Wozu sollen wir heute noch Emanzen brauchen?

Hei Mädels und Jungs!

Angeregt von Marions Diskussion über die Bedeutung des Wortes „Emanze“ möchte ich hier mal eine Frage stellen, die mir schon lange im Kopf rumschwirrt.

Brauchen wir heute noch Feministinnen?

So einfach ist die Frage natürlich nicht.
Ich bin mit Anfang meines Studiums 1986 mehr zufällig in die Spätbeben der Frauenbewegung gerutscht und habe noch am eigenen Leib und Verstand zu spüren gekriegt, wie es ist, als Emanze (von meinen Mitstudentinnen) und Frau (von den Studenten und Professoren) diskriminiert zu werden. Und, was mich sehr wütend gemacht hat, als Soft-Feministin, die frau nicht ernst nehmen musste, von den erfahrenen älteren und meistens lesbischen Aktivistinnen an der Uni (ich war „nur“ an der FH).

Ein paar Jahre später habe ich bei einer Frauenzeitung mitgearbeitet und da war ich plötzlich eine der Älteren, die z.B. noch über das Verwenden des großen Is nachgedacht haben, während die jungen aktiven Redakteurinnen ihre Freiheit genossen und sich längst nicht mehr so viele Gedanken um Diskriminierung und Frauenhass gemacht haben. Die haben den Typen einfach eine reingehauen, wenn sie angmacht wurden. Aber mindestens verbal.

Noch ein paar Jahre später habe ich mit einer 22jährigen (da war ich schon uralte 31) zusammengewohnt, die „Emanzen“ fürchtbar fand, aber in ihrem Leben genau das verwirklicht hat, was ich mir als Erfüllung des Geschlechterkampfes erträumt hatte.

So enstand meine Frage, jetzt vor allem an die ganz jungen Frauen und Mädchen unter euch:
Wie seht ihr das: profitiert ihr von „unseren“ Kämpfen und wisst das? Oder spürt ihr immer noch die Macht der weiblichen Sozialisation? Was haben euch eure Mütter (oder andere Erwachsene) beigebracht, wie sich Mädchen verhalten müssen, damit sie glücklich im Leben werden? Habt ihr das Gefühl, dass ihr noch was am Rollenverhalten in UNSERER Gesellschaft ändern müsst?
Und eben: brauchen wir noch EMANZEN, die für die Rechte der Frau KÄMPFEN.

Die Frage an uns (alte) Feministinnen geht dahin: Haben die Mädchen von heute nicht eine Art Emanzipation erreicht, die wir nur schwer erkennen, weil sie so selbstverständlich geworden ist? Und die wir uns damals - und heute eben auch - ganz anders vorgestellt haben.

Ich freue mich auf Antworten.
Trilli

PS: ich bin noch gar nicht so alt, aber irgendwie hab ich das Gefühl, dass die Achtziger schon SEHR lange vorbei sind.

Hi Trilli !!

(viele Grüsse nach Krefeld!!! -irgendwann habe ich da mal gewohnt)
solange es mehr männliche als weibliche Chefs gibt,
solange die Männer in den Aufsichtsräten und Vorständen sitzen,
solange Hausarbeit und Kindererziehung nicht als Beruf gelten,
solange Frauen wegen der potentiellen Schwangerschaft benachteiligt werden…

… solange werden wir Menschen brauchen, die sich für eine wirkliche Gleichberechtigung der Frauen einsetzen!!!

Aber:
Ich finde es gut, dass meine Töchter die erreichten Vorteile annehmen, sie sozusagen als Selbstverständlichkeit sehen!

… und die noch fehlenden eigentlichen „Selbstverständlichkeiten“ werden sie sich mit emotionaler INtelligenz schon noch erkämpfen… es gibt genügend junge Frauen, für die die Frage: warum sind da eigentlich nur Männer auf dem Bild??? eine Herausforderung ist!!!

Ayla, die an dieser Stelle positiv in die Zukunft sieht!!

Hallo Trilli,

ab 1976 in der Frauenbewegung aktiv, habe ich mich schnell in
ruhigere Gefilde zurück gezogen - ich bin der Meinung, dass Kampf
nur Gegenkampf hervorbringt - und habe eigene Wege der
„Emanzipation“ gesucht - und gefunden.

Übrigens spreche ich gerne von „Efrauzipation“ - denn eigentlich
wäre inzwischen eine „Emannzipation“ nötig!

Meine beiden Töchter (21 und 18) nehmen Dinge als
selbstverständlich, die für uns noch als Wunder bezeichnet
wurden. ABER: Sie haben ein Verständnis dafür, was not tut.
Anmache in der U-Bahn ist einfach Scheiße!
Aber ich bin mir sicher: Sie werden nicht kämpfen - da müßte
schon etwas weltbewegendes passieren!

Ich bin - schon seit einigen Jahren - sicher, dass es nötig ist,
vom „Frauen-und-Männer-Denken“ weg zu kommen und endlich MENSCH
zu werden.

Viel zu viele (globale) Themen sprechen dafür, dass wir an
unserer Entwicklung arbeiten müssen - jeder für sich. Der „Krieg
der Geschlechter“ sollte ein für alle mal vorbei sein - wir haben
wirklich andere Probleme zu lösen! Und die hängen damit zusammen,
dass unsere Welt / Kultur sehr von Rationalität geprägt ist.

Die Vorkämpferinnen des Feminismus haben m.E. den Grundstein
gelegt - nun ist es an der Zeit, Männer zu ihren Gefühlswelten zu
verhelfen. Das verstehe ich inzwischen unter „Emanzipation“ - das
wir lernen, GANZ Mensch zu sein.

Nachmachen überholter patriarchalischer Verhaltensmuster gilt
nicht!

Viele Grüsse
Ute
******

Hei Mädels und Jungs!

Hi Trilli,

mit 47 gehöre ich eindeutig zu den Alt-Emanzen. Für ihren Jahrgang (1911) durchaus revolutionär, war meine Mutter der Ansicht, daß ihre Töchter auf jeden Fall einen Beruf brauchen. Den Schulbesuch bis zum Abitur (ab der mittleren Reife) habe ich mir jedoch von einem Vater, Jahrgang 1900, letztendlich ertrotzen müssen. Den Beruf, den ich jetzt habe, Eletroingenieurin, habe ich dann aber doch erst 10 Jahre nach dem Abitur „erstudiert“.

Soviel zu mir.

Brauchen wir heute noch Feministinnen?

Ich möchte diese Frage eindeutig mit „JA“ beantworten.

Die Frage an uns (alte) Feministinnen geht dahin: Haben die
Mädchen von heute nicht eine Art Emanzipation erreicht, die
wir nur schwer erkennen, weil sie so selbstverständlich
geworden ist? Und die wir uns damals - und heute eben auch -
ganz anders vorgestellt haben.

Das was heute meine Tochter (22) erreicht hat, liegt nicht so weit von dem, was ich für mich erreichen wollte, wie Du das hier andeutest. Allerdings habe ich noch während der Erziehung meiner Tochter mir sagen lassen müssen: „Sie hätten wohl auch lieber einen Buben gehabt!“ Nur weil ich nie eingesehen habe, warum ein Mädchen weniger rumtoben dürfen sollte als ein Junge. Dies übrigens auch schon als Kind, was mich damals manchmal sehr einsam gemacht hat, weil für die Jungs war ich eben doch nur ein Mädchen und für die Mädchen hatte ich eine Meise, weil ein Mädchen sowas doch nicht tat.

Und genau das beobachte ich auch im Zusammenhang mit meiner Tochter: Sie lebt eine sehr selbstverständliche und freie Gleichberechtigung und eckt dabei immer wieder an. Damit ist für mich die Frage so zu beanworten: "Es ist viel erreicht, aber es wird auch noch viel zu tun sein, auch und gerade die von Dir und meinen Vorrednerinnen angesprochene Emanzipation der Männer, daß diese besser aus sich herausgehen können, ihren Wert als Menschen und nicht nur als die Herrschenden erkennen können usw.

Gruß, Karin

Tag, Trilli,

ich bin mir ganz sicher, dass wir auch weiterhin selbstbewußte Frauen und Männer brauchen, die ihr Rollenverständnis nicht aus den Nebensächlichkeiten ihrer Geschlechtszugehörigkeit beziehen, sondern schlicht das tun, was getan werden muß, was sie am besten können und schließlich was ihnen auch Spaß macht. Wenn möglich fallen diese drei Kategorien zusammen, wo nicht, findet sich hoffentlich ein/e Partner/in mit der man sie dann gemeinsam zu weitgehender Deckung bringen kann.

Welchen Titel die Welt diesen Menschen schließlich anhängt, ob Emanze, Feminist(e/i)n oder wie auch immer, ist eigentlich ohne tiefere Bedeutung. Aber wir brauchen diese Leute, die ohne Krampf und Kampf miteinander umgehen können.

Gruß Eckard.

Individueller politischer Ansatz
Das ist der individuelle Ansatz, der mir ehrlich gesagt, nicht weit genug geht. Individuell kannst Du natürlich immer versuchen, Dir außerhalb der vorgegebenen Kategorien Deinen Weg zu suchen (und Dir dabei auch sehr viel vormachen).

Der politische Ansatz - und erst dann spreche ich von Feministinnen, Emanzen, etc., bedeutet für mich, das vorgegebene Rollenverständnis von dem, was die Gesellschaft von „richtigen“ Männern und Frauen erwartet offen in Frage zu stellen.

Ich vermute auch, die weiter unten diskutierte negative Einstellung zum Wort „Emanzen“ kommt daher. Solange sich Frauen nur individuell versuchen zu emanzipieren, wecken sie noch keine Aggressionen. Wenn aber die althergebrachte Rolle von Weiblichkeit insgesamt in Frage gestellt wird, dann fühlen sich viele Männer bedroht.

Wie nennen sich eigentlich Männer, die ihre vorgegeben Rolle in der Gesellschaft in Frage stellen? Ich vermute, dies ist ähnlich negativ besetzt wie bei Frauen.

Viele Grüße, Stefanie
http://www.diskussionen-im-netz.de/

ich bin mir ganz sicher, dass wir auch weiterhin selbstbewußte
Frauen und Männer brauchen, die ihr Rollenverständnis nicht
aus den Nebensächlichkeiten ihrer Geschlechtszugehörigkeit
beziehen, sondern schlicht das tun, was getan werden muß, was
sie am besten können und schließlich was ihnen auch Spaß
macht. Wenn möglich fallen diese drei Kategorien zusammen, wo
nicht, findet sich hoffentlich ein/e Partner/in mit der man
sie dann gemeinsam zu weitgehender Deckung bringen kann.

Welchen Titel die Welt diesen Menschen schließlich anhängt, ob
Emanze, Feminist(e/i)n oder wie auch immer, ist eigentlich
ohne tiefere Bedeutung. Aber wir brauchen diese Leute, die
ohne Krampf und Kampf miteinander umgehen können.

Gruß Eckard.

2 Like

Hallo, Stefanie,

was ich oben schrieb ist kein unverbindliches „Ausweichstatement“, sondern eine Grundhaltung, die sich über viele Jahre und aus den unterschiedlichsten Erfahrungen und Erlebnissen ergab. Ich glaube auch Emanzipation ist keines der Themen, die man gleich so hoch aufhängen muß, dass niemand mehr drankommt.
Ich halte mehr vom ganz persönlichen, überschaubaren „Gesinnungswandel“. Erst mal selbst das Richtige tun, dann darüber reden, durch Beispiel überzeugen, scheint mir der nachhaltigere Ansatz.

Missionarischer Eifer ist mir nicht nur in religiösen Dingen zuwider. Er erscheint mir auch in der Erreichung eines gesellschaftlichen Zieles eher kontraproduktiv, da er dazu neigt sich rasch aus der Realität und vom tatsächlich Erreichbaren zu entfernen.

Wie nennen sich eigentlich Männer, die ihre vorgegeben Rolle
in der Gesellschaft in Frage stellen? Ich vermute, dies ist
ähnlich negativ besetzt wie bei Frauen.

Ich weiß nicht, ob Bezeichnungen (die ja immer auch eine gewisse Wertung transportieren) wirklich so wichtig sind.
Wie sie sich selbst nennen? Keine Ahnung! Muß man denn immer und überall eine Schublade haben oder - typisch Deutsch - gleich einen Verein gründen?

Von denen, die diese Haltung ablehnen, werden wohl am häufigsten die Begriffe „Weichei“, „Sitzpinkler“ und „Frauenversteher“ gebraucht. Wie diese Begriffe besetzt sind, muß ich, glaube ich, nicht erläutern :smile:

Grüße
Eckard.

1 Like

Hallo Trilli,
natürlich hat die Emazipation für uns als Gesellschaft viele Vorteile gebracht: Frauen (und dadurch auch Männer!) sind nicht mehr auf bestimmte Rollen festgelegt, sondern können diejenige Rolle wählen, die Ihnen liegt.

Allerdings habe ich beobachtet, daß Frauen dennoch Frauen bzw. Männer dennoch Männer bleiben und ihr geschlechterspezifischen Vorlieben nicht aufgegeben haben. Die meisten (*nicht alle*) Frauen haben eine Stärke in ganzheitlich-sozial-zwischenmenschlichen Disziplinen und wählen daher oft Rollen und Berufe, in dem sie ihre Stärken anwneden können. Männer neigen hingegen nach wie vor den logisch-deduktiv-technischen Dingen zu. Nach wie vor gibt es nur wenig IngenieurINNEN und nur wenige KindergartenerziehER.

Ich habe nun den Eindruck, daß Emanzipation früher so verstaden wurde, daß Frauen zu Männern gemacht werden sollten. Eine dergestaltige Emanzipation halte ich für einen Irrweg. Ich kenne in meinem Bekanntenkreis eine ganze Reihe von primär sehr femininen Frauen, die diesem Weg gefolgt sind, und keine ist besonders glücklich damit.

Menschen, die mit Sozialkompetenz und Einfühlungsvermögen die zwischenmenschlichen Belange z.B. innerhalb einer Firma regeln, sind für das funktionieren unserer Gesellschaft immens wichtig. An solchen Fähigkeiten mangelt es uns zur Zeit in Deutschland. Ich habe bei langen Reisen in Asien und Amerika Gesellschaften kennengelernt, in dem Frauen ihre klassischen Rollen leben durften, und sie haben einen weitaus zufriedeneren Eindruck auf mich gemacht, als Frauen in Deutschland das tun. Sie waren im Endeffekt diejenigen, die in dieser Gesellschaft im Hintergrund die Strippen gezogen haben. Es waren Gesellschaften, die zu der unsrigen Kulur keinerlei Kontake hatten - das widerlegt meiner Ansicht nach die Hypothese, das klassische Geschlechterverhalten sei Erziehungsbedingt und entspräche nicht unserer Natur.

Ich denke die klassisch weiblichen Fähigkeiten sind im zwanzigsten Jahrhundert, welches das Jahrhundert der Ingeniersleistungen war, nicht genug geachtet worden. Das einundzwanzigste Jahrhundert könnte das Zeitalter der Kooperation werden, in dem es z.B. nicht darum geht, Autos zu entwickeln, die möglichst schnell fahren, sondern stattdessen die Autos möglichst optimal an individuelle Kundenwünsche anzupassen und geschickt zu vermarkten. Die Industrie braucht also Menschen mit typisch weiblichen Faähigkeiten - prompt fangen Frauen an, in diesen Bereichen langsam große Karriere zu machen. Eine klassische Mannfrau-Emanze bleibt dabei aber paradoxerweise außen vor.
Emanzipation dieser Art halte ich also für gesellschaftlich Kontraproduktiv. Im Einzelfall können naürlich ein weiblicher Mann und eine männliche Frau ein gutes Team bilden, aber warum mit Gewalt *alle* Frauen zu Männern machen und umgekehrt? Lassen wir doch jeden so machen, wie es seiner Natur entspricht.

Oliver

… mangelt es uns zur Zeit in
Deutschland. Ich habe bei langen Reisen in Asien und Amerika
Gesellschaften kennengelernt, in dem Frauen ihre klassischen
Rollen leben durften, und sie haben einen weitaus
zufriedeneren Eindruck auf mich gemacht, als Frauen in
Deutschland das tun. Sie waren im Endeffekt diejenigen, die in
dieser Gesellschaft im Hintergrund die Strippen gezogen haben.

So gesehen hat dann die Emanzipation der Frau für uns Männer den Vorteil gebracht, daß wir auch endlich aus der Zwangsrolle des Ernährers, Vaters, Ehemanns und Nicht-alt-Werders befreit wurden.
Ich (38) habe einige Zeit gebraucht, um diese anerzogenen Rollen loszuwerden.

Ich habe den Eindruck, daß die jungen Männer das schon wieder als selbstverständlich erleben. Sie sind genauso in unsere Zeit hineingeboren wie die jungen Frauen.

CU
Ralf

Ich habe den Eindruck, daß die jungen Männer das schon wieder
als selbstverständlich erleben. Sie sind genauso in unsere
Zeit hineingeboren wie die jungen Frauen.

CU
Ralf

Da stimme ich Dir voll zu, denn auch ich habe in manchen Belangen feminine Seiten in mir, die ich gern mal auslebe. Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, daß Frauen das im „animalischen“ Sinne oft nicht besonders attraktiv finden, auch wenn es ihnen auf einer bewußteren Ebene gefällt. Der Grat zwischen Sitzpinkler und Macho ist recht schmal. Ich glaube fast daß man sich als Macho leichter tut, und das spricht einmal mehr für die klassische Rollenteilung… Aber dennoch habe ich keine Lust, zum Macho zu mutieren :wink:

Grüßle,
Oliver

Hallo Oliver,

Sorry, aber die Kurve vom Abstreifen von überholten Rollenbildern zu feminin (was ist das?) krieg ich nicht ganz.

Machos kann man nicht werden, das muss man (erzogen?) sein.
Wenn man es nicht besser weiss, ist das bestimmt schon steil Macho zu sein. Sehe ich auch so.
Hat nicht sollen sein. Seufz :wink:

Ciao
Ralf

Da stimme ich Dir voll zu, denn auch ich habe in manchen
Belangen feminine Seiten in mir, die ich gern mal auslebe.
Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, daß Frauen das im
„animalischen“ Sinne oft nicht besonders attraktiv finden,
auch wenn es ihnen auf einer bewußteren Ebene gefällt. Der
Grat zwischen Sitzpinkler und Macho ist recht schmal. Ich
glaube fast daß man sich als Macho leichter tut, und das
spricht einmal mehr für die klassische Rollenteilung… Aber
dennoch habe ich keine Lust, zum Macho zu mutieren :wink:

Grüßle,
Oliver

Sorry, aber die Kurve vom Abstreifen von überholten
Rollenbildern zu feminin (was ist das?) krieg ich nicht ganz.

Damit meinte ich schlicht, daß ich (im Sinne meines obigen Artikels) eben auch einige Stärken habe, die an und für sich typisch weiblich sind (Intuition und Einfühlungsvermögen, z.B.), und die möchte und darf ich (dank Emazipation) auch gern ausleben.

Grüßle,
Oliver

Hei Ute,

Ich bin - schon seit einigen Jahren - sicher, dass es nötig
ist,:vom „Frauen-und-Männer-Denken“ weg zu kommen und endlich
MENSCH :zu werden.

Da hast Du schon Recht, aber ich habe leider das Gefühl, dass Männer und Frauen unter „mensch“ verschiedene Dinge verstehen.

Der „Krieg:der Geschlechter“ sollte ein für alle mal vorbei sein - wir :haben:wirklich andere Probleme zu lösen! Und die hängen damit:zusammen,:dass unsere Welt / Kultur sehr von Rationalität geprägt ist.

Das finde ich gar nicht. Denn in großen Kulturen, die von Mystik, Glaube oder Spiritualität geprägt waren, waren Grausamkeiten, Kriege und Frauenfeindlichkeit (und mehr) genauso verbreitet wie heute. Vielleicht liegt es an der Größe einer Gesellschaft, aber bestimmt nicht an der Rationalität. Wobei ich nicht abstreite, dass wir zu rational leben.

Die Vorkämpferinnen des Feminismus haben m.E. den Grundstein
gelegt - nun ist es an der Zeit, Männer zu ihren Gefühlswelten
zu:verhelfen. Das verstehe ich inzwischen unter „Emanzipation“ -:das:wir lernen, GANZ Mensch zu sein.

Irgendwie möchte ich lieber erst MIR zu einer guten Gefühlswelt verhelfen, als den Männern Dinge aufzudrängen, vor denen sie immer weglaufen wollen.

Nachmachen überholter patriarchalischer Verhaltensmuster gilt
nicht!

Nein, aber eben auch erstmal sich selber aufrichten, bevor wir unsere Kraft im Männervervollkommnen erschöpfen (s.o.)

Liebe Grüße
Trilli

Allerdings habe ich noch während der Erziehung

meiner Tochter mir sagen lassen müssen: „Sie hätten wohl auch
lieber einen Buben gehabt!“ Nur weil ich nie eingesehen habe,
warum ein Mädchen weniger rumtoben dürfen sollte als ein
Junge. Dies übrigens auch schon als Kind, was mich damals
manchmal sehr einsam gemacht hat, weil für die Jungs war ich
eben doch nur ein Mädchen und für die Mädchen hatte ich eine
Meise, weil ein Mädchen sowas doch nicht tat.

So eine Mutter wie Dich hatte ich auch. Die wollte immer, dass ich mit den Buben rumtobe, hat mir die Haare kurzgeschnitten und mich ausgelacht, als ich im Faltenrock zum Skifahren gehen wollte. Du siehst, es ist gar nicht einfach.
Sie wollte mir diese Freiheiten, die sie als Kind vermisst hat, immer geben, ich wollte eigentlich immer nur eine Prinzessin werden und hab mich geschämt, dass ich nicht so sportlich-kräftig war, wie sie sich gewünscht hat.

Und genau das beobachte ich auch im Zusammenhang mit meiner
Tochter: Sie lebt eine sehr selbstverständliche und freie
Gleichberechtigung und eckt dabei immer wieder an.

Vor allem, wenn man dann in die „Jahre“ kommt und Familie gründen sollte. Dann wird es schwierig. Kinder kriegen? Und wenn ja, wie sieht es mit Daheimbleiben aus? Und dann die Männer, die so viel Courage haben und Hausmann werden.
Oder wenn eine Frau sich scheiden lässt und die Kinder bleiben beim Mann (ich kenne inzwischen 2 Frauen, die das aushalten). Das sind so extreme Knackpunkte, wo frau und mann immer wieder viel Mut beweisen müssen.

Damit ist

für mich die Frage so zu beanworten: "Es ist viel erreicht,
aber es wird auch noch viel zu tun sein, auch und gerade die
von Dir und meinen Vorrednerinnen angesprochene Emanzipation
der Männer, daß diese besser aus sich herausgehen können,
ihren Wert als Menschen und nicht nur als die Herrschenden
erkennen können usw.

Grade klare Menschen, wärn ein schönes Ziel…

Grüße
Trilli

Das ist der Weg, den die meisten gehen

Das ist der individuelle Ansatz, der mir ehrlich gesagt, nicht
weit genug geht. Individuell kannst Du natürlich immer
versuchen, Dir außerhalb der vorgegebenen Kategorien Deinen
Weg zu suchen (und Dir dabei auch sehr viel vormachen).

Irgendwann haben fast alle Frauen den individuellen Ansatz gewählt. Ich weiss nicht, ob es anders möglich ist, vor allem, wenn die Frauen Verantwortung für ihre Kinder übernehmen und sich aus dem öffentlichen Leben zurückziehen (müssen). die Gefahr sehe ich auch: immer mehr die Überzeugungen im privaten „ausleben“ und immer isolierter von anderen, ähnlich denkenden Frauen werden und dann irgendwann fühle ich mich falsch, weil ich niemanden kenne, der so denkt wie ich.
Ich bin froh, dass ich immer noch Freundinnen habe, die sich ihrer Rolle als Frau nicht nur gegenüber ihrem Liebsten sondern auch in der Gesellschaft bewusst sind.

Der politische Ansatz - und erst dann spreche ich von
Feministinnen, Emanzen, etc., bedeutet für mich, das
vorgegebene Rollenverständnis von dem, was die Gesellschaft
von „richtigen“ Männern und Frauen erwartet offen in Frage zu
stellen.

Und was viele dann denken: In Frage stellen ist das Gleiche wie dagegen ankämpfen. Aber Illusionen zu erkennen heißt noch lange nicht, Männer Scheiße zu finden.

Ich vermute auch, die weiter unten diskutierte negative
Einstellung zum Wort „Emanzen“ kommt daher. Solange sich
Frauen nur individuell versuchen zu emanzipieren, wecken sie
noch keine Aggressionen. Wenn aber die althergebrachte Rolle
von Weiblichkeit insgesamt in Frage gestellt wird, dann fühlen
sich viele Männer bedroht.

Auch Zustimmung. Und, wie ich oben schon geschrieben habe, je mehr die Frauen durch individuelle Versuche ohne Solidarisierung vereinzeln, umso leichter sind sie in Richtung altes Rollenverständnis zu beeinflussen.

Grüße
Trilli

Tag, Trilli,

ich bin mir ganz sicher, dass wir auch weiterhin selbstbewußte
Frauen und Männer brauchen, die ihr Rollenverständnis nicht
aus den Nebensächlichkeiten ihrer Geschlechtszugehörigkeit
beziehen,

Es gibt immer wieder Situationen, in denen die Geschlechtszugehörigkeit keine Nebensächlichkeit ist (tausend: Bewerbungsgespräch, Nachts-allein-auf-der-Straße, Kindererziehung, öffentliche Auftritte…). Und wenn sich solche Situationen häufen, dann wird das mit dem freien Rollenverständnis immer schwieriger.

Welchen Titel die Welt diesen Menschen schließlich anhängt, ob
Emanze, Feminist(e/i)n oder wie auch immer, ist eigentlich
ohne tiefere Bedeutung.

naja, die Frage zielte nicht wirklich auf den Titel…

Aber wir brauchen diese Leute, die

ohne Krampf und Kampf miteinander umgehen können.

Wenn wir (siehe Ute) es schaffen, unter „mensch“ das Gleiche zu verstehen, sind wir schon ein gutes Stück weiter. Ich bewahre mir vorläufig ein Stückchen Misstrauen, auch wenn ich im Herzen auch meine Mitmenschen blauselig umarmen möchte.

Noch ne Frage: was ist Kampf und Krampf beim Umgang miteinander?

Grüße zurück
trilli

So eine Mutter wie Dich hatte ich auch. Die wollte immer, dass
ich mit den Buben rumtobe, hat mir die Haare kurzgeschnitten
und mich ausgelacht, als ich im Faltenrock zum Skifahren gehen
wollte. Du siehst, es ist gar nicht einfach.

Tja, da hast Du mich leider mißverstanden: Meine Tochter durfte toben. Die Haare hatte sie auch kurz, bis sie mit fünf erklärte, sie wolle sich die Haare wachsen lassen. Unter diesen Umständen war es leichter, ihr zu erklären, daß es halt auch mal weh tut, lange (erwünschte) Haare durchzufrisieren. Ich mußte die Haare bis zu meinem 10. Lebensjahr zopflang tragen und heulte jeden Morgen beim frisieren. Das (nicht verstehen, warum die Tortur jeden Morgen so sein muß) habe ich meiner Tochter somit erspart.

Mit dem Faltenrock Skifahren hätte ich meiner Tochter bestenfalls ausgeredet, mit Erklärungen, warum das weder praktisch noch gesund ist, aber sie niemals ausgelacht.

Sie wollte mir diese Freiheiten, die sie als Kind vermisst
hat, immer geben, ich wollte eigentlich immer nur eine
Prinzessin werden und hab mich geschämt, dass ich nicht so
sportlich-kräftig war, wie sie sich gewünscht hat.

Also, wenn meine Tochter mal als „Prinzessin“ auftreten wollte, und das war in meinen (finanziellen) Möglichkeiten als alleinerziehende Mutter und Studentin erzielbar war, dann durfte sie immer. Nur, sie wurde halt auch nie mit Zwang zu einem Verhalten gedrängt, das von der Umwelt als „mädchengerecht“ angesehen wurde.

Gruß, Karin

Leben und leben lassen
Eure Einstellungen alle Ehre. Leben und leben lassen.
Wenn Frauen Lust auf soziale Berufe haben und Männer auf technische dann sollte das so akzeptiert sein.

Leider geht eher der Geist der E-MAN- zipation um.
Die Machos lassen nun die Frau Ernährer, Hausfrau, Mutter und
Heilige spielen. Und wenn sie nicht mehr will (kann!) dann kommt eben eine neue dran.

Ein Segen sind auch die Machos so nicht glücklich und das tröstet
mich ungemein, da ich so einem mit einem blauen Áuge davon gekommen bin.

Eure Einstellung bewußt Nichtmascho zu sein ist in Ordnung, nur sollte dann auch nicht das andere Extrem des Passiven dabei rauskommen. Ein bißchen Leben und Bedingungen aushandeln braucht die Beziehung eben. Nur das Extrem vom Stubenhocker oder
Showman sollte es eben nicht sein.

Gruß susan

Ich habe den Eindruck, daß die jungen Männer das schon wieder
als selbstverständlich erleben. Sie sind genauso in unsere
Zeit hineingeboren wie die jungen Frauen.

CU
Ralf

Da stimme ich Dir voll zu, denn auch ich habe in manchen
Belangen feminine Seiten in mir, die ich gern mal auslebe.
Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, daß Frauen das im
„animalischen“ Sinne oft nicht besonders attraktiv finden,
auch wenn es ihnen auf einer bewußteren Ebene gefällt. Der
Grat zwischen Sitzpinkler und Macho ist recht schmal. Ich
glaube fast daß man sich als Macho leichter tut, und das
spricht einmal mehr für die klassische Rollenteilung… Aber
dennoch habe ich keine Lust, zum Macho zu mutieren :wink:

Grüßle,
Oliver

Toll, das du es zugibst. Das zeigt Selbstvertrauen.
Ich bin eine Frau und manchmal entdecke ich auch männliche Seiten an mir. Gesellschaftlich ist es eben schlecht akzeptiert auch andere Seiten zu haben.

Zu einseitig werden Männer Stärke und Frauen Schwächen zugeschrieben. Im Menschen ist aber alles.

In Beziehungen läuft es unbewußt leider auch alzuoft daraufhinaus
du bist stark und ich bin schwach.

Oh je da laufe ich davon

susan

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