Hallo Durchblicker,
letzte Woche fühlten sich eine Menge Forumsmitglieder bemüßigt, auf einen Beitrag von Nemo zu antworten, der einen Rechtsruck in Frankreich diagnostizierte und fragte, ob so etwas auch in Deutschland möglich sei.
Dabei hatte er offenbar übersehen, dass erst eine Woche später über das Ergebnis der französischen Regionalwahlen entschieden würde. Heute wissen wir: Die Front national hat nicht einen Wahlkreis in Frankreich gewonnen.
Ist das ein Grund, Entwarnung auszurufen? Auf gar keinen Fall! In Frankreich haben so viele Bürger rechts gewählt wie noch nie. In Deutschland erzielt eine rassistische Partei in manchen Bundesländern bei Umfragen zweistellige Ergebnisse. In den USA füllt ein Präsidentschaftskandidat mit rassistischen Parolen ganze Stadien.
Trump, Le Pen, Höcke: beginnt jetzt eine Ära der Polit-Trolle?
Die Probleme einer globalisierten Welt werden immer komplizierter. Sie lassen sich nicht im nationalen Umfeld lösen, sondern nur auf internationaler Ebene. Das kostet Zeit und Energie. Das gilt besonders für demokratische Staaten mit ihrer Abstimmungskultur.
Diesen Herausforderungen gegenüber gibt es in vielen Gesellschaften eine bildungsferne Schicht (ca. 10 Prozent), die nicht mehr in der Lage ist, die Problemstellungen in Politik und Wirschaft zu durchschauen. Das erzeugt dort Frustration und Wut. Und die Sehnsucht nach einfachen Lösungen.
Auf diese Schicht zielen Rassisten und Antidemokraten indem sie zunächst Angst schüren um dann ganz einfache Argumentationsfiguren und Lösungen anbieten. Sündenböcke gibt es ja genug.
Trotzem ist die Ausgangslage für jeden unserer Polit-Trolle verschieden.
- In den USA hat Trump keine Chance, nicht einmal in seiner eigenen Partei. Vielmehr schmälern seine bizarren Auftritte die Chancen der Republikaner, nach der nächsten Wahl den Präsidenten zu stellen.
- in Frankreich gibt es wirklich soziale Mißstände (Arbeitslosigkeit, Gettobildung, zentralistischer Staat) die einer schnellstmöglichen Lösung entgegengeführt werden müssen. Wird so weiter gemacht wie bisher, ist die Gefahr eines rechtsradikalen Präsidenten nicht gebannt.
In Deutschland haben wir eine besondere Situation. Die Eingliederung von 16 Millionen Ostdeutschen ist nur teilweise geglückt. Es gibt in Ostdeutschland Landstriche, in denen relativ große Teile der Bevölkerung sich offenbar sträuben, die deutsche „Leitkultur“ (Demokratie, Solidarität, Meinungsfreiheit usw) anzunehmen. Von diesen Menschen hört man immer wieder, sie möchten keine Verhältnisse wie im Westen. Hier trifft reale Angst auf groteske Vorstellungen der Realität. Dass Demagogen es dort so leicht haben, wirft kein gutes Licht aus die intellektuellen Fähigkeiten von Pegida-Befürwortern.
Aber in den Maß, in dem zum Beispiel persönliche Begegnungen mit Flüchtlingen und Westreisen die Angst verschwinden lassen, in dem Maß verlieren Rassisten und Neonazis ihren Einfluß.
Oder ist alles ganz anders?