Zeichen u.a. bei Derrida

Hallo an alle!

Ich lese gerade auszugsweise Derridas Aufsatz „Die Struktur, das Zeichen und das Spiel im Diskurs der Wissenschaften vom Menschen“ und habe mit einigen Begriffen ein paar Probleme.
Die Grundgedanken der Dekonstruktion sind mir soweit klar, daran hapert es also nicht.

Derrida schreibt: „Mit Hilfe des Begriffs des Zeichens erschüttert man die Metaphysik der Präsenz“ - die Metaphysik der Präsenz habe ich als die von ihm angesprochene abendländische Philosophie betrachtet, die bestimmte Elemente als zeitübergreifend gegeben ansieht. Derrida sagt nun, dass das Zeichen (wobei er ja die Differenz von signifiant und signifié radikalisiert) diese Präsenz in Frage stellt, weil Bedeutung eben nicht im Zeichen festgelegt ist, oder?

Jetzt kommts: „Von dem Augenblick an jedoch, wo man damit […]beweisen will, dass es kein transzendentales oder priviligiertes Signifikat gibt und daß das Feld oder das Spiel des Bezeichnens von nun an keine Grnezen mehr hat, müsste man sogar den Begriff und das Wort des Zeichens zurückweisen“. Das verstehe ich nicht :frowning: Derrida sagt auch, dass man sich vom Begriff des Zeichens nicht trennen kann. Aber wieso ist das an dieser Stelle nötig?
Kann mir da jemand helfen?

Danke im Voraus.

Das transzendentale Zeichen
Hi Doriana.

Jetzt kommts: „Von dem Augenblick an jedoch, wo man damit
[…]beweisen will, dass es kein transzendentales oder
priviligiertes Signifikat gibt und daß das Feld oder das Spiel
des Bezeichnens von nun an keine Grenzen mehr hat, müsste man
sogar den Begriff und das Wort des Zeichens zurückweisen“. Das
verstehe ich nicht :frowning: Derrida sagt auch, dass man sich vom
Begriff des Zeichens nicht trennen kann. Aber wieso ist das an
dieser Stelle nötig?

Der Text geht so weiter:

„Gerade dazu ist man nicht in der Lage. Denn der Ausdruck „Zeichen“ wurde seinem Sinn nach stets als Zeichen-von, als auf ein Signifikat hinweisender Signifikant, als von seinem Signifikat unterschiedener Signifikant begriffen und bestimmt. Tilgte man die radikale Differenz zwischen Signifikant und Signifikat, müßte man das Wort für den Signifikanten selbst als einen metaphysischen Begriff aufheben. […] Wir können uns des Begriffs des Zeichens aber nicht entledigen, wir können auf seine metaphysische Komplizenschaft nicht verzichten…“

Zitat Ende.

Mir scheint, dass hier das unhintergehbare Fundament des Derrida´schen Denkens formuliert ist: das Zeichen (der Signifikant). Nicht das Signifikat ist transzendental=unhintergehbar (wie es manche Philosophen und der common sense behaupten), sondern das Zeichen bzw. die Gesamtstruktur aller Zeichen, innerhalb derer das einzelne Zeichen eine Position hat, die das Signifikat produziert. Ohne diese Voraussetzung (= das Zeichen als Basis aller Überlegungen) geht es nun einmal nicht für Derrida, was auch weitgehend einleuchtet.

Allerdings schafft das nicht die innere Widersprüchlichkeit des Derrida´schen Denkens aus der Welt: einerseits kritisiert er das Zeichen als Träger von Wahrheit, andererseits braucht er es, um seine Kritik zu formulieren.

Dass die Metaphysik der Präsenz durch die Nichtfixierbarkeit des Zeichens und damit durch die Unbestimmtheit des Signifikats für Derrida widerlegt ist, scheint dir klar zu sein (er hat das von Lacans Signifikantenkette abgeleitet).

Gruß

Horst