Vor dem Krieg in Syrien war ich Näher in einer kleinen Fabrik in Tal Abjad. Als die Revolution begann, trat ich der Untergrundgruppe Jabhat al-Nusra bei, dann dem „Islamischen Staat“, hauptsächlich, weil ich die Kurden bekämpfen wollte. Ich war nicht besonders religiös. Nicht am Anfang.
Radikal waren vor allem die Tunesier und die Ägypter. Für mich hieß der Dschihad, für mein Land zu kämpfen. Ich habe mit den Sicherheitsleuten vom IS immer wieder diskutiert, was unsere Religion vorschreibt. Meine Meinung: Wenn jemand es verdient, enthauptet zu werden, dann muss man das mit dem Schwert machen, nicht mit dem Messer. Sie sagten: Alles ist erlaubt, was unseren Feinden Angst macht.
Wegen dieser Diskussionen wurde ich gemeldet und musste vor Gericht. Sie sagten, ich würde die Kampfmoral untergraben und den Islam beleidigen: Entweder hältst du sofort den Mund, oder du bist tot! Also schwieg ich. Denn der IS ist ein Geheimdienststaat. Es gibt Spitzel wie unter Assad. Was mir auch nicht gefiel: Der IS kaufte Schiiten, um sie hinzurichten. Sie hassen die Schiiten am meisten, dann die Kurden. Ich glaube auch, Schiiten sind keine Muslime, sie wollen Syrien vernichten. Sie haben den Islam verändert. Sie sind schlimmer als Juden. Vor dem Krieg habe ich sie aber nicht gehasst.
Vor zwei Monaten bin ich weg vom IS, geflohen. Mein Emir sagte: Gott hat dich ausgewählt, Selbstmordattentäter zu sein! Ich sollte mich in einer Menge von Kurden in die Luft sprengen. Ein Freund bekam ebenfalls einen Sprengstoffgürtel. Sobald der IS abgezogen war, schmissen wir die Gürtel weg. Wir hatten furchtbare Angst, sie könnten beim Ausziehen hochgehen. Wir flohen dann mit den Zivilisten in die Südtürkei, das ist kein Problem, immer mehr Kämpfer desertieren in die Türkei. Jetzt will ich nach Deutschland.
Mohammed, 26, aus Tal Abjad in Syrien war Näher und Kämpfer beim „Islamischen Staat“
Das wird dem Bundesinnenminister und seinem neuen Koordinator
a) gefallen
b) nicht gefallen?
Franz