Würde sich die Massentierhaltung lohnen, wenn jeder nur 1 mal in der Woche Fleisch essen würde?

Ei Hallo,

aus der frühen Zeit der Monnemer Straßenbahn ist die hübsche Episode am Rande dokumentiert, dass die Anschaffung von einem Klapphocker pro im Einsatz befindlichem Wagen beschlossen wurde, damit die Schaffner bei der Pause an den Endstellen ihren Handkäs im Freien verzehren konnten, weil sonst der ganze Wagen für die bessere Kundschaft unzumutbar stank.

Gleichzeitig übrigens ein Beleg dafür, dass es einem Proletarier am Anfang des 20. Jahrhunderts eben nicht einmal für Schwarzwurst oder Schwartenmagen reichte.

Schöne Grüße

MM

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Hübsche Geschichten, die mit der Wahrheit aber wenig zu tun haben.

Überlegen wir doch einmal…

da haben wir auf der einen Seite eine wissenschaftliche Studie , angefertigt im vorigen Jahrhundert
von Akademikern, die damals gelebt haben.
Außerdem auch die üblichen Statistischen Auswertungen des Reichsamtes , die für 1928 zum B.
150 Kg Fleisch-und Wurstverzehr pro Kopf im deutschen Reich ausweisen.

Und auf der anderen Seite Geschichten eines Internetnutzer…was ist wohl glaubwürdiger ?? lol

Guggugs,

wie man statistisch ermittelte Durchschnittswerte interpretiert, braucht man Dir als Spezialist für gesamtwirtschaftliches Rechnungswesen sicher nicht zu erläutern.

Der Verzehr wurde übrigens bis gegen Ende des zwanzigsten Jahrhunderts in keiner Statistik ausgewiesen, sondern der Verbrauch. Wenn Du Dir überlegst, wie so eine Erhebung zustandekommt, verstehst Du sofort, warum.

Und die Zahl, die Du nennst, ist granatenmäßig falsch - sie weicht um über 200 % von den vorhandenen Quellen ab: Sowas kann nicht von der üblichen Ungenauigkeit statistischer Erhebungen und Auswertungen kommen. Wo genau Du was nicht gelesen oder verstanden hast, eventuell das (Lebend-)schlachtgewicht der tierischen Erzeugung mit dem Verbrauch an Fleisch und Wurstwaren verwechselt, habe ich nicht überprüft. Jedenfalls geht es 1927/28 um (regional ziemlich unterschiedlich) deutlich unter 50 kg pro Kopf und Jahr: https://books.google.de/books?id=rjXbMxNUs_8C&pg=PA82&lpg=PA82&dq=fleisch+pro+kopf+deutschland+1932&source=bl&ots=0bIYZQdBba&sig=dYuDPblMMu17EuuHPYte2Aqs76U&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjAgZX52IvKAhUkvnIKHR-GCfIQ6AEIKjAE#v=onepage&q=fleisch%20pro%20kopf%20deutschland%201932&f=false

Und das sind Durchschnittswerte; auch unter dem Gesichtspunkt zu verstehen, dass in den genannten Jahren (wann Dein diffuses „irgendwann früher“ ist, hast Du ja bisher nicht verraten wollen) die einkommensstärksten 20 Prozent der Haushalte deutlich mehr Fleisch und Wurstwaren verbrauchten als heute.

In welchen Gegenden Deutschlands es Landarbeiter im eigentlichen Sinn gab und in welchen nicht, wann und wie die Spezialisierung der bäuerlichen Landwirtschaft in D stattgefunden hat und welche Folgen sie für die Organisation der Betriebe (übrigens auch für die Mahlzeiten) hatte, wie sich das mit dem Znüni und dem Nachtessen wirklich verhielt, wie der Speiseplan eines Fünfkuhbauern im Allgäu in den 1930er Jahren aussah usw. könnte ich Dir gerne erzählen, wenn es Dich interessieren würde. Aber ich glaube, für den Moment lass ich das lieber.

Schöne Grüße

MM

Schöne Grüße

MM