Wovor hatten die Leute im Mittelalter Angst?

Was waren die Ängste im Mittelalter?
Wovor fürchteten sich die Menschen damals?
Wovor hatten sie Angst?

Was waren die Ängste im Mittelalter?
Wovor fürchteten sich die Menschen damals?
Wovor hatten sie Angst?

Hallo Merve Özkan,

schau Dir doch einfach mal folgenden Link an:

http://www.schuldekan-schorndorf.de/fileadmin/Dokume…

Dort findest Du bestimmt einiges, was Dir hilft. Ansonsten googlen (Ängste der leute mittelalter oder so).

Gruß
Kerstin Wolf

Was waren die Ängste im Mittelalter?
Wovor fürchteten sich die Menschen damals?
Wovor hatten sie Angst?

Zur Präzisierung empfehle ich unbedingt den „Klassiker“ von Otto Borst: Alltagsleben im Mittelalter.

Anmerkung zu Deiner Frage: Ich gehe vom Mittelalter in Europa aus (das chinesische z.B. war zu dieser Zeit schon fast ein Jahrtausend vorüber)
Der Aberglaube spielte trotz der allumfassenden Christianisierung eine zentrale Rolle. Das Geschichtsverständnis stellte auf die Tatsache ab, dass man sich nur vorübergehend auf der Erde befand. Die Vergangenheit wurde als solche akzeptiert, der jüngste Tag als daraus notwendige Folge in naher Zukunft erwartet. Kurz: das damit einhergehende jüngste Gericht und dessen Folgen für den Einzelnen erforderte ein entsprechendes Alltagsverhalten. Sämtliches Handeln musste dementsprechend adaptiert werden.

Was waren die Ängste im Mittelalter?
Wovor fürchteten sich die Menschen damals?
Wovor hatten sie Angst?

Hallo Merve,

ich versuche mal möglichst knapp zu antworten.

Zunächst musst du die Menschen nach ihrem Stand und damit verbundenen Lebensumstand unterscheiden.

Der Bauer sorgte sich um Missernte und Tod seines Viehes oder vor einem zu gierigen ( oder brutalem ) Lehnherr.
Der Ritter und Adelige sorgte sich um sein Erbe, seinen Profit und um den Verlust seines Stolzes.
Der Fürst / Hochadel sorgte sich um Machtverlust, vor verlorenen Kriegen.
Der Klerus / Kirche war dank einigen machtbesessenen Auswüchsen mit gleichen Ängsten und Sorgen bedacht wie ein weltlicher Zeitgenossen besseren Standes.

Zusammengefasst: Die Armen und Schwachen sorgten sich um ihre Existenz / Hunger / Arbeit
Die besser gestellten hatten Angst, dass ihr Status geschwächt oder verloren werden könnte, ihre Gier nicht befriedigt wird. Dazu zählt leider auch der Klerus.

Hat sich da etwas geändert im Vergleich zu heute ? Lediglich der Kleruns ist etwas ehrlicher geworden.

Ganz entscheidend:
Alle gemeinsam waren sie jedoch gottesfürchtig und hatten Angst, nach ihrem Tod von Gott " in die Hölle " geschickt zu werden ( später auch ins Fegefeuer, eine Art Vorhof zur Hölle, Zeitstrafe mit Bewährung ).
Daher versuchte man immer, Gottes Willen gerecht zu werden, gerne auch mit Bestechung ( Spenden, Ablass ) oder Wiedergutmachung ( durch Absolution als Lohn für gute Taten ).
Beispielsweise musste ein Neugeborener, der zum Sterben verdammt war, kurz vor seinem Exitus noch schnell getauft werden, sonst wurde er nicht von Gott aufgenommen´, und das war für die damaligen Menschen etwas ganz Schreckliches !

Allen gemeinsam war aber auch die Angst vor Tod und Krankheit, besonders wenn wieder mal eine Pestwelle brandete.

Und es gab selbstverständlich die indivuellen Ängste wie heut auch .
Die Mutter sorgt sich um das Leben ihres Kindes, der Söldner fürchtet den Tod im Kampf, der Kaufmann im Wald hatte Angst vor dem Strauchdieb, der Delinquent vor der Hinrichtung, etc.

Ich danke ihnen für ihre Antwort.:smile:
LG-Merve

Was waren die Ängste im Mittelalter?
Wovor fürchteten sich die Menschen damals?
Wovor hatten sie Angst?

Hallo!
Für das Mittelalter bin ich leider kein Experte. Da kann ich Dir nicht wirklich helfen. Wahrscheinlich hatten die Menschen damals vor allem Angst vor den „Strafen Gottes“, also Seuchen, Krankheit, Tod. Und wohl auch vor dem Teufel.
Aber ich weiß es wirklich nicht und weiß leider auch nicht, wo Du Antworten finden kannst.
Viele Grüße
Lutz

Hallo, Merve
ich habe ein paar Tage gebraucht, um über Deine Frage nachzudenken. Wenn Du noch Fragen hast, schick mir Deine e-mail-Adresse, dann können wir uns weiter unterhalten.

Die Menschen im Mittelalter (alle Stände übergreifend) hatten Angst vor dem Jüngsten Gericht. Das heißt, sie hatten Angst davor, sich nicht gottesfürchtigt verhalten zu haben und dadurch in die ewige Verdammnis verbannt zu werden in der Bokowina in Rumänien gibt es sehr schön bemalte Klöster, die das sehr plastisch vor Augen führen). Weil aber Gottes Wille unergründlich ist, hatten die Menschen natürlich Angst vor allen Erscheinungen, die sich nicht eindeutig aus der Bibel erklären ließen. Die Versuchungen des Satans, denen Jesus widerstand, konnten schließlich auf Jeden zukommen. Umweltkatastrophen (Wetter, Ungeziefer …) konnten sowohl von Satan gesandt sein, als auch als Strafe von Gott kommen (was natürlich auf die befürchtete Apokalypse hinwies). Als sehr Angst verbreitend galten außergewöhnliche Himmelserscheinungen wie Sonnen- und Mondfinsternis, extreme Sonnenauf- und –untergänge (Rotfärbung des Himmels, vielleicht durch Vulkanausbrüche hervorgerufen) und ungewöhnliche Planetenkonstellationen (vor der Schlacht bei Hochdorf am Inn haben die Astronomen bereits ein dreiviertel Jahr vorher den exakten Termin der Schlacht bestimmt). Ein Scheitern in Schlachten galt als ein Versagen vor Gott. Letztlich hat es auch der spätere König Karl IV. zu spüren bekommen, als er sich nach der Schlacht bei Crecy krönen lassen wollte. Er kam nicht in die Stadt, weil sie voller Geißler war. Auch Tiere, die ihr Leben nicht nach dem Verständnis des gemeinen Volkes führten (Spinnen, Wölfe …) galten als die Boten des Bösen, wie auch die Tiere, die zu den himmlischen Plagen gehören. Traten sie auf, war das ein schlechtes Ohmen. Brände gehörten ebenfalls zu den großen Ängsten, besonders in den Städten. Da ist es nicht verwunderlich, dass man lieber eine Prozession gegen das Feuer machte, als zum Eimer zu greifen. Noch Ende des 18. Jahrhunderts machte man Versuche, die Glocken der Kirchen bei herannahenden Gewittern zu läuten, um dieses abzuwehren. Blitzeinschläge waren eine der Hauptursachen für große Brände. Wissen aus Büchern oder fremden Kulturen, deren Schrift man nicht lesen konnte und die nicht eindeutig von der Heiligen Kirche anerkannt wurden, galten als Teufelswerk und verbreiteten Angst. Schon die Berührung einer solchen Schrift machte eine Wallfahrt notwendig, um seine Seele rein zu waschen. Wenn ein Händler gottesfürchtig und davon überzeugt war, immer richtig gehandelt zu haben, brauchte er wenig Angst zu haben; Gott beschützte ihm auf seinem Weg. Ebenso Pilger, die zu den Heiligen Stätten der Christenheit (Jerusalem, Rom oder Santiago de Compostela) unterwegs waren. Letzterer Weg war natürlich auch ordentlich gekennzeichnet.
Vor zwei Handwerken hatte man allgemein Angst: Müller und Scharfrichter. Das waren „unehrliche“ Handwerke. Bei ersterem liegt das auf der Hand: der Müller konnte nur arbeiten wenn entweder genug Wasser oder Wind anlag. Das konnte auch schon mal in der Nacht sein. Außerdem lag seine Arbeitsstätte meist außerhalb der menschlichen Ansiedlung. Das zweite Handwerk hatte mit dem „Bösen“ zu tun: entweder jemanden hinrichten oder Kadaver aus der Stadt räumen. Bei ersterer Verrichtung trug er eine Maske, was aber nichts damit zu tun hatte, dass er nicht erkannt werden wollte (den kannte sowieso Jeder, weil er eine im Alltag auffällige Kleidung tragen musste), sondern damit ihm das Böse, wenn es den Delinquenten entfuhr, nicht selbst traf. Sein Umgang mit Kadavern, zu denen auch Selbstmörder zählten, gab das Übrige.
Eine große Angst war der Ausschluss aus der menschlichen Gemeinschaft. Das konnte sowohl den Dieb (nach heutigem Wert bis etwa 15 Euro) als auch den Adligen treffen. Da war eine Pilgerfahrt noch das kleinste Übel. Hatte man sich gegen seinen Herrn (Stadtrat, Grundherr, König, Kirche) oder die 10 Gebote vergriffen konnte es schnell passieren, dass man die gewohnte und schutzbietende Gemeinschaft verlassen musste. So passierte es Wiprecht von Groitzsch, dass er nach einer Auseinandersetzung mit dem Kloster in Zeitz zuerst nach Rom, dann nach Santiago de Compostela pilgern musste. Ein Görlitzer Patriziersohn hatte eine Bürgerstochter geschwängert und musste zur Strafe nach Jerusalem pilgern. Nach seiner Reise ließ er das „Heilige Grab“ in Görlitz bauen. Bei einfachen Untertanen war man weniger zimperlich. Die wurden nur aus dem Dorf oder Stadt geworfen, was das Problem nicht behob, sondern weiter verschärfte. Als „Vogelfreier“ war er zwar durch Jeden „jagbar“, aber auch nicht mehr an gesellschaftliche Konventionen gebunden.
Für einen Verbrecher, dessen Untat die Todesstrafe nach sich zog (meist Verstoß gegen eines der 10 Gebote – beispielsweise wurden bei Ehebruch beide Partner durch das Herz gepfählt und durften nicht so wie heute auch noch Ministerpräsident und Parteivorsitzender eines Bundeslandes werden), war das Versagen der letzten Absolution durch den die Hinrichtung begleitenden Priesters die größte Strafe und erzeugte eine übergroße Angst. Die vorausgegangene 7stufige Folter zur Erlangung eines Geständnisses bestand in den ersten drei Stufen „nur“ in verbalen Beschimpfungen und Vorzeigen der Instrumente. Auch bei dem „peinlichen“ Verhör, welches meist durch den Scharfrichter durchgeführt wurde, trug jener aus dem oben genannten Grund eine Maske. Bei der Befragung musste er darauf achten, dass der Delinquent nicht ernsthaft verletzt wurde. Denn nur ein „heiler“ Körper durfte hingerichtet werden, um beim Jüngsten Gericht gewogen zu werden und eventuell doch noch in den Himmel zu kommen. Das setzte natürlich eine ehrliche und überzeugende Reue voraus.

Jürgen

Nein! Nicht was du denkst! Nicht an das Sterben. Im sehr frühen Mittelalter wurde das Sterben hingenommen, es gehörte zum Leben und man ging im allgemeinen zu den Göttern dem man angehörte, wenn man „Würdig“ war. Ansonsten war es eben aus!
Die Christianisierung brachte dann unter einbeziehung der alten Glauben bzw. deren ausmerzung einen Glauben auf den die meisten mehr fürchteten als das Leben.

Im allgemeinen wollten die Leute Leben.
Jeden Tag mussten sie für Essen sorgen, es gab kein Aldi! Sie sammelten mühsam Samen von Gräsern oder versuchten auf der Jagt ihr Glück. Logischerweiser beteten sie Götter bzw. eine überirdische Macht an ihr diesbezüglich Erfolg zu bescheiden.