Hallo DrStupid !
Kannst Du mir dazu etwas konkretes sagen?
Zitiert von:
http://www.wissenschaft-online.de/artikel/821077
Spektrum der Wissenschaft 9/1993 S48:
Der Mond und die Stabilität des Erdklimas
Hätte unser Planet seinen Trabanten nicht, wäre seine Rotationsachse instabil und würde im Verlauf langer Zeiten große chaotische Schwankungen durchlaufen.
Von Jacques Laskar
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Diese Bewegung der Erdbahn im Raum läßt sich in guter Näherung als Überlagerung mehrerer gleichförmiger Drehbewegungen beschreiben, die jeweils im wesentlichen auf den Einfluß eines Planeten zurückzuführen sind und deren Perioden zwischen 40000 und mehreren Millionen Jahren liegen. Ist eine solche Periode ungefähr gleich jener der Präzession der Erdachse, kommt ein klassisches physikalisches Phänomen ins Spiel: die Resonanz.
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Statt von den Perioden will ich im folgenden von den Winkelgeschwindigkeiten dieser verschiedenen Drehbewegungen sprechen. Da sie alle sehr langsam sind, ist die Maßeinheit Bogensekunde pro Jahr angemessen. Eine Rotationsgeschwindigkeit von einer Bogensekunde pro Jahr entspricht einer Periode von 360¥3600=1296000 Jahren. In leichter Abweichung vom üblichem Sprachgebrauch werde ich diese Winkelgeschwindigkeiten Frequenzen nennen.
In diesen Einheiten ausgedrückt, liegt die Präzessionsfrequenz der Erdachse bei 50,47 Bogensekunden pro Jahr, während die wichtigsten Frequenzen der Bewegung der Erdbahn von 26,33 bis knapp 0,67 Bogensekunden pro Jahr reichen. Die bedeutendsten Werte sind dabei 18,85 und 17,75. Folglich sind wir weit von Resonanzen entfernt, was die geringfügigen Schwankungen in der Erdachsneigung erklärt.
Anders verhält es sich beim Mars, dessen Präzessionsfrequenz ungefähr 7,5 Bogensekunden pro Jahr bei einer gegenwärtigen Schiefe von 25,2 Grad beträgt. William Ward vom Jet Propulsion Laboratory in Pasadena (Kalifornien) hat darauf hingewiesen, daß aufgrund der Nähe säkularer Bahnresonanzen die Neigung der Marsachse um beträchtliche 10 Grad um den Mittelwert gependelt haben muß.
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Was wäre, wenn man den Trabanten der Erde abschaffte?
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Das genannte Drehmoment, das auf den äquatorialen Wulst der Erde wirkt, stammt zu ungefähr zwei Dritteln vom Mond und zu einem Drittel von der Sonne. Ohne Mond hätte die Erdpräzession nur noch eine Frequenz von 15,6 statt 50,47 Bogensekunden pro Jahr und geriete damit in die Nähe wichtiger Resonanzfrequenzen. Ward kam 1982 mit Hilfe eines einfacheren Modells zu dem Schluß, daß unter diesen Umständen die Erdachse ungefähr so heftig schwanken würde wie die des Mars. Andererseits würde ohne Mond die Erde schneller rotieren (der Mond hat, wie unten näher ausgeführt wird, über die Gezeitenkräfte einen bremsenden Effekt); wegen der dann größeren Zentrifugalkräfte wären der äquatoriale Wulst und damit auch der Einfluß der Sonne ausgeprägter. Insgesamt, so Ward, würde das auf Schwankungen der Erdachse in ungefähr der gleichen Größenordnung hinauslaufen wie mit Mond.
Im Bureau des Longitudes haben wir das Problem mit einem wesentlich präziseren Modell für die Bewegung der Erde untersucht.
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Nehmen wir nun an, der Mond hätte nie existiert.
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Zusammen mit meinen Kollegen Frédéric Joutel und Philippe Robutel habe ich untersucht, wie stark die Neigung der Erdachse unter dieser Annahme schwanken würde.
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Die Analyse zeigt, daß es – ohne Mond – eine breite Zone chaotischen Verhaltens gibt, die von null bis ungefähr 85 Grad reicht. Liegt die anfängliche Neigung der Erdachse irgendwo zwischen diesen beiden Werten, wird sie so heftig schwanken, daß sie möglicherweise die gesamte Zone in wenigen Millionen Jahren vollständig durchläuft.
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Aus: Spektrum der Wissenschaft 9 / 1993, Seite 48
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
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mfg
Christof