Wohnungsanmietung bei Autobahnlärm?

Ich bin bei meiner Wohnungssuche auf eine nette Siedlung mit viel Grün gestoßen und bei ansässiger Wohnungsvermietung auf der Warteliste. Ich möchte dort altwerden, also lange wohnen.

Problematisch ist, dass die Autobahn zu hören ist. Mal mehr und mal weniger. Ich bin dort öfter „zum lauschen“ hingegangen und finde diese ständige Geräuschkulisse, in der ich nichts Konkretes ausmachen kann (keine anfahrenden PKWs usw.) und trotzdem „etwas“ hörbar ist als offensichtlich belastend. Zusätzlich hört man da auch noch die Bahn und auch noch Flugzeuge. Habe mit Bewohnern, die dort alle sehr gern wohnen (!) darüber gesprochen, sie hören die Autobahn angeblich nicht (mehr) und die Wohnungen seien gut schallisoliert, wodurch man bei geschlossenen Fenstern nichts davon hört. Nerven tut angeblich je nach Wohnungslage die Bahn oder die Flieger. Zumindest ich öffne im Sommer die Fenster, mindestens auf Kippstellung und möchte auch auf dem Balkon sitzen. Von daher erscheint mir ihr Argument als fragwürdig.

Hat jemand Erfahrung mit derartigen „Hintergrundgeräuschen“? Gewöhnt man sich daran? Die Autobahn soll einen neuen Fahrbahnbelag bekommen, wodurch sich die Lage etwas entspannen würde. Ich kenne das Lärmschutzgutachten der Behörden. Es wird auch nach der Autobahnsanierung (Lärmschutzmaßnahmen) Wohnungen geben, in denen weiterhin Grenzwertüberschreitungen (besonders nachts) auftreten werden.

Ich würde da gern wohnen, bin deshalb für Berichte dankbar!

Flüsschen

bitte den Mod, deine Frage zu verschieben.

Gruß
Jo

Hallo,

wir wohnen direkt an einer Autobahn, und sind von dieser nur durch einen Lärmshcutzwall getrennt. Wir hören diese je nach Wetterbedingungen und Windverhältnissen mal mehr, mal weniger. Man gewöhnt sich dran. Mal nervt das ganze, mal nicht. Schlafen bei offenem Fenster kann ich gut, da das ganze ein gleichförmiger Geräuschpegel ist und entfernt an Wellengeräusche erinnert.

Früher haben wir auch an einer Bundesstrasse gewohnt, das fand ich extrem nervig, da dort zum einen viele Motorradfahrer unterwegs waren (furchtbar laut), und wir auch eine große Kreuzung vor der Tür hatten, und das ewige anfahren und anhalten war schon sehr störend. Die Polizeiwache, die regelmäßig ausrückte, hab ich nicht mehr wahrgenommen, die Busse die im Infraschallbereich vor der Tür hielten, verursachten bei mir Übelkeit.

Bei einer anderen Wohnung führten Gleise hinter dem Haus her, die bei Güterwaggons schon nervig waren, allerdings zu verkraften.

Fluglärm sehe ich kritisch, je nachdem wie laut er ist. kann man sich dabei noch unterhalten?

Ich wohne übrigens im Ruhrgebiet, wo du überall Lärm hast, und wenn ich bei Verwandten in Bayern bin, kann ich da nciht schlafen, weil es so leise ist. Komme ich dann allerdings zurück, finde ich es schon laut hier.

Man gewöhnt sich an vieles. Zum Wahnsinn treibt mich persönlich ein schnarchender Mitschläfer oder ein summender Kühlschrank. :wink:

Lg

Brenna

warum?
Gruss
Hummel

Hallo erstmal,

wenn ich es recht bedenke, habe ich auch so eine furchtbare Wohnlage: 700m neben der Einflugschneise, etwas über 1Km weg vom Aufsetzpunkt, Autobahn nur 400m hinter einem Feld davor, Bahnstrecke 500m auf der anderen Seite jenseits Durchfahrtsstraße (400m).

Und was soll ich Dir sagen: Es ist die wunderbarste und schönste Wohnlage, die ich mir vorstellen kann. Ländlich, aber von der Infrastruktur her perfekt angebunden. In der Tat hört man eine Autobahn (wenn man sie nicht gerade direkt vor dem Haus hat) im Haus normalerweise gar nicht, bzw. nimmt sie aufgrund des geringen, gleichförmigen Grundgeräuschs in einem unkritischen Frequenzband nicht wahr. Moderne Flugzeuge sind inzwischen so leise, dass man sie ebenfalls beim Landen in einem Haus mit normalen Fenstern nicht wahrnimmt, wenn man nicht gerade direkt unter der Einflugschneise wohnt. Die Dinger spiegeln sich abends bei uns in der Glastür neben dem Fernseher. Da sieht man sie, aber man hört sie so gut wie nicht. Wobei mit größerer Höhe der kritischen Bereich breiter ist. Starts sind da schon etwas intensiver. Da muss man sehen, wie die Hauptwindrichtung ist, und ob man normalerweise eher Landungen oder Starts hat (die Flieger bewegen sich bevorzugt gegen den Wind). Ich hatte mal einen Mandanten mit einem wunderschönen aber leider recht wertlosen Haus schon etwas weiter weg vom Flughafen (2Km vom Aufsetzpunkt aber in direkter Verlängerung der Landebahn), wo man es im Garten kaum aushalten konnte.

Bahnstrecken hingegen sehe ich kritischer, wobei ich mal eine Projektwohnung nur 100 Meter von einer großen S-Bahnstation hatte, und mir die auch nie besonders störend ins Bewusstsein getreten wäre. Aber Güterverkehr und ICEs sind schon ein anderes Kaliber. Schlimm fand ich mal eine Straßenbahnwendeschleife in 200m Entfernung von meinem alten Zivi-Zimmer.

Gruß vom Wiz

Problematisch ist, dass die Autobahn zu hören ist. Mal mehr
und mal weniger. Ich bin dort öfter „zum lauschen“ hingegangen
und finde diese ständige Geräuschkulisse, in der ich nichts
Konkretes ausmachen kann (keine anfahrenden PKWs usw.) und
trotzdem „etwas“ hörbar ist als offensichtlich belastend.
Zusätzlich hört man da auch noch die Bahn und auch noch
Flugzeuge.

Wenn du das schon so wahrgenommen hast und für dich so als mögliches Problem ausmachst, dann kann ich dir nur ganz dringend empfehlen: Lass es!

Wie jemand auf Geräusche und speziell solche Umgebungsgeräusche reagiert, ist recht unterschiedlich. Das hat nicht nur generell mit dem persönlichen Geräuschempfinden zu tun, sondern auch mit den sonstigen Lebensumständen. Dazu gehören evt. gesundheitliche Probleme genauso wie ganz wichtig auch die berufliche Situation. Man verträgt, übrigens auch wissenschaftlich erwiesen, gesundheitlich gut auf Dauer nur ein gewisses Geräuschpensum am Tag. Ist das überschritten, dann gerät man in Dauerstress.

Nerven tut
angeblich je nach Wohnungslage die Bahn oder die Flieger.
Zumindest ich öffne im Sommer die Fenster, mindestens auf
Kippstellung und möchte auch auf dem Balkon sitzen. Von daher
erscheint mir ihr Argument als fragwürdig.

Hat jemand Erfahrung mit derartigen „Hintergrundgeräuschen“?
Gewöhnt man sich daran?

Bei der Art der Geräuschkulisse kann man in Teilen recht objektiv unterscheiden. Ein gleichmäßiges Hintergrundrauschen wird weniger als belastend wahrgenommen, wie einzelne Geräusche. Das Hintergrundrauschen eines Bachs ist weniger belastend als einzelne Wassertropfen, die auch belastender sind als viele davon = Regenrauschen. Bei Autos ist das ähnlich.

Flugzeuge sind da schon naheliegend etwas anderes, die rauschen nie. Züge übrigens auch nicht. Es ist immer der einzelne Zug, das einzelne Flugzeug, was da unterwegs ist.

Das muss man auch berücksichtigen, wenn für eine Umgebung Zahlen, Lärmwerte angeben sind. Diese sind immer über einen bestimmten Zeitraum gemittelt und das kann arg täuschen. So kann bspw. ein Hintergrundrauschen einer großen Straße 60 dB ist (gerade die Schwelle, bei der man auf Dauer Beeinträchtigung annimmt) - und regelmäßiger Flugzeugverkehr kommt auf den gleichen Wert. Nur dass der tatsächliche Lärmwert während des Überflugs sind 80, 85 dB.

Bei 60 dB kann man sich noch unterhalten, muss aber schon etwas lauter sprechen. Bei 85 dB ist ein Gespräch nicht mehr möglich. Bei 60 dB fällt es schwer, sich still zu beschäftigen, ein Buch zu lesen, zu konzentrieren, gar einzuschlafen. Bei 80 dB hilft auch ein lauter gestellter Fernseher nichts mehr und 30-40 Sekunden Film sind futsch. So viel zum Thema: offenes Fenster im Sommer.

Ich kenne aus eigener Erfahrungen Wohnungen im Einzugsgebiet von Eisenbahnstrecken, Autobahn, Flugschneisen.

Eisenbahn: Nie wieder. Besonders schlimm mit Güterverkehr. Leben bei offenem Fenster oder gar Balkon - nicht so, das ich das im Ansazt mit dem Label „lebenswert“ versehen würde.

Autobahn als fernes Hintergrundrauschen: Während der Wohnzeit empfand ich das als nicht so schlimm, hätte vielleicht ähnlich geredet, wie die Anwohner, die du gefragt hast. Erst nach Wegzug habe ich bemerkt, was wirkliche Erholung bedeutet!

Flugschneise: Zwei Erfahrungen in Wohngegenden mit unterschiedlichen Winkeln zur Schneise und unterschiedlicher Dichte zum Flughafen (-> Flughöhe), davon eine aktuell. Dichter unter der Schneise, dafür weiter weg, war mehr belastend als das, was wir jetzt haben. Wenn zu uns hin gelandet wird, bekomme ich fast nichts mit, wohl aber bei Startrichtung. Flugbewegungen in meine Richtung im Jahresschnitt ca. 15 p.h. Ich habe mich damit arrangiert. Im Sommer, zur Urlaubszeit, wenn man selbst eigentlich mehr bei offenem Fenster und / oder draußen machen will, kann es dennoch nerven. Und ich bin froh, dass die Tage „meines“ Flughafens gezählt sind und ich, so die Planung stand hält, ab dem zweiten Teil dieses Sommers Ruhe haben werde :wink:

Fazit: ich halte mich nicht für übermäßig Lärmempfindlich, bin aber schon jemand mit gewissem Ruhebedürfnis. Ich habe ganz eindeutig über die Jahre feststellen können, dass lautere Wohnlagen sukzessive belasten. Wenn man schon im Vorfeld bei der Wohnungssuche eine negative Wahrnehmung hat, sollte man es lassen. Man hat selber nichts davon, wenn andere -durchaus ernst gemeint - sagen, dass es sie nicht stört. Und man ist mit Sicherheit auch kein empfindliches Weichei, wenn man sich gegen eine solche Wohnlage entscheidet! Hier geht es wirklich auf Dauer um die eigene Gesundheit.

Hallo JaninaG,

ich habe mir das Lärmschutzgutachten einmal genauer durchgelesen. Im Siedlungsbereich, den ich am unangenehmsten finde, werden Tageswerte (Erdgeschoss) bis 57 dB erreicht, nachts bis 52 dB. Und das ja quasi ständig, also über viele Stunden ein gleichmäßiger Geräuschhintergrund. Heute Sonntag war ich wieder da, es war angenehm ruhig, was aber (leider) sehr selten vorkommt.
Weißt du zufälligerweise, wie laut es in der Nähe „deiner“ Autobahn war? Wurde da mal gemessen? Weil wir über erträglich etc. reden, konkrete Zahlen würden alles vergleichbarer machen.
Herausgefunden habe ich auch, dass die Lärmschutzmaßnahmen zumindest dort nicht viel bringen werden, meist nur eine Verringerung um ca. 2dB eintreten wird, was ich als zu gering empfinde.
Wenn ich dort bin, nerven mich die Flugzeuge wesentlich weniger als die Autobahn. Eine S- Bahn fährt dort auch, aber auch diese finde ich recht leise. Ich weiß natürlich nicht, wie ich das empfinde, wenn ich es ständig hören müsste.

Grüße Flüsschen

ich habe mir das Lärmschutzgutachten einmal genauer
durchgelesen. Im Siedlungsbereich, den ich am unangenehmsten
finde, werden Tageswerte (Erdgeschoss) bis 57 dB erreicht,
nachts bis 52 dB.

52 dB nachts als Dauerpegel ist schon relativ viel. Mir wäre das definitiv zu viel. Schlafen bei offenem Fenster geht dann nicht mehr.

Weißt du zufälligerweise, wie laut es in der Nähe „deiner“
Autobahn war? Wurde da mal gemessen?

Kann ich leider nicht sagen.

Weil wir über erträglich
etc. reden, konkrete Zahlen würden alles vergleichbarer
machen.

Das würde es im Zweifel nicht. Nichts ist schlimmer zu vergleichen, als Lärmwerte. Einerseits handelt es sich um eine logarithmische Funktion. Das Doppelte von 50 ist demnach nicht 100, sondern 56 dB. Außerdem hängt es eben stark davon ab, was das für ein Geräusch ist. Wie hoch, wie tonal, wie gleichmäßig.

Wenn ich dort bin, nerven mich die Flugzeuge wesentlich
weniger als die Autobahn. Eine S- Bahn fährt dort auch, aber
auch diese finde ich recht leise. Ich weiß natürlich nicht,
wie ich das empfinde, wenn ich es ständig hören müsste.

Das alles klingt arg danach, dass du doch recht stark auf Geräusche gepolt bist. Daher kann ich nur wiederholen, dass ich mir das gut überlegen würde.

Wenn du ein paar Euro investieren willst, kannst du dir auch ein einfaches Schallpegelmessgerät zulegen.
http://www.conrad.de/ce/de/product/100593/DIGITALES-…

Das hilft, zumindest in etwa ein Gefühl für solche Werte zu bekommen, wenn sie eine Rolle spielen. Und man damit - ungefähr - bestimmte Geräuschkulissen simulieren. Man muss nur darauf achten, dass das Gerät nicht mittelt. D.h. es wird immer nur der Wert im IST zu einem bestimmten Zeitpunkt gemessen.

Es ist aber durchaus möglich, bspw. Verkehrsgeräusche aus Konserve (Fernseher, Radio, etc.) zu nehmen, mit dem Gerät auf ca. 52 dB einzupegeln und dann zu probieren, ob man dabei schlafen könnte.