Hallo Merendo,
ich will versuchen, noch einen etwas anderen Aspekt der Frage mit aufzugreifen. Dazu werde ich deine Frage in mehrere Komponenten zerlegen und versuchen ein paar Ansätz mit hineien zu bringen. Die bisherige Diskussion finde ich sehr gut, mir fehlt aber eine Einordnung der einzelnen Aspekte in das von uns gewählte Wirtschaftssystem.
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Die Weltwirtschaft kühlt sich ab, das ist ja inzwischen nichts
Neues mehr. Was ich dabei nicht ganz verstehe (bzw. wofür ich
andere Vermutungen habe) ist, wohin das Geld bzw. auch der
Wohlstand der damit verbunden ist, hinwandern? Nicht nur unter
dem Aspekt der globalen Konjunktur sondern auch der
Makroöknomie eines Landes oder z.B. der Eurozone.
Das Geld, das in den letzten Boom Phasen entstanden ist, wandert nicht ab. In Phasen des Wirtschaftswachstum wird auf Kredit finanziert in „reale“ oder „finanz“ Produkte investiert. Die Investitionen werden in der Erwartung höherer Profite getätigt. Durch die Dezentrale Planung, die wir im Kapitalismus haben versucht dabei jeder „Investor“ bzw. „Unternehmer“ einen möglichst großen Anteil der Entstehenden Werte für sich zu bekommen. Dies führt zu Überproduktion. Durch die Überproduktion müssen irgendwann die Akteure auf den „Märkten“ feststellen, dass sie nicht mehr alle Produzierten Güter absetzen können. Da sie nicht mehr alle Produzierten Güter absetzen können, werden ihre Profiterwartungen nicht erfüllt. Sie können deshalb die „Investoren“ nicht mehr in vollem Umfang ausbezahlen. Es kommt zu Zahlungsausfällen. Durch das Ausbleiben der Rückzahlungen müssen die „Investoren“ die Werte die sie erwartet haben, die in den Kreditverträgen verankert sind, abschreiben. Durch die Abschreibung schrumpft ihre Bilanz. Das Schrumpfen der Bilanzen, ist das was wir als abkühlen der Weltwirtschaft wahrnehmen.
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Wenn man mal annimmt, dass uns die Erde allen genug gegeben
hat, um unsere Bedürfnisse zu befriedigen (und davon bin ich
felsenfest überzeugt!), dann kann sich der Wohlstand ja
eigentlich nicht in Luft auflösen (als Techniker sehe ich hier
eine Analogie zum Energieerhaltungssatz in der Physik).
Es gibt dazu ein sehr schönes Zitat: „Auf der Erde gibt es genug für die Bedürfnise aller, aber nicht genug für die Gier einiger weniger.“
Da alle Wirtschaftssubjekte (insbesondere Unternehmen) versuchen müssen langfristig zu überleben, müssen sie versuchen ihren Profit zu steigern. Wenn die Unternehmen nicht alles dafür tun, ihren Profit zu steigern, müssen sie vom Markt verschwinden, das heißt sie gehen pleite, da sie ihre Verpflichtungen nicht mehr erfüllen können. Die Analogie zum Energieerhaltungssatz kannst du für das Geldsystem für das wir uns im Moment entschieden haben nicht annehmen. Geld entsteht durch Schulden. Es muss sich immer ein Wirtchaftssubjekt verschulden, das heißt einen Kredit aufnehmen, damit Geld entsteht. Mit einem Kredit entsteht aber weniger Geldangebot als er an Geldnachfrage schafft. Da durch den Zins Mechanismus mehr Geld zurückgezahlt werden muss als durch die Kredite geschaffen
wurde.
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Es kann also nur verlagert werden und es ist mein Eindruck dass
genau das geschieht: Arm wird immer ärmer, reich immer reicher
- da reich jedoch das Meiste seines Geldes hortet und auf
ausländischen Bankkonten deponiert, kann dieses Geld nicht die
Wirtschaft beleben. Arm hat jedoch überhaupt nicht mehr genug
Geld, um diese Funktion zu erfüllen -> die Wirtschaft kühlt
ab.
Diesen Effekt nennt man auch die Kapital Akkumulation, sie entsteht durch den Besitz an materiellen Gütern, der schon zu Zeiten der Sklavenhaltergesellschaft bzw. im Mittelalter entstanden ist.
Das Geld liegt nicht nur auf Ausländischen Banken rum. Dadurch würde es sehr schnell seinen Wert verlieren. Sondern das Geld, das du ansprichst, sind die Gelder die an den Geld- und Devisenmärkten verschoben werden.
Ja es ist richtig, Menschen mit sehr viel Einkommen haben eine niedrigere Konsumquote als Menschen mit wenig Einkommen.
Meine Aussagen basieren größtenteils auf den Theorien des Marxismus und des Postkeynesianismus.