Woods of Westermain

Hallo!
In obigem Gedicht (George Meredith) gibt es die Zeile „imp of the demon-growing girl“. Ich weiß, ohne größeren Zusammenhang ist das schwierig, es dürfte eineMetapher sein, die mir aber Probleme macht. Ist dieses Dämonen gebärende Mädchen die Natur mit Ihrem fruchtbaren Schoß („imp“ hier in der Bedeutung Sproß, Abkömmling, aber durchaus faunischer Natur) oder eine Mänade oder der Dämon „Weib“?
Ich habe bei researchgate eine Schrift angefordert, die sich mit den Metaphern bei Merdith befasst, aber wer weiß, ob oder wann die kommt.
Danke für Tipps!
Gruß,
Eva

Die Imps sind ja Wald- und Erdgeister, die - wie viele ähnliche - der altnordischen bzw. nordwestgermanischen Mythologie entspringen. Da sich Meredith ja durchweg in ebendiesem mythologischen Raum bewegt: Sie sind dort allesamt niemals aus einem Mutterleib entstanden, generell überhaupt nicht „entstanden“. Daher wäre demon-growing nicht als dämonen-gebärend, sondern besser als dämonen-züchtend zu interpretieren.

Aus demselben Grund ist das girl auch nicht eine Mänade. Mänaden sind keine girls, sondern erwachsene Frauen aus dem Umfeld des griechischen Dionysos-Kultes. Das gehört hier nicht her.

Die Imps (nicht nur die in diesem Poem an dieser Stelle) haben am ehesten Ähnlichkeit mit den germanischen Wichteln. Die zitierte Zeile läßt an das zweite der drei Grimmschen Märchen „Die Wichtelmänner“ und auch an Rumpelstilzchen assoziieren. Über die Beziehung zwischen „junge Frau“ und „Zwerge“ hat Angela Waiblinger Interessantes geschrieben: „Rumpelstilzchen. Gold statt Liebe“, 1983.

Wenn du der von dir bestellten Thesis von Herbert Burke diesbezüglich mehr entnehmen kannst: Läßt du es uns wissen?

Gruß
Metapher


Danke, Metapher, wie immer informativ und hilfreich!
Verkompliziert wird das Ganze durch: „Impiousness nibblenips“. „Impiousness ist lautlich sehr ähnlich zu „impishness“, evtl. beabsichtig von Meredith. Dieser letzte Teil des Gedichts soll ja vom Waldidyll wegführen und zeigen, dass Natur auch ihre Gefahren birgt, sogar bösartig sein kann, wiederum je nachdem, wie man sich zu ihr stellt. (An der Deutung des Gedichts sind - so mein Eindruck - schon ganz andere gescheitert als ich …)
„Impiousness“ deute ich hier nicht als „Gottlosigkeit“, das erweckt m.E. andere Assoziationen, sondern verstehe es so, dass eine geradezu heidnische Anarchie herrscht. (Nicht unbeding korrekt, aber hübsch: Schalk im Nacken knabberzwickt“ = untergräbt fromme Ernsthaftigkeit) Der „imp“ könnte einerseits sicherlich der (boshafte) Kobold/Waldgeist sein, den man zwischen den Bäumen huschen und ausgelassene Sprünge vollführen sieht, aber gleichzeitig der „imp“ im Sinne „Spross“ des demon-growing girls. Wer zum Deuxel ist dieses „girl“? Schneewittchen (sieben Zwerge)? :smirk: Dass sich ein paar Figuren aus dergriechischen Mythologie in das Gedicht verirren, halte ich nicht für völlig ausgeschlossen, es ist voller Allegorien und Metaphern, da greift man auch schon mal auf etwas weniger Heimisches zurück.
Bezüglich der Thesis sehe ich schwarz. researchgate will von mir den Nachweis, dass ich für eine „institution“ researche - Pech gehabt. Aber ich will das Gedicht im Rahmen einer Lesung vorstellen, als Beispiel für die bösen Überraschungen, die einem bei Übersetzungsaufträgen begegnen, da kann ich die anwesenden Studierenden ja bitten, sich nachforschungsmäßig einzubringen. Für mich gleich zu Anfang eine schöne Möglichkeit, mit dem Publikum in Kontakt zu treten, das wahrscheinlich mehr Aufmerksamkeit schenkt, wenn es sich eingebunden fühlt und nicht nur berieselt.
Deine Links muss ich noch durchlesen - viel zu tun momentan.
Gruß,
Eva

PS: Zu weit hergeholt: demon-growing girl =Alraune? Die revidierte Luther-Bibel (Gen 30,14–16 LUT) spricht von „Liebesäpfeln“: „Ruben ging aus zur Zeit der Weizenernte und fand Liebesäpfel auf dem Felde und brachte sie heim zu seiner Mutter Lea.“ Der Pflanze, die sonst als Aphrodisiakum angesehen wird (siehe Hld 7,14 LUT), wird hier eine empfängnisfördernde Wirkung zugeschrieben.

Anfangs hatte ich den Bindestrich übersehen und dachte, es wäre gemeint, dass das - unschuldige - Mädchen sich in die - gefährliche - Frau verwandelt, den Dämon „Weib“ (grows into a demon) und der „imp“ wäre ihr erstes, dämonisches Kind (little devil).

Hallo newcallas,

hier ist eine Übersetzung:

http://bauche-eppers.de/lyrik-uebersetzungen/george-meredith-1828-1909

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

Gut gemeint, aber ich glaube, diese spezielle Übersetzung kennt Eva schon :wink:

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Ja, die ist von mir, aber leider mit Fehlern behaftet. Vor ca. 30 Jahren habe ich ein Buch von Michael Moorcock übersetzt (kennt den heute noch jemand?), der hatte Gedichte vor die einzelnen Kapitel gesetzt, unter anderem dieses Fragment der WoW. Es gab noch kein Internet zum Nachforschen, aber einen Ablieferungstermin … Man möge mir die Fehler verzeihen.
Gruß,
Eva

So wird er ja auch ansonsten beschrieben, daher die angedachte Ähnlichkeit mit dem „Wichtel“.

woher man ja auch seine Etymologie ableitet. Ein „Ableger“. Und auch Ausdrücke wie „imp of …“ sind demnach in älteren Literaturen bezeugt.

Der von dir erwähnte (und übersetzte) Teil des Gedichtes aus dem Buch von Moorcock ist ja nur ein Abschnitt aus dem 4-teiligen Poem. Aber auch, wenn ich das Ganze nur bruchstückhaft verstehen kann: Griechische Mytheme scheinen mir darin nicht enthalten (außer einer kurzen Assoziation an den Sphinx). Und ein Mädchen (nur 1 x erwähnt im ganzen Gedicht) mit diesem Attribut finde ich der griechischem Mythologie auch nicht. Die Mänaden jedenfalls passen ganz und gar nicht. Wenn schon, würde sich für „nature’s maniac“ eine Erinnye (z.B. die Megäre) bzw. Furie besser eignen. Aber trotzdem jedenfalls nicht für das girl.

Jedenfallls bei der Unmenge von ungebräuchlichen Vokabeln ist dein „Schalk im Nacken knabberzwickt“ eine herrliche Meisterleistung :smile:

Da es eine Thesis ist, muß sie in mindestens 1 Uni-Bibliothek vorliegen. Das Original (1949) liegt → hier. Vielleicht kannst du es von dort per Fernleihe bekommen.

Grüße
Metapher

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Auf jeden Fall, ja! Die Etymologie und Mythologie der „Albruna“ ist zwar bis heute nicht eindeutig geklärt, aber ein „girl“ ist sie jedenfalls nicht. Und zu scherzkeksenden Imps oder Wichteln hat sie auch keinerlei Bezug.

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