intention berücksichtigt, die im Zitat steckt, denn kein anderer kann meine Ziele kennen, wenn es auf den Sinn meines Lebens ankommt.

Es geht also um auf jeden Fall immer um ein mehr oder weniger bekanntes Ziel, das aber niemand anderer kennen kann, außer nur ich selbst, weil nur ich selbst (oder wie im Beispiel der spanische Mystiker „Johannes vom Kreuz“) mich dafür entscheide, den Weg zu diesem von mir gewählten Ziel zu gehen. Kein anderer (niemand heißt hier kein anderer Mensch!) kennt das Zeil und den weg, außer ich selbst, wenn ich ihn denn - in aller Ungewissheit - gehe, „als ob“ es zum Beispiel „Gott“ gäbe, abhängig von meiner persönlichen Vorstellung als Glaube (der in der Mystik erfahren wird als Kontemplation).

Gegen den christlichen Mystiker aus dem Mittelalter macht zum Beispiel der französische Philosoph Jean-Paul Sartre statt „Gott“ wegen des fehlenden Gottesbeweises den Menschen selbst zum Ziel und Weg…

Ziel und Weg nach Jean-Paul Sartre hat also eine vollkommen andere Bedeutung als nach dem christlichen Mystiker aus dem Mittelalter:

Der Mensch bestimmt sich selbst!
Existo

2 Like

Hallo,

a) wer bestimmt das schon? b) nach welchen Kriterien? und c) was ist eindeutig „richtig“ und was „falsch“?

Du kannst das Leben genießen, genau so wie Du alles ergründen kannst. Oder beides.

Alles hat seinen Preis. Was Du dir nicht leisten kannst solltest Du so lange stehen lassen bis Du es Dir leisten kannst.

Gruß mki

Hi,

tja, wenn man das wüsste. Was im Augenblick des Handelns richtig erscheint, kann drei Minuten später grundfalsch erscheinen, drei Jahre später aber dann im Rückblick doch wieder goldrichtig.

Ich persönlich glaube, dass ein gegebener Mensch in einer gegebenen Situation ohnehin nur eine Handlungsmöglichkeit hat, nämlich die, die er ergreift. Die Vorstellung, man könne in einer bestimmten Situation sowohl das eine als auch das andere und ebensogut auch ein gänzlich anderes drittes tun, ist demnach eine Illusion, aber eine von der Art, die uns das Leben schwer machen. Denn oft quält uns nach einem Malheur mehr noch als dieses selbst die scheinbare Leichtigkeit, mit der es sich - nach Kenntnis der Umstände - hätte vermeiden lassen. Mit der Vorstellung, dass ich ohnehin nur eine Handlungsmöglich habe, mache ich mir also sorgentechnisch einen schlanken Fuß.

Die oben knapp dargelegte Auffassung stammt nicht von mir, sondern lässt sich ausführlicher und viel besser formuliert in Arthur Schopenhauers Preisschrift „Über die Freiheit des menschlichen Willens“ nachlesen.

FG myrtillus

Hi,

stell Dir den Menschen vor, den Du liebst. Und nun stell Dir vor, er beobachtet Dich. Und wenn Du nun stolz bist auf das, was Du tust, dann ist es das Richtige!

Gruß, C.