Hallo!
Ich gliedere die Frage ein wenig aus Gründen der Übersichtlichkeit.
Zu meiner Person:
Mitte 20 - Männlich - 76 Kg - 174 cm - kein deutscher Staatsbürger - keine Behinderungen - weltoffen - sprachgewandt - spontan
Mein Hintergrund:
Mein Weg verschlug mich im sehr jungen Alter nach Deutschland, mit nur einem Elternteil. Das erste Jahr meiner beginnenden Schulbildung absolvierte ich in meinem Heimatland, das zweite Jahr genoss ich das Privileg zuhause von meiner liebenden Mutter unterrichtet werden zu dürfen. (Es war die Hölle).
Das dritte und vierte Jahr durfte ich dann eine deutsche Grundschule besuchen, mit äußerst ausbaufähigen Deutschkenntnissen. Nunja meine Kenntnisse in der Anwendung der deutschen Sprache verbesserten sich rasch und bei der Entscheidung welche weiterführende Schule ich nach der Grundschule besuchen solle fiel die Wahl auf das Gymnasium.
Das habe ich ziemlich geschmeidig verkackt. Nach zwei Jahren Gymnasium mit grotesken Noten in Englisch und Mathematik beschloss man, dass ich auf die Hauptschule wechseln solle. Gesagt getan… da war ich… Nach diesem gnadenlosen Niveauabsturz zeigte sich aber eine immense verbesserung meiner Noten… zumindest in den ersten zwei Jahren nach denen auch diese exponentiell nach unten verliefen… möglicherweise hat der Geist des Bildungsminimums von meiner geschundenen Existenz besitz ergriffen… vielleicht war es das Umfeld… wer weiss… nunja völlig unbedeutend… so kam was kommen musste… ich habe zwar die Hauptschule mit einem Abschluss verlassen… jedoch reichte mir dies nicht.
So beschloss ich eine Handelsschule zu besuchen wo ich meinen Realschulabschluss nachholte. Nun mit einem Realschulabschluss in der Tasche sollte man ja eine Ausbildung zu Beginnen im Stande sein… oder? Fehlanzeige… knapp 100 Bewerbungen verließen mein Heim in schnellem Flug… davon kamen ca. 60 zurück und keine! positiv… Nunja… der Rest war wohl für die Tonne.
(Lag nicht an der Rechtschreibung und auch nicht an den Noten, der Handelsschulschnitt lag bei 2.1) Nun, ich konnte meiner Mutter nicht auf der Tasche liegen, so führte mich mein ungelernter Weg an einen der größeren Flughäfen Deutschlands wo ich 2,5 Jahre gearbeitet habe, in der Nachtschicht als Be- und Entlader bei riesigen Speditionen.
Aus familiären Gründen zogen wir dann um. Weiter entfernt. Freunde zurücklassen etc… naja Tempus Fugit, so ist dies halt… wenn es nur nicht schon nach 3 Monaten schief gegangen wäre… ich gehe hier nicht näher darauf ein… aber wir mussten zurück… oder… irgendwohin… ich zog bei einer sehr guten Freundin ein, meine Mutter zurück an unseren früheren Wohnort. Ich absolvierte ein Jahrespraktikum in einer Arztpraxis (mehr Notgedrungen, so gar nicht meine Richtung) und beschloss danach mich erneut zu Bewerben. Fehlanzeige… wieder hagelte es nur Absagen. Anscheinend braucht man um seinen Arsch 40 Jahre lang auf einem Bürostuhl zu platzieren und vor sich hinzuverwesen in diesem Land einen Professortitel… naja… Also eine kaufmännische Ausbildung scheint in unerreichbare Ferne gerückt zu sein.
Um meine Chancen aufzuwerten kam ich auf die grandiose Idee mein Abitur nun endlich doch nachzuholen. Auf dem zweiten Bildungsweg. Vielleicht klappt es ja dann mit Studium oder Ausbildung endlich in den Arbeitsmarkt einzusteigen und meine Stärken in ein Unternehmen einzubrigen bei dem ich die Möglichkeit habe a) mir einen Lebensstandard zu erarbeiten (keinen Ferrari, Nutten und kolumbianisches Koks) sondern erstmal was worüber ich sagen kann dafür arbeite ich, das will ich halten, das macht mich glücklich und b) nicht behandelt werde als wäre ich ein geistig zurückgebliebener Aussätziger aus dem finsteren Mittelalter der nichtmal ein Loch in den Schnee pissen kann… den bei meiner Erfahrung bei verschiedenen Aushilfsstellen habe ich um längen mehr drauf als so mancher der in der Hierarchie weit über mir stand. Sorry bin ein wenig abgeschweift… also Abitur nachgeholt (vollzeit, 3 Jahre) und nebenbei gearbeitet, jeden zweiten, manchmal jeden tag… für 5,11 Euro Brutto die Stunde… egal… alles gut, Freundin arbeitet auch, also Wohnung und Auto können wir uns leisten… alles gut… hinzu kam die Bafög unterstützung, über die ich nur gutes Berichten kann, viele Menschen hätten gerne diese Unterstützung, auch in anderen Ländern und wir haben das Glück und die Möglichkeit. Dafür war/bin ich auch sehr dankbar. Also Faul war ich nicht, wie gesagt, ich hab gearbeitet wie ein Tier für die Bezahlung von einem Minenarbeiter im Kongo. Das Abitur habe ich nun mit einem durchschnittlichen Schnitt in der Tasche, ich habe NICHTS dafür tun können, da keine Zeit. Trotzdem geschafft… von den ca. 90 Leuten die mit mir das Abitur an der selben Schule begannen traten 28 zu den Prüfungen an (darunter auch Leute aus höheren Semestern) und geschafft haben es 16 oder 17 glaub ich.
Nun das Abitur ist vorbei… ich habe mich beworben auf Ausbildungsstelellen (mit 26 ist das mehr als ein Schlag ins Gesicht) und auf Studienplätze.
Ich ging sofort nach der Schule nahtlos über in meine alte Branche als Be- und Entlader wo ich mir den Rücken kaputt mache Tag für Tag stupide Arbeit verrichte und mich innerlich wie in einem Käfig fühle dessen Schloss zugeschweißt ist und trete diese Woche eine Zweite stelle an, damit ich nicht zuhause sitze vormittags während meine Freundin sich in drei Schichten PLUS einer Nebenstelle totarbeitet. Ich spiele sogar mit dem Gedanken eine dritte Stelle anzutreten… weil das was ich verdiene ist wie eine Ladung Spucke in den Pazifik… lächerlich… banal. Das Schlimmste ist… es hagelt wieder NUR Absagen… von den Unis… von den Ausbildungsstellen… was zum Teufel ist Los in diesem Land? Sind wirklich mittlerweile alle Unternehmen so darauf fixiert die besten der besten einzustellen für Jobs für die diese Leute total unterqualifiziert sind? Ist die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt so dermaßen hochqualifiziert das jemand wie ich absolut keine Chance hat? Ich verstehe dieses System und das damit zusammenhängende einfach nicht mehr und verzweifele… ich habe einiges getan und erleiden müssen um dahin zu kommen wo ich jetzt bin… nämlich hinter der Ziellinie für den höchsten zu erreichenden Schulabschluss in Deutschland… ich begehre doch nicht viel… ich möchte eine Arbeit die mich erfüllt oder einen Studienplatz um irgendwas aus dieser elenden Existenz zu machen die mir auferlegt wurde. Ich spiele ja schon für das System… ich stelle mich nicht dagegen und sage ich werde Hippi oder Penner auf Malle… Wobei dieses System grausam und ekelerregend ist, trotzdem… anders geht es, nüchtern betrachtet nicht… ich verzweifele langsam… Meine Frage bezieht sich auf euere Meinung… eure Erfahrungen… Was würdet ihr tun in meiner Situation… (Suizid ist keine Lösung, zuviele empathische Faktoren sprechen dagegen^^ um Sprüchen wie erhäng dich vorzubeugen… bei meinem Glück reisst der Strick^^) Vielen Dank fürs Lesen im Übrigen…