Zeckenlarven: FSME/Borreliose?

Hallo!

Ist das Risiko, mit FSME oder Borreliose infiziert zu werden, genau so hoch, wenn es sich um eine Zeckenlarve handelt wie wenn es ein adultes Tier gewesen wäre?

Für wissende Auskünfte vielen Dank schonmal!

MfG
Marius

Hallo,

Ist das Risiko, mit FSME oder Borreliose infiziert zu werden,
genau so hoch, wenn es sich um eine Zeckenlarve handelt wie
wenn es ein adultes Tier gewesen wäre?

nein es ist deutlich geringer, aber es besteht. Zecken haben 3 Entwicklungsstadien und saugen üblicherweise in jedem Stadium nur an einem Wirt, danach entwickeln sie sich weiter. Da zumindest die Borrelien bei der Blutmahlzeit aufgenommen werden, ist das Infektionsrisioko bei der Larve praktisch gleich Null, bei der Nymphe geringer und beim adulten Tier am größten: theoretisch ist es gegenüber der Nymphe doppelt so hoch. So sind bei uns im Durchschnitt 20% der adulten Tiere Borrelienträger, aber nur 10% der Nymphen und 1% der Larven. Das Übertragungsrisiko durch infizierte Tiere liegt bei ca. 5%, so dass eine Ansteckung durch eine Larve (erkennbar an den nur 3 Beinpaaren) auch praktisch gleich Null ist. Für FSME kenne ich die Zahlen nicht, aber vom Prinzip her dürfte der Fall ähnlich liegen, da auch hier das Virus nicht von Zecke zu Zecke weitergegeben wird, sondern nur über die Blutmahlzeit.

Gruß, Jesse

nein es ist deutlich geringer, aber es besteht. Zecken haben 3
Entwicklungsstadien und saugen üblicherweise in jedem Stadium
nur an einem Wirt (…). Da
zumindest die Borrelien bei der Blutmahlzeit aufgenommen
werden, ist das Infektionsrisioko bei der Larve praktisch
gleich Null

Es gibt bislang keine ernst zu nehmende Publikation, die das Vorkommen von Borrelien in den ungesaugten Larven beschreibt. Allerdings kann nicht ausgeschlossen werden, dass gelegentlich Larven aufgefunden werden, die nach einem abgebrochenen Saugakt dann doch mit Borrelien kontaminiert sind.
Allerdings muss man etwas differenzieren: mit Borreliose assoziierte Borrelia-Spezies wurden nicht in nüchtern Nymphen nachgewiesen, wohl aber Borrelia miyamotoi, die allerdings keine Borreliose auslöst (RICHTER et al (2012): Vector Borne Zoonotic Diseases).

So sind bei uns im Durchschnitt (…) 1% der Larven [positiv].

–> 'nüchterne Larven??? Wurde die Spezies der Borrelien bestimmt? Wäre noch interessant zu wissen, wo „bei uns“ ist.

Das Übertragungsrisiko durch infizierte Tiere liegt bei ca. 5%

Die Arbeit von Maiwald und Kollegen (MAIWALD M, et al (1998): Transmission risk of Borrelia burgdorferi sensu lato from Ixodes ricinus ticks to humans in southwest Germany. Epidemiol Infect. 121(1):103-8) kommt auf ca. 23%!
Bezogen auf alle Zecken (pos./neg.) lag der Wert tatsächlich „nur“ bei 3,5%, bezogen nur auf Stiche durch Borrelia-positive Zecken zeigten 23% der Gestochenen eine Serokonversion (= Bildung von Antikörpern). Cave: Eine Serokonversion ist nicht gleich eine Borreliose!

Für FSME kenne ich die Zahlen nicht, aber vom Prinzip her dürfte der
Fall ähnlich liegen, da auch hier das Virus nicht von Zecke zu
Zecke weitergegeben wird, sondern nur über die Blutmahlzeit.

FSME-Viren (Flaviviren) werden zumindest nach SÜSS 2008 mit geringer Häufigkeit auch in abgelegten Eiern nachgewiesen (SÜSS (2008): Zecken - Was man über FSME und Borreliose wissen muss). ein gewisses Risiko besteht also.
Wichtig: FSME-Viren werden in den ersten Minuten des Stichereignisses übertragen (daher in Risikogebieten sinnvollerweise impfen lassen), während Borrelien nach heutigem Wissenstand erst nach vielen Stunden (wieviele Stunden ist wohl strittig, aber sicher >6) übertragen werden.

Grüßle,
Oliver