Die Frage ist eine völlig andere
also ich kann diese frage nicht eindeutig beantworten
und du?
Bevor ich zum eigentlichen Punkt komme, nur mal eine Annahme, die auch nicht abwegig ist: Wenn mehrere Polizisten um dich herumstehen und mutwillig auf dich einprügeln, so dass du in deiner Not von einer mitgeführten Schusswaffe Gebrauch machst und einen Polizisten erschiesst, würde dann nicht ebenso jene Mehrheit, die bisher sagte, dass der erschossene Genuese selbst schuld war, erneut die Polizei verteidigen? Wie man es dreht und wendet, der Demonstrant als solcher ist stets benachteiligt in der (ver-) öffentlich(t)en Meinung.
Doch letztendlich geht gar nicht um diese erschossene Person, und auch wenn es zynisch klingt, ist sie nur eine Randnotiz. Man mag nur einen Blick zurück in die Geschichte werfen und wird feststellen, dass Demonstranten stets ein gefährliches Leben hatten, wenn sie sich gegen den allmächtigen Staats wendeten, dessen Bürger sie zwar ursprünglich waren, der jedoch kein Interesse an der Kommunikation mit der Bevölkerung zeigte. Es ist gerade diese Ignoranz, die Wut aufkommen lässt, denn gäbe es eine sachliche Auseinandersetzung mit den Menschen des Landes, tauchten die gewalttätige Demonstranten entweder nicht auf oder wären völlig isoliert und erhielten keinerlei Zuspruch. Dann könnte man tatsächlich von Randalierern sprechen, die völlig unpolitisch nur auf Gewalt aus sind, aber dass die Kriminalisierung von Demonstranten praktiziert wird, ohne auf deren Argumente einzugehen, wirft ein bezeichnendes Licht auf die Haltung der Regierungen gegenüber jenen Menschen, die sie zwar eigentlich nur vertreten sollen, jedoch deutlich zu erkennen geben, dass sie auf die Meinung der Masse herzlich wenig geben. Wie einfach ist es deshalb, Demonstranten - ob nun berechtigt oder nicht - Gewaltbereitschaft vorzuwerfen und durch diese Kriminalisierung zu entpolitisieren - dann braucht man sich nämlich nicht mit ihnen auseinander (und erst recht nicht zusammen) zu setzen.
Marco