hegen und pflegen
Hi,
- Mose 2,15 Gott, der Herr, setzte den Menschen in den Garten von Eden. Er gab ihm die Aufgabe, den Garten zu bearbeiten und zu schützen. (Hofffnung für alle)
eine Übersetzung, die man kaum mit Recht so nennen darf. Allerdings hat Carlos dir ja schon bessere zitiert.
Der Unsinn zeigt sich schon mit „Garten von(??) Eden“. So etwas gibt es nicht in den Texten. Der גן עדן gan edän ist entweder ein Garten mit dem Namen Eden, oder er ist ein Eden-Garten. Das ist nämlich, wie das Wort sagt, ein Lust-Garten. Ältestes Beispiel für einen solchen ist der (ebenso benannte) sumerische Garten der Innana, in dem Dumuzi als Gärtner tätig ist.
Ferner ist „Er gab ihm die Aufgabe“ freie Erfindung. Die beiden von dir befragten Wörter לְעָבְדָ֖הּ וּלְשָׁמְרָהּ stehen im hebräischen Infinitiv constructus mit einer Final- bzw Konsekutivpräposition. Der Satz heißt also: „um ihn zu hegen und zu pflegen“ oder „damit er ihn hege und pflege“.
Selbstverständlich ist dieser (zweite) Schöpfungsmythos in 1. Mose völlig anders konstruiert als der erste. Es gibt zunächst keine Tiere, und die Schöpfung geschieht durch Gestaltung aus Erdboden und nicht durch Aussprechen des „Es werde“. Der Garten und der Mensch haben eine symmetrische Relation. Der Garten für den Menschen (2.9 „angenehm zu schauen und gut zu essen“) und der Mensch für den Garten (2,15).
Bei diesem Garten ist daher nicht ein Naturgehege mitgedacht, sondern das dem Vorbild sowohl des göttlichen Gartens der Innana als auch nach dem Vorbild des prunk- und kunstvollen „pairi daeza“ der persischen Könige und Hofbeamten, der eben ein solcher Typ von Lustgarten war. Vom diesem ist auch das hebräische „pardes“ entlehnt, ebenso wie das griechische „paradeison“, mit dem die Septuaginta bereits „gan edän“ wiedergibt und woher auch wir ihn „Paradies“ nennen.
Die Tätigkeit des Menschen ist damit klar: Es ist ein „Hegen und Pflegen“. Zwei Wörter mit einander überlappenden Konnotation, die die Verantwortlichkeit des Gartenmeisters umfassen. Es handelt sich um die rhetorische Figur eines Hendiadyoin. Weder in den hebräischen Wörtern עבד abad und שמר schamar, die beide ein enorm umfangreiches Bedeutungsspektrum haben, noch in den griechischen ἐργάζεσθαι und φυλάσσειν steht etwas von „(be)schützen“, wenn man den Kontext nicht außer Acht läßt, in dem sie eindeutig zu verstehen sind. Und zwar sowohl textimmanent, als auch mythenhistorisch.
Gruß
Metapher