Allgemeines Problem der Esoterikdefinition
Hi Metapher.
Hier irrst du. Die Bezeichnung „Esoterik“ in den Schulen des Pythagoras, Platon und Aristoteles bezog sich lediglich auf den „inneren“ (griech. esoteros) Kreis der Schüler, die bereits wesentliche Teile der Philosopheme studiert und beherrscht hatten. Im Unterschied zu den exoterischen, „äußeren“ (griech. exoteros) Publikationen, die für die ungeschulte Öffentlichkeit bestimmt waren.
Der heutige völlig unscharfe Begriff bezieht sich im Unterschied dazu auf eine Denkweise, die Lernen nicht unbedingt voraussetzt und alles, was die Historie an „Mysteriösem“ zu bieten hat, in einen Topf wirft und daraus eine Ratatouille kocht, die sich der Gewißheitsprüfung zu entziehen pflegt.
Sorry, dass ich verspätet reagiere, ich entdeckte deinen Artikel erst heute.
Die Opposition exoterisch vs. esoterisch ist eine Möglichkeit, den Esoterikbegriff aufzufassen. Eine andere Möglichkeit, favorisiert von Eliade, Corbin und C.G. Jung, betont den spirituellen Aspekt des Begriffs, der allen möglichen Strömungen gemeinsam ist, auch solchen, die normalerweise nicht zur Esoterik gerechnet werden (Pythagoras, Platon, Plotin, die mittelalterliche Mystik usw., dazu diverse Lehren aus dem Osten wie vor allem der Vedanta).
Dieser Aspekt ist das Mystische, die innerste spirituelle Erfahrung, das Herz des Esoterischen, das in vielen esoterischen Ausformungen allerdings aufgehört hat zu schlagen, da dort Symbolismus und Aberglaube dominieren.
Ich ziehe deswegen den Mystik-Begriff vor, um das zusammenzufassen, was mir persönlich an den verschiedenen (philosophischen, religiösen und im gängigen Sinne esoterischen) Strömungen interessant erscheint.
Pythagoras als einen Ahnherrn der Esoterik zu interpretieren, ist eigentlich naheliegend, denn er brachte nicht nur die Astrologie nach Griechenland, sondern befasste sich auch eindringlich mit Magie. Sein Einfluss auf die spätere und auch heutige Esoterik kann nicht überschätzt werden.
http://www.grin.com/e-book/55681/pythagoras-und-der-…
Zitat:
„Bei Überlieferungen über einen so langen Zeitraum zurück ist es nicht verwunderlich, dass die Geschichten von und um Pythagoras im Laufe der Jahrhunderte immer weiter ausgeschmückt wurden. Die sogenannte Schmiedelegende wurde beispielweise in der Spätantike hinzugefügt und zwischen der Person Pythagoras und der Person Jesus Christus wurden im Laufe der Zeit immer häufiger Parallelen gezogen.4 Pythagoras wurde zum Mythos hoch stilisiert: Er wäre ein Hellseher, Wahrsager, Heiler und Wundertäter gewesen, hätte goldene Schenkel gehabt, hätte in unzähligen Reinkarnationen gelebt, mit Göttern und göttlicher Natur kommuniziert und wäre zur Bilokation fähig gewesen. Seriösere Informationen erhält man in den Schriften von Platon9 und Aristoteles, die aber die pythagoreischen Lehren in ihre eigenen Werken miteingeflochten und sie dadurch zum Teil uminterpretiert haben.“
Helena Blavatsky, die sicher nicht unumstrittene Pionierin der modernen Esoterik, hielt auf Pythagoras große Stücke:
http://books.google.de/books?id=K9KHI_K2RXIC&pg=PA13…
Zitat: „The doctrines of Pythagoras are oriental to the backbone and even Brahmanical etc.“
D.h. der Grieche hatte im Kern die gleiche Anschauung wie der Brahmanismus, und dieser gehörte zu den Grundlagen der Blavatsky´schen Theosophie.
Der deutsche Religions- und Esoterikexperte Gerhard Wehr (wir tauschten mal Briefe aus) sieht in Platon, Aristoteles und Pythagoras eine der zwei Strömungen, die in das Rosenkreuzertum einfluss.
http://books.google.de/books?id=rISROVyF1AgC&pg=PA68…
Zu der Schamanismusfrage will ich im Moment nichts sagen. Allerdings spiele ich mit dem Gedanken, das Thema auf Jesus auszuweiten, angeregt durch eine Jesus-Publikation des berühmten Regisseurs Paul Verhoeven, einem sehr engagierten Hobby-Bibelforscher, der seit über 20 Jahren an Seminaren mit einigen der besten Bibel-Experten der USA teilnimmt.
Gruß
Horst