Zeitenwende -ins kalte Wasser springen

Hallo claren,

Der Staat müßte nach amerikanischem Vorbild Greencards
verteilen, die ohne Sprachkenntnis nicht zu bekommen ist.

im Normalfall lernt man aber die Sprache doch gerade in dem Land, in dem sie gesprochen wird… Nicht, dass ich es verstehen könnte, wie man Menschen, die weder kulturell noch sprachlich etwas mit dem heutigen Deutschland zu tun haben, per se als „Deutsche“ bezeichnen kann. Aber mittlerweile gibt es tatsächlich die Regelung, dass Spätaussiedler eine Sprachprüfung ablegen müssen, bevor sie nach Deutschland kommen dürfen.

Viele immigrierte Eltern sprechen Zuhause ihre Heimatsprache,
und wundern sich über die 5 in Deutsch, die die Kinder dann
heimbringen.

DA muss ich sagen - das eine hat nur wenig mit dem anderen zu tun. Meine Eltern sprechen zu Hause auch Russisch, dennoch habe ich sehr schnell die deutsche Sprache gelernt und ich kenne genug andere, bei denen es genauso war/ist. Zeitweise war ich sogar die Klassenbeste in Deutsch, inmitten von deutschen Kindern. Ich kenne aber niemanden von meinen russischsprachigen Freunden, bei dem die Eltern zu Hause etwas anderes als ihre Muttersprache sprechen würden. Oder würdest Du - gesetz den Fall, Du würdest von heute auf morgen, na, sagen wir, nach Frankreich emigrieren (ohne große Französisch-Vorkenntnisse) - dort Französisch zu Hause sprechen? Zu Hause ist zu Hause und dort spricht man die Sprache, die man gewohnt ist, mit der man sich wohl fühlt und mit der man sich am besten ausdrücken/verständigen kann. Dass man dennoch die Sprache des neuen Landes lernen und die Integration der Kinder fördern sollte, ist eine ganz andere Sache. Aber würden meine Eltern zu Hause Deutsch sprechen, hätte ich Russisch längst komplett vergessen und das wäre sehr schade.

Es kein Sitzenbleiben mehr, das können Eltern mittels Gespräch
mit Lehrern verhindern. Wenn die Gymnasien ihre Kinder
behalten (müssen), weil sie in den Realschulen nicht
unterkommen können, dann sinkt vielleicht der Anspruchslevel
wieder.

Was ist denn der Sinn, das Niveau an den Gymnasien zu senken und damit Kinder, die wirklich das Zeug fürs Gymnasium haben, zu unterfordern ??? Pädagogisch gesehen wäre es viel sinnvoller, die Realschule auszubauen, die potentiellen Gymnasiasten gleich am Anfang viel stärker auszusieben (mein Gymnasium nimmt z.B. trotz einer um ein Vielfaches höheren Zahl an Bewerbungen jährlich nur 90 Schüler auf und kann gerade dadurch ein besonders hohes Niveau halten), evtl. durch Aufnahmetests zusätzlich zum Zeugnis sowie die Durchlässigkeit der Schulformen (in beide Richtungen) zu erhöhen. Dann würde man die Kinder eher ihrem Leistungsniveau entsprechend aufteilen, damit dem Sinn des derzeitigen Schulsystems nachkommen und die Kinder, die tatsächlich auf dem Stand des Gymnasiums sind, besser fördern als jetzt. Gleichzeitig würde man das Niveau der Realschule heben. Ähnlich könnte man im Übrigen bei der Aufteilung zwischen Real- und Hauptschule verfahren, um auch dort die „richtigen“ Verhältnisse wiederherzustellen. Am Ende müsste man die Realschule vielleicht gar nicht erweitern, sondern die Hauptschule, während man das Gymnasium eher verkleinern würde.

Die Ansprüche (seitens
der Firmenleitung und der Kunden) im Einzelhandel sind so
gestiegen, dass ein geistig schlicht gestrickter Mensch schon
eine super gute Anleitung braucht um im täglichen Einerlei
mithalten zu können.

Das Angebot bestimmt die Nachfrage. Ebenso können die Anforderungen nur dann so hoch sein, wenn sie im Durchschnitt auch erfüllt werden können. Ich finde es falsch, darauf zu pochen, die Anforderungen zu senken. Dann sollte schon lieber eine bessere (schulische) Ausbildung her, z.B. ein berufsvorbereitendes Jahr nach der Hauptschule.

Leider haben heutzutage Lehrherren nicht
mehr den Nerv einen 15jährigen pubertären Mensch aus der
Hauptschule gut auszubilden. Dazu gehört nämlich mehr als
vormachen und machen lassen. Dann lieber einen Volljährigen
mit (einem fragwürdigen) Niveau.

Wenn dieser Volljährige die Ansprüche des Vorgesetzten für denselben Lohn besser erfüllt als der 15-Jährige und wenn sich genügend Volljährige für diese Jobs finden - warum nicht? Und weshalb soll das Niveau des Volljährigen fragwürdiger sein als das des 15-Jährigen? Von welchem Niveau ist hier überhaupt die Rede?

Es können nicht alle Menschen Geistesleister sein, es gibt
auch die begabten Handwerker, die halt nichts mit Orthographie
und Arithmetik am Hut haben.

Ja, klar, solange sie begabt sind in ihrem Fach, solange finden sie auch eine Anstellung bzw. Kunden, denn als Kunde frag’ ich da kaum nach Arithmetik und Orthographie, solange mir der Handwerker die Rechnung korrekt ausstellt. Sobald sie aber für ihr Handwerk zu „einfach gestrickt“ sind, sind sie einfach nun mal keine guten Handwerker mehr.

(mein Mann hat zur Zeit einen
Lehrling - keinen geistigen Überflieger, aber geschickt,
willensstark und wenn er´s gerafft hat, dann hat er´s gerafft
:wink:))

Willst Du damit sagen - hätte Dein Mann die Möglichkeit gehabt, für denselben Lohn (werden Lehrlinge entlohnt? ja, oder?) einen besser vorgebildeten Lehrling auszubilden, der eine schnellere Auffassungsgabe hat, hätte er sich dennoch für den jetzigen entschieden? Ich glaube nicht. Aber andererseits siehst Du sowohl am Beispiel der Juwelier-Auszubildenden als auch des Lehrlings Deines Mannes, dass auch „einfacher gestrickte“ Menschen durchaus beruflich (bzw. zumindest erstmal bei der Ausbildung) unterkommen.

Gruß,
Anja

Hallo Anja,

Ich moechte nur auf einige Einzelheiten in deinem
Posting eingehen:

Was du ueber Muttersprache/Landessprache sagst,
kann ich voll unterschreiben. Wir reden mit den Kindern
auch vornehmlich deutsch, aber sie gehen (gingen bis jetzt)
auf eine amerikanische Schule.
Allerdings hilft es, dass wir Eltern die Hausaufgaben
auf Englisch begleiten koennen.

Pädagogisch gesehen wäre es viel
sinnvoller, die Realschule auszubauen, die potentiellen
Gymnasiasten gleich am Anfang viel stärker auszusieben

Dem moechte ich nicht so zustimmen, das traegt IMOL einen
unerhoerten Leistungsdruck auf die Grundschuljahre. Und
es soll Spaetzuender geben.
Was ich fuer wesentlich wirkungsvoller halten wuerde, waere
die viel groessere Durchlaessigkeit nach oben und unten
der verschiedenen Schulsysteme, die die Einteilung
im 10. Lebensjahr nicht so endgueltig sein lassen

Gruesse, Elke

Hallo Elke,

Allerdings hilft es, dass wir Eltern die Hausaufgaben
auf Englisch begleiten koennen.

Das glaub ich Dir gern, dass es hilft. Wenn die Eltern diese Möglichkeit haben, sollten sie diese auch nutzen, klar. Aber ich denke, hier geht es im Normalfall um Eltern, die noch schlechter Deutsch können als ihre Kinder.

Was ich fuer wesentlich wirkungsvoller halten wuerde, waere
die viel groessere Durchlaessigkeit nach oben und unten
der verschiedenen Schulsysteme, die die Einteilung
im 10. Lebensjahr nicht so endgueltig sein lassen

Da stimme ich Dir komplett zu. Irgendwo in meinem Posting hatte ich das auch erwähnt.
Es ging mir nur darum, dass claren meinte, man solle gleich auf eine Senkung des Gymnasialniveaus hinarbeiten dadurch, dass man die Durchlässigkeit nach unten wegfallen lässt. DAS halte ich für kontraproduktiv.

Gruß,
Anja

Hallo Friedich,

meine Kinder waren noch nie an einer deutschen
Schule. Ich finde diese ganze fruehe Aufteilung\
in Haupt/Realschulen und Gymnasium schlichtweg
pervers. Englischsprachige Eltern und Lehrer,
egal aus welchem Land, schuetteln immer entsetzt
den Kopf, wenn ich ihnen versuche, das ‚deutsche
System‘ zu erklaeren.

Dam kan ich nur zustimmen, sei froh, daß deine kinder woanders zur Schule gehen können.

sie diesem punkt habe ich neulich folgendes gelesen.

"Die meisten der bei PISA schlecht weggekommenen Länder sich mittlerweile auf den Weg Richtung finnische, schwedische, kanadische und niederländische Schulverhältnisse aufgemacht haben, nur Deutschland nicht. Es sucht sein Heil eher in seiner glorreichen Schulvergangenheit. Während Politiker in Sonntagsreden auf den einzigen deutschen „Bodenschatz“, nämlich die Bildung der Kinder verweisen, stornieren sie Renovierungsgelder für marode Gebäude, erhöhen sie Klassenfrequenzen, streichen sie Lehrerstunden und -stellen und sorgen - wie Hamburg - mit neuen Lehrerarbeitsmodellen für eine Aufwertung des ohnehin ziemlich ineffizienten Belehrungsanteils von Schule und eine Abwertung des erzieherischen Lehrerengagements. Während unsere Kinder immer häufiger aus dem Ruder laufen, scheitern unsere Kultusminister an der Quadratur des Kreises, Schulen einerseits leistungsfähiger und andererseits kostengünstiger gestalten zu wollen, weil sie Bildung für eine hochwertige und Erziehung für eine geringwertige Leistung halten.

Gebraucht wird eine frühere Einschulung mit fünf oder gar vier Jahren, die gegenüber früh geförderten und vernachlässigten Kindern in gleicher Weise wichtig ist, mit einem Frühwarnsystem gegenüber Verhaltensauffälligkeiten (wie in den finnischen „Startergruppen“). Gebraucht werden flächendeckende Ganztagsschulen, mit einer neun- oder zehnjährigen Grundschule, mit zwei Klassenlehrern für jeden Schüler (am besten eine Frau und ein Mann) mit einem grundständigen Klassenlehrerstudium für etwa die Hälfte der Lehrerstudenten und mit einer „aufsuchenden“ Pädagogik gegenüber Elternhäusern. Lehrer sollten im Team arbeiten, 35 Zeitstunden à 60 Minuten in der Schule verbringen, von denen nur ein Teil Unterricht ist."

Gruß

Grisabella

Hmmmmmmmm,

Dam kan ich nur zustimmen, sei froh, daß deine kinder
woanders zur Schule gehen können.

So schlimm sind deutsche Schulen nun auch wieder nicht. Man muss nur ein wenig suchen um die richtige für sein Kind zu finden.

Während unsere Kinder immer
häufiger aus dem Ruder laufen,

Schulen sind Bildungseinrichtungen, keine Verwahranstanlten für verhaltensauffällige und vernachlässigte Kinder. Dazu werden sie aber leider häufig degradiert. Wenn das Elternhaus keinen Halt gibt und den Erziehungsversuche der Schulen entgegenwirkt, kann das ja nicht klappen. Erziehung fängt nicht erst mit der Einschulung an, dazu sind Lehrer einfach nicht ausgebildet. Es gibt andere Stellen, die sich um Vernachlässigung kümmern. Dabei kann die Schule zwar helfen, ist aber nicht der Hauptträger.

scheitern unsere Kultusminister
an der Quadratur des Kreises, Schulen einerseits
leistungsfähiger und andererseits kostengünstiger gestalten zu
wollen, weil sie Bildung für eine hochwertige und Erziehung
für eine geringwertige Leistung halten.

Bildung kostet Geld, keine Frage…und das Geld sollte man auch bereitstellen. Leider wird immer häufiger am falschen Ende gespart. :frowning:

Gebraucht wird eine frühere Einschulung mit fünf oder gar vier
Jahren,

Das finde ich falsch. Von so jungen Kindern kann keiner verlangen so lange Zeit stillzusitzen und den Mund zu halten. Verpflichtender Kindergartenbesuch wäre da wohl schon förderlicher um die Sozialkompetenz ein bisschen zu entwickeln. Ausserdem sind die Erzieher dort für das jeweilige Alter auch ausgebildet. Bei Lehrern ist das oft nicht der Fall.
Als ich mich das letzte Mal mit einer Bekannten unterhalten habe, die in England in der Grundschule als Lehrerin arbeitet, war sie auch der Meinung, das das Einschulungsalter dort viel zu niedrig sei. Viele Kinder sind damit einfach überfordert.

die gegenüber früh geförderten und vernachlässigten
Kindern in gleicher Weise wichtig ist, mit einem
Frühwarnsystem gegenüber Verhaltensauffälligkeiten (wie in den
finnischen „Startergruppen“).

Was spricht denn nun eigentlich gegen nen Kindergarten ?? Schulpsychologen, Teaching/Learning Support Assistants ? Damit sich der Lehrer auf seinen Job konzentrieren kann.

Gebraucht werden flächendeckende
Ganztagsschulen,

Ja, finde ich gut…solange sie nicht wieder zu Verwahranstalten gemacht werden, damit Mami und Papi nicht mehr so viel Zeit mit ihren Sprösslingen verbringen müssen.

mit einer neun- oder zehnjährigen
Grundschule,

Hm…das nennt sich dann Gesamtschule und die gibt es schon. Obwohl da Kinder auch einfach untergehen können, sei es, weil das Niveau zu hoch, oder zu niedrig ist. Der „Goldene Mittelweg“ ist nicht immer die richtige Lösung. Kinder sollten gemäß ihren Fähigkeiten gefordert und gefördert werden. Bei einer undifferenzierten „Grundschule“ für so lange Zeit geht das nicht.

mit zwei Klassenlehrern für jeden Schüler (am
besten eine Frau und ein Mann) mit einem grundständigen
Klassenlehrerstudium für etwa die Hälfte der Lehrerstudenten
und mit einer „aufsuchenden“ Pädagogik gegenüber
Elternhäusern.

Na, warum denn dann nicht gleich ne Waldorfschule ?

Lehrer sollten im Team arbeiten,

klar, kein Thema

35 Zeitstunden
à 60 Minuten in der Schule verbringen, von denen nur ein Teil
Unterricht ist."

Und die Unterrichtsvorbereitung, die Korrektur von Arbeiten, die seelische Betreuung der Schüler, die Leitung von Zusatzangeboten (wie Chor, Fussballteam, Schwimmteam, Fotoclub, diversen anderen AGs), Klassenfahrten, Elternabende, Schulkonferenzen usw. sind alles bereits Aufgaben die Lehrer übernehmen und die nicht Teil des Unterrichts sind. Kommt das dann nach den 35h oder ist das bereits eingebunden ? Lehrer/innen haben genauso ein Recht auf Freizeit. Es ist auch nur ein Job und keine Lebensaufgabe bei der man im wahrsten Sinne des Wortes sein Leben aufgibt. Wie naiv ist denn diese Annahme, dass Lehrer nach Schulschluss einfach heim gehen und es sich gut gehen lassen ?

Ja, schlagt mich, macht mich nieder, motzt mich an und sagt mir, dass ich mal eine gaaaaaaanz furchtbare Lehrerin werde, weil ich bei solchen Vorschlägen nicht fröhlich durch die Gegend hüpfe.

Schönen Gruß
Kel

Hmmmmmmmm,

So schlimm sind deutsche Schulen nun auch wieder nicht. Man
muss nur ein wenig suchen um die richtige für sein Kind zu
finden.

Ja mit der Lupe.

Während unsere Kinder immer
häufiger aus dem Ruder laufen,

Schulen sind Bildungseinrichtungen, keine Verwahranstanlten
für verhaltensauffällige und vernachlässigte Kinder. Dazu
werden sie aber leider häufig degradiert. Wenn das Elternhaus
keinen Halt gibt und den Erziehungsversuche der Schulen
entgegenwirkt, kann das ja nicht klappen. Erziehung fängt
nicht erst mit der Einschulung an, dazu sind Lehrer einfach
nicht ausgebildet. Es gibt andere Stellen, die sich um
Vernachlässigung kümmern. Dabei kann die Schule zwar helfen,
ist aber nicht der Hauptträger.

Auf der anderen seite wird Bildung immermehr ins Elternhaus delegiert. in kaum einem Land hängt der Schulerfolg der Kinder so sehr von der Herkunft ab.
Kein Problem mal bei den Hausaufgaben zu helfen, aber als in der klasse meiner Tochter Eltern Gemeinschaften gebildet haben um den Kindern nachmittags den Schulstoff, den sie morgens hätten vermittelt bekommen müssen, beizubringen, bin ich auf die Barrikaden gegangen. Der Kommentar der Lehrerin lautete damals: Was glauben Sie denn, ich brauche einen Notendurchschnitt von 1-6, aus welchen Gründen dieser sich auch immer ergibt, ist mir egal. Soviel zum Thema Gerechtigkeit und Privilegien, denn bevorzugt waren ganz klar die Kinder deren Eltern Zeit hatten und auch entsprechende Eignung den Kindern etwas zu vermitteln oder genug Geld, eine Nachhilfe zu bezahlen.

Gebraucht wird eine frühere Einschulung mit fünf oder gar vier
Jahren,

Das finde ich falsch. Von so jungen Kindern kann keiner
verlangen so lange Zeit stillzusitzen und den Mund zu halten.
Verpflichtender Kindergartenbesuch wäre da wohl schon
förderlicher um die Sozialkompetenz ein bisschen zu
entwickeln. Ausserdem sind die Erzieher dort für das jeweilige
Alter auch ausgebildet. Bei Lehrern ist das oft nicht der
Fall.
Als ich mich das letzte Mal mit einer Bekannten unterhalten
habe, die in England in der Grundschule als Lehrerin arbeitet,
war sie auch der Meinung, das das Einschulungsalter dort viel
zu niedrig sei. Viele Kinder sind damit einfach überfordert.

Es kommt ganz darauf an wie das abläuft. Eine sehr gute Freundin und Mutter meiner Patentochter wohnt in Holland.
Dort ist die „Vorschule“ in die Grundschule integriert. Auf freiwilliger Basis geht es bereits mit 4 Jahren los (wird von den meisten Eltern genutzt) und offizielle „Schulpflicht“ ist dann ab 5 Jahren.

Im ersten Jahr ging es vor allem darum, die Kinder langsam an den Schulbetrieb und die Klassengemeinschaft zu gewöhnen. Kinder, die Eingewöhnungsschwierigkeiten hatten, mussten auch nicht gleich von Anfang an jeden Tag kommen, sondern ihnen wurde Gelegenheit gegeben, sich langsam an die Schule zu gewöhnen. Die Klassenstärke hat sich im Laufe des Schuljahres ständig verändert, da die Kinder nicht an einem bestimmten Stichtag eingeschult wurden, sondern jeweils um ihren Geburtstag herum. So wurden nach und nach neue Kinder in die Klasse integriert und die „alten Hasen“ haben ihnen dabei geholfen. Am Anfang des Schuljahres waren es im Fall meines Patenkindes 15 Kinder und gegen Ende des Schuljahres etwas über 20. Betreut wurden sie von einer Lehrerin, was aber prima funktioniert hat, da die Kinder viel in kleinen Gruppen aktiv waren und sich gegenseitig geholfen haben. Im ersten Jahr wurde vor allem viel gespielt und die Kinder haben gelernt, sich an die Schulregeln zu gewöhnen. Spielerisch wurde auch schon mit Zahlen und Buchstaben gearbeitet und wer wollte, konnte auch schon Schreiben üben oder mit Zahlen „arbeiten“. Besonders gut hat uns gefallen, dass ganz gezielt auf die einzelnen Kinder und ihren Entwicklungsstand eingegangen wurde. Nicht nur die schwächeren, sondern auch die lerngierigen Kinder wurden individuell gefördert.

Ob eine Integration der Vorschule in die Grundschule sinnvoll ist oder nicht, hängt meiner Meinung nach einzig und allein von der konkreten Ausgestaltung ab. Natürlich kann man Vierjährige oder Fünfjährige nicht dazu zwingen, den ganzen Vormittag still am Platz zu sitzen und sich mit Wissen berieseln zu lassen, aber wie das Beispiel Holland zeigt: Es geht auch anders. Und die Kinder, die ich in der Klasse meiner Patenttochter erlebt habe, waren ausgesprochen stolz auf jeden Buchstaben, den sie schreiben und jede Aufgabe, die sie lösen konnten.

Meiner Meinung nach sollte man sich ruhig mal in anderen Ländern, in denen Kinder schon früher „eingeschult“ werden umschauen und feststellen, welche Ideen sich eventuell auch auf Deutschland übertragen lassen. es muss ja nicht jeder das „Rad neu erfinden“.

Was spricht denn nun eigentlich gegen nen Kindergarten ??

Kindergarten ist nicht verplichtend und oft auch nur dazu da, daß die Kinder mal ein paar Stunden mir anderen spielen. Weißt du wie schwer es ist hierzulande einen GUTEN Ganztagskindergartenplatz zu finden.

Deutschland ist Schlusslicht bei der Erzieherinnen-Ausbildung. In nahezu allen europäischen Ländern müssen Erzieherinnen das Gymnasium besucht haben und eine fundierte Ausbildung an einer Fachhochschule oder Universität machen. Hierzulande reicht eine Breitbandausbildung an einer Fachschule, die von der Betreuung Obdachloser bis zur Arbeit im Kindergarten alle möglichen pädagogischen Berufsfelder abdecken soll.

Viele gute Erzieherinnen suchen nach kurzer Zeit das Weite , machen eine Fortbildung und gründen eine Ich-AG für Rhythmik-Unterricht. Da können deutsche Eltern dann nachmittags für cash das buchen, was eigentlich der Kindergarten anbieten sollte. Und warum qualifizieren und bezahlen wir die Erzieherinnen nicht besser, wie es auch die weniger wohlhabenden EU- Länder tun? Weil bis heute bei uns die altmodische Vorstellung herrscht, dass Kinder eigentlich bis zum Schulein- tritt in die Obhut der Familie gehören. Wie Anfang des 19. Jahrhunderts, als die ersten „Kinderverwahranstalten“ für Arbeiterinnen entstanden, damit diese nicht der Armenfürsorge zur Last fielen. Deshalb sind bis heute die Gemeinden zuständig - und die haben besonders wenig Geld.

Gebraucht werden flächendeckende

Ganztagsschulen,

Ja, finde ich gut…solange sie nicht wieder zu
Verwahranstalten gemacht werden, damit Mami und Papi nicht
mehr so viel Zeit mit ihren Sprösslingen verbringen müssen.

Was heißt hier wieder?

Kinder sollten
gemäß ihren Fähigkeiten gefordert und gefördert werden. Bei
einer undifferenzierten „Grundschule“ für so lange Zeit geht
das nicht.

Und wieso geht das dann in vielen anderen Ländern besser als in unserem dreigliedrigen Schulsystem?

mit zwei Klassenlehrern für jeden Schüler (am
besten eine Frau und ein Mann) mit einem grundständigen
Klassenlehrerstudium für etwa die Hälfte der Lehrerstudenten
und mit einer „aufsuchenden“ Pädagogik gegenüber
Elternhäusern.

Na, warum denn dann nicht gleich ne Waldorfschule ?

Mit Waldorfschule hat da doch erstmal gar nichts zu tun. da steckt eine bestimmte Ideologie und Unterrichtsform hinter, die nun wirlich nicht jedem zusagt.
In Holland und finnland sind auch nicht alles Waldorfschulen und trotzdem läuft es auf die art.

35 Zeitstunden
à 60 Minuten in der Schule verbringen, von denen nur ein Teil
Unterricht ist."

Und die Unterrichtsvorbereitung, die Korrektur von Arbeiten,
die seelische Betreuung der Schüler, die Leitung von
Zusatzangeboten (wie Chor, Fussballteam, Schwimmteam,
Fotoclub, diversen anderen AGs), Klassenfahrten, Elternabende,
Schulkonferenzen usw. sind alles bereits Aufgaben die Lehrer
übernehmen und die nicht Teil des Unterrichts sind. Kommt das
dann nach den 35h oder ist das bereits eingebunden ?

Solche Sachen wie AGs sind da schon mit eingebunden. In anderen Ländern gehöret sowas zur Schule mit dazu. Hier gibt es dach kaum Schulen, die sowas anbieten. Dafür muß man seine Kinder dann oft zu Musikschulen und Vereinen kutschieren.

Wie naiv ist denn diese
Annahme, dass Lehrer nach Schulschluss einfach heim gehen und
es sich gut gehen lassen ?

Wie machen das Leherer an Ganztagsschulen in anderen Ländern? Die sind nicht gestresster als bei uns. Was (außer Platzmangel) spricht dagegen, daß Lehrer, wie andere Berufstätige auch, einen Arbeitsplatz an der Schule haben, an dem sie, wenn sie nicht unterrichten, den Unterricht vorbereiten und arbeiten korrigiern und dann zu Zeiten wie jeder andere Berufstätige und die Schüler nach Hause kommen. dann würd auch niemand mehr denken, daß Lehrer den halben tag frei haben.

Grisabella

1 Like

Hi Grisabella,

So schlimm sind deutsche Schulen nun auch wieder nicht. Man
muss nur ein wenig suchen um die richtige für sein Kind zu
finden.

Ja mit der Lupe.

Hm, einfach mal umhören reicht bei uns meist aus. Obwohl ich nicht weiss, wo do wohnst, da kann es auch anders ausehen.

Kein Problem mal bei den Hausaufgaben zu helfen, aber als in
der klasse meiner Tochter Eltern Gemeinschaften gebildet haben
um den Kindern nachmittags den Schulstoff, den sie morgens
hätten vermittelt bekommen müssen, beizubringen, bin ich auf
die Barrikaden gegangen. Der Kommentar der Lehrerin lautete
damals: Was glauben Sie denn, ich brauche einen
Notendurchschnitt von 1-6, aus welchen Gründen dieser sich
auch immer ergibt, ist mir egal. Soviel zum Thema
Gerechtigkeit und Privilegien, denn bevorzugt waren ganz klar
die Kinder deren Eltern Zeit hatten und auch entsprechende
Eignung den Kindern etwas zu vermitteln oder genug Geld, eine
Nachhilfe zu bezahlen.

Ich finde derartiges auch ne Frechheit, hab aber auch noch nie von einem solchen Fall gehört. Dennoch, meine Eltern sind beide voll berufstätig und das schon solange ich denken kann. Zeit hatten sie trotzdem immer. Das ist aber auch meist gar nicht der Punkt. Was ich schade finde, ist das viele Kinder gar nicht mehr die Ansicht vermittelt bekommen, dass die Schule wichtig ist. Und das Eltern sich manchmal auch gar nicht mehr dafür interessieren, was ihre Kinder eigentlich in der Schule machen.

Es kommt ganz darauf an wie das abläuft. Eine sehr gute
Freundin und Mutter meiner Patentochter wohnt in Holland.
Dort ist die „Vorschule“ in die Grundschule integriert. Auf
freiwilliger Basis geht es bereits mit 4 Jahren los (wird von
den meisten Eltern genutzt) und offizielle „Schulpflicht“ ist
dann ab 5 Jahren.

Natürlich kommt es auf den Ablauf an. (Vorschulen gibt es hier übrigens auch, sind aber nicht so verbreitet.) Das Problem ist aber, dass die Kinder, die eine frühe Integration brauchen könnten (z.B. aus Familien, in denen die Eltern kein Deutsch sprechen oder wo die Eltern sich nicht kümmern) oft nicht in solche Einrichtungen geschickt werden. Und wenn, ist es vielen Eltern auch wieder egal.

Kindergarten ist nicht verplichtend und oft auch nur dazu da,
daß die Kinder mal ein paar Stunden mir anderen spielen. Weißt
du wie schwer es ist hierzulande einen GUTEN
Ganztagskindergartenplatz zu finden.

Deswegen würde ich ihn verpflichtend machen. Das Problem mit den Kindergartenplätzen ist ja bekannt. Es ist aber wieder eine Geldfrage und an der Bildung wird bekanntlich gespart. Um den Kindern gleich im Kindergarten (oder zumindest in dem Alter, wie das Ding nun heisst, ist ja egal) Lesen und Schreiben beizubringen, müssten die Lehrkräfte dazu auch entsprechend ausgebildet sein. Dass bedeutet eine Umstrukturierung der Erzieher(innen)ausbildung und kostet auch wieder Geld. Wäre aber sicher gut mal dran zu denken.

Viele gute Erzieherinnen suchen nach kurzer Zeit das Weite ,
machen eine Fortbildung und gründen eine Ich-AG für
Rhythmik-Unterricht. Da können deutsche Eltern dann
nachmittags für cash das buchen, was eigentlich der
Kindergarten anbieten sollte. Und warum qualifizieren und
bezahlen wir die Erzieherinnen nicht besser, wie es auch die
weniger wohlhabenden EU- Länder tun?

Dem kann ich nur zustimmen.

Weil bis heute bei uns
die altmodische Vorstellung herrscht, dass Kinder eigentlich
bis zum Schulein- tritt in die Obhut der Familie gehören.

Diese Einstellung kann ich auch nicht nachvollziehen. Ich weiss noch, dass ich als zukünftige Rabenmutter bezeichnet wurde, weil ich meine Kinder in den Kindergarten schicken würde. Das ist aber ein kulturelles Problem und lässt sich nicht so leicht ändern. Bei vielen Leuten sitzt immernoch im Kopf, dass die Mama daheim sein muss und sich 24/7 um die Kinder zu kümmern hat. (Ja, da gehört hier bei uns auch dazu die Kids zu 6 verschiedenen Vereinen pro Woche zu schleifen.)

Wie
Anfang des 19. Jahrhunderts, als die ersten
„Kinderverwahranstalten“ für Arbeiterinnen entstanden, damit
diese nicht der Armenfürsorge zur Last fielen. Deshalb sind
bis heute die Gemeinden zuständig - und die haben besonders
wenig Geld.

Wen würdest du denn zuständig machen ?

Was heißt hier wieder?

Umgangssprache. Verzeihung. *grins*

Kinder sollten
gemäß ihren Fähigkeiten gefordert und gefördert werden. Bei
einer undifferenzierten „Grundschule“ für so lange Zeit geht
das nicht.

Und wieso geht das dann in vielen anderen Ländern besser als
in unserem dreigliedrigen Schulsystem?

Weil in vielen Ländern eine Differenzierung innerhalb der Klasse bzw. Schule erfolgt. Es lernen nicht alle zur gleichen Zeit die gleichen Sachen. Einige Kinder sind schneller, andere brauchen länger. Aber diese Methode ist leider sehr zeit- und arbeitsintensiv. Viele Lehrer schrecken davor zurück und manche wissen (zumindest hab ich das so empfunden) nicht einmal, dass so etwas möglich ist. Ein weiteres Problem ist, dass Lehrer hier oft auf sich allein gestellt sind und solch ein Unterricht nicht klappt, weil man die Klasse in Gruppen einteilen müsste, die individuell betreut werden können. Die Idee mit den zwei Lehrkräften ist daher nicht schlecht.

Mit Waldorfschule hat da doch erstmal gar nichts zu tun. da
steckt eine bestimmte Ideologie und Unterrichtsform hinter,
die nun wirlich nicht jedem zusagt.
In Holland und finnland sind auch nicht alles Waldorfschulen
und trotzdem läuft es auf die art.

Damit meinte ich auch nicht die Ideologie der Waldorfschulen (und es sollte auch keine Kritik sein, sondern ne Frage) sondern die Tatsache des Klassenlehrerunterrichts. Dort wird man ja darauf vorbereitet „Klassenlehrer“ zu sein und zwar nicht nur in der Grundschule. Vielleicht lässt sich was abgucken. :smile:

Solche Sachen wie AGs sind da schon mit eingebunden. In
anderen Ländern gehöret sowas zur Schule mit dazu. Hier gibt
es dach kaum Schulen, die sowas anbieten.

Ich war an einigen Schulen und überall gehörte das dazu. Komisch.

Dafür muß man seine
Kinder dann oft zu Musikschulen und Vereinen kutschieren.

Muss man nicht. Aber ich bin auf nem Dorf aufgewachsen, da ist das anders, das sehe ich ein. Obwohl ich auch hier in der Stadt kaum Kids kenne, die von Mama und Papa überall hingefahren werden. Aber einige Eltern haben bei uns von Schulbeginn bis Schulschluss vor der Schule im Auto gewartet. Wenn die sonst nix zu tun haben, können sie wohl auch Taxi spielen. (Bin ich die Einzige, die sowas zumindest irgendwie eigenartig findet ??)

Wie machen das Leherer an Ganztagsschulen in anderen Ländern?
Die sind nicht gestresster als bei uns.

Also, mein Freund arbeitet bis um 10 Uhr abends in der Woche und am Sonntag und hat kaum Privatleben. Er bekommt deswegen keine Überstunden bezahlt oder ein tolleres Gehalt als andere Leute. Wenn du noch ein bissl wartest (so 2 Jahre, dann bin ich mit dem Studium fertig.) dann kann ich dir sagen, wie ich das mache. *grins* Ich muss dann nämlich auch in einer Ganztagsschule unterrichten. (Naja, muss…ich möchte.)

Was (außer
Platzmangel) spricht dagegen, daß Lehrer, wie andere
Berufstätige auch, einen Arbeitsplatz an der Schule haben, an
dem sie, wenn sie nicht unterrichten, den Unterricht
vorbereiten und arbeiten korrigiern und dann zu Zeiten wie
jeder andere Berufstätige und die Schüler nach Hause kommen.
dann würd auch niemand mehr denken, daß Lehrer den halben tag
frei haben.

Ich hab auch schon so nen „normalen“ Job gehabt und hatte wirklich genug Freitzeit während meiner „Arbeitszeit“. Warum ? Weil Lehrer nicht einfach mal zur Zigarettenpause verschwinden können, weil sie nicht im Internet rumsurfen, während sie arbeiten sollten, weil sie nicht einfach mal früher Schluss machen können, wenn es ihnen nicht gut geht usw.
Wieso kommen Lehrer denn eigentlich früher heim als Schüler ? *wunder* Was machen denn die ganzen Schüler noch ? *smiles*
Im übrigen sind meine Lehrer auch nicht früher heim als wir, und wenn wir bis um 17:15 Uhr Untericht hatten, mussten sie eben auch bleiben.

Schönen Gruß
Kel

Hmmmmmmmm,

So schlimm sind deutsche Schulen nun auch wieder nicht. Man
muss nur ein wenig suchen um die richtige für sein Kind zu
finden.

Ja mit der Lupe.

Oder mit dem nötigen Kleingeld in der Tasche eine Privatschule… *g*

Im ersten Jahr ging es vor allem darum, die Kinder langsam an
den Schulbetrieb und die Klassengemeinschaft zu gewöhnen.
Kinder, die Eingewöhnungsschwierigkeiten hatten, mussten auch
nicht gleich von Anfang an jeden Tag kommen, sondern ihnen
wurde Gelegenheit gegeben, sich langsam an die Schule zu
gewöhnen. Die Klassenstärke hat sich im Laufe des Schuljahres
ständig verändert, da die Kinder nicht an einem bestimmten
Stichtag eingeschult wurden, sondern jeweils um ihren
Geburtstag herum. So wurden nach und nach neue Kinder in die
Klasse integriert und die „alten Hasen“ haben ihnen dabei
geholfen. Am Anfang des Schuljahres waren es im Fall meines
Patenkindes 15 Kinder und gegen Ende des Schuljahres etwas
über 20. Betreut wurden sie von einer Lehrerin, was aber prima
funktioniert hat, da die Kinder viel in kleinen Gruppen aktiv
waren und sich gegenseitig geholfen haben. Im ersten Jahr
wurde vor allem viel gespielt und die Kinder haben gelernt,
sich an die Schulregeln zu gewöhnen. Spielerisch wurde auch
schon mit Zahlen und Buchstaben gearbeitet und wer wollte,
konnte auch schon Schreiben üben oder mit Zahlen „arbeiten“.
Besonders gut hat uns gefallen, dass ganz gezielt auf die
einzelnen Kinder und ihren Entwicklungsstand eingegangen
wurde. Nicht nur die schwächeren, sondern auch die
lerngierigen Kinder wurden individuell gefördert.

Das klingt nach einer idealen Musterschule. Aber ich bin mir sicher, wenn man genauer hinguckt, stecken auch dort Probleme. Z.B. kann ich mir nicht vorstellen, dass es in jeder dieser „Klassengemeinschaften“ so abläuft, dass alle Kinder super hilfsbereit sind und „Neulinge“ unterstützen. Außerdem finde ich 20 Knirpse auf nur eine Lehrerin auch schon etwas zu viel, zumindest, um dann noch von individueller Förderung zu sprechen. Wie soll das ablaufen?

Ob eine Integration der Vorschule in die Grundschule sinnvoll
ist oder nicht, hängt meiner Meinung nach einzig und allein
von der konkreten Ausgestaltung ab. Natürlich kann man
Vierjährige oder Fünfjährige nicht dazu zwingen, den ganzen
Vormittag still am Platz zu sitzen und sich mit Wissen
berieseln zu lassen, aber wie das Beispiel Holland zeigt: Es
geht auch anders. Und die Kinder, die ich in der Klasse meiner
Patenttochter erlebt habe, waren ausgesprochen stolz auf jeden
Buchstaben, den sie schreiben und jede Aufgabe, die sie lösen
konnten.

Ja, klar, ich finde auch, dass man Kinder schon frühzeitig fördern sollte. Wenn ein Kind in der Lage ist, früher als der „Durchschnitt“ etwas zu erlernen, dann soll ihm auch die Möglichkeit dazu gegeben werden. Allerdings sollte sich diese Förderung auch in seiner späteren Schullaufbahn wiederfinden lassen, sonst langweilt sich dieses Kind zusammen mit weiteren Kids, die das gerade erst lernen, was das besprochene Kind schon kann.

Im Endeffekt finde ich, dass es Haarspalterei ist, ob dieser spielende Unterricht in die Grundschule oder den Kindergarten integriert werden soll. Ich persönlich finde auch, dass die KiGa-ErzieherInnen besser ausgebildet werden müssen (Uni/FH/BA) und es durchaus eine Art „Lehrplan“ für den KiGa geben sollte, sodass Kinder bereits dort spielerisch ein Grundverständnis für die Mathematik, dier Sprache, die Biologie und Physik etc. erwerben. Außerdem sollte m.E. der KiGa ab einem bestimmten Alter zur Pflicht werden (z.B. ab Drei, wobei ich für ausländische Kinder diese Altersgrenze auf 2,5 heruntersetzen würde).

Meiner Meinung nach sollte man sich ruhig mal in anderen
Ländern, in denen Kinder schon früher „eingeschult“ werden
umschauen und feststellen, welche Ideen sich eventuell auch
auf Deutschland übertragen lassen. es muss ja nicht jeder das
„Rad neu erfinden“.

Ja, klar. Man muss aber auch nicht sofort ein komplett anderes System abkupfern und unser jetziges Verwerfen, sondern man sollte eher versuchen, aus mehreren Systemen die Rosinen rauszupicken und zu einem neuen System zusammenzuführen. Es wird heute mit so viel Pessimismus über das deutsche Schulsystem geredet, ohne dass man bereit wäre, zu erkennen, dass es auch Vorteile hat.

Kindergarten ist nicht verplichtend und oft auch nur dazu da,
daß die Kinder mal ein paar Stunden mir anderen spielen. Weißt
du wie schwer es ist hierzulande einen GUTEN
Ganztagskindergartenplatz zu finden.

Ja, eben, das ist das Schlimme und das sollte man ändern, anstatt zusätzlich eine Vorschule einzuführen, finde ich.

Kinder sollten
gemäß ihren Fähigkeiten gefordert und gefördert werden. Bei
einer undifferenzierten „Grundschule“ für so lange Zeit geht
das nicht.

Und wieso geht das dann in vielen anderen Ländern besser als
in unserem dreigliedrigen Schulsystem?

Weil dort wesentlich mehr Geld in die Zusatzbetreuung und -förderung der Kinder investiert werden und weil dort Kinder auch viel mehr Zeit in der Obhut der Lehrerschaft verbringen. Dass das dreigliedrige Schulsystem in Deutschland der augenscheinlichste Unterschied zu vielen anderen Ländern ist, bedeutet nicht, dass es automatisch ein negativer Aspekt ist. Ich kann mich einfach nicht für eine verlängerte Grundschule aussprechen, nachdem ich die Grundschulzeit hier nur gähnend verbracht habe und dennoch Klassenbeste war, während sich andere Kinder, die im Elternhaus anscheinend eine nicht allzu ernsthafte Lerneinstellung mitbekommen haben, gar nichts für die Schule taten und lauter Sechsen einheimsten. Weder sie noch ich wurden so gefördert, wie es sinnvoll gewesen wäre. Weder hatten die Lehrer Zeit, diesen Kindern das Lernen selbst beizubringen, auf ihre Lern- und Schuleinstellung einzugehen und Lücken in ihren elementaren Grundkenntnissen zu schließen, noch konnten die Lehrer mich in irgendeiner Weise zusätzlich fördern. Das hätte ich mir noch weitere vier Jahre antun sollen? Nein, danke.

Ich bin durchaus der Meinung, dass es sinnvoll ist, Kinder in Leistungsgruppen aufzuteilen und zu unterrichten, also das Schulsystem zu gliedern. Dann kann man auf die lernschwächeren Kinder anders eingehen als auf die begabteren, während in einer Gesamtschule das Unterrichtsniveau zwangsläufig in der Mitte liegen muss und die einen unter-, die anderen aber überfordert werden. Damit schafft man keine vernünftige Bildung.
Allerdings gibt es recht viele Kinder, die erst ab einem bestimmten Alter Begabungen bzw. eine serösere Lerneinstellung entfalten, andererseits „rutschen“ manche „ab“. Deshalb bin ich für ein SEHR durchlässiges (in beide Richtungen), aber immer noch dreigliedriges Schulsystem. Und für die Übernahme der Rosinen aus den skandinavischen Ländern: den Lehrerberuf angesehener machen (höheres Gehalt, mehr Freizeit), Nachmittagsbetreuung für Kinder in die Schule inkl. kostenloser Hausaufgabenbetreuung und Nachhilfe für schwächere Schüler, kleine(re) Schulklassen, frühzeitige Förderung, frühzeitige Problemerkennung.

Wie machen das Leherer an Ganztagsschulen in anderen Ländern?
Die sind nicht gestresster als bei uns. Was (außer
Platzmangel) spricht dagegen, daß Lehrer, wie andere
Berufstätige auch, einen Arbeitsplatz an der Schule haben, an
dem sie, wenn sie nicht unterrichten, den Unterricht
vorbereiten und arbeiten korrigiern und dann zu Zeiten wie
jeder andere Berufstätige und die Schüler nach Hause kommen.
dann würd auch niemand mehr denken, daß Lehrer den halben tag
frei haben.

Ich glaube, so einfach ist das aber auch nicht. Denn allein die Einrichtung solcher Arbeitsplätze wäre sehr teuer (lieber das Geld in die Einstellung von mehr Lehrern stecken) und warum soll man den Lehrern außerdem die Möglichkeit der freien Zeiteinteilung absprechen, die sie haben, wenn sie zu Hause den Unterricht vorbereiten?
Aber generell finde ich die Idee mit den Arbeitsplätzen gar nicht so schlecht, nur eben etwas unrealistisch (jedem Lehrer einen Tisch, die nötigen Bücher/Unterlagen, Computer etc.).

Gruß,
Anja

PS

So schlimm sind deutsche Schulen nun auch wieder nicht. Man
muss nur ein wenig suchen um die richtige für sein Kind zu
finden.

Es ist eigentlich schon schlimm genug, daß man nach guten schulen suchen muß, schlechte Schulen sollten die Ausnahme sein nicht die Regel.

Hallo,

"Die meisten der bei PISA schlecht weggekommenen Länder sich
mittlerweile auf den Weg Richtung finnische, schwedische,
kanadische und niederländische Schulverhältnisse aufgemacht
haben, nur Deutschland nicht. Es sucht sein Heil eher in
seiner glorreichen Schulvergangenheit.

Sorry, merkst Du nicht, was das für ein Quark ist?
Früher waren die deutschen Schulen mal so gut, daß das Ausland neidisch darauf geblickt hat. Und jetzt soll das alles Mist sein?

Während Politiker in
Sonntagsreden auf den einzigen deutschen „Bodenschatz“,
nämlich die Bildung der Kinder verweisen, stornieren sie
Renovierungsgelder für marode Gebäude, erhöhen sie
Klassenfrequenzen, streichen sie Lehrerstunden und -stellen
und sorgen - wie Hamburg - mit neuen Lehrerarbeitsmodellen für
eine Aufwertung des ohnehin ziemlich ineffizienten
Belehrungsanteils von Schule und eine Abwertung des
erzieherischen Lehrerengagements.

Und das nennt der Artikel dann ‚Heil suchen durch Rückbesinnung‘? Wäre doch schön, wenn man mal seinen Verstand benutzen würde, statt Parolen anderer zu wiederholen.
Gruß
Axel (der sich durch das deutsche Schulsystem sehr gut ausgebildet fühlt)

jedem Lehrer seinen Arbeitsplatz

Aber generell finde ich die Idee mit den Arbeitsplätzen gar
nicht so schlecht, nur eben etwas unrealistisch (jedem Lehrer
einen Tisch, die nötigen Bücher/Unterlagen, Computer etc.).

Was ist daran schwer? In unserer Schule wandern die Klassen,
nicht die Lehrer. Der Lehrer ist fuer ‚sein‘ Klassenzimmer
verantwortlich. Die Schueler haben in ihrem ‚homeroom‘ einen
festen Platz und auch Platz fuer Buecher und Material usw.
Funktioniert. Ohne Aufstand.

Gruesse, Elke

Früher waren die deutschen Schulen mal so gut, daß das Ausland

neidisch darauf geblickt hat. Und jetzt soll das alles Mist
sein?

nur früher waren die Rahmenbedingungen auch anderere und die kriegst Du auch ducrh rückbesinnungswünsche nicht wieder.