Zehnjährige Grundschule?

Hallo Leebo,

Dann mag
zwar Deutschland kurzfristig als unglaublich studierfreudiges
Volk dastehen, aber das sagt einiges aus über die Aussagekraft
unseres Schul- und Notensystems.

Tut es nicht. Im Vergleich zu anderen OECD-Staaten hat Deutschland eine geringe Akademikerquote, was im Ausland auch häufig kritisiert wird.

Es gibt einfach nicht
genügend Jobs auf dem Level, während Handwerk und Facharbeiter
ausbluten.

In Ländern, in denen die Studierquote bei 60, 70% liegt, wie Finnland oder Australien sind gute Handwerker gesuchte Leute, aber das ist nicht das deutsche Problem.
Als grobe Faustformel kann man sich folgendes für Deutschland merken; 5% Arbeitslosigkeit bei Akademikern, 10% Arbeitslosigkeit für mittlere Bildungsabschlüsse und 20% für niedrige Bildungsabschlüsse.
An dieser Tendenz hat sich bisher noch Nichts geändert.

Angeblich ist ja die Hauptschule dafür da, um Handwerker zu produzieren. Seltsamerweise kommen da ALG2-Empfänger raus. Da läuft doch irgendwas schief (grübelnd)?

Gruß
Carlos

Moin,

Blödsinn.

Nix Blödsinn. Die Studentenzahlen steigen derzeit. Und wieso? Weil die Jugendlichen heut so viel intelligenter sind als vor 20 Jahren? Bestimmt… Und wenn sie in ein paar Jahren sinken, ist das nur Folge des demographischen Wandels. An der Tatsache, dass jeder Volldepp einen Bachelorabschluss nachgeworfen kriegt, ändert sich nichts.

Versteh mich nicht falsch. Der VD, den ich ansprach, ist nämlich von der Sorte „Auswendig lernen -> Gut sein“, d.h. die Noten passen. Aber da ja Noten nichts aussagen, ist die Frage, ob letztlich wirklich alles passt, noch lange nicht beantwortet.

Das hat sich eigentlich von der Schule an durchgezogen. Wenn der Dozent was fragt, was noch nicht behandelt wurde -> Gähnende Lehre im Hirn. In der Prüfung jedoch wieder die besten Noten. Woher kommt das? Ich erkläre es mir so: Mangelndes Interesse am Weltgeschehen, mangelndes Interesse, um sich über ein Problem Gedanken zu machen, etc.

Die Studentenzahlen in Deutschland sind unterdurchschnittlich
und in sehr vielen Branchen fehlt es an guten Absolventen.
Wenn ich mich im Kreise meiner Freund und ehemaligen
Mitabiturienten umsehe, dann sind sehr viele „Traumkarrieren“
dabei und nur sehr wenige stehen ohne Job da.

Jaja… der Fachkräftemangel. Is klar… Also ich bin, würde ich mal sagen, fachlich recht gut aufgestellt, aber mir schmeißt keiner Jobs und Moneten nach. Im Gegenteil… Hier in der Generation Praktikum muss man immer noch froh sein, überhaupt was besseres als ein Trainee zu finden.

Aber mich freuts. In ein paar Jahren fehlen wohl tatsächlich die *qualifizierten* Absolventen. Und dann können wir uns mit den paar Jahren Berufserfahrung am Buckel die Jobs aussuchen. Sofern der Fachkräftemangel wirklich eintritt :wink:

Die paar, die ohne Job dastehen sind allerdings auch die, wo
vorher abzusehen war, dass es später mal schwerer werden
könnte (Stichwort Geoökologie und Politikwissenschaften).

Eben da liegt das Problem. Nur weil mehr Leute studieren, bekommt das Land nicht gleich mehr Ingenieure und Naturwissenschaftler. Ich hab das ja an meiner Ex-FH mitverfolgt, wie in meinem Studiengang über die Jahre der NC immer niedriger (also von 3 in Richtung 4) wurde und mittlerweile gar nicht mehr existiert, so wie in jedem Ing.Fach an dieser FH. An einer FH, die eigentlich bundesweit einen recht guten Ruf hat, ihren Rankings zufolge, und damit potentielle Überflieger anziehen sollte.

Da die Leute, die zusätzlich zwangsstudierfähig gemacht werden, eben nicht unbedingt von der Dichter- und Denker-Sorte sind, werden die garantiert auch nicht unsere Volkswirtschaft ankurbeln.

Ich weiß nicht, wie lange dein Studium + Jobsuche her ist, aber es liegt momentan einiges im Argen. Sowohl bei den unfähigen Studenten, als auch bei den ausbeuterischen Firmen.

Gruß, Leebo

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Guten Morgen,

Tut es nicht. Im Vergleich zu anderen OECD-Staaten hat
Deutschland eine geringe Akademikerquote, was im Ausland auch
häufig kritisiert wird.

Das ist mir schon klar. Und wenn es das bildungspolitische Ziel ist, USA-Standards einzuführen, dass der Bachelor de facto die Berufsausbildung ersetzt, bin ich ja schon still. Ich dachte nur, man möchte der akademischen Ausbildung noch ein Fünkchen Würde erhalten.

In Ländern, in denen die Studierquote bei 60, 70% liegt, wie
Finnland oder Australien sind gute Handwerker gesuchte Leute,
aber das ist nicht das deutsche Problem.
Als grobe Faustformel kann man sich folgendes für Deutschland
merken; 5% Arbeitslosigkeit bei Akademikern, 10%
Arbeitslosigkeit für mittlere Bildungsabschlüsse und 20% für
niedrige Bildungsabschlüsse.
An dieser Tendenz hat sich bisher noch Nichts geändert.

Das ist statistische Trickserei. Was ist denn bitte das Ziel? Die Arbeitslosenquote bei den Akademikern erhöhen? Wie ich im vorigen Post schon schrieb, heißt mehr Akademiker nicht automatisch, dass die auch in die gesuchten Bereiche drängen.

Angeblich ist ja die Hauptschule dafür da, um Handwerker zu
produzieren. Seltsamerweise kommen da ALG2-Empfänger raus. Da
läuft doch irgendwas schief (grübelnd)?

Mei…Funktion der Hauptschule sei mal dahin gestellt. Die gibts doch jetzt eh nicht mehr, oder? Bin nicht auf dem aktuellen Stand, was die Integration in die Realschulen betrifft.

Dass in unserer Bildungswelt was schief läuft, bestreite ich nicht. Darum sage ich ja: Solide Berufe sterben aus, weil utopische Träume von akademischen Super-Laufbahnen gesät werden. Die Hoffnung liegt dann beim Zufall, also an Leuten, wie einem Kumpel von mir, der sein Maschinenbaustudium abbrach und Zimmerer lernte.

Gruß, Leebo

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Tut es nicht. Im Vergleich zu anderen OECD-Staaten hat
Deutschland eine geringe Akademikerquote, was im Ausland auch
häufig kritisiert wird.

In anderen Ländern zählt ein Assosiate als akademischer Abschluss, obwohl es nur eine Berufsausbildung ist. Woanders gibt es keine Duale Berufsausbildung und Fortbildung.

Moin,

Blödsinn.

Nix Blödsinn. Die Studentenzahlen steigen derzeit. Und wieso?
Weil die Jugendlichen heut so viel intelligenter sind als vor
20 Jahren? Bestimmt… Und wenn sie in ein paar Jahren sinken,
ist das nur Folge des demographischen Wandels. An der
Tatsache, dass jeder Volldepp einen Bachelorabschluss
nachgeworfen kriegt, ändert sich nichts.

Eigentlich ist das Problem schon vorher, d.h. jeder Depp bekommt ein Abitur. Das Niveau der Schulbildung ist dramatisch nach unten gegangen. Allgemeinbildung kennt doch kein Schüler mehr, dafür besser irgendwelche Containersendungen, DSDS-Kandidaten oder Möchtegern-Rapper. Im Schulunterricht muss unbedingt mehr MINT rein, da es für das spätere Leben wichtig ist, denn ohne Grundlagen ist der weitere Weg im Berufsleben unmöglich. Auch stures Auswendiglernen wird heute gefördert, weshalb einige Nixkönner so gute Noten haben. Genauso ist die Wahl der Fächer in den letzten Jahren der Schule ein Witz, den es früher in der GDR nicht gab. Heute kann man mit Reli und Kunst-LK schon einen guten Notenschnitt bekommen, während sich andere mit Mathe und Physik beschäftigen.

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Hallo Carlos,

ich bin sehr skeptisch, ob alle Schulen außerhalb von Deutschland wirklich so sozial sind und Chancengleichheit ermöglichen! Wohin schickt die Oberschicht in Frankreich, Großbritannien und den USA ihre Kinder?
Auf teure Privatschulen!
Und die sind für Kinder mittelloser Migranten natürlich völlig unerreichbar!

Meine Vermutung:
Die Selektion funktioniert hier nur mit anderen Mitteln!

Gruß!
Karl

ein dreigliedriges Schulsystem, bei dem die Kinder nach dem
4ten oder 6ten Klasse und weiterführenden Schulen mit
verschiedenen Leistungsstufe selektiert werden gibt es
weltweit in

  • Deutschland
  • Österreich
  • Schweiz
  • Luxemburg
  • Nordirland

Die Gemeinschaftsschule ist auf diesen Planeten der
Normalfall!

Es ist faszinierend zu sehen, wie die Gläubigen des
Mehrgliedrigen Schulsystems auf diese Information reagieren;
eine Interessante Mischung aus Leugnung, Entsetzen,
Unverständnis und Widerwillen.

Falls du zu denen gehörst, die davon überzeugt sind, das es
ohne mehrgliedriges Schulsystem nicht geht und alles Andere
nur Irrsinn ist, so kann ich dich beruhigen. Du wirst diese
Information bald wieder verdrängen.

Gruß
Carlos

Hallo!

Die Studentenzahlen in Deutschland sind unterdurchschnittlich

Im Vergleich zu was? Zu anderen Ländern? Also, ich habe zuerst in Deutschland und dann in England studiert und jetzt helfe ich beim Unterrichten der Bachelors ein bisschen mit hier in England. Ich muss sagen, das Niveau des Studiums in Deutschland war viel höher. In England wird den Studenten alles vorgekaut, während wir uns in Deutschland vieles selbst erarbeiten mussten, was dann dementsprechend auch besser „sitzt“. Und wenn ich mir angucke, was für Leute hier in England teilweise den Abschluss bekommen, dann wird mir angst und bange und ich verstehe umso besser, warum man hier kaum Chancen hat, einen guten Arzt zu finden und in der Apotheke kompetente Beratung vergessen kann, warum „made in Germany“ weiterhin hoch im Kurs steht, warum hier Häuser so gebaut bzw. erweitert werden, wie man es sich in Deutschland nicht vorstellen könnte, die Bahn hier ständig nicht funktioniert usw. usf.

Wenn in Deutschland das derzeitige Niveau des Studiums gehalten werden soll, dürfen die Zugangsschranken eben nicht tiefer gesetzt werden. Letztlich kann man die englischen Bachelorabsolventen häufig mit deutschen Absolventen von Ausbildungsberufen vergleichen, wobei ein deutscher Techniker aber während seiner Ausbildung wesentlich mehr Praxisbezug hatte als ein englischer Bachelor (im Übrigen werden die deutschen Techniker hier in England als „engineer“ bezeichnet). Dieser kleine, aber feine Unterschied wird nur allzu häufig nicht beachtet.

Die paar, die ohne Job dastehen sind allerdings auch die, wo
vorher abzusehen war, dass es später mal schwerer werden
könnte (Stichwort Geoökologie und Politikwissenschaften).

Und gerade solche Studiengänge werden überrannt, habe ich das Gefühl. Diejenigen, die nur mit Ach und Krach das Abitur bestehen, studieren nur in äußerst seltenen Fällen Ingenieurwesen und ähnliche Fächer. Da bringt der Wirtschaft eine solide Ausbildung dieser Leute mehr als ein weiterer (mittelmäßiger) Politik- oder Sprachstudent, von denen gar nicht so viele benötigt werden.

Gruß

Anja

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Hallo!

Sagen wir mal so: Ich komme aus genau einem solchen
Schulsystem und fand es großartig. Man muss die DDR nicht
mögen, aber das Schulsystem war dem westlichen drastisch
überlegen - etwas was ich aus erster Hand erfahren konnte.

Im Prinzip gebe ich dir darin Recht, dass das DDR-Schulsystem wesentlich besser war als das heutige Schulsystem in Deutschand. Ich halte die Anforderungen in der Grundschule für extrem niedrig, was dazu führt, dass die talentierten Kinder das Lernen nicht erlernen und auch generell hab ich das Gefühl, man hält die Kinder für viel doofer als sie sind und dementsprechend holt man nicht alles aus ihnen heraus.

Ich bin aus dem russischen Schulsystem auf eine deutsche Grundschule mitten in der 4. Klasse gewechselt und habe mich tödlich gelangweilt. Nach der Grundschule wechselte ich auf ein ehemaliges DDR-Elitegymnasium, an dem noch viele Lehrer von damals unterrichteten, und das Niveau war super. Da wurden Talente gefördert, wie es nur geht. Leistung war „in“, Mitmachen bei Wettbewerben, verschiedenste AG’s, politisches Engagement usw. waren gang und gäbe. Und nun kommt das große ABER: Das war auch nur deshalb möglich, weil das grundsätzliche Niveau der Schüler hoch war, denn die Schüler wurden bei der Aufnahme rigoros nach Noten ausgewählt. Man musste in Mathe auf jeden Fall eine 1 haben, in Deutsch und Englisch mind. eine 1 (und entsprechend höchstens eine 2). Dadurch war das Unterrichtsprogramm höher als an normalen Gymnasien (wir hatten in Mathe und naturwissenschaftlichen Fächern offiziell einen erweiterten Lehrplan), was sich die Lehrer aber nicht hätten leisten können, wenn es nicht so viele talentierte Schüler gegeben hätte (um es gleich vorwegzunehmen: ich war in Mathe an der Schule Durchschnitt, habe aber die Mathe-Überflieger, die im Unterricht Aufgaben von erhöhtem Niveau zur Übung bekommen haben, immer bewundert und sie waren ein guter Ansporn für mich). Deshalb bin ich für Gymnasien als ein Instrument der Eliteförderung, allerdings mit rigoroseren Zugangsbeschränkungen entsprechend der Leistung der Schüler einerseits, und einer höheren Durchlässigkeit in beide Richtungen andererseits. Auch die Trennung von Real- und Hauptschule lehne ich nicht grundsätzlich ab, finde aber, dass auch das Niveau der Realschulen angehoben werden sollte, sodass automatisch Hauptschulen nicht zum Sammelbecken für „Loser“ der Gesellschaft werden, sondern dort Kinder hingehen, denen das Praktische mehr als das Theoretische liegt und die dort besser auf praktische Ausbildungsberufe vorbereitet werden.

Schlechtere Schüler können entweder gezielt gefördert werden
und natürlich können sie auch Sitzenbleiben. Sowas ist früher
und heute öfter vorgekommen und wird auch immer mal vorkommen.

Das zieht aber insgesamt das Klassenniveau runter. Gute Schüler können nicht gut genug gefördert werden. Ich habe in der Grundschule bei weitem nicht das geleistet, was ich hätte leisten können, während ich am Gymnasium tatsächlich an meine geistigen Grenzen stieß und das als positiv empfand. Hätten aber die Lehrer viel Zeit darauf verwenden müssen, schwache Schüler zu fördern, die eigentlich auf die Hauptschule gehört hätten, wäre das nicht möglich gewesen. Und schon gar nicht für unsere Überflieger, die einen bundesweiten Wettbewerb nach dem anderen gewannen dank der erhöhten Förderung der talentierten Schüler und nicht der schwächeren. Ich finde es sehr schwierig, diese Atmosphäre der Leistungsförderung zu beschreiben, die an meinem Gymnasium herrschte und dank der ich heute dort bin, wo ich eben bin.

Es gibt eine Reihe von Studien die zeigen, dass es in den
Industrieländern kaum ein Land gibt in dem es eine so starke
soziale Selektion gibt, wie bei uns. Eben weil wir die
angeblich „schlechten“ Schüler schon in der vierten Klasse
aussieben.

Wie hier schon geschrieben wurde, ist es z.B. in England gang und gäbe, Kinder auf teure Privatschulen zu schicken, wenn man es sich leisten kann. Das sind dieselben Kinder, die dann auf Elite-Unis gehen. Soziale Selektion pur, aber verschleiert.

Gruß

Anja

Hallo Karl,

Wohin schickt die Oberschicht in Frankreich,
Großbritannien und den USA ihre Kinder?
Auf teure Privatschulen!

Meine Vermutung:
Die Selektion funktioniert hier nur mit anderen Mitteln!

Genau das vermute ich auch. Und die öffentliche Schule wird in einem reichen Bezirk auch anders ausgestattet sein, als im Slum.
Auch hier in Deutschland gehen im eklatanten Versagensfall der Unternehmerssohn und die Tochter des hohen Beamten nicht auf die Hauptschule, sondern auf eine Privatschule.

Es ist aber ein Unterschied, ob diese gesellschaftspezifische Selektion privat finanziert und eingekauft werden muss oder von Staats wegen mit Steuermitteln geleistet wird.
Vor allem wird diese Selektion seit Jahrzehnten mit der Lüge verkauft, dass sie notwendig ist, damit die die Schüler vernünftig lernen können.

Gruß
Carlos

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Hallo Leebo,

aus deinem Beitrag glaube ich eine gewisse Frustration herauszulesen.
Nun, als ich vor 15 Jahren mein Studium fertig hatte, gab es mindestens zwei Arten von Akademikern, die der Arbeitsmarkt in Deutschland nicht brauchte; Ingenieure und Physiker.

Für die Absolventen, gab es Informationsveranstaltungen mit dem Inhalt „Wie behalte ich meine Motivation auch bei der 200sten Bewerbung bei“. Damals verlor ich Viel von meinem Glauben an akademische Super-Laufbahnen.

Im Verlauf der Jahre verstand ich dann, man studiert nicht auf einen spezifischen Beruf hin, sondern zunächst einmal für sich. Das Studium dient dazu die gesamte Persönlichkeit zu bilden und wissenschaftliche und arbeitstechnische Fähigkeiten zu erwerben.

In der IT-Abteilung, in der ich heute sitze, sind Informatiker in der Minderheit. Die Jungs haben alles mögliche studiert, aber eines ist ihnen allen gemein, sie sind hochkompetent, intelligent und gebildet.

Es geht nicht darum, dass die Arbeitgeber auf jeden Arbeitsplatz nur Bewerber mit der exakt passenden Begabung setzen. Insbesondere auf neuentwickelten Positionen setzt man Akademiker ein, nicht weil es absolut notwendig ist, sondern weil Akademiker verfügbar sind und sie häufig die besseren Kandidaten sind.
Ein ähnliche Entwicklung kennt man von Ausbildungen, wo Realschulabsolventen durch Abiturienten verdrängt wurden.

Gruß
Carlos

Hola,

aus deinem Beitrag glaube ich eine gewisse Frustration
herauszulesen.

Nein, frustriert bin ich sicher nicht. Ich bin einfach nur in Sachen Studium nicht so optimistisch wie andere :wink:

Nun, als ich vor 15 Jahren mein Studium fertig hatte, gab es
mindestens zwei Arten von Akademikern, die der Arbeitsmarkt in
Deutschland nicht brauchte; Ingenieure und Physiker.

Da sehe ich den Vorteil am Bologna-Konzept: Wenn ein Abschluss gerade nicht so gefragt ist, kann man immer noch einen 3 - 4 Semester dauernden Master in einem relevanten Fachgebiet draufsetzen.

Im Verlauf der Jahre verstand ich dann, man studiert nicht auf
einen spezifischen Beruf hin, sondern zunächst einmal für
sich. Das Studium dient dazu die gesamte Persönlichkeit zu
bilden und wissenschaftliche und arbeitstechnische Fähigkeiten
zu erwerben.

Ja, sicher. Aber man sollte sich nicht hinter den Uni-Mauern einsperren und von Hoffnung leben, sondern wissen, worauf es später ankommt. Klar sagen die Unternehmen, sie hätten einen Fachkräftemangel, aber nur, um den Pool zum suchen zu vergrößern. Für den Einzelnen Abiturienten stellt sich kein Mehrwert ein, nur weil er - obwohl nicht der hellste - überhaupt Abi und sogar noch einen Studienplatz bekam.

In der IT-Abteilung, in der ich heute sitze, sind Informatiker
in der Minderheit. Die Jungs haben alles mögliche studiert,
aber eines ist ihnen allen gemein, sie sind hochkompetent,
intelligent und gebildet.

Ich kenne eine IT-Abteilung, die wird von einem studierten Meteorologen geleitet. Also ist mir diese Interdisziplinarität schon bekannt, aber man kann nicht drauf hoffen.

Ein ähnliche Entwicklung kennt man von Ausbildungen, wo
Realschulabsolventen durch Abiturienten verdrängt wurden.

Und der Trend setzt sich eh schon fort in Richtung Hochschulen. Ich persönlich bin froh, aus dem Sumpf schon raus zu sein.

Gruß, Leebo

Geld ist nun mal ein k.o.-Kriterium

bleibt nur 3. oder?

Eine Schulreform zu diskutieren unter der Prämisse „Es ist
nicht genügend Geld da“, ist sinnlos. Kultur und Schule
erfordern Investitionen.

Da muss ich doch gar heftig widersprechen.

In unserer Gesellschaft geht nun mal gar nichts ohne Geld.
Im Elfenbeinturm ohne Rücksicht auf Kosten sich eine Schulreform auszudenken ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt.

Bestes und schlimmstes Beispiel: Schau Dir die Schulgebäude an. Da wird geplant ohne rücksicht aufs Geld, anschließend der Preis auf etwas „bezahlbares“ gedrückt, und dann fallen da so unwichtige Sachen wie Klimaanlage oder Rolläden auf der Südseite oder Kopiererpapier dem Rotstift zum Opfer. Geplant war eine Schule, in der sich Schüler und Lehrer wohl fühlen, und rauskommen tut in der Regel bei dieser Vorgehenseweise genau das Gegenteil.

Gruss, Marco

Hier zu Deinen Beispielen einige Auszüge des Pflichtlehrstoffs
ungegliederter Schulen. Ist hoffentlich ausführlich und
amtlich genug
für Dich. :wink: Man beachte die Jahreszahlen.

Hi,

da wärs doch interessant, wie viel von dem Lehrstoff heute noch übrig ist.

Im gymnasialen Lehrplan ists zumindest in Ba-Wü üblich, dass alle zehn Jahre sich eine Kommission zusammensetzt und sich wie die Axt im Walde aufführt. Der Lehrplan von 1950 ist mir nicht bekannt, aber schon nach 20 Jahren kann man in manchen Fächern nur noch wenig Ähnlichkeit erkennen.

Gruss, Marco

Hallo!

Genauso ist die Wahl der Fächer in den letzten Jahren der
Schule ein Witz, den es früher in der GDR nicht gab. Heute
kann man mit Reli und Kunst-LK schon einen guten Notenschnitt
bekommen, während sich andere mit Mathe und Physik
beschäftigen.

Das ist doch totaler Blödsinn! So ne Kombi wie Reli und Kunst geht nämlich schon mal gar nicht, weil nämlich eines der LK-Fächer ein Hauptfach (also Deutsch, eine Fremdsprache, Mathe, Physik oder Chemie) sein muss. Also so ist das in Bayern, aber ich kenn auch kein anderes Bundesland, wo man seine LKs beliebig zusammensetzen darf. Dazu kommt dann noch, dass es jetzt sowiesoe keine LKs mehr gibt. Im G8 sind Deutsch, Mathe, zwei Fremdsprachen und eine Naturwissenschaft oder eine Fremdsprache und zwei Naturwissenschaften Pflicht. In Deutsch, Mathe und Fremdsprache muss auch Abitur gemacht werden.

Allgemein zum Thema der 10jährigen Grundschule: Deutsche lieben Kategorien. man braucht für alles ne Schublade, wo man was reinstecken kann. Deswegen können wir froh sein, dass wir überhaupt ne Grundschule haben (da waren die Konservativen nach dem Kaiserreich nämlich dagegen! die 4jährige Grundschule ergab sich aus eienm einfachen mathematischen Kompromiss: Sozialisten wollten 8 Jahre Grundschule, die Konservativen gar keine - das arithmetische Mittel ist 4…). Und deswegen wollen wir Schüler auch immer noch in Schubladen stecken. Das dreigliedrige Schulsystem war in der Zeit seiner Entstehung sehr fortschrittlich - blöd nur, dass es das eben jetzt nicht mehr ist. Also muss man sich was ausdenken. ich kann mir momentan auch nur schwer vorstellen, dass eine 10jährige Grundschule funktioniert - aber wenn man sich dann mal Finnland anschaut, ist es gar nicht so abwegig. Allerdings muss man dafür eben auch Geld in die Hand nehmen (maximale Klassenstärken von 15 Schülern kosten halt doch was…). Und Geld in die Hand nehmen will hier ja niemand (nicht mal für qualifizierte Lehrkräfte…).

LG, sarah

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Hallo!

Schlechtere Schüler können entweder gezielt gefördert werden
und natürlich können sie auch Sitzenbleiben. Sowas ist früher
und heute öfter vorgekommen und wird auch immer mal vorkommen.

Sitzenbleiben ist aber auch eine im deutschen Bildungssystem einzigartige Qualität. In allen anderen Ländern von denen ich weiß, gibt es das höchstens freiwillig. Außerdem wird das ja auch von der OECD kritisiert…

LG, Sarah

Hallo!

Wie hier schon geschrieben wurde, ist es z.B. in England gang
und gäbe, Kinder auf teure Privatschulen zu schicken, wenn man
es sich leisten kann. Das sind dieselben Kinder, die dann auf
Elite-Unis gehen. Soziale Selektion pur, aber verschleiert.

Ja, das stimmt! Oxford brüstet sich derzeit damit, dass ja schon 35% aller seiner Studenten nicht mehr von Privatschulen kommen. In Cambridge siehts noch düsterer aus.

LG, sarah

Das ist doch totaler Blödsinn! So ne Kombi wie Reli und Kunst
geht nämlich schon mal gar nicht, weil nämlich eines der
LK-Fächer ein Hauptfach (also Deutsch, eine Fremdsprache,
Mathe, Physik oder Chemie) sein muss. Also so ist das in
Bayern, aber ich kenn auch kein anderes Bundesland, wo man
seine LKs beliebig zusammensetzen darf.

Ich glaube nicht, dass das wörtlich gemeint war und im Grunde stimmte es lange Zeit. Auch wenn ein „echtes“ Fach dabei war konnte man die anderen Fächer auf die es beim Abitur ankam schon ziemlich danach wählen was einem liegt. Das Problem daran ist aber, dass man am Ende nur ein undifferenziertes Abitur bekam. Insofern war das ganze „fürs Abitur zählen vor allem 4 Fächer und 2 davon besonders stark“-System voll für die Tonne.

Dazu kommt dann noch,
dass es jetzt sowiesoe keine LKs mehr gibt. Im G8 sind
Deutsch, Mathe, zwei Fremdsprachen und eine Naturwissenschaft
oder eine Fremdsprache und zwei Naturwissenschaften Pflicht.
In Deutsch, Mathe und Fremdsprache muss auch Abitur gemacht
werden.

Abitur sollte in allen Fächern gemacht werden. Solange es kein differenziertes Abitur gibt ist eine Fächerauswahl nicht zu rechtfertigen. Natürlich ist ein System dass gezielt die Stärken eines Schülers fördert gewissermaßen ein Vorteil. Aber nicht beim Abitur. Wenn man jemandem eine „allgemeine Hochschulreife“ bescheinigt, die ihn angeblich befähigt alle Studiengänge zu studieren, so kann man den Schülern nicht die Wahl geben Fächer abwählen.

Allgemein zum Thema der 10jährigen Grundschule: Deutsche
lieben Kategorien. man braucht für alles ne Schublade, wo man
was reinstecken kann. Deswegen können wir froh sein, dass wir
überhaupt ne Grundschule haben (da waren die Konservativen
nach dem Kaiserreich nämlich dagegen! die 4jährige Grundschule
ergab sich aus eienm einfachen mathematischen Kompromiss:
Sozialisten wollten 8 Jahre Grundschule, die Konservativen gar
keine - das arithmetische Mittel ist 4…). Und deswegen
wollen wir Schüler auch immer noch in Schubladen stecken. Das
dreigliedrige Schulsystem war in der Zeit seiner Entstehung
sehr fortschrittlich - blöd nur, dass es das eben jetzt nicht
mehr ist. Also muss man sich was ausdenken. ich kann mir
momentan auch nur schwer vorstellen, dass eine 10jährige
Grundschule funktioniert - aber wenn man sich dann mal
Finnland anschaut, ist es gar nicht so abwegig. Allerdings
muss man dafür eben auch Geld in die Hand nehmen (maximale
Klassenstärken von 15 Schülern kosten halt doch was…). Und
Geld in die Hand nehmen will hier ja niemand (nicht mal für
qualifizierte Lehrkräfte…).

Niemand will eine 10 jährige Grundschule. Unglückliche Wortwahl sonst nix. Genaugenommen gehts ja darum die Grundschule abzuschaffen. Im Kern gehts darum eine gemeinsame Schule für alle zu schaffen.

An dem dreigliederigen Schulsystem war überhaupt gar nichts fortschrittlich. Man hatte ne neue Idee, hat sie umgesetzt und nicht bemerkt, dass das System nach sozialer Herkunft trennt. Eher peinlich, dass wir das immer noch haben. Das dreigliederige Schulsystem führt also a) zu einer schlechten Bildung, b) zur sozialen Entmischung und ist c) vergleichsweise teuer. Supi.

Was die Klassengrößen mit dieser Frage zu tun haben sollen ist mir in diesem Zusammenhang unklar. Vor allem in den ländlichen Gegenden haben die Schule arge Probleme überhaupt Klassen zu öffnen. Vielleicht wäre ein System, dass die ohnehin knappen Schüler nicht noch auf mehrere Schulen verteilt, allein schon deswegen sinnvoll.

Cheers,

der Zerschmetterling

… schade …

Im Gymi musste man ja schon immer auf die langsamen warten…

Eigentlich erübrigt sich hier jede weitere Antwort, oder?
Du läßt Dich mit Deiner gymnasialen OBerschichtattitüde nie
und nimmer auf eine Diskussion um gemeinsames Lernen ein.

Wer hat mit Mäeutik-ich-hab-den-längeren angefangen?

Schade, dass das nicht auf einen Zweikampf der Geister, sondern auf einen Kampf der Kleingeister angelegt war.

Im übrigen habe ich *wirklich* fast immer gewartet, und damit war ich nicht allein. So ca. 20%-30% der Klassenkameraden und -innen waren vor allem in den Fächern in denen Auswendiglernen gegenüber dem Begreifen in den Hintergrund tritt deutlich gelangweilt.

Nick

Ein Grund- und Hauptschullehrer ist definitiv billiger als ein Gymnasiallehrer.

Du glaubst doch selbst nicht, dass Gesamtschulen auf Gymnasiallehrerniveau bezahlt werden?

Und selbst Gymnasiallehrer haben einen Verdienst, der mit dem von gleich qualifizierten Kräften in der Wirtschaft um Welten entfernt sind.

Nick

Das ist doch totaler Blödsinn! So ne Kombi wie Reli und Kunst
geht nämlich schon mal gar nicht, weil nämlich eines der
LK-Fächer ein Hauptfach (also Deutsch, eine Fremdsprache,
Mathe, Physik oder Chemie) sein muss. Also so ist das in
Bayern, aber ich kenn auch kein anderes Bundesland, wo man
seine LKs beliebig zusammensetzen darf.

Ich glaube nicht, dass das wörtlich gemeint war und im Grunde
stimmte es lange Zeit. Auch wenn ein „echtes“ Fach dabei war
konnte man die anderen Fächer auf die es beim Abitur ankam
schon ziemlich danach wählen was einem liegt. Das Problem
daran ist aber, dass man am Ende nur ein undifferenziertes
Abitur bekam. Insofern war das ganze „fürs Abitur zählen vor
allem 4 Fächer und 2 davon besonders stark“-System voll für
die Tonne.

Es stimmt ja gar nicht, dass vor allem 4 Fächer und davon 2 besonders stark zählen. Wenn nämlich vor allem die vier Fächer zählen würden, dann hätte mein Abi ne 1 vorm Komma! Die Abiturprüfung zählt lächerlich wenig gegenüber den ganzen Grundkursen, die man einbringen muss.

Dazu kommt dann noch,
dass es jetzt sowiesoe keine LKs mehr gibt. Im G8 sind
Deutsch, Mathe, zwei Fremdsprachen und eine Naturwissenschaft
oder eine Fremdsprache und zwei Naturwissenschaften Pflicht.
In Deutsch, Mathe und Fremdsprache muss auch Abitur gemacht
werden.

Abitur sollte in allen Fächern gemacht werden. Solange es kein
differenziertes Abitur gibt ist eine Fächerauswahl nicht zu
rechtfertigen. Natürlich ist ein System dass gezielt die
Stärken eines Schülers fördert gewissermaßen ein Vorteil. Aber
nicht beim Abitur. Wenn man jemandem eine „allgemeine
Hochschulreife“ bescheinigt, die ihn angeblich befähigt alle
Studiengänge zu studieren, so kann man den Schülern nicht die
Wahl geben Fächer abwählen.

Versteh ich nicht, warum man nicht die paar Fächer abwählen können soll. Sind ja eh nicht viele.

Niemand will eine 10 jährige Grundschule. Unglückliche
Wortwahl sonst nix. Genaugenommen gehts ja darum die
Grundschule abzuschaffen. Im Kern gehts darum eine gemeinsame
Schule für alle zu schaffen.

Ja, auch gut.

An dem dreigliederigen Schulsystem war überhaupt gar nichts
fortschrittlich. Man hatte ne neue Idee, hat sie umgesetzt und
nicht bemerkt, dass das System nach sozialer Herkunft trennt.
Eher peinlich, dass wir das immer noch haben. Das
dreigliederige Schulsystem führt also a) zu einer schlechten
Bildung, b) zur sozialen Entmischung und ist c)
vergleichsweise teuer. Supi.

Bei seiner Gründung war das System fortschrittlich (und das war im 19. Jh oder nach dem 1. Weltkrieg, ich verwechsel das immer). Finnland hats kopiert, GB hats kopiert, Frankreich hats kopiert. Bestimmt nicht weils schlecht war. Aber die haben eben alle irgendwann kapiert, dass damit kein Blumentopf zu gewinnen ist.

Was die Klassengrößen mit dieser Frage zu tun haben sollen ist
mir in diesem Zusammenhang unklar. Vor allem in den ländlichen
Gegenden haben die Schule arge Probleme überhaupt Klassen zu
öffnen. Vielleicht wäre ein System, dass die ohnehin knappen
Schüler nicht noch auf mehrere Schulen verteilt, allein schon
deswegen sinnvoll.

Man kriegt die Klassen nicht voll, weil die Mindestschülerzahlen zu hoch sind. Eine Klasse darf ja erst ab einer bestimmten Zahl gebildet werden. Und das sind um die 20. In Finnland ist in der Grundschule 15 die Höchstschülerzahl.

LG, Sarah