Zahnfleischtaschenbehandlung, Zahnhalsentzündung

Moin,

vor 3 Jahren hatte ich (Nichtraucher, Mundduschenanwender) zum ersten Mal nicht sehr starke, aber andauernde Zahnschmerzen an einem Backenzahn im Oberkiefer. Mein Zahnarzt röntgte damals den Zahn stellte aber keine krankhafte Veränderung fest. Ich teilte ihm mit, daß ich die Schmerzen intensiver verspürte, wenn ich mit dem Finger oben außen am Zahnhals drückte. Er hat nach Begutachtung eine Zahnhalsdesensibilisierungspaste auf die Zahnhälse aufgetragen und mich nach Hause geschickt. Die Schmerzen gingen erstmal wieder weg.

Ein Jahr später bekam ich auf einer Radtour erneut Zahnschmerzen an derselben Stelle. Die Schmerzen bekämpfte ich mit Ibuprofen und Paracetamol. Der Zahnarzt vor Ort röntgte wieder und tat exakt das gleiche wie mein ZA ein Jahr vorher. Merkwürdigerweise beruhigten sich die Schmerzen nach einigen Tagen wieder. Der Druckschmerz auf den oberen Zahnhalsbereich blieb allerdings.

Vor ca. 3 Monaten bemerkte ich dann eine Zunahme der Drucksensibilität des Zahnhalses jenes Backenzahns und zeitgleich eine „Zahnfleischblase“ unterhalb des schmerzempfindlichen Bereiches am Zahnhals. Ich drückte darauf und heraus kam etwas Flüssigkeit. Ich dachte zunächst an eine einfache Zahnfleischentzündung und behandelte auf eigene Faust mit Myrrhentinktur, die ich regelmäßig auf die jeweils vorher ausgedrückte „Blase“ auftupfte. Dies zeitigte recht gute Erfolge. Die „Blase“ bildete sich binnen weniger Tage komplett zurück, die Druckempfindlichkeit oben am Zahnhals blieb aber bestehen. Einer Freundin berichtete ich von meinen Zahnbeschwerden. Sie (Starkraucherin) erzählte mir, sie habe ähnliche Symptome. Ihr ZA habe bei ihr eine „Zahnfleischtasche“ diagnostiziert.

Ich, der ich zum ersten Mal überhaupt den Begriff „Zahnfleischtasche“ hörte, drückte bei mir nun zur Probe mal weit oben am Zahnhals auf die druckempfindliche Zone und strich am Zahnhals mit etwas Druck nach unten. Dann roch ich an meinem Finger: Ich mußte einen fauligen Duft wahrnehmen, trotz meiner vorherigen, vermeintlich erfolgreichen Behandlung mit Myrrhentinktur.

Auf eigene Faust kam ich nun zu dem Schluß, daß ich, angesichts meiner immer wiederkehrenden Zahnschmerzen, offenbar schon seit mehreren Jahren unter einer tiefgehenden Zahnfleischtasche leide.

Meine Fragen:

  1. warum hat keiner der Zahnärzte, die ich konsultierte, einen „Verdacht auf Zahnfleischtasche“ ausgesprochen? Lohnt sich aus ökonomischer Sicht für einen Zahnarzt eine Zahnfleischtaschenbehandlung nicht (geringe Einstufung durch Krankenkasse)?

  2. Als ich meinen Zahnarzt auf die Zahnfleischtasche ansprach, schlug er mir vor, Zahnseide zu benutzen. Dabei ignorierte er allerdings, daß der Druckschmerz auf den Zahnhals weit oben an der Zahnwurzel auftritt. Dort kommt man mit Zahnseide nicht hin! Was sind aus zahnmedizinischer Sicht bei so tiefen Zahnfleischtaschen bzw. Entzündungen des Zahnhalses die adäquaten Maßnahmen?

Gruß,
Uwe

Servus Uwe,

  1. warum hat keiner der Zahnärzte, die ich konsultierte, einen
    „Verdacht auf Zahnfleischtasche“ ausgesprochen? Lohnt sich aus
    ökonomischer Sicht für einen Zahnarzt eine
    Zahnfleischtaschenbehandlung nicht (geringe Einstufung durch
    Krankenkasse)?

Deiner Sprache nach zu schließen, gehörst Du einer Bevölkerungsschicht an, die über freie Mittel verfügt, für die ein Zahnarzt sich interessieren könnte :wink:) Selbst wenn die Behandlung einer einzelnen solchen Tasche die Dollarzeichen nicht aufleuchten lassen sollte, bieten sich durchaus therapeutische Möglichkeiten im ‚Zuzahler‘-Bereich. Kannst ja mal z.B. nach ‚guided tissue regeneration‘ googeln. Ansonsten ist Deine Frage wohl eher als rhetorisch einzustufen.

  1. Als ich meinen Zahnarzt auf die Zahnfleischtasche ansprach,
    schlug er mir vor, Zahnseide zu benutzen. Dabei ignorierte er
    allerdings, daß der Druckschmerz auf den Zahnhals weit oben an
    der Zahnwurzel auftritt. Dort kommt man mit Zahnseide nicht
    hin! Was sind aus zahnmedizinischer Sicht bei so tiefen
    Zahnfleischtaschen bzw. Entzündungen des Zahnhalses die
    adäquaten Maßnahmen?

Hmm, also dieser Zahnarzt hat möglicherweise nicht richtig hingehört, oder -geschaut. Zahnseide ist zwar gut bei Zahnfleischtaschen, aber bei Dir hört es sich so on, als ob die Tasche ZWISCHEN den Wurzeln eines oberen Backenzahnes situiert wäre. Schau Dir bitte mal dieses Bild an:

http://www.dent.ucla.edu/pic/pic/courses/pdr/images/…

Es zeigt mehrwurzelige Zähne, bei denen das Zahnfleich abgehoben ist. Der Knochen zwischen den Wurzeln ist abgebaut. Hier hätte die normale Zahnseide keine Chance - man kriegt sie gar nicht dazwischen. Bakterieller Biofilm kann sich in das Gewölbe zwischen und unter den Wurzeln ansiedeln.

So etwas tritt selten an einem Zahn allein auf. Deshalb:

Du brauchst eine/n BehandlerIn die sich mit systematischer Parodontitis-Behandlung auskennt. Solche Praxen haben meist Prophylaxe-Assistentinnen und werben heutzutage mit ihren parodontal-prophylaktischen Dienstleistungen. Hier sollte Zahn für Zahn festgestellt werden, ob es Knochenabbau und damit pathologische Zahnfleischtaschen gibt. Der Link, den ich hier anfüge, beschäftigt sich zwar mit einer ‚all-out‘-Parodontitis, die sich gewaschen hat, zeigt aber trotzdem die Schritte, die bei einer systematischen PA-Behandlung vorkommen und ist insofern instruktiv:

http://www.zm-online.de/m5a.htm?/zm/4_08/pages2/zmed…

So, das wär’s erstmal. Nicht auf die lange Bank mit Deinem Zahn!

Gruß

Kai Müller

Hallo Uwe,
ich habe auch immer mal wieder eine Zahntasche an der gleichen Stelle auf meiner Lieblingskauseite. Manchmal bekomme ich es mit der dickeren Zahnseide, die ist mit Flausch, wieder in den Griff. Oft muß ich aber auch zu meinem Zahnarzt und der kennt sich damit aus. Er kratzt die Zahntasche dann tief aus und gibt eine bitter schmeckende Creme hinein. Meist genügt ein- bis zweimal. Er meint, dass ist im Mund meine Schwachstelle, und ab und zu schiebt sich da mal etwas hinein.
Eine professionelle Zahnreinigung kann da vielleicht auch helfen, aber dann muß sie auch gut sein. Habe da schon viel Oberflächlichkeit erlebt und viel Geld bezahlt. Mein Zahnarzt reinigt die Stelle immer prima. Und wenn ich mal wieder etwas merke, fange ich gleich an zu „saugen“(zutscheln) auf dieser Seite. Vermeide dort das Kauen und betupfe die Stelle mit Teebaumöl. Und die Zahnseide mit Flausch, meistens reicht das schon. Ein paar Tage asuführen fertig.
Mein Zahnarzt kennt sich da wohl besser aus.
Früher hatte ich auch eine Munddusche und oft Zahnfleischprobleme, vielleicht spülst Du damit etwas rein.
Gute Besserung und viel Erfolg akil…