Wurde Goethe von naturwissenschaftlich gebildeten Freunden darauf hingewiesen, dass er sich auf einem Holzweg befindet?

Wurde Goethe von naturwissenschaftlich gebildeten Freunden (z. B. Schiller) darauf hingewiesen, dass er sich mit seinem Misstrauen gegenüber Mikroskopen und Messungen auf einem Holzweg befindet?

Man kann nicht grundsätzlich sagen, dass sich Goethe im Bereich der Naturwissenschaften “auf dem Holzweg“ befand. Dir ist vermutlich nicht klar, welchen Wissensstand man z. B. um 1800 hatte. Die modernen Naturwissenschaften, wie du sie kennst, gab es damals nämlich noch gar nicht oder allenfalls in Ansätzen. Goethe war einer der gebildetsten Menschen seiner Zeit mit einem breiten Wissen in den Bereichen Geologie, Medizin, Botanik, Meteorologie, wusste einiges über Geschichte (außerdem über Kunstgeschichte, Literaturen verschiedener Länder und er sprach mehrere Sprachen).

Zwar sind ihm, anders als er es selber sah, wohl keine naturwissenschaftlichen Entdeckungen gelungen, denn der Zwischenkieferknochen war schon vor ihm entdeckt worden (aber falsch war seine Beschreibung nicht!), und seine Farbenlehre ist physikalisch natürlich ein Irrweg gewesen. Wahrnehmungspsychologisch dagegen war sie wohl durchaus klug und auch befruchtend.
Als weiteres kommt hinzu, dass Goethes Gedanke, alle Forschungen immer im Gesamtzusammenhang menschlichen Wissens zu sehen, heutzutage sehr hilfreich sein könnte und viel öfter beachtet werden sollte, da die moderne Wissenschaft ständig in Gefahr ist, sich in winzigen Details zu verlieren.
Karl