Und dennoch hält Dich dieser Umstand nicht davon ab, eigene Bewertungen vorzunehmen.
Die Nachfrage kommt nicht von ausländischen Investoren, sondern von Selbstnutzern. Die Investoren (gleich, woher sie kommen) entwickeln größere Projekte, aber sie bewohnen sie nicht.
Viel entscheidender ist, daß ein Großteil des großstädtischen Wohnraumes aus den Nachkriegszeiten stammt und damit am Ende seiner Wirtschaftlichkeit angekommen ist. Mit einer zwei-Zimmer-Bude mit Wänden aus Sand und Kies, ohne gescheite Fenster und Aufzug, aber mit einem Bad von der Größe eines Hundeklos kann man heute keinen Blumentopf mehr gewinnen. Da grundlegende Sanierungen in aller Regel nichts am Grundriß und an der Bausubstanz ändern, wird heute viel abgerissen und nach modernen Gesichtspunkten neu gebaut.
Hinzu kommt, daß sich immer mehr die Erkenntnis durchsetzt, daß Industrie und so manches Gewerbe in Innenstadtlagen bzw. innenstadtnahen Lagen nichts verloren hat und vor die Tore der Stadt verlagert wird. Die entstehenden Freiflächen werden als „Wohnquartiere“ neu entwickelt, was zu einer Zunahme an Wohnraum führt.
Dafür ist Nachfrage vorhanden und diese kommt vor allem
a) von Leuten, die in den 70ern und 80ern in die Vorstädte gezogen sind und die nun wieder zurück in die heute sehr viel attraktiveren Städte ziehen, nachdem die Brut aus dem Haus ist, und die vor allem sich genug Geld erarbeitet haben, um sich eine schöne, helle, großzügige Wohnung als Altersruhesitz zuzulegen und
b) jungen Familien, die sich in der Stadt keine gleichermaßen großen wie attraktiven und bezahlbaren Wohnungen und Häuser leisten können.
Daß aufgrund der demographischen Entwicklung weniger Wohnraum benötigt wird (wenn auch in Teilen kompensiert durch die Zunahme von Single-Haushalten, was aber auch ein endlicher Effekt ist), ist gar keine Frage, nur ist es für das allgemeine Preisniveau am Immobilienmarkt eher ohne Belang, wenn am Ende zigtausende Wohnungen aus der Nachkriegszeit keinen Bewohner mehr finden (bzw. nur zu deutlichen Abschlägen), während sich die Leute gleichzeitig um neu entstehende Wohnungen geradezu kloppen.
Die einzigen Gegenden, an denen diese Entwicklung vorüberzieht sind die, die so weit außerhalb der Ballungsräume bzw. Innenstädte liegen, daß sich die Pendelei niemand antun will. Dazu fällt mir aber zumindest hier in NRW keine Gegend mehr ein.