Wurstkultur damals im "Vielvölkerstaat" (und heute)

Hallo zusammen!

Ist eigentlich die Wiener „auf d’ Hand“-Wurstkultur analog zu derselben in Prag oder gibt es relevante, beachtenswerte Unterschiede?

Danke und

herzliche Grüße

Helmut

Hallo Helmut,

die Prager Klobása ist wie die Wiener Burnhaut eher grob, sie enthält mit 20 % aber weniger Speck als ihre Wiener Cousine (25 %) und bringt als reguläres Exemplar geschätzt mindestens fünf Deka mehr auf die Waage, kommt also schon in die Richtung einer regelrechten Mahlzeit.

Lokalpatrioten werden sicherlich alle möglichen Unterschiede benennen, aber aus der Perspektive von Thüringer Roster, Frankfurter Rindswurst und Biberacher Nackede sind die beiden sich vergleichsweise recht ähnlich.

Wahrscheinlich eher modern ist der Unterschied zwischen der in Prag unveränderten ein bis zwei Scheiben Graubrot zur Wurst und der Wiener Kaiser- oder Handsemmel, die am Würstelstand genauso erlaubt ist wie der Bugl.

Die Käsekrainer aka ‚Eitrige‘ dient wohl eher dazu, Reichsdeutschen mit dieser Bezeichnung den Appetit zu verderben, als dass sie jetzt grad als Fundament der Würstelstand-Kultur anzusehen wäre - zumal sie erst Ende des zwanzigsten Jahrhunderts erfunden wurde.

Während andererseits das Sechzehner-Blech in der Freiluft-Gastronomie schon seinen Status hat, zu dem es in Böhmen schon wegen des dort betriebenen Kults um die erstaunlich stabile Krone des gezapften Biers auch nach 1990 nicht hätte kommen können.

Schöne Grüße

MM