Zeitaufwand des Softwareentwicklungsprozesses

Hallo zusammen,

ich habe mal in der Literatur prozentuale Zahlen zu den Aufwändungen bei den Softwareentwicklungsphasen, wie beispielsweise Planung, Analyse, Entwurf, Implementierung und Pflichtenheft Erstellung, gesehen.

Also zum Beispiel:
Planung 10 %
Analyse 20 %
Entwurf 25 %
Implementierung 55%

Bin mir auch nicht mehr sicher ob es dabei um den zeitlichen Aufwand oder um den finanziellen Aufwand ging. Beide Zahlen sind gleich gut.

Denke das die Zahlen empirisch gewonnen wurden.

Leider finde ich diese Zahlen und die Quelle nicht mehr. Ich suche vergeblich nach diesen Zahlen oder Suchwörter nach den ich suchen kann. Kann mir jemand einen Tip geben?

Vielen vielen Dank

Hallo,
soviel zur Theorie :smile: Vergiss erst einmal diese Zahlen - außer es geht Dir hier um eine rein akademische Betrachtungsweise der Softwareentwicklung. In der Praxis, grob abhängig davon, ob Du z.B. Selbstständiger oder Angestellter, „Einzelkämpfer“ bist oder in einem Team arbeitest, variieren diese Zahlen. Dazu kommt noch (ebenfalls sehr wichtig) wer Dein „Kunde“ ist und inwiefern sich dieser selbst z.B. mit der Materie „Softwareentwicklung“ auseinandergesetzt hat.

Was den finanziellen / zeitlichen Aufwand angeht halte ich diese Aussage für Mumpitz. „Gut“ ist schnell, präzise und erfahren => weniger Aufwand für Dich, also mehr „Gewinn“ (auf beiden Seiten!).

Grundsätzlich gilt: wer gut plant und analysiert (sagen wir mal 60-70%) spart schon viel Zeit für den Entwurf (da diese Phasen den Entwurf dann bereits abdecken können), der Rest ist die Implementierung. Es kommt auch darauf an, welches „Modell / bzw. Methode“ Du für die Softwareentwicklung nutzt (Stichwort z.B. „Extreme Programming“ etc.).

Mancher mag nicht meiner Ansicht sein (andere jedoch schon :smile:, ich spreche einfach aus (meiner) Erfahrung. Schau Dir mal bei Wikipedia die verschiedenen Modelle / Methoden an (z.B. Wasserfallmodell, Extreme Programming etc.), Du wirst dann sehen, daß es diverse grundverschiedene Vorgehensweisen gibt. Und für jede Vorgehensweise gibt es andere „Zahlen“…

Ich hoffe ich konnte ein wenig helfen :smile:

Mal ganz aus dem Bauch heraus nach über 15 Jahren Projekterfahrung würde ich die wesentlichen Phasen etwa wie folgt ansetzen.

Bestandsanalyse 10%
Funktionsplanung 5%
Fach- und IT-Konzepte 20%
Implementierung 30%
Test 30%
Produktivnahme 5%

Es sind natürlich zeitliche Aufwendungen gemeint, keine finanziellen!

Manche mögen die ersten drei Phasen zusammenfassend sehen wollen, dann ist der Anteil in Summe eben 35%.

Alle Phasen laufen oft recht fließend ineinander.

Hi Stephan,

genaue zahlen kann ich dir leider nicht geben aber aus eigener erfahrung bei einem größeren unternehmen kann ich dir folgende werte geben:
40% Planung und analyse
30% entwicklung
30% test

evtl. Hilft dir das weiter
gruß technoprog

Hallo sbulazel,

danke für deine ausführliche Antwort. Wie Du am Anfang schon richtig erkannt hast, geht mir tatsächlich um die akademische Betrachtungsweise in der Softwareentwicklung. Also rein statistische Zahlen.

Natürlich ist mir bewusst, dass es bei jedem Projekt anders sein wird.

Danke trotzdem!

Danke Abrafax,

für deine persönliche Einschätzung. Ist sehr interessant, obwohl ich statistische Daten für meine Abschlussarbeit brauche. Wenn ich die Quelle finde, dann werde ich sie mit euch teilen.

Dennoch würde mich interessieren ob Du an allen Phasen aktiv beteiligt warst? Oder hat beispielsweise die Implementierung ein Softwareunternehmen vorgenommen?

Dankeschön!

Hallo technopro,

danke für deine Zahlen. Die decken sich weitestgehend mit den Zahlen von Abrafax. Ist das größere Unternehmen, bei dem Du arbeitest, ein Softwareunternehmen das alle Phases selbst übernimmt oder sind bestimmte Bereiche outgesourced?

Vielen Dank,
Stephan

Wir sind zwar keine softwarefirma (siemens) aber meine abteilung macht die softwareentwicklung für inhaus-kunden von A-Z (wie eine kleinere Softwarefirma kann man sich das vorstellen ca. 20-30 personen). Anfrage-Planung-Umsetzung.

Gruß

Kein Problem :smile: Aber auch wenn es um die theoretische Betrachtungsweise geht wage ich ein wenig an den Zahlen zu zweifweln… 10% für die Planung? Implementierung 55%?

Tausche die Werte für Planung und Implementierung aus, das würde dann schon eher hinkommen :smile:

Ein Tip: Wenn Du die Zahlen für eine Hausarbeit etc. benötigst, nimm nicht nur diese Zahlen, sondern gehe mit einigen Beispielen mehr in’s Detail. Z.B. „Wasserfallmodell => 80% Planung, etc. / Extreme Programming => 25% Planung“ usw. (nimm einfach 3-5 prominente Beispiele)

Damit würdest Du zeigen, daß Du Dich (zumindest etwas :smile: mit der Materie befasst hast.

Beste Grüße!

Ja, ich war in allen Phasen sowohl aus Abarbeitungs- als auch aus Managementsicht viele male intensiv beteiligt.
Sehr häufig auch in Projektvolumen > 100.000 Euro.

Das Hauptproblem der Statistiker könnte eine möglichst präzise Phasenabgrenzung darstellen.

Das Verständnis für die einzelnen Phasen und die Aufwandszuordnungen ist selbst im „erfahrenen“ Management häufig recht unterschiedlich.

Hallo Stephan,

in der c’t 2004, Heft 23 war ein Artikel, der weitere Quellen referenziert, u.a. B.W. Boehm, Software Engineering Economics.

vielleicht möchtest du Dich an diesen Quellen entlang hangeln.

Gruß

Gerhard

Hallo Stephan,

es gibt keine allgemeinverbindlichen Zahlen, aber schon gute Anhaltspunkte.

Der Rational Unified Process gibt als Anhaltspunkte:

Phase Strategie und Vision: 10% des zeitlichen Gesamtaufwands, 5% des finanziellen.
Phase Ausarbeitung (Konzepte, Entwürfe, Detailplanung): 30% Zeit, 20% Budget
Phase Implementierung: 50% Zeit, 65% Budget
Phase Stabiliserung und Auslieferung: jeweils 10% Zeit und Budget.

Das sind, wie gesagt, natürlich nur Anhaltspunkte, die aus der Erfahrung vieler Softwareprojekte gemittelt wurden. Eine Aussage ist aber wichtig: Die Umsetzung eines Softwareprojekts braucht ungefähr so viel Zeit wie alle anderen Phasen zusammen. Der typische Fehler wäre, sehr lange zu konzipieren und dann zu glauben, dass man in deutlich kürzerer Zeit implementieren kann. Das misslingt regelmäßig.

Aus meiner persönlichen Erfahrung (Internet-Branche) kann ich dir sagen, dass ca. 50% des Budgets für Implementierung, 10-20% für Testing/Stabilisierung und der Rest für Spezifikation benötigt werden. Stimmt als mit den Aussagen des Rational Unified Process ungefähr überein.

Viele Grüße,
Rainer

Hallo Rainer,

genau diese Zahlen habe ich gesucht.

Woher hast Du die Angaben. Kannst Du mir eine Quelle nennen. Leider bin ich bis jetzt nicht fündig geworden.

Vielen herzlichen Dank, deine Antwort hat mir bis jetzt am besten geholfen.

Viele Grüße, Stephan

Hallo Stephan,

die Zahlen findest du in jedem Buch zum Rational Unified Process, zum Beispiel in diesem hier: http://www.amazon.de/Rational-Unified-Process-3rd-Ad…

Viele Grüße,
Rainer