Wurzelbehandlung wirklich nötig?

Gesundheit Zahnmedizin
#1

Hallo zusammen,
ich habe seit ca. 1/2 Jahr einen Backenzahn, der empfindlich auf zu kalte oder zu warme Reize reagiert und dann kurz schmerzt. Der Schmerz ist nur ein kurzer Stich und klingt danach sofort wieder ab.
Der Zahn selbst hat schon eine Füllung, da er vor vielleicht 15 Jahren wegen Karies behandelt wurde.

Mein Zahnarzt meint jetzt, dass er eine Wurzelbehandlung durchführen muss. Natürlich weiß ich es nicht besser, aber da die Schmerzen noch nicht dauerhaft und auch nicht so stark sind, wundere ich mich ein bisschen, dass jetzt schon dieses drastische Mittel zum Einsatz kommen soll. Bevor ich jetzt zu einem zweiten Arzt renne und diesen Frage, wollte ich mal um eure Einschätzung bitten. Denkt ihr der Arzt ist im Recht oder übertreibt er etwas und es gibt noch andere Lösungen?

#3

Ich bin leider erfahren und leidgeprüft, was Wurzelbehandlungen angeht. Wenn der Zahn nur auf Kälte und Wärme reagiert, würde ich das noch nicht machen lassen. Ein wurzelbehandelter Zahn ist ein toter Zahn, und viele Zahnärzte bekommen das nicht wirklich sauber hin, dass auch alle Nerventeilchen entfernt werden. Ich hatte drei Wurzelbehandlungen bei unterschiedlichen Zahnärzten. Der eine Zahn musste mir gezogen werden (ich dachte, ich werde verrückt vor Schmerzen, trotz Wurzelbehandlung) und bei zwei anderen Zähnen musste ich nach der Wurzelbehandlung der Zahnärzte - weil ich es vor Schmerzen nicht mehr ausgehalten hatte - zu einer Endodontologin. Die hat das zwar wunderbar hinbekommen,die Zähne habe ich immer noch, aber das hat mich 1.800,-- Euro gekostet!! Und das wird von keiner Krankenversicherung bezahlt. Hole Dir eine Zweitmeinung ein und wenn es schon sein muss und Du finanziell gut dastehst, geh gleich zu einer Endodontologin, das erspart Dir viel Schmerzen. Alles Gute. lg Lilo

#4

Hi Peterchen,

Eine Füllung in einem Backenzahn, welche schon 15 Jahre lang ihren Dienst versieht, kann keine sehr große Füllung sein (eine Füllung, die mehr als nur die Kaufläche betrifft).

Schmerzempfindungen auf thermische Reize sind keinesfalls einzig ein Symptom einer insuffizienten Zahnfüllung sondern auch und besonders bei Putzdefekten im Zahnhalsbereich oder bei freiliegenden Zahnhälsen.

Zunächst sollte die Füllung revidiert werden, wobei ich mich keinesfalls auf eine Röntgenaufnahme verlassen würde, weil kariöse Defekte durch Füllungsmaterialien, die im Strahlengang liegen, verdeckt werden.

Sollte ein größerer Sekundärkariesdefekt vorliegen und er als ursächlich anzusehen ist, müßte dieser natürlich behandelt werden.
Ein provisorischer Verschluß des Zahnes ist abzulehnen, da provisorische Füllungen nicht denselben Kriterien entsprechen, die man an definitive Füllungen anlegt, sie in der Regel weder wasserdicht noch bakteriendicht sind und dies selbst bei nur kurzer Verweildauer im feuchten Milieu der Mundhöhle. Ein bereits erheblich vorgeschädigter Zahn würde also zur Bestrafung auch noch mit einer schlechten Füllung versorgt.

Geht dennoch alles schief hat man wenigstens die Gewissheit den Misserfolg nicht provoziert zu haben!

Wurzelfüllungen an mehrwurzeligen Zähnen sind leider eine kaum zu empfehlende Therapie, da die Misserfolgsquote (auch wegen des erheblichen Zeitdrucks in deutschen Zahnarztpraxen) sehr hoch ist.
Dazu tragen anatomische Besonderheiten bei, aber auch das nach wie vor ungelöste Problem geeigneter Wurzelfüllpasten die keine Gewebereaktionen im Sinne zystischer Veränderungen z.B. hervorrufen.

In Frankreich und Canada wird bei festsitzendem Zahnersatz fast ausnahmslos devitalisiert und die Pfeilerzähne wurzelkanalgefüllt.

Wer möchte kann sich die katastrophalen Ergebnisse einer derartigen Vorgehensweise auf kollegialem Wege sicher gerne ansehen. In Frankreich empfindet man beherdete Zähne offenbar als Regelfall und noch nicht einmal für behandlungsbedürftig
Gott sei Dank ist das in Deutschland nicht der Fall und Zahnärzte, die ihre Patienten derart schädigen, würden bei Wirtschaftlichkeitsprüfungen auffallen!

#2

Hallo Peterchen,
neben dem Gedanken, dass der Nerv insuffizient wurde, ist auch erstmal daran zu denken, dass die ca. 15 Jahre alte Füllung undicht wurde. Eventuell ist dies auf einer Kleinbildröntgenaufnahme schon zu sehen. Dann könnte man entscheiden, ob die Füllung zu erneuern ist. Wenn keine Kariesverbindung zum Nerv besteht, wäre es möglich nach Entfernung der alten Füllung die Kavität (Höhle des Zahnes) mit einem Mittel provisorisch zu versorgen, das den Nerv beruhigt (z.B. ZnO-Nelkenöl). Sollte dann der Zahn dauernd keine Ruhe geben, würde ich die Indikation zur Wurzelfüllung stellen.
Gute Besserung
Bernd

#5

Hallo zusammen,
vielen Dank für die tollen und hilfreichen Beiträge. Dann werde ich beim nächsten Mal beim Arzt noch einmal hinterfragen, ob denn die Wurzelbehandlung gleich die letzte und einzige Möglichkeit ist oder ob er nicht erst mal unter der Füllung nachschauen will.
Eine Frage noch:
Würdet ihr sagen, dass das jetzt ein Thema ist, das eilt und ich quasi wertvolle Zeit verlieren würde, wenn ich bspw. bis Dezember warte, wo ich eh einen Termin hätte? Oder muss ich da jetzt keinen Stress machen?