Im Ansatz, Lafontaine und Wagenknecht betreffend.
Der historische Rückblick, die Vertretung der Arbeitnehmerschaft durch linke Parteien, kann mit dem heutigen Niedriglöhnertum (20% +), welches weder gewerkschaftlich noch politisch vertreten wird (über die Gründe könnte man ausgiebig diskutieren) und zunehmend aus Werkvertrags-, Leiharbeits- und Zeitarbeitsunternehmen besteht, nicht verglichen werden. Die Distanz zwischen der früheren Arbeitnehmerschaft und dem Angestelltenbereich bis hin zu den wirklich gut Gestellten ist heute deutlich größer. Die fehlende gewerkschaftlich organisierte Arbeitnehmerschaft der früheren Generationen fehlt, insbesondere der SPD. Das ist ihr großes Problem der zunehmenden Unglaubwürdigkeit.
Insofern vergleicht der Artikel falsch und schiebt das Versagen der Partei zu. L+W haben dies anders erkannt und setzen es als einzige um. Indem sie sich für die neue nicht organisierte „Arbeitnehmerschaft“ kümmern (welche erfahrungsgemäß nicht besonders wahlaktiv ist). Kipping kennt das Thema nicht, sie ist ideologisch und realitätsfern. Und zurecht jetzt erfolglos gewesen.
Ähnliches sehe ich im Gegensatz zum Artikel für AFD oder FDP (letztere sind für mich politisch sehr AFD-nahe und eindeutig rechts, nicht liberal). Ihre Klientel ist die mittelbürgerliche, die massiv Protektionismus vor Migration suchen, um ihr angenehmes Einkommen zu sichern. Sie spüren die Tendenz, dass der Mittelstand zunehmend belastet und ausgehöhlt wird. Sie sind an den sozialen Ungerechtigkeiten eh nicht interessiert, solange es ihnen vergleichsweise gut geht. Es wandern daher keine Linken zu den Rechten ab, sondern die Anzahl der Protektionismus suchenden aus der Mittelschicht steigt an, die Rechten profitieren davon.
Und die einstige politische Mitte, die hierzulande gar nicht mehr existent ist (wäre ein besonderes Thema, weshalb sie nicht mehr existent sein kann), also Union und SPD, verliert gleichermaßen an Zustimmung, weil sie weder links noch rechts noch die Mitte vertritt.
Letztlich noch zum internen Zwist:
Wagenknecht hat in den vergangenen Monaten klar zum Ausdruck gebracht, dass Ein- und Zuwanderung direkt von der sozialen Verträglichkeit mit den unteren Schichten begrenzt werden müssen. Eine einzigartige politische Einstellung hierzulande. Kipping hat viele Stimmen gekostet, weil sie eben no-border vertritt, ohne entsprechend Rücksicht auf die einheimische Bevölkerung zu nehmen.
Franz