Hallo,
die Frage nach dem richtigen Zelt hängt entscheidend vom geplanten Einsatzzweck ab. Nicht nur die Anzahl der Personen sondern auch Ort und Dauer sind wichtig. Eine Nacht im häuslichen Vorgarten oder wenige Tage im regenarmen Süden stellen andere Anforderungen an ein Zelt wie mehrere Wochen im regenreichen Gegenden oder gar hochalpines Zelten in kalten, windreichen Regionen. Auch bei Zelten gilt: Qualität hat seinen Preis und die Kosten-Bandbreite reicht von zweistelligen bis hin zu vierstelligen Euro-Beträgen.
Neben Anwendungsdauer (-> Grösse), Transportmittel (-> Gewicht) und Anzahl der Personen (-> Größe) zählen regionale Anforderungen zu den wichtigsten Kriterien. Je nach Gegend braucht man:
A, Gebiete mit viel Regen:
- Außenzelt kann zuerst aufgebaut werden (wobei Innen- u. Außenzelt gekoppelt sind)
- geräumiges Innenzelt mit großer Apsis (zum Kochen)
- gute Ventilation und ausreichend Distanz zwischen Innen- u. Außenzelt
- hochgezogenen Bodenwanne und überlappend bis nah an den Boden reichendes Außenzelt
- schnell trocknendes Innezelt
B, Stürmische Gebiete / Hochgebirge: - Geodät-Zelt mit vielen Möglichkeiten zum abspannen
- bis zum Boden reichendes Überzelt
- robuste Zeltstangen
C, Winter: - Geodät- oder Tunnelzelt
- freistehend / benötigt kaum ode keine Heringe
- geräumiges Innenzelt mit großer Apsis (zum Kochen)
- gute Ventilation und ausreichend Distanz zwischen Innen- u. Außenzelt
- Snowflaps (verlängerter unterer Rand des Außenzeltes um Schneeverwehungen zu verhindern)
D, heiße trockene Gebiete: - Innenzelt kann zuerst und ggf. alleine aufgebaut werden
- zwei gegenüberliegende Eingänge zur Durchlüftung
- großflächige Moskitonetze an den Türen
- helle Farbe oder Alu-Beschichtung des Außenzelt
- Außenzelt hat deutlichen Abstand zum Boden (Durchlüftung)
Eine gute Übersicht mit Skizzen und weiteren Kriterien zum Kauf wie z.B.
- Zeltformen
- Materialien
- Wasserdichtigkeit, …
bietet http://www.globetrotter.de/de/beratung/kaufberatung/…. Einen praktischen Ratgeber mit vielen Selektionsmöglichkeiten zu den wichtigsten Entscheidungskriterien und v.a. konkreten Modellvorschlägen gemäß der Selektion bietet http://www.zeltratgeber.de. Aktuell ist der Ratgeber auf Leichtgewichtzelte fokussiert - eine Erweiterung auf Familienzelte ist gerade in Arbeit und soll demnächst folgen.
Weitere Tips:
1) Pflege und Aufbewahrung:
Das Zelt nach dem Urlaub mit lauwarmen Wasser (falls stark verschmutzt mit wenig Spühlmittel) und einem weichen Schwamm gründlich säubern. Starke/scharfe Reinigungsmittel und Waschmaschine nicht verwenden! Innenzelt ausschütteln und ausfegen, damit eventuelle Rückstände keine Risse oder Scheuerstellen hervorrufen. Imprägnierung prüfen (insb. an Nähten, Reißverschlüssen und am Boden) und ggf. erneuern. Gestänge, Heringe und Abspannleinen reinigen und auf Beschädigungen und Vollständigkeit prüfen. Zur Aufbewahrung das Zelt an einem luftigen und kühlen Platz lagern, entweder lose aufgehängt oder im Packbeutel. ACHTUNG: Zelt und Zubehör vor dem Zusammenlegen und Einlagern gut trocknen lassen - sonst kann’s zu bösen Überraschungen beim nächsten Einsatz kommen.
Weitere Tips zu Pflege und Aufbau findet Ihr unter http://www.globetrotter.de/de/beratung/produktinfo/m… bzw.
2) Wahl des Zeltplatzes:
Nicht Sinne von organisierten Campingplätzen sondern Plätze in der Natur - dabei aber immer die lokalen Gesetze und auch die allg. Anforderungen des Naturschutzes beachten (siehe auch FAQ:2190 - Verhalten in der Natur (wild Zelten, Feuer machen, …) - Gesetze und Regelungen)
Das Zelt sollte auf ebenen, am besten trockenen Flächen, frei von spitzen Gegenständen (Steine, Äste, Tannenzapfen, …) aufgebaut werden. Mulden, in denen sich Regenwasser sammelt bzw. starkem Wind ausgesetzte Stellen wenn möglich vermeiden, wenngleich so mancher erfahrene Trecker in warmen Gegenden Plätze mit mäßigem Wind bevorzugt, denn er unterstützt bei der Ventilation und schützt somit vor zu viel Kondenswasser; außerdem hält er Moskitos ab. Beim Zelten in der Nähe von Gewässern muss man mit erhöhtem Risiko von Kondensbildung rechnen -> ca. 50m Abstand halten. Auch von Felswänden hält man, wenn möglich, Abstand (Steinschlag); ebenso von Bäumen, denn diese tropfen nach einem Regen „endlos“ nach.
3) Kochen im Zelt:
Grundsätzlich sollte davon abgeraten werden, im Zelt, bzw. in der Zeltapsis zu kochen. Wenn es unbedingt sein muß, sollte man bei der Benutzung eines Kochers immer grosse Vorsicht und Vernunft walten lassen, und offene Flammen im Zelt unbedingt vermeiden. Trotzdem will man natürlich im Zelt kochen können wenn das Wetter dies draussen nicht zulässt. In grösseren Zeltmodellen, vor allem in den mit einer GT-Apsis können die meisten Kocher benutzt werden. Wichtig: Mit Kochern, die unter Druck arbeiten vorsichtig sein da sie während oder kurz nach der Vorwärmprozedur aufflammen können. Auch bei Spirituskochern lodert die Flamme recht hoch wenn man den Topf abnimmt oder den Kocher anstößt.
Am sichersten ist es, den Kocher ausserhalb des Zeltes zu benutzen. Hier vermeidet man auch Wasserdampf, der im Zelt leicht kondensiert. Wenn man außerhalb des Zeltes ein Feuerstelle mit Steinen anlegen möchte sollten diese bei der Abreise wieder an ihre ursprüngliche Stelle gelegt werden. Vorsicht mit Funkenflug bei offenem Feuer! Gerade moderne Zeltstoffe sind recht empfindlich, was Funkenflug anbelangt. Bei der Wahl der Feuerstelle darauf achten, dass diese im Windschatten vom Zelt liegt. Die Umrandungs-Steine nicht frisch aus dem Wasser holen, da diese in der Hitze sonst platzen und gefährlich sein können.
Wenn möglich, benutzt alte Feuerstellen, denn es sieht nicht sehr schön aus, wenn zu den bereits 5 Feuerstellen die 6-te hinzukommt. Die ideale Lösung wäre eine Feuerschale oder etwas ähnliches.
4) Zelt-Unterlagen (footprints):
Footprints sind nicht zwingend nötigt, schützen aber den Zeltboden vor Verschleiss und verlängern die Lebensdauer des Bodengewebes. Bei älteren Böden kann eine Unterlage auch gegen eventuelle Leckage helfen. Unterlagen in der Apsis bilden eine Feuchtigkeitssperre womit die Kondensbildung gemildert wird. Auserdem bleibt auch die Ausrüstung eher sauber und trocken. Bei Zelten mit zwei Apsiden ist es vielleicht angebracht, in einer Apsis eine Schutzunterlage zu haben und die andere zur Verwahrung nasser und schmutziger Ausrüstung zu benutzen.
5) Gestänge:
Preisgünstige Zelte haben Stangen aus Glasfaser. Die Verbindungsösen sind meist Außen, was das Fädeln durch die Gestängekanäle erschwert. Zudem ist Glasfaser kälteempfindlich. Es gibt längs- und quergewickelte Stangen. Wenn die längsgewickelten Stangem brechen hat man gleich einen handlichen Besen um die Zeltreste wegzukehren, weil die Fasern aufspleissen. Brechen die quergewickelten ist die Stange einfach gerade durch, kann also noch mit einer Reparaturhülse geflickt werden.
Besser aber auch teurer sind Stangen aus Alu. Die sind leichter, nicht temperaturempfindlich und brechen eigentlich nicht, wenn man nicht gerade ins Zelt fällt. Die Verbindungsstücke liegen hier innen, so dass eine glatte Außenoberfläche das Einfädeln der Stangen erleichtert. Sehr gutes Material ist Easton Alloy, meist ist aber auch „normales“ T6 Alu ausreichend. Generell: Je höher die Zahl hinter dem T, desto hochwertiger und besser.
6) sonst. Ausstattung:
„Die richtige“ Ausstattung eines Zeltes gibt es nicht denn diese hängt sehr stark vom Verwendungszweck und persönlichen Vorlieben ab. Bewährt haben sich aber
- (viele) Lüfter, denn sie verbessern die Ventilation (darauf achten, daß die Lüfter von innen verschließbar sind)
- zwei Eingänge, so daß immer mind. einer nicht „im Wind“ steht. Außdem kann man bei großer Hitze besser durchlüften.
- Sturmleinen, fix und direkt am Gestängekanal befestigt.
- Bodenwannen, die mind. 8-10 cm an den Seiten nach oben gehen.
Zu vielen anderen Fragen rund ums Zelt gibt es gute Artikel im Archiv, z.B.:
- Wassersäule (http://www.wer-weiss-was.de/article/3078128&archived),
- Schimmel (http://www.wer-weiss-was.de/article/3159495&archived),
- Zelt defekt / Riss (http://www.wer-weiss-was.de/article/3602804&archived)
- Zeltboden durchlöchert (http://www.wer-weiss-was.de/article/2894419&archived),
Eine Liste namhafter Hersteller liefert http://wiki.outdoorseiten.net/index.php/Zelthersteller. Spezielle Tips zum Zelten im Winter gibt’s hier: http://www.hilleberg.se/de/ausr%C3%BCstungsliste-winter.
Gruß
mΔx