Wohnung wiedervermietet mit haarsträubender Elektrik

N’Abend,

als ich heute die neu bezogene Wohnung meiner Schwägerin und Freund in Augenschein nahm, klappte mir beim Anblick der Elektrik die Kinnlade herunter. Ich frage mich, ob das nicht schon strafbar ist, die Wohnung so zu vermieten (Berlin-Tempelhof):

Der Sicherungskasten umfasst nur drei (relativ neue!) Sicherungsautomaten:

Herd 25 A, Rest jeweils 16 A. Die beiden rechten Automaten sind jedoch definitiv parallelgeschaltet, da das Licht nur ausgeht, wenn beide aus sind!!!

Folglich wäre hier effektiv eine Absicherung mit 32 A gegeben, wenn beide Automaten aktiviert sind. Ich habe ihnen deshalb eingebläut, dass nur einer der beiden eingeschaltet sein darf.

Die Herdleitung scheint vom Außendurchmesser her auch nur 1,5 mm² zu sein…

Von einem FI ganz zu schweigen, vermute ich, dass klassisch genullt wurde. Zudem gibt es neben mehreren nicht mehr funktionierenden auch noch eine funktionierende Steckdose ohne Schutzkontakt, Marke Schweinenase:

Die Lichtschalter sind noch alte schwarze Bakelitschalter…

Ach noch etwas, das mir gar nicht erklärlich ist: Zwei Steckdosen hinten im Wohnzimmer funktionieren nur, wenn in die Deckenleuchte ein Leuchtmittel eingedreht ist! Wie kann das denn sein?

Aber die völlig unfachmännisch erneuerte Verteilung lässt mir am meisten die Hutschnur hochgehen. Das geht doch über „Bestandsschutz“ hinaus? Und dabei einfach mal zwei parallel geschaltet - wie das wohl zustande kommt?

Alles zusammen jedenfalls potentiell lebens- und brandgefährlich!

Das geht doch über die weiten Grenzen der Legalität hinaus oder?

Grüße
Marius

Hallo!

Bestands… Was?

Mich persönlich würde schon die Herdsicherung abschrecken,wenn der Rest OK wäre. Ich darf nur mit 5700W kochen? Alleine mein Kochfeld hat über 7000W.

Mit viel Fantasie ist auch das mit der Lampe und der Steckdose machbar, vermutlich war ursprünglich angedacht, dass die Stereoanlage aus geht, wenn abends das Licht aus geht. Cooler Nebeneffekt: Automatische Disko, das Licht flackert im Takt zur Musik oder so…

Ich weiß nicht, wie es mit der Legalität aussieht, denn ein richtiges Gesetz, wie ne Elektroinstallation zu sein hat, gibt es nicht. Mit der VDE gibt es ein gutes Regelwerk, an dem sich die Gerichte orientieren, wenn sie diesbezüglich was beurteilen sollen.

Dennoch, das ganze ist schon lange nicht mehr Stand der Technik, und da wurde viel gebastelt.
Wenn da was passiert, wird die Gebäudeversicherung dem Eigentümer jedenfalls nen Vogel zeigen.

Aber im Prinzip ist es doch ganz einfach. Sag dem Vermieter, daß ein paar Steckdosen nicht funktionieren, er soll den Elektriker rufen. Dem kann man auch erzählen, daß man inzwischen rausgefunden hat, daß es an den fehlenden Glühbirnen liegt.
Wenn der sich von seinem Herzinfarkt erholt hat, wird er das sicher schon in Ordnung bringen, und zuvor dem Eigentümer sagen, was Sache ist.

Hallo,
der Mieter koennte auf eigene Kosten vom Elektriker einen E-Check bestellen und machen lassen. Dann ist der Zustand dokumentiert, eventuelle Maengel oder Fehler ebenfalls. Anschliessend dem Vermieter die Maengelbeseitigung vorschlagen.

Du meintest vermutlich „verlangen“, oder?

Ich habe da gefunden:
https://www.rechtsanwalt-rossbach.de/Urteile%20Mietrecht/BGH%20Altbauwohnung%20Mindeststandard%20Elektrik%20Knarrgeraeusche%20Parkett.htm

Der aktuelle Zustand ist tatsächlich illegal. Das kann nie im Leben ein Elektriker gemacht haben - und Laien haben da genau gar nichts dran zu fummeln. Link dazu:

Zum E-Check: der ist zwar anlasslos keine Pflicht, aber hier gibt es durchaus einen Anlass. Dementsprechend:
https://www.immonet.de/umzug/wissenswertes-rechtliches-mietrecht-e-check.html

Das hast Du mit einem 2-poligem Spannungsmesser festgestellt oder durch einstecken eines Verbrauchers ? Und dann was für ein Verbraucher , welche Anschlussleistung ?

Was kann (falsch) sein ?
Man hat Zuleitung der Steckdose von einem Lichtschalter genommen, Phase als Phase und falsch die geschaltete Phase als N.

Ist keine Glühlampe drin ist die Steckdose tot, hat keine Rückleitung.
Mit Glühlampe und Schalterstellung AUS bekommt Steckdose über den Glühfaden Anschluss an den N.
Den Spannungsmesser kann man so täuschen als sei alles OK.
Aber natürlich würden nur Kleingeräte funktionieren, weil hier ja die Glühlampe in Reihe liegt. Geräte über ca. 100 W sollten gleich mit Funktionsausfall auffallen. Ebenso wenn man Lichtschalter auf EIN schaltet.

Und wieso müssten beide B 16 A Automaten am Ausgang fälschlich parallel sein ?
Licht (ganz oder teilweise) kann doch mit am Stromkreis Wohnzimmer sein.

Schade dass Du nicht mal in den Verteiler reingeschaut hast !

Dass dort dringender Handlungsbedarf auf Prüfung und Nachbesserung besteht hast Du ja richtig erkannt. Nun muss man( die Mieter mit deiner fachlichen Hilfe !) dem auch nachhelfen.

MfG
duck313

Das hast Du mit einem 2-poligem Spannungsmesser festgestellt oder durch einstecken eines Verbrauchers ? Und dann was für ein Verbraucher , welche Anschlussleistung ?

Das habe ich mir erzählen lassen. Es ist derzeit - glaube ich - ein LED-Leuchtmittel drin. An der Steckdose waren zumindest nicht nur Kleinstverbraucher.

Leider war ich überhaupt nicht auf so ein Desaster vorbereitet und hatte keinerlei Werkzeug oder Mess-/Prüfmittel dabei.

Und wieso müssten beide B 16 A Automaten am Ausgang fälschlich parallel sein ?
Licht (ganz oder teilweise) kann doch mit am Stromkreis Wohnzimmer sein.

Das Flurlicht geht nur aus, wenn beide Automaten aus sind…
Es wäre ja durchaus denkbar, dass irgendwo außerhalb des Verteilers die Stromkreise zusammengeklemmt worden sind, aber ich bin ziemlich sicher, dass nur eine dicke (Einspeisung) und zwei dünnere Leitungen den Kasten verlassen.