Servus,
das „etwas anderes machen“ ist ein Problem nicht nur des ganzen Sektors, sondern innerhalb dieses Sektors besonders der Milchwirtschaft: Man kann halt auf Grünland kaum etwas anderes machen als Milchviehhaltung. Als in den 1980er Jahren die Interventionspreise nach und nach zurückgenommen wurden und der Start in alternativen Produktionen durch Prämien für die endgültige Aufgabe der Milchproduktion erleichtert wurde, wich der größte Teil der Grünlandbetriebe, bei denen das technisch überhaupt möglich ist, bereits auf Alternativen wie Mutterkuhhaltung, Ammenkuhhaltung, Weidemast, Damwild-Weidehaltung usw. aus oder bauten ihre vorhandenen Milchviehställe für Nischenproduktionen wie Wachteleier oder sowas um. Heute gibt es praktisch keine Nischen mehr, die noch nicht besetzt sind.
Dazu kommt, dass praktisch alles, was man in der Landwirtschaft machen kann, mittel- bis langfristig entschieden und geplant werden muss. Auf den Abbau der Milchpreisstützung zwischen ca. 1982 und 2013 konnte man sinnvoll reagieren, und das ist ja auch geschehen: Die Produktionsverfahren und die Betriebsgrößen sind heute nicht nur wegen des Hinzukommens von Betrieben mit modernster Technik und sinnvoller Flächenausstattung ab 1990 aus Neufünfland völlig anders als damals. Auf plötzliche Verwerfungen wie das schnelle Aufblasen und schnelle Wegbrechen der Nachfrage aus China (die beide meines Erachtens nicht nur mit der dortigen Konjunktur zu tun haben) und vor allem den Wegfall der Nachfrage aus Russland von einem Tag auf den anderen kann man nicht nur in der Landwirtschaft mit einem KMU wenig differenzierter Produktion nicht reagieren.
Zusammen mit der typischen Lage von Grünlandbetrieben in arbeitsmarktfernen Mittelgebirgen (mal abgesehen vom Alpenvorland) bedeutet das, dass man Abschreibungen verfrühstückt, bis Gebäude und Maschinen die Grätsche machen, und dann in Grundsicherung geht oder (falls der Dachstuhl in der Scheune noch nicht zusammengebrochen ist) den Strick nimmt.
Wenn man übrigens die immer wieder als leuchtendes Exempel angeführten landwirtschaftlichen Betriebe mit Sonderkulturen anschaut, die teils sehr selten (z.B. Obst) und teils nie (z.B. Hopfen, Spargel, Gemüse) von staatlichen Preisstützungsmaßnahmen betroffen waren, kann man sehen, dass diese mit Ausnahme einzelner sehr großer Betriebe mit guten Liquiditätsreserven in der Regel zur Abfederung der vor allem beim Hopfen völlig unkalkulierbaren Preissprünge auf einem intransparenten Markt „klassische“ Produktionszweige wie Milch oder nach Möglichkeit Weizen/Raps betrieben, bei denen die Erzeugerpreise staatlich festgelegt und mindestens mittelfristig fest kalkulierbar waren.
Schöne Grüße
MM