Darüber kann man doch eigentlich nur Vermutungen anstellen oder? Warum wird dann steif und fest behauptet man wüsste, wie die Erde aufgebaut ist? Wie wird dieses Wissen genau belegt?
Danke
Hallo!
Man kann das beispielsweise daran erkennen, wie sich Erdbebenwellen durch die Erde hindurch bewegen. Ihre Ausbreitungsgeschwindigkeit ist je nach Material unterschiedlich, und wenn sie auf eine Grenze zu einem anderen Material treffen, werden sie zum Teil reflektiert.
Trifft eine Welle auf den flüssigen Kern, wird sie schlagartig sehr viel langsamer - an Erdbebenstationen, zu denen die Welle auf direktem Wege durch den flüssigen Kern muß, kommt die Welle damit spürbar später an.
Gleichzeitig wird an dieser Grenze ein Teil der Welle reflektiert, und kann an der Oberfläche in der nähe des Bebens detektiert werden.
Das mit der Reflexion entspricht etwa dem, was auch bei einer Ultraschall-Untersuchung beim Arzt passiert. Auch hier wird aus den Reflexionen wieder ein Bild der Körperinneren gewonnen.
Und dann gibt es unterschiedliche Arten von Wellen. Longitudinalwellen schwingen in Ausbreitungsrichtung vor und zurück, und sind am ehesten mit Schall zu vergleichen. Transversalwellen schwingen quer zur Ausbreitungsrichtung, und sind mit einer Klavier-Saite vergleichbar: Die Welle rast entlang der Saite, schwingt aber seitlich.
Diese Transversalwellen können sich nicht durch Flüssigkeiten ausbreiten, Longitudinalwellen dagegen schon. Wenn also auf der anderen Seite der Erde nur noch Longitudinalwellen vom Erdbeben zu messen sind, muß dazwischen irgendwo Flüssigkeit sein.
Man kann bei Jules Verne nachlesen. Sachbuch: „Reise zum Mittelpunkt der Erde“.
Und, aus dem spezifischen Gewicht, dem Erdmagnetfeld, den Temperaturgradienten und den Druckverhältnissen kann man auf einen flüssigen bzw im Zentrum festen Eisenkern schließen.
Udo Becker
Zusätzlich zu den genannten Aspekten kommen noch zwei:
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An wenigen Orten auf der Erde ist tatsächlich Mantelgestein aus dem Erdmantel zugängig. Sogenannte Ophiolithe sind auf das Festland geschobene Teile der ozeanischen Kruste zu denen auch Teile des oberen Erdmantels gehören. Diese sind für die Wissenschaft sehr aufschlussreich. Desweiteren, werden gelegentlich Gesteine des Erdmantels in vulkanischen Magmen nach oben getragen - man spricht hier von Xenolithen.
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Aus der Geochemie von Meteoriten und großen Himmelskörpern im Sonnensystem haben wir eine ungefähre Vorstellung davon, wie die Chemie der Erde beschaffen sein sollte und wie sich eine chemische Differenzierung auswirken würde. Die Existenz eines metallischen Erdkerns folgt also auch zwingend aus der Chemie und der Physik der Erde und wurde durch die Erdbebenwellen letztlich bestätigt.