Hallo Stefan,
Und, wenn jemand Drogen
konsumieren will, soll er es tun, aber Dritte zum Drogenkonsum
aufrufen ist mehr als verwerflich
Deine Aussage ist prinzipiell richtig.
Doch meiner Meinung nach liegt aber hier folgender Fall vor:
Im Gegensatz zu Dir verstehe dies nicht als Aufruf zum
Drogenkonsum, sondern als Aufruf zu dem Recht auf
Selbstbestimmung.
Das Recht auf Selbstbestimmung soll doch auch nicht angetastet werden, wie´s keinesfalls aussehen soll, ist ja seit dem 11.11. wieder etwas öfter gezeigt worden, nämlich in Berichten über Afghanistan.
Und wer will zurück in die Steinzeit?
Alle Drogen können Abhängigkeit erzeugen, lieber Stefan, auch
Marihuana.
Alkohol wirkt zerstörerischer als Marihuana. Die Abhängigkeit,
die Alkohol auslösen kann, ist bewiesen, im Gegensatz zu THC.
Die von THC auch. Bisher ist zwar bekannt, daß man nach dem Konsum von Haschisch keine körperliche Abhängigkeit entwickelt, aber ist es denn weniger schlimm psychisch abhängig zu sein.
Ich gebe Dir, in Bezug auf die zerstörerischere Wirkung von Alkohol, völlig Recht. Alkoholtote hab ich schon gesehen, Haschtote noch nicht. Außerdem findet THC auch in der Schulmedizin teilweise erfolgreiche Anwendung. Das wurde auf dem Brett „Sucht und Prävention“, welches ich mit Gernot Geyer moderiere, auch bis zum Erbrechen oftmals diskutiert.
Da aber Alkohol legal ist, wird es beworben und zum Konsum
aufgerufen.
Was auch in meinen Augen völlig verkehrt ist, und ich denke da gibt es da, außer uns beiden, noch eine Menge mehr Menschen, die so denken.
Sobald aber von einem Joint die Rede ist, kommt sofort die
„law and order“ Nummer. Und warum? Weil es illegal ist. Wäre
es legal, würde die Allgemeinheit lethargischer und weniger
empörend reagieren.
Das kommt mit Sicherheit erschwerend hinzu, daß in der Moral der Masse, der Konsument eines einzigen Joints schlechter da steht, als wenn er 1 Flasche Asbach gekippt hätte. Dem Säufer wir verziehen, der Kiffer ist ein Junk.
Und, wo wir gerade dabei sind Zugeständnisse zu machen: Ich hab persönlich zieh die Gesellschaft eines Bekifften der eines Besoffenen vor, wenn ich schon zwischen Beiden wählen müßte.
So bekiffen, wie manche sich besaufen, kann man gar nicht.
Ich habe Menschen kennengelernt, die schwerste
Psychosen bis hin zur Arbeitsunfähigkeit erlitten haben. Sie
waren oder sind über lange Zeit in psychischer und
therapeutischer Behandlung, hilflos und auf Medikamente
und/oder ständige Betreuung angewiesen.Wer sagt Dir
daß es
ausgerechnet bei Dir nicht so sein wird?
Eine im Jahre 1997 für Gesundheitsminister Seehofer erstellte
Studie kommt zu dem Schluss, „daß die pharmakologischen
Wirkungen und psychosozialen Konsequenzen des Cannabiskonsums
sich als weniger dramatisch und gefährlich erweisen, als dies
überwiegend noch angenommen wird.“
Das war keine Antwort auf meine Frage. Du persönlich bist ja wohl in dieser Statistik nicht aufgetaucht, oder?
Die Studie kenn ich, aber wem soll ich glauben, der Studie oder meinen eigenen Augen?
„Was die Auswirkungen von Cannabis auf die psychische
Gesundheit anbelangt, muss aufgrund der vorliegenden
Ergebnisse die Annahme, dass der Konsum von Cannabis eine
Verschlechterung der psychischen Gesundheit nach sich zieht,
zurückgewiesen werden.“
Dazu eins vorweg. Ich hab Koks und Shore iV. geballert, hatte einen Tageskonsum von 5 g Koks / 2 g Herion, um vom Koks wieder runter zu kommen. Das hab ich weggesteckt, nach 2 Köpfen Bong lag ich flach. Shit war nie mein Ding.
"Bezüglich des Abhängigkeitspotenzials der Droge fassen wir
zusammen: Der Konsum von Cannabis führt keineswegs
zwangsläufig zu einer psychischen Abhängigkeit,
es kann jedoch
zu einer Abhängigkeitsentswicklung kommen.
Das ist ja, was ich sagte: man begibt sich bewußt auf dünnes Eis. Ich kann nur waren, wer dennoch (und das sind die fast Alle)
am Rande des Vukans tanzen möchte, soll es tun. Ich kann keinen retten und auch nichts verhindern, wenn meine Warnung in den Wind geschlagen wird.
Eine solche
Abhängigkeit vom Cannabistyp kann jedoch nicht primär aus den
pharmakologischen Wirkungen der Droge, sondern vielmehr aus
vorab bestehenden psychischen Stimmungen und Problemen erklärt
werden. Die Abhängigkeit von Cannabis sollte als Symptom
solcher Probleme gesehen werden."
Na ja, so ist das eben bei Sucht, jedenfalls bei der psychischen Abhängigkeit. Die unterscheidet nicht zwischen den Suchtstoffen und ihr ist es auch egal ob dieser legal und illegal ist. Sucht definiert sich so:
Sucht ist ein unabweichbares Verlangen nach einem bestimmten
Erlebniszustand. Diesem Verlangen werden die Kräfte des Verstandes untergeordnet. Es beeinträchtigt die frei Entfaltung einer Persönlichkeit und zerstört die sozialen Bindungen und sozialen Chancen des Individuums.
Süchtiges Verhalten mit Krankheitsbild liegt vor, wenn das Verlangen nach einem Erlebniszustand zu einem eigendynamischen, zwanghaften Verhalten wird, das sich selbstorganisiert hat und sich rücksichtslos, beständig zu verwirklichen sucht.
Dies ist mein Kenntnisstand.
Ich persönliche kenne einige aus meinem Umfeld, die Cannabis
zu sich nehmen. Auffällig werden diejenigen, welche psychisch
generell instabil sind. Dadurch geraten sie in tiefere
Probleme. Meiner bescheidenen Meinung nach greift derjenige
unkontrollierter zu aller Art Drogen (auch Alkohol), der
psychisch von Anfang an instabil ist. Die Auswirkungen sind
dann teilweise verheerender.
Das ist wohl unumstritten so. Doch die Masse ist erst unterwegs zur Auffälligkeit. Die Auffälligen waren ja auch nicht vom ersten Tag an auffällig.
Ich bin jetzt 48 und bin erst als 40-järiger Drogenabhängig geworden (ja, Du darfst Dich jetzt gern an den Kopf fassen), hatte vorher schon den Alkohol besiegt und 17 Jahre trocken gelebt, bevor ich dann das Suchtmittel tauschte.
Neu abhängig werden brauchte ich nicht.
Wenn Drogen nicht bewirken würden, daß wir gut drauf sind, besonders kreativ sind und uns relaxed oder besonders aufmerksam oder munter fühlen, würde sie ja gar keiner nehmen wollen.
Ich hab nun ziehmlich alles durch, was an Drogen so auf dem Markt existiert. Marihuana, Speed, Koks, XTC, Trip, Base und Crack und das ganze Kräutersortiment von hawaiianischer Holzrose über Goldmohn bis zu Psyllos. Pillen wie Lexotanil, Distraneurin,
Scheizer Roche, Benzos und Diazipine.
Alle Mittelchen hatten eins gemeinsam. Ich konnte den Konsum nicht kontrollieren. Anfangs schon, später nie mehr. Das ist bis heute so geblieben.
Also verbieten wir Alkohol, damit Gleichheit besteht?
Oder legalisieren wir das Kiffen?
Weißt Du, das wäre doch als wollte ich als Pädophiler die Altersgrenze für Geschlechtsverkehr mit Kindern von 16 auf 10 Jahre heruntersetzen.
Machst Du´s mit ner 16-jährigen ist es legal, mit ner 10-jährigen illegal.
Wie schaffen wir Gleichheit? Verbieten wir´s mit 16-jährigen oder legalisieren wirs mit 10-jährigen?
Den Faden kann man endlos weiterspinnen. So kommen wir zu keinem Ergebnis.
Ich stehe der Art und Weise, wie die koreanerin sich
publiziert, durchaus kritisch gegenüber (insbesondere dem
Spendenaufruf). Doch halte ich die Grundidee für richtig,
nämlich das Recht auf Selbstbestimmung (mein Lieblingsthema).
Nun ja, da gehen unsere Meinungen etwas auseinander, ich achte das Recht auf Selbstbestimmung aber sehe dessen Erfüllung nicht unbedingt darin verwirklicht, nach heutigem Stand der Gesetze, Straftaten begehen zu dürfen.
Und wenn dann Hasch frei gegeben wird, schreien die Junks nach Heroinfreigabe mit dem gleichen Argument:
„Wir haben das Recht auf Selbstbestimmung“.
Eine absolute Selbstbestimmung wird es wohl nicht geben, so lange der Mensch nicht ganz für sich allein, sondern in Gemeinschaft mit anderen Menschen lebt.
Denn so hilfreich Gesetze meistens sind, sie schränken immer ein.
Übrigends…ich kiffe nicht.
Nein, davon bin ich auch nicht ausgegangen, selbst wenn, ich könnte es wohl nicht verhindern. Doch warnen. Und das hätte ich dann auch gemacht.
Alle Gute, Stefan.
Gruß Easy