Wurzelkanalrevision oder Wurzelspitzenresektion?

Hallo,
ich melde mich wieder weil ich jetzt erst recht verunsichert bin.Also es geht um Zahn 46 (Wurzelbehandlung habe ich schon gemacht vor ca. 1 jahr) ich habe es aber leider nicht hier machen lassen sondern in meiner Heimat da der Zahn richtig richtig wehgetan hat und sehr eitrig war.Allerdings ist die Wurzelbehandlung sehr schlecht gemacht.Ein Kanal ist gut,zweiter Kanal schlecht (konnte sogar ich als Laie auf dem Bild sehen) und im dritten Kanal ist ein stück von einem abgebrochenem Instrument zu sehen.
Jetzt hat sich eine Entzündung gebildet die ungefähr die Größe einer Bohne hat und zwar genau unter dem zweitem Kanal das auch nicht bis zum Spitze gefüllt ist.
Der Zahn tut weh nur wenn ich zubeisse,aber das Zahnfleisch entzündet sich immer wieder.
Also bin ich dann hier in München nochmal zum Zahnarzt gegangen und er hat gesagt er wurde den Zahn nochmal füllen,also eine erneute Wurzelbehandlung machen und zwar für 480 Euro (habe ich hier gepostet).
In der Vereinbarung stand aber auch folgendes:

Erklärung des Zahnarztes:
Mit ihrer Unterschrift erklären sie Ihr Einverständnis zur Durchführung der geplanten Behandlung.Nicht vorhersehbare Umstände bei der Behandlung sowie im Verlauf der Behandlung weitere notwendige Leistungen werden zusätzlich berechnet.

Da ich das nicht transparent genug fand,bin ich nochmal zu einem anderen ZA gegangen (mit ausschließlich positive Note 1 Bewertungen auf Jameda und über 60 davon) um mir eine zweite Meinung zu hollen.
Er sagte folgendes:
eine Wurzelkanalrevision ist sehr zeitaufwendig,und würde sie um die 2000-3000 Euro kosten.Er muss alles rausnemmen,neu machen usw (sie wissen schon besser was er meint :smile:
die andere Option wäre die Wurzelspitzenresektion und das kostet mich 250 Euro zuzahlung (der rest geht auf die Kasse) und 150 Euro für die Füllung.
Als ich gefragt habe wie hoch die Chancen sind den Zahn zu erhalten mit eine Resektion vergliecehn mit einer Revision,sagte er die Chancen sind gleich,und ausserdem kann er den abgebrochenen Intstrument mit einer Resektion besser erreichen und entfernen.

Was für diesen Zahnarzt spricht,ist es das er den abgebrochenen Instrument (mittels Digitales Röntgen) gesehen hat,und mir nur zu 5 Füllungerneuerungen geraten hat.
Bei dem ersten wo ich war,wurde der abgebrochene Instrument trotz Röntgenbilder (nicht digitale) nicht gesehen und mir wurde zu 11 (!) Füllungerneuerungen geraten (a 120 Euro)
Der preis von 480 Euro für die Wurzelkanalrevision ist natürlich mehr als akzeptabel nachdem ich gehört habe was andere verlangen.Aber ich muss auch wohl mit andere kosten rechnen (obwohl mir bei erneuter Anfrage von der Assistentin „versichert“ wurde das nichts mehr an Kosten kommt).

Was würden sie mir raten: Wurzelkanalrevision oder Wurzelspitzenresektion??
Sind die Aussichten für den erhalt des Zahnes wirklich gleich mit beide Methoden??
Beim zweiten Zahnarzt hatte ich ein besseres Bauchgefühl,aber finaziel kommt für mich bei ihm nur eine Wurzelspitzenresektion in frage.Das nötige Kleingeld (bis 3000 euro) habe ich leider nicht.
Beim dem ersten habe ich mich auch gut aufgehoben gefüllt,aber in der vereinbarung für die mehrkosten steht die obengenannte Erklärung. und er hat die berechnung auf 2 sizungen gemacht (480 euro) aber gesagt hat er mir das ich mich auf 6-7 Sitzungen einstellen muss.
Welche Option ist die bessere Wahl.Zustand des Zahnes habe ich bereits so gut wie möglich beschrieben.

Danke im voraus

Servus cuce,

hier einmal ein Zitat aus einer neueren Arbeit, die sich mit Deiner Thematik beschäftigt:

„Die Metaanalyse von Setzer et al. aus
dem Jahr 2010 kommt zu dem Ergeb-
nis, dass die mikroskopische WSR eine
Erfolgsaussicht von 92 Prozent gegen-
über lediglich 59 Prozent Erfolg der
traditionellen WSR ohne Mikroskop
aufweist. Ebenfalls 92 Prozent Erfolg
besteht für Rezidivoperationen, die
im Gegensatz zur Erstoperation unter
mikrochirurgischen Aspekten durch-
geführt wurden (Song et al. 2011).
Als negative prognostische Faktoren
werden das Vorhandensein von In-
fektionszeichen und präoperativen
Schmerzen, eine geringe Dichtigkeit
der Wurzelfüllung, die Größe der api-
kalen Läsion > 5 mm
, die kombinierte
Läsion (Endo-Paro) und die Zahnposi-
tion diskutiert (von Arx et al. 2010,
Song et al. 2011, Kim et al. 2008).“

Die Hervorhebung durch Fettdruck stammt hier von mir, die ganze Arbeit findest Du hier:

http://www.oemus.com/archiv/pub/gim/zwp/2012/zwp0712…

… ob Du allerdings davon schlauer wirst, kann ich als Fachidiot nicht richtig einschätzen.

Ein paar Worte noch dazu: eine 'bohnen’große entzündliche Auflösung des Knochens um die Wurzelspitze ist eine ganze Menge. Geht man den Weg der Revision, setzt man darauf, dass durch die erneute Wurzelbehandlung keine-, oder kaum noch Bakterien im Kanalsystem Deines 6ers verbleiben. Die Theorie sagt, dass der Körper dann keinen Grund mehr hat, statt des Knochens, gut mit Gefäßen durchsetztes Bindegewebe in der Gegend bereitzuhalten, in der Bakterien und ihre Toxine in den Knochen eindringen. Der Körper baut das Gebiet dann wieder um und kehrt (natürlich minus Zahnnervgewebe) zum ursprünglichen Zustand zurück. Man kann sich vorstellen, dass das dauert. Bei der Resektion und ‚retrograden‘ (von unten) Revision und Füllung, wird unter (mikroskopischer) Sicht das Entzündungsgewebe ausgeschält, die Wurzel um jenen Bereich gekürzt, der das unzugängliche Wurzelspitzendelta enthält und (und das ist das besonders Technikkritische) der Wurzelkanal mit seinem Delta dentinadhäsiv versiegelt.

Wenn das alles handwerklich gekonnt gemacht wird, sehen die Chancen gut aus. Wird auch nur ein bisschen gepfuscht, geht’s schief. Wie sich das dann anfühlt, weißt Du ja jetzt schon.

Die Entscheidung musst Du selber treffen. Es gibt in D genug Kieferchirurgen und Endodontologen, die sowas können. Wenn der Zahn mal draußen ist, kann man ihn nicht mehr erhalten - das ist eine bekannte Binse.

Alles Gute!

Kai Müller

Hallo Kai Müller,

herzlichen Dank für die schnelle Antwort.Sie haben Recht,ich werde aus dem Artikel nicht schlau,weil schlicht und einfach zu viele Fachbegriffe verwendet werden mit denen ich nichts anfangen kann.Aber von ihrer Erklärung konnte ich schon was verstehen :smile:
Vor allem (wofür ich ihnen dankbar bin)greifen sie mich nicht als Fragestellerin gleich an dafür das ich alle zwei Optionen in Betracht ziehe.Viele sträuben sich sehr gegen eine WSR weil sie der Meinung sind das man es mit einer Revision zumiendest probieren muss.Auch wenn das die vernünftige Lösung ist,so kann ich mir echt keine (obwohl ich das gerne würde) 2000 Euro für die Revision leisten.
Und wenn,so wie der Arzt sagt die Chancen den Zahn zu erhalten mit beide Methoden gleich sind,dann nehme ich natürlich die günstigere Variante.

Also,so wie ich sie verstanden habe,wenn es gescheit gemacht wird,ist es durchaus eine Option.
Ich wollte sie aber auch über ihre persönliche Meinung fragen,wegen dem Preisunterschied und dem gebrochenen Instrumententeil.Und zwar:

a)Kann man das gebrochene Instrumententeil nur durch eine Resektion raushollen??
b)Wie kommt so ein enormer Preisunterschied zustande?
c)Wird eine resektion grundsätzlich mit einem OP Mikroskop gemacht,und wenn nicht, ist meine Zuzahlung von 250 Euro dazu gedacht?(150 Euro für die Füllung zahle ich noch zusätzlich.
d)Der Arzt der die resektion machen wird ist KEIN Endodontologe,aber mein Bauchgefühl und die Bewertungen sprechen für sich.Wohl einer der besten Zahnärzte gerade in München.Muss es grundsätzlich schiefgehen wenn es nicht durch einen Chirurgen oder Endodentologen gemacht wird?
Seine Schwerpunkte sind:
Ästhetische Zahnmedizin
Digitale Zahnheilkunde, Digitale Volumentomographie
Implantologie
In der Praxis sind auch zwei weitere Ärzte,einer davon Endodontologe,allerdings behandelt sie nur Privat und ist für mich unbezahlbar.

Danke im voraus und liebe Grüße :smile:

a)Kann man das gebrochene Instrumententeil nur durch eine
Resektion raushollen??

Servus,

die Entfernung eines abgebrochenen Kanalinstruments geht von oben und von unten nicht leicht, ist aber oft möglich. Bei einer WSR wie beschrieben (dentinadhäsiver Verschluss), kann das Intrument auch drin bleiben.

b)Wie kommt so ein enormer Preisunterschied zustande?

Da kann ich nur eune dumme Antwort geben: der eine will mehr Geld als der andere.

c)Wird eine resektion grundsätzlich mit einem OP Mikroskop
gemacht,und wenn nicht, ist meine Zuzahlung von 250 Euro dazu
gedacht?(150 Euro für die Füllung zahle ich noch zusätzlich.

Wofür die Zuzahlungen gedacht sind, fragt man IMO denjenigen, der das Geld haben will - ich jedenfalls weiß es nicht.

Zum Mikroskop: So eine WSR an einem mehrwurzeligen Zahn, wo trotz Blutung ein bakteriendichter Verschluss erreicht werden muss, ist Millimeterarbeit. Da ist es dann ganz gut, wenn man sieht, was man macht. Man kann sich allerdings mit dem Mikroskop auch viel besser selber beim Pfuschen zuschauen :wink:)

d)Der Arzt der die resektion machen wird ist KEIN
Endodontologe,aber mein Bauchgefühl und die Bewertungen
sprechen für sich.

Offizielle Fachzahnärzte für Endodontie gibt es in D sowieso nicht - nur von Fachgesellschaften zertifizierte - siehe hier:

http://www.dget.de/

Wohl einer der besten Zahnärzte gerade in
München.

Wer wäre das denn?

Muss es grundsätzlich schiefgehen wenn es nicht durch
einen Chirurgen oder Endodentologen gemacht wird?
Seine Schwerpunkte sind:
Ästhetische Zahnmedizin

Schön, schön.

Digitale Zahnheilkunde,

Keine Ahnung, was das ist.

Digitale Volumentomographie

Das heißt, dass er ein aufwändiges Röntgengerät besitzt.

Implantologie

Das ist ja schön, dann kann er ja ein Implantat setzen, wenn die Endo nicht geklappt hat :wink:)

Hier ist es wirklich nicht möglich, Ratschläge zu geben. Die aufgeführten ‚Qualifikationen‘ sind nicht gerade die, die man sich zusammenstellen würde, wenn ein beherdeter Molar reseziert und retrograd gefüllt werden soll. Die Ästhetik einer elegant durchgeführten Resektion erschließt sich dem Laien selbst dann nicht, wenn die OP auf einem Monitor verfolgt werden könnte - digital hin, oder her.

In der Praxis sind auch zwei weitere Ärzte,einer davon
Endodontologe,allerdings behandelt sie nur Privat und ist für
mich unbezahlbar.

Als Finanzberater war ich immer schon eher eine Niete, aber in der Regel gilt auch hier die Maxime: Gutt Arbeit kost gutt Geld.

Alles Gute

Kai Müller

Bei der Wurzelspitzenresektion werden die Wurzelspitzen an einem Zahn operativ entfernt. Dieser Eingriff hat das Ziel, entzündete Wurzelspitzen und das umliegende, betroffene Gewebe vollständig zu entfernen und wird meist dann vorgenommen, wenn eine Wurzelbehandlung nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat. Da eine Wurzelspitzenresektion mit gewissen Risiken behaftet ist, muss der Patient vorher gründlich auf seinen allgemeinen Gesundheitszustand untersucht werden. Der Zahnarzt ermittelt das genaue Ausmaß der Entzündung durch Röntgenbilder. Es müssen medizinische Indikatoren vorliegen damit der Eingriff angezeigt ist. Medizinische Indikatoren für eine Wurzelspitzenresektion sind neben einer Wurzelbehandlung, die nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat auch Zysten, die sich an der Wurzelspitze gebildet haben oder eine Fraktur der Zahnwurzel.

Eine Wurzelspitzenresektion ist keine dauerhafte Lösung. Sofern da erkrankte Gewebe gründlich entfernt und eine sorgfältige Nachbehandlung der Operationswunde erfolgt ist, kann der Zahn durch eine Wurzelspitzenresektion jedoch oft mehrere Jahre erhalten werden.

LG,