Woran liegt es, dass es so wenig Kindergartenplätze gibt?

Hallo,
Woran liegt es, dass es so wenig Kindergartenplätze gibt?
Daran, dass es Kindergärten an sich zu wenig gibt oder eher daran, dass es Erziehungskräfte zu wenig gibt?

Ich sehe das Imageproblem bei den Hausfrauen und Hausmännern, dass diese Leistung von der Gesellschaft nicht anerkannt wird.
Hingegen wird es als positiv und frühkindliche Förderung propagiert, den eigenen Nachwuchs an total fremde Menschen in eine Erziehungsanstalt abzuschieben anstatt eine intakte Familie anzubieten. Die intakte Familie würde idealer Weise so aussehen, das Mama und Papa abwechselnd zum Arbeiten gehen und immer ein Elternteil für das Kind da ist.

Eine Lösung des Problems wäre für die unteren Gehaltsschichten tatsächlich die verpönte „Herdprämie“ anstatt die Schaffung unnötiger Betreuungs- Infrastruktur. In der DDR gab es die KInderkrippen um die Arbeitskraft aller erwachsenen abzuschöpfen und den Nachwuchs bei dieser Gelegenheit der staatlichen Erziehung zu unterziehen. Nach der Wiedervereinigung wird dieser Schwachsinn hier wiederholt.

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Das Problem liegt nicht primär auf der finanziellen Ebene. Andere Berufe, die mit Mittlerer Reife als Bildungsabschluss zu machen sind, liegen z.T. deutlich unter dem Erziehergehalt und sind trotzdem höher frequentiert. Dennoch tanzen auch die Erzieherinnen leider im Reigen der schlechter bezahlten klassischen"Frauenberufe" mit.

Das Einstiegshehalt von Erziehern liegt bei ca. 2000€ brutto, das von Einzelhandels- oder Speditionskaufleuten bei ca. 1800€ und das einer Arzthelferin bei 1500€.

Es ist dennoch eher ein Imageproblem, mit dem Erzieher/ -innen zu kämpfen haben. Ihre Arbeit erfährt wenig Wertschätzung. Im Vorschulbereich finden sich fast ausschließlich Frauen, was nicht zuletzt damit zusammenhängt, dass Männer die Arbeit mit kleinen Kindern als „unmännlich“ betrachten.

Die jungen Männer, die aus unserer Schule ins Erzieherleben starten, gehen fast ausschließlich in den Bereich der Jugendhilfe (Heim), der Behindertenarbeit (meist erwachsene Menschen mit Behinderung) oder Jugendarbeit. Einige finden sich im Hortbereich wieder - in Krippe und Kindergarten verschlägt es aber nur einzelne Exoten.

Und denen wird von hysterischen Müttern und Trägern dort das Arbeiten zusätzlich erschwert, weil man sie häufig keine Kinder wickeln lässt, aus Sorge, sie könnten sich sexuell an ihnen vergehen.

Der Hebel wäre also nicht nur beim Gehalt anzusetzen.

Jule

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Das Problem liegt eher darin, dass es heutzutage unmöglich ist, mit einem Normalverdienergehalt eine Familie zu ernähren. Dazu noch die Zunahme allein erziehender Mütter.
Deshalb gibt es zu wenig „Erziehungskräfte“.

Das schlimme daran ist, dass viele Menschen diese kranke Gesellschaft für normal halten, weil sie nichts anderes kennen.

Hi,

es geht nicht nur darum, wie viele Kinder es gibt und wie viel Geld den Gemeinden zur Verfügung steht - es geht auch darum, wie die Leute zu Erziehung stehen, zur Rolle des States in der Erziehung usw. Im Westen mehr als im Osten, und im Süden mehr als im Norden gehört die Frau nach Hause, an den Herd und zu den Kindern. Daher gibt es weniger Geld vom Staat bzw. den Gmeinden für Kindergartenpläte - es gibt weniger Bedarf, wenn mehr ausgegeben würde, wären Wahlergebnisse in Gefahr, und je früher eine Frau zur Arbeit zurückkehrt, je mehr wird sie geschasst.
Grob vereinfacht, denn natürlich gibt es auch in Bayern lleinerziehende, brerufstätige Frauen.

die Franzi

Seit 2013 gibt es einen Rechtsanspruch auf frühkindliche Förderung in einer Tageseinrichtung ab dem vollendeten ersten Lebensjahr (SGB VIII §24). Darauf haben sich viele Kommunen schlicht nicht vorbereitet.

Nun stehen sie vor dem Problem, auf die Schnelle ausreichend Betreuungsplätze schaffen zu müssen, was sowohl bedeutet, hohe Baukosten zu investieren, als auch die Notwendigkeit mit sich bringt, mehr Personal einzustellen.

Letzten Endes ernten sie nur die Früchte der Verschleppung dieser Anforderungen,die bei weitem nicht überraschend kamen. Einen Rechtsanspruch für Kinder ab 3 Jahren bis zum Schuleintritt gibt es immerhin seit 1996.

Das Problem ist hausgemacht. Mit einem allmählichen, kontinuierlichen Ausbau der Betreuungseinrichtungen wäre es niemals in diesem Maße entstanden. Einige wenige Kommunen haben dies rechtzeitig erkannt und sich entsprechend darauf eingestellt und sind nun auch entsprechend gut versorgt.

Jule

Die intakte Familie würde idealer Weise so aussehen, das Mama und Papa abwechselnd zum Arbeiten gehen und immer ein Elternteil für das Kind da ist.

Da wäre ich ganz bei dir.

Das Problem liegt hierbei aber nicht im Anbieten von Kinderbetreuung oder in der Anerkennung von Haushaltstätigkeiten, sondern darin, dass beruflicher Erfolg und Kinder schlicht nicht vereinbar sind. Die meisten Arbeitgeber sehen es höchst ungern, wenn Eltern sich verspäten oder früher gehen wollen, weil die Kita-Öffnungszeiten nicht kompatibel sind oder das Kind kränkelt.

Da gibt es spätestens nach der dritten Wiederholung schon deutliche Ansagen. Wer noch dazu keine Überstunden machen will, weil er lieber Zeit mit seiner Familie verbringt, wer in bestimmten Branchen nicht am Wochenende zu arbeiten bereit ist oder permanent übers Handy erreichbar sein will, kann beruflichen Aufstieg getrost vergessen.

Das bedeutet unterm Strich zumindest weniger Gehalt - und damit die Notwendigkeit,das Familieneinkommen durch beidseitige Verdienste zu sichern.

Das ist für die meisten Menschen schlicht Lebensrealität und keine Frage dessen, ob jemand lieber arbeitet, als sein Kind zu betreuen.

Jule

Das ist so nicht ganz richtig. Auch Kindergärten in privater Trägerschaft werden bezuschusst. Abhängig vom jeweiligen Bundesland werden 65 (selten) bis 95% der Betriebskosten aus öffentlichen Mitteln gedeckt. Der Rest finanziert sich aus Eigenmitteln des Trägers und aus Mitgliedsbeiträgen der Eltern.

Jule

Hallo HZCE,

… heutzutage unmöglich ist, mit einem Normalverdienergehalt eine Familie zu ernähren.

ist das nicht ein Widerspruch zu Deinem nächsten Satz?

Dazu noch die Zunahme allein erziehender Mütter.

Und in welchem Zusammenhang steht das zu Deiner Schlussfolgerung?

Deshalb gibt es zu wenig „Erziehungskräfte“.

Hallo Jule,

Die intakte Familie würde idealer Weise so aussehen, das Mama und Papa abwechselnd zum Arbeiten gehen und immer ein Elternteil für das Kind da ist.

Da wäre ich ganz bei dir.

mmh… ein gutes, mögliches Konzept unter vielen, aber doch nicht generell, oder?

Das Problem liegt hierbei … darin, dass beruflicher Erfolg und Kinder schlicht nicht vereinbar sind. Die meisten Arbeitgeber sehen es höchst ungern …

Das bedeutet unterm Strich zumindest weniger Gehalt - und damit die Notwendigkeit,das Familieneinkommen durch beidseitige Verdienste zu sichern.

Verstehe ich das richtig? Beide Eltern müssen arbeiten, weil es so schwierig ist wenn beide arbeiten gehen?

Eher kein Widerspruch sondern eine Bestätigung dass allein erziehende Mütter drohen, mit ihrer reduzierten Familie in die Armut abzurutschen.

Erziehungskräfte in Sinne von Eltern, die ihre Aufgabe der Kinderbetreuung selber erledigen können. War das für Dich missverständlich?

Gegenfrage: Ist Dir die Absurdität des derzeitig propagierten Systems der %100tigen Versorgung mit Betreuungsplätzen bewusst? Nur mal so als Denkanstoß z.B. Arbeitslosigkeit.

Hallo HZCE,

dann verstehe ich (vermutlich) Deinen Beitrag. Ich hatte „Erziehungskräfte“ im Urpost (und darum auch bei Dir) als ausgebildete Arbeitnehmer in Kitas etc. (miss)verstanden.

Ich schätze weder noch.

Bei uns ist es so, dass die meisten Kindergärten von der Öffentlichen Hand betrieben werden.

Die Kosten, die die Eltern zu tragen haben, sind sozial gestaffelt.

Wenn nun die Stadtgemeinde nicht genügend Geld für mehr Kindergärten hat, liegt es nicht an fehlenden Gebäuden, auch nicht an Erziehermangel.

Privatkindergärten sind natürlich teurer, weil da niemand Geld zuschießt.

Hier braucht es einen Kindergarten-Erhalter, der gut wirtschaften kann, gutes Personal - und zahlungskräftige Eltern.

Wenn nicht alle drei Punkte vorhanden sind, dürfte die Sache sehr schnell vorbei sein (so sie überhaupt zustande kommt).

Zaunkoenigin

Nein. Beide müssen arbeiten gehen, weil das Gehalt eines nicht karriereorientierten Elternteils oft nicht ausreicht.

Jule

Dann heißt es, dass es mehr Geld im Osten den Gemeinden zur Verfügung steht als im Süden (denn da gibt es Plätze und im Süden nicht) - was aber komisch ist, den den Süden geht es finanziell offensichtlich besser.

Die Entscheidung trägt ja der Gemeinderat.

Wenn denen etwas anderes viel wichtiger ist, verwenden sie das viele Geld eben für etwas anderes.

Das ist in unserer Stadt sicher nicht anders als anderswo.
Ideen, wie man das Steuergeld ausgeben kann, gäbe es viele. Deshalb muss man Prioritäten setzen.

In meiner Gegend hat Familie einen sehr hohen Stellenwert, deshalb laufen von Seiten der Politik Bestrebungen, jedem Kind einen Kindergartenplatz zu garantieren, und in meiner Stadt ist dies bereits gelungen.

Zaunkoenigin