Hallo Julia!
Ich wollte Dir in keiner Weise Vorwürfe machen! Eigentlich bezog sich meine Antwort mehr auf das Posting von Steffen, der die großen Preisunterschiede bei der scheinbar gleichen Behandlung anprangerte. Dabei ist halt viel auch eine Frage des Selbstwertes und der Qualität, die ich biete. Beispiel Impfen: bei dem Aufziehen des Impfstoffs wird die Spitze der Nadel häufig verbogen und bekommt einen winzigen Widerhaken. Das passiert, wenn man das Gummi durchsticht. Dieser Widerhaken schmerzt beim Einstich in die Haut und auch beim Herausziehen der Nadel. Deshalb nehmen wir in den Praxen, in denen ich arbeite, für die Injektion des Impfstoffs eine zweite Nadel - es muß nicht sein, aber die Injektion tut dem Tier dann weniger weh. Das ist ein Pfennig-Betrag für EINE Impfung, aber auf’s Jahr hochgerechnet läppert sich das schon ganz schön!
Und ich sehe auch nicht ein, warum meine Zeit weniger kosten soll, als die eines Kfz-Mechanikers oder eines Waschmaschinenmonteurs! Aber viele Leute (Du nicht und viele andere aus diesem Forum offensichtlich auch nicht) erwarten, daß TÄ zum Vergnügen arbeiten und das Tiermedizin nichts kosten darf - ist ja für das liebe Tierchen! Diese Haltung begegnet mir hier und auch in der Praxis immer wieder.
Es ist auch ein Unterschied, ob jemand allein eine „Impf-Praxis“ unterhält, in der aufwendige Untersuchungen und OP’s gar nicht möglich sind, die pünktlich um sieben die Bürgersteige hochklappt und an Sonn- und Feiertagen nicht erreichbar ist, oder ob eine Praxis 24 Stunden 7 Tage die Woche erreichbar (nicht offen) ist, und ob dort viele Untersuchungen gleich vor Ort durchgeführt werden können. Dann kostet die normale Behandlung i.d.R.etwas mehr, weil nämlich auch der Bereitschaftsdienst des jeweiligen Mitarbeiters aus diesem Topf mitfinanziert werden muß und die teuren Geräte, die angeschafft und unterhalten sein wollen, sowie diverse Fortbildungen, auf denen die neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse und Methoden präsentiert werden.
Mein Posting richtete sich nicht speziell an Dich - obwohl Du es jetzt abbekommen hast - sondern an alle, die maulen, wie teuer der TA ist! An die, die meinen, TÄ wären alle reich und hätten ihre Schäfchen im Trocknen. An die, die meinen, 350,00 Euro für eine OP am offenen Bauch wäre zu viel, weil es das unsterile Rumgesäbel auf dem Behandlungstisch ohne gute Überwachung und mit einfacher Injektionsnarkose für 200,00 Euro auch täte (siehe ein paar Postings weiter!!!)
Das macht mich einfach sehr wütend! Solche „Billig-Praxen“ liefern i.d.R. auch nur minderwertige Qualität, versuchen monatelang mit einer falschen Therapie ohne gründliche Diagnostik zum Ziel zu kommen, nur um dann zu überweisen. Die Praxis, zu der überwiesen wurde, hat dann den wesentlich höheren Aufwand, bekommt u.U. keine gescheiten Resultate, weil die Ursprungserkrankung durch die ewigen Therapieversuche verschleiert worden ist und die Untersuchungsergebnisse verzerrt werden. Das wird dann teuer und schon beschwert sich der Tierhalter, beim Kollegen sei es viel billiger gewesen! Nicht nur, daß mit einer direkten Überweisung oder vernünftigen Untersuchung - auf die ja aus Kostengründen verzichtet wurde - viel Geld gespart worden wäre, dem Tier und seinem Besitzer wäre auch viel Leid, Schmerzen und Streß erspart worden!
Du siehst - mein Gemecker bezieht sich nicht primär auf Dich, sondern einfach auf diese „Geiz-ist-geil“-Mentalität und den Anspruch vieler Tierhalter, maximale Qualität für möglichst gar kein Geld zu bekommen.
Ich hoffe, Du bist nicht sauer auf mich - wie gesagt, es galt nicht Dir persönlich! Ich wünsche Dir und Deinem alten Hund noch viele glückliche Jahre!
Liebe Grüße
Archie