Zensus '11 - Datenschutz vs. 'Nichts zu verbergen'

Nun, es ist halt so, dass seit dem letzten Zensus in den 80ern
die Daten nur noch statistisch weitergeführt wurden.

Es geht doch nicht um die Daten aus den 80ern, sondern es geht um die aktuellen Daten (Kinder, Einkommen etc.) die erstmal mit den Daten der anderen Ämter (Einwohnermeldeamt, Arbeitsamt, Grundbuchamt etc.) abgeglichen werden. Diese Daten hat man zur Verfügung, und da soll jetzt die Fehlerquote ermittelt werden? Ziemlich suspekt, da man davon ausgehen kann, dass die Daten bei den Ämtern richtiger sind als bei einer solchen Erhebung! Den Daten bei den Ämtern liegen Nachweise zugrunde, für die Zensusfragen braucht man keine Nachweise.

Und wenn ich bei Daten, die den Ämtern nicht bekannt sind, was Falsches reinschreibe, dann werde ich auch kein Bußgeld bekommen. Das wären Daten wie Wohnungsausstattung, Religionszugehörigkeit, Bildungsabschluss, Fragen wie:
Haben Sie diese Tätigkeit auch in der letzten Woche mindestens eine Stunde ausgeübt?
Warum haben Sie diese Tätigkeit letzte Woche nicht ausgeübt?
Wie viele Stunden haben Sie in der vergangenen Woche in Ihrer Haupttätigkeit tatsächlich gearbeitet?

Ich werde einen Teufel tun diese Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten.

Gruß
Tilo

Wenn der Zensus wirklich nach der Anzahl der Frauen fragt,
sollte er ein sehr breites Feld für die Antwort vorsehen :smile:

Kann man die nicht einfach durchnumerieren? *chauvymodus aus*

Gruß
Guido

In den Medien geistert, zu seltsamen Zeiten,

Was ist eine nseltsame Zeit?

Seltsame Zeiten: Nicht Hauptsendezeiten, nicht Tagesschau. Mitten in der Nacht auf Arte. Aber nicht zu den Zeiten, zu denen der „Normalbürger“, den der Zensus ja auch betrifft, vor dem Fernseher sitzt um sich Informationen zu holen

eine Werbung, die besagt, dass der Zensus uns allen in Zukunft wahnsinnig viel bringt - wo brauchen wir neue Straßen? Wie viele Studienplätze? Wie viele Lehre, Kindergartenplätze? Wie sieht es mit den Renten aus? Und so weiter.

Wo ist das Problem? Benötigt man dafür keine Daten und
Informationen?

Doch. Der Punkt der Kritik ist aber auch nicht die Datensammlung per se. Sondern die Art und Weise, wie sie gesammelt werden.

Kritische Berichte gibt es nicht. Weder das private, noch das öffentlich- rechtliche Fernsehn macht auf dieses Ereignis in dem Maße Aufmerksam, wie man es vielleicht meinen möchte.

Das könnte der Punkt sein. Möglicherweise meint der Eine, dass
es den Weltuntergang bedeutet und die breite Mehrheit sieht
hier kein Problem. Dazu dürften all jene gehören, die selbst
noch ihren Gang zum Klo twittern. Was haben die denn noch zu
verbergen?

Auch hier: Mir ist es ja recht Daten anzugeben. Daten angeben = kein Problem. Die Art und Weise, wie die Daten ermittelt, geschützt und verwendet werden bzw. wie diese vor Missbrauch geschützt werden = Problem. Die Leute die ihren Klogang auf Twitter posten, machen das vielleicht. Sie MÜSSEN es aber nicht und da liegt der Unterschied. Selbstbestimmung und so.

Der Zensus 2011

  • Entschlossen wurde die Teilnahme an der EU-Zensusrunde 2011
    von Rot-Schwarz im Jahr 2006

Also wenn es grün-dunkelrot beschlossen hätte wäre das
selbstverständlich nicht annähernd so kririkwürdig.

Ich bitte darum hier nicht mit Unterstellungen um sich zu schmeißen. Selbes vorgehen bei Grün-Rot fände ich absolut inakzeptabel. 2001 hat Rot- Grün die teilnahme am Zensus im übrigen abgelehnt.

  • Verfahren wird nicht mit einer „klassischen Volkszählung“, sondern mit einem „registergestützten“ Zensus
  • Dieses Verfahren führt Daten aus Verwaltungsregistern (also von Kommunen, Einrichtungen, Wohnheimen, der Bundesagentur für Arbeit etc.), Informationen, die von Vermietern und Wohnungseigentürmern eingeholt werden und Informationen durch Interviews mit 10% der Bevölkerung Zusammen

Prima. Nur so wird es halbwegs realistisch. Und es zeigt doch
wohl nur allzu deutlich, dass der Staat durchaus nicht soviel
über seine Bürger weiß.

Doch. Er weiß viel. Aber er fängt jetzt an die einzelnen „Datenhaufen“ zusammenzuführen.

  • Das ganze beginnt am 09.05., also am Montag, und geht bis

Ende Juni
Soll man jetzt einzelne Tage oder den Zeitraum kritisieren?

Das ist keine Kritik. Bisher waren das alles nur neutrale Infos, teilweise von der Seite der Bundesregierung selbst kopiert. Bitte keine Kritik da sehen, wo keine ist. Das tun Sie/Du - mit verlaub- bisher in jedem Satz. Egal wie wertungsfrei sie sind.

  • Gefragt wird nach demographischen Daten (Alter, Geschlecht, Familiengröße), wirtschaftlicher Situation (Einkommen nicht!), Wohnsituation allgemein und speziell (Einrichtung, Badezimmer, Ausstattung, Wohnungsgröße/lage und Kosten), Bildungsstand und Religion

Ja, das will man schließlich rausbekommen.

Nach wie vor: Keine Wertende Aussage. Nur Information.

Kritikpunkte am Zensus2011 :

  • Die Befragung von 10% eröffnet die Möglichkeit für Betrüger, sich als Volkszähler auszugeben und sensible Daten zu erfragen.

Na und. es rennen auch täglich Leute rum, die sich als
Gasmann, Wasserstandabzähler oder als Beschäftigte der
Stdtwerke ausgeben. Das ist doch kein ernsthaftes Argument.

Oh doch. Über die Exisatenz von Wasserabstandszählern und Co. sowie über deren Ablesungszeiten, sowie über die Ausweisungsmöglichkeiten der Personen die es ablesen, wird man regelmäßig postalisch Informiert. Außerdem verlangen solche Menschen nicht von mir, sensible Daten anzugeben - sie schreiben Zählerstände ab. Sie fragen mich nicht nach meiner Wohnungsausstattung. Unterschied klar?

Zensus 2011: Befrager haben einen speziellen Befrager-Ausweis
und müssen sich zudem mit Personalausweis legitimieren könne.

. Allerdings sorgt der geringe Informationsstand der
Bevölkerung für eine Sicherheitslücke.
Also alle Gesetze und Vorschriften in diesem land sollten nur
für jene gelten, die sie auch kennen? Das ist nur ein
vorgeschobenes Argument.

Nein. Aber der Staat muss seine Informationspflicht gegen die Risiken des Missbrauchs abwägen. Das hat er getan und hat seine Informationspflicht vernachlässigt, die Risiken erhöht. Insbesondere der Staat muss dafür sorgen, dass seine Ausführenden Instanzen, klar als solche zu erkennen sind. So wie es verboten ist Polizeiuniformen zu tragen, weil man sonst die Staatsautorität untergraben könnte. Warum wird das hier so vernachlässigt?

Die Überprüfung der Volkszähler wird den Befragten überlassen. Auch die Recherche, wie so ein Ausweis auszusehen hat, bleibt angeblich bei den Befragten.

Das kann man dierekt auf die beiden Punkte davor übertragen.
Weiß jeder, wie sich der Mensch von den Stadtwerken ausweisen
muss?

Meine Argumente auch: Die Stadtwerke fragen keine sensiblen Daten ab, die ein so großes Missbrauchspotential bergen.

  • Die 100%ig sichere Speicherung der Daten ist nicht gewährleistet. Wenn die Regierung die Fähigkeiten von Hackern unterschätzt, könnten die Daten bald im freien Unlauf und völlig ungeschützt sein. Hacker seien den besten Verschlüsselungsmethoden immer einen Schritt vorraus

Ja, und? ich erwarte ehrlich gesagt keine allgemeinplätze
sondern Argumente, die sich speziell auf den Zensus beziehen.
Nur weil es auf der Welt unzulänglichkeiten gibt, kann man
doch nicht jedes staatliche Handeln einstellen. Diese
Argumente treffen auch auf die Datenbestände bei
Krankenversicherungen, Rentenversicherungsträgern,
Arbeitgebern, Sozialämtern zu. Sollen die nun alle keine Daten
erheben dürfen?

Krankenversicherungen, Rentenversicherungen, Arbeitgeber und Sozialämter kann ich bei Datenverlust verklagen. Ich kann mein Recht einfordern, dass sich um meine Daten so gekümmert wird, wie das sein soll. Beim Zensus wird der Fall eines Datenlecks gar nicht erst vorgesehen. Eine Möglichkeit zu Klagen, sollte es zu einer Verletzung der Datensicherheit kommen, besteht nicht. Mir sind als Bürger beim Zensus die Hände gebunden, mich zu wehren oder zu verteidigen.

Es werden die neuesten Verschlüsselungstechniken und die
bestmögliche physische Sicherheit der Daten gewährleistet

  • Die Daten werden nicht anonymisiert. In den Ämtern liegen
    die Daten in Rohform vor.

In welchen Ämtern?

Statistisches Bundesamt.

So könnten einzelne „Personenakten“ angelegt werden.Den abgeschotteten Bereich der statistischen Ämter verlassen ausschließlich anonymisierte Daten.

Na dann ist doch alles o.k.

Nein. Es ist nicht okay. Das Amt will statistische Daten haben. Dafür braucht er keine Persönlichkeitsakten. Wenn er wissen will, wie viele Männer in einem Single-Haushalt leben und keiner Beschäftigung nachgehen, dann kann er das auch ohne Adresse, Namen und Telefonnummer der Betroffenen wissen. Personenakten erhöhen erneut das Missbrauchsrisiko. Wer sagt, dass es nicht zu einer Gesetzesänderung kommt, die dafür sorgt, dass noch andere Daten in diese Akte einfließen können? Deine Gesundheitsdaten, wenn die Umsetzung eines „Gesundheitsservers“ endlich erfolgt. Oder deine biometrischen Daten. Dein Fingerabdruck. Die Schweigepflicht des Arztes wird mit diesem system ausgehändigt. Im (aller)schlimmsten Fall kann man in ferner Zukunft anhand deines Fingerabdrucks ermitteln, ob du in deinem Leben mal ein Drogenproblem hattest. Es geht nicht darum, dass so was wirklich passieren wird. Ich bin keine Verschwörungstheoretikerin, ich finde wir leben in einem tollen Staat mit vielen Freiheiten. Ich würde nur gerne, dass das so bleibt und das jede Möglichkeit ausgeschlossen wird, dass sich das Ändert.

  • Es wird so wie so angenommen, dass die Regierung die persönlichen Rechte der Bevölkerung untergraben wird. Z.B. wird kritisiert, dass die Religionszugehörigkeit abgefragt wird. Dies wurde 2009 erst duch eine Gesetzesänderung ermöglicht und sollte, laut Kritikern, durch die (für die Integration sinnvollere) Frage nach der „Zuhause gesprochenen Hauptsprache“ ersetzt werden. Weiterhin wird von Kritikern auf das Recht auf „informelle Selbstbestimmung“ verwiesen. Das Recht auf informelle Selbstbestimmung steht in der Verfassung, greift aber nicht, wenn „ein überwiegendes Allgemeininteresse vorliegt“.

So ist das nunmal, wenn mehr als ein Mensch auf der Welt ist.
Das Recht auf freie Fahrt wird an der roten Ampel eingegrenzt.

Äpfel mit Birnen zu vergleichen ist Schwachsinn.
„Recht auf freie Fahrt“ ist kein Recht, das in der Verfassung Verankert wäre. Höchstens das Recht auf Mobilität. Ich hab die freie Wahl, welches Verkehrsmittel ich wähle und ich kann rote Ampeln so umgehen. Dem Zensus kann ich nicht entgehen.
Außerdem führt das ignorieren einer roten Ampel zur Gefährdung von Mitbürgern. Inwiefern ich meinem Mitbürger schade, indem der Staat meine persönlichen Daten nicht kennt, muss man mir noch erklären.
Auf den Hauptpunkt der Argumentation (nämlich: Gesetzesänderungen, sinnbefreite Fragen, seltsame Begründung dieser) gehen Sie gar nicht erst ein. Da fehlt dann die passende zynische Antwort?

Der Zensus2011 wurde vom Gesetzgeber als ein solches überwiegendes Allgemeininteresse klassifiziert.

Und dem ist nicht so?

Nein. Dem ist nicht so. Wenn ein überwiegendes Allgemeininteresse ohne Stichhaltige Argumentation einfach so „festgelegt“ werden kann, dann ist das auch eine erhöhung des Missbrauchsrisikos, denn: In zwei Jahren ist das „überwiegende Allgemeininteresse“ die Bekämpfung einer diffusen Terrorismusgefahr. Und dann könnte, mit ein paar ausgenutzten Grauzonen, obiges Horrorszenario (Zusammenführung von Daten) eintreten. Nochmal: ich GLAUBE nicht, dass es passiert. Ich finde aber, man sollte sich über die Gefahr bewusst sein.

  • Die Frage nach der Religion wurde gar nicht von der EU vorgesehen und ist ein rein Deutscher Zusatz

Und das ist jetzt ein Argument?

Ja. Die notwendigkeit des Zensus wird auch mit der EU-Relevanz begründet. Die Religionsfrage hat, wie oben gesagt, weder den Zweck, den sie vorgibt zu erfüllen, noch wird sie von der EU verlangt. Weswegen fragt man nach so was? Darf man als kritischer Bürger nicht nach einer Erklärung verlangen?

  • Daten von Ämtern werden verwendet, die man nicht zu diesem Zwecke angegeben hat. Daten, die ein Arbeitsloser der ARGE meldet, sollten für die ARGE sein und nicht für den Zensus

Welcher Menschenrechtsgrzundsatz verbietet das? Gerade die
Empfänger von solchen leistungen haben doch ein Interesse
daran, d ass sie ihr Geld auch bekommen.

Es verbietet der schlichte Grundsatz, dass Daten nur zu dem Zweck gesammelt werden sollte, der auch zum Zeitpunkt der Datenangabe, angegeben wurde. Die Willkürliche Veränderung von „Nutzungsbestimmungen“ läuft erneut auf den netten „Missbrauchsrisiko“-Punkt hinaus. Wir fangen bei der Arge an - wer sagt, dass wir nicht demnächst beim Kriminalamt oder beim Gesundheitsamt anklopfen und auch dort die Daten abholen, von denen der Bürger glaubte, er habe sie nur für das Amt angegeben?

  • Die gespeicherten Daten könnten - da sie nicht anonymisiert sind, irgendwann mit den Datan aus anderen Quellen zusammengeführt werden. Krankheitsgeschichte, Strafregister,
    Ausbildung - alles würde eventuell über den Kopf des Bürgers hinweg gesammelt und zusammengeführt. Die Sorge bezieht sich auf eine zukünftige Änderung der Gesetze „zum Allgemeinwohl“

Oh, zu den Kritikern gehören nicht nur Berufsbetroffene
sondern auch noch verschwörungstheoretiker.

Klar doch. Aber ich bin keine. Ich sage nicht, dass es geschieht. Ich sage nur, dass der Mensch trotz allem Aufmerksam bleiben sollte, wenn der Staat irgendetwas über seinen Kopf hinweg entscheidet und solche Missbrauchsoptionen vorliegen.

Behördliche Zugriffe auf die im Zensus erhobenen Einzeldaten
zu Einwohnerinnen und Einwohnern sind nicht zulässig.

Und?

Wenn du schon so detailliert antwortest, dann lies meinen Text auch richtig. Kursive Aussagen sind die Aussagen des statistischen Bundesamtes. Kein „und?“ sondern nur ein Gegenargument zur Kritik. Ich hab versucht meinen Beitrag möglichst neutral zu gestalten (indem ich die Aussagen beider „Parteien“ zusammenführe), aber offensichtlich ist das an Ihnen vorbei gegangen.

  • Zuletzt noch: Es ist nicht Möglich, der Datensammlung zu widersprechen. Vermieter und Wohnungseigentümer müssen Daten über Individuuen angeben,ohne vorher deren Einverständnis erhalten zu haben.

Die sollen doch nicht sagen, wer da wohnt, sondern lediglich
Angaben zu Größe und Ausstattung der Wohnungen abgefragt und
ob und wieviele da drin wohnenund Anzahl der Bewohner machen.
Da werden keine persönlichen Daten abgefragt.

Ich weiß nicht wie es dir damit geht, aber ich möchte trotzdem nicht, dass irgendwer Daten über mich weiter gibt, der mich nicht vorher gefragt hat. Ich finde es nicht mal in Ordnung, wenn Jemand meine Handynummer weitergibt - auch wenn ich die Person kenne. Es geht mir darum, dass ICH GEFRAGT WERDEN WILL. Und auch wenn das jetzt „nunmal so ist“ und ich nichts dagegen tun kann, sollte das kein Grund sein, deswegen den Mund zu halten. Wo ist denn das so schwer zu verstehen?

Eine Verweigerung ist nicht möglich und wird mit Bußgeldern geahnded. Befrager sind angehalten, Nachbarn fragen zu stellen, sollten sich die Bewohner der befragten Wohnung strikt weigern Nochmal: Das Recht auf
informelle Selbstbestimmung steh in der Verfassung, greift aber nicht, wenn „ein überwiegendes Allgemeininteresse vorliegt“.

Ja, haben wir schon gehört. Das Recht auf meine freie
Auslebung meiner spontanen sexuellen Bedürfnisse wird auch im
Interesse der überwiegenden Allgemeinheit durch Gesetze
beschränkt. Was ist also der Punkt?

Diesmal sind es Äpfel mit Erdbeeren.
spontane sexuelle Bedürfnisse in der öffentlichkeit zu befriedigen könnte für andere Menschen ein verstörender Anblick sein, könnte ihnen Schaden, was auch immer. Da gibts eine Argumentation. Ich werde bestraft, wenn ich etwas TUE, was ich kontrollieren könnte und damit anderen schade.
Meine informelle Selbstbestimmung schadet aber niemandem. Es wird ein Diffuses „Allgemeininteresse“ in den Raum gestellt und dafür werden grundlegende Rechte ausgehebelt.

Der Zensus2011 wurde vom Gesetzgeber als ein solches überwiegendes Allgemeininteresse klassifiziert.

Und?

Ja. Warum? Reicht es nicht, wenn man mit den Daten aus den Ämtern arbeiten würde? Könnte der Staat seinen Bürgern nicht mal vertrauen, wie das halt so in einem Rechtsstaat ist? Und für alles andere gibts die Exekutive? WAS für ein Allgemeininteresse? Und was ist, wenn das jetzt so gar nix bringt? Wer sagt mir, dass die Verletzung meines persönlichen Rechtes, die androhung von Bußgeldern und das eingehen von Missbrauchsrisiken, sich hinther wirklich in einem positiven Effekt für die Allgemeinheit niederschlägt?
Ein Allgemeininteresse sollte so allgemein sein, dass es jeder nachvollziehen kann. Das „Warum denn nicht?“ und „Was hab ich denn zu verbergen?“ ist genau die Einstellung, die ich kritisiere. Nicht die Datensammlung selbst. Der Zwang und die „Mir egal“ Einstellung demgegenüber.

Außerdem: Nur so können im Rahmen des Zensus 2011 Ergebnisse von hoher Qualität erzielt werden. Lediglich die Beantwortung der Frage nach dem Bekenntnis zu einer Religion, Glaubensrichtung oder Weltanschauung in der Haushaltebefragung ist freiwillig.

Und warum wird das dann überhaupt kritisiert?

Siehe Oben. Richtig lesen. Bitte.

In einem PDF zur Schulung von Interviewern, das im Internet zu
finden ist, geht allerdings hervor, dass Befrager angewiesen
sind NICHT explizit auf diese Freiwilligkeit hinzuweisen. Der
Vermerk auf dem Fragebogen solle reichen.
Tut er doch auch. Man wird bei allen möglichen und unmöglichen
Gelegenheiten nicht explizit mit der nase auf etwas gestoßen.

Vorher informieren: Es geht um die Kette.
Der Interviewer bekommt eine provision für jeden Ausgefüllten Fragebogen = er hat ein Interesse daran, den Fragebogen selbst auszufüllen. Der Befragte kriegt den Bogen dann gar nicht zu sehen, außer er besteht darauf, den Bogen selbst auszufüllen und ihn per Post (und unter Eigenkosten) auszufüllen. Wenn jetzt der Interviewer NICHT auf diese Frage hinweisen darf, dann fällt diese Information völlig weg. Das ist in etwa so, als würde man etwas aus den AGB einer Internetseite in der selben Farbe wie den Seitenhintergrund verfassen, sodass eine markierung des Bereichs nötig wäre, um es lesen zu können. Das ist auch rechtswidrig. Warum darf der Staat das?

Also ich habe hier keine Argumente gefunden, die sich speziell
auf den Zensus beziehen oder begrenzen lassen. Irgendwelche
Berufskritiker werden immer etwas zu kritisieren haben. Die
werden auch wieder meckern, wenn keine ausreichenden Daten zur
Berechnung der Hartz-IV-Sätze für Kinder vorliegen.

Noch ein letztes Mal: Es geht nicht um die Datensammlung, sondern um die Art und Weise der Methode UND die „mir egal“ - Haltung der Bevölkerung demgegenüber.

Grüße,
Praefrontal

Hallo,

Ist doch mal wieder typisch Deutschland sich voller Freude auf
die Gelegenheit zu stürzen, tausend penible Kleinigkeiten, die
eigentlich keinen was angehen,

welche genau wären das denn?

und einen
größeren Bürokratieschwall auszulösen als alle EU Nachbarn.

Erzähl mir mehr darüber.

Gruß
Christian

Ist doch mal wieder typisch Deutschland sich voller Freude auf
die Gelegenheit zu stürzen, tausend penible Kleinigkeiten, die
eigentlich keinen was angehen,

welche genau wären das denn?

Die Frage nach der Sinnhaftigkeit der Frage zum Migrationshintergrund habe ich in diesem thread bereits gestellt - eine Antwort dazu habe ich noch nicht erhalten.

Gruß

Anwar

die Gelegenheit zu stürzen, tausend penible Kleinigkeiten, die
eigentlich keinen was angehen,

welche genau wären das denn?

Ich hatte auch einige Beispiele angebracht. Z.B. die Wohnungsausstattung oder warum und was ich letzte Woche gemacht habe, gehen niemand was an.

Gruß
Tilo

Hi!

Vielleicht kann der Beantworter Deiner Frage ebenfalls meine Frage beantworten, nämlich die Sinnhaftigkeit der Frage: „Verfügt Ihre Wohnung über eine Dusche oder Badewanne?“ ^^

(Gebäude- u. Wohnungszählung)

Gruß!
steppi

Hallo,

Vielleicht kann der Beantworter Deiner Frage ebenfalls meine
Frage beantworten, nämlich die Sinnhaftigkeit der Frage:
„Verfügt Ihre Wohnung über eine Dusche oder Badewanne?“ ^^

ganz einfach: man will etwas über die Gebäudeausstattung wissen, d.h. ob die Buden noch auf dem Stand von 1920 sind oder inzwischen modernisiert wurden. Daraus wiederum kann man Überlegungen ableiten, was an modernem Wohnraum noch benötigt wird, ob es Sanierungsprogramme geben sollte usw.

Ist doch alles recht leicht zu durchschauen, wenn man nicht einfach nur dagegen ist.

Gruß
Christian

Ein Interview auf Deutschlandradio Wissen, sowie die Internetpräsenz des Zensus gibt auskunft:

Badewanne/Dusche soll angegeben werden, weil EU-Weit verglichen wird. Nicht in jedem EU land sind Badewanne oder Dusche standard.

Wann wer Gearbeitet hat oder was er die Woche gemacht hat ist insofern eine sinnvolle Frage, als dass festgestellt werden kann, wie viele Arbeitnehmer im Schnitt ausfallen pro Woche - durch Krankheit oder andere Gründe.

Die Frage nach dem Migrationshintergrund ist natürlich auch von einer gewissen Gesellschaftspolitischen Relevanz.
Kritisch finde ich die Frage nach Religion (warum nicht lieber nach hauptsächlich gesprochener Sprache? Sagt mehr über Integration aus…)

Und die Frage selbst sind ja nicht mal so grausig. Grausig ist die Umsetzung, der Zwang, die Anweisungen an die Befrager und die mangelnde Anonymisierung und Sicherheit der Daten. Und das extrem hohe Missbrauchspotential.

Nur „Dagegen“ sollte man nicht sein. Aber man darf aufhorchen, wenn der Staat einen zu irgendwas per Bußgeld zwingen wird und Befrager angehalten werden, Dinge zu verschweigen.

der Migrationshintergrund
Hallo,

Die Frage nach der Sinnhaftigkeit der Frage zum
Migrationshintergrund habe ich in diesem thread bereits
gestellt - eine Antwort dazu habe ich noch nicht erhalten.

ich habe zwar Stephanie gefragt, aber sei es drum. Deine Frage wird in der Bundestagsdrucksache 16/12711 beantwortet, auf die in den FAQ auf der Seite http://www.zensus2011.de verwiesen wird.

Zitat:
„Die EU-Zensusverordnung sieht nicht nur die Erhebung des früheren Wohnsitzes im Ausland sondern auch des Jahres der Ankunft im Inland vor, weshalb Angaben zum Zuzugsjahr aufgenommen werden. Diese Angaben sowie Angaben zum Herkunftsland der Eltern liefern Daten zur Migration und können im Zusammenhang mit den anderen für den Zensus erhobenen Daten zu weiteren Erkenntnissen im Hinblick auf Migration und Integration führen. Das Datum 31. Dezember 1955 ist an der Vereinbarung über die Anwerbung und Vermittlung von italienischen Arbeitskräften nach der Bundesrepublik Deutschland vom 20. Dezember 1955 ausgerichtet. Durch Verknüpfung mit den anderen Daten des Zensus lässt sich ein zeitlich besserer Überblick über Migranten in der Bundesrepublik Deutschland verschaffen.“

Und wenn Du nun fragst, wofür man den besseren Überblick braucht, kann ich nur antworten, daß a) sich Bevölkerungsgruppen von anderen in vielerlei Hinsicht unterscheiden und b) manche Daten nur um ihrer selbst Willen erhoben werden - also damit man diese in den Statistiken zeigen kann. Und die wiederum sind notwendig, damit sie später hier einem Mitglied um die Ohren gehauen werden können.

Gruß
Christian

die Gelegenheit zu stürzen, tausend penible Kleinigkeiten, die
eigentlich keinen was angehen,

welche genau wären das denn?

Ich hatte auch einige Beispiele angebracht. Z.B. die
Wohnungsausstattung oder warum und was ich letzte Woche
gemacht habe, gehen niemand was an.

Was Du letzte Woche gemacht hast, interessiert niemanden und nach der Wohnungsausstattung fragt auch niemand. Es wird einzig nach den sanitären Einrichtungen gefragt und warum das so ist, sollte nachvollziehbar sein. Dennoch habe ich die Frage weiter unten beantwortet.

gruß
C.

Zitat:
„Die EU-Zensusverordnung sieht nicht nur die Erhebung des
früheren Wohnsitzes im Ausland sondern auch des Jahres der
Ankunft im Inland vor, weshalb Angaben zum Zuzugsjahr
aufgenommen werden. Diese Angaben sowie Angaben zum
Herkunftsland der Eltern liefern Daten zur Migration und
können im Zusammenhang mit den anderen für den Zensus
erhobenen Daten zu weiteren Erkenntnissen im Hinblick auf
Migration und Integration führen. Das Datum 31. Dezember 1955
ist an der Vereinbarung über die Anwerbung und Vermittlung von
italienischen Arbeitskräften nach der Bundesrepublik
Deutschland vom 20. Dezember 1955 ausgerichtet. Durch
Verknüpfung mit den anderen Daten des Zensus lässt sich ein
zeitlich besserer Überblick über Migranten in der
Bundesrepublik Deutschland verschaffen.“

Sorry, das sagt nur aus, WELCHES Wissen man dadurch erlangt, nicht wozu es genutzt wird (diese Aussage bleibt schwammig - „weitere Erkenntnisse im Hinlick auf Migration und Integration“ - ja welche denn?).

Und wenn Du nun fragst, wofür man den besseren Überblick
braucht, kann ich nur antworten, daß a) sich
Bevölkerungsgruppen von anderen in vielerlei Hinsicht
unterscheiden

Mich würde jetzt mal stark interessieren, wodurch ich mich denn nun vom Durchschnittsdeutschen so sehr unterscheide, dass der Staat nun unbedingt wissen muss, wo ich her komme.

Und apropos Integration, wo ist denn die Frage, ob die Ossis integriert sind? Denn ich wage einfach mal zu behaupten, dass die zu großen Teilen deutlich weniger integriert sind als ich oder mein indischstämmiger Nachbar, der Arzt am UKE ist.

Für mich wäre auch die Parteizugehörigkeit interessant, dann könnte ich endlich mal den durchschnittlichen Bildungsgrad des tumben CSU-Parteisoldaten einsehen.

Ich denke viele Personengruppen „unterscheiden“ sich, wenn man das so pauschal hinstellt. Aber gefragt wird natürlich nur eine.

und b) manche Daten nur um ihrer selbst Willen
erhoben werden - also damit man diese in den Statistiken
zeigen kann.

Ach - und diese „Zeigebegier“ reicht heute schon für ein „öffentliches Interesse“? Die Römer fanden Gladiatorenkämpfe auch ganz interessant, vielleicht sollte die Bundesregierung hier auch im öffentlichen Interesse tätig werden - würde bestimmt den Anatomie-Unterricht bereichern. Einfach nur absurd.

Ist dir mal die Idee gekommen, das „wir“ Bürger mit Migrationshintergrund eben nicht als Schauobjekt wahrgenommen werden wollen?

Gruß

Anwar

Sorry, das sagt nur aus, WELCHES Wissen man dadurch erlangt,
nicht wozu es genutzt wird (diese Aussage bleibt schwammig -
„weitere Erkenntnisse im Hinlick auf Migration und
Integration“ - ja welche denn?).

Da wirst Du bei der EU oder den zuständigen Statistikämtern nachfragen müssen. Nur weil die hier nicht antworten, heißt es nicht, daß es keine Antworten gibt.

Und wenn Du nun fragst, wofür man den besseren Überblick
braucht, kann ich nur antworten, daß a) sich
Bevölkerungsgruppen von anderen in vielerlei Hinsicht
unterscheiden

Mich würde jetzt mal stark interessieren, wodurch ich mich
denn nun vom Durchschnittsdeutschen so sehr unterscheide, dass
der Staat nun unbedingt wissen muss, wo ich her komme.

Statistik hat nichts mit Einzelpersonen zu tun.

Ich denke viele Personengruppen „unterscheiden“ sich, wenn man
das so pauschal hinstellt. Aber gefragt wird natürlich nur
eine.

Hm, weil es statistisch relevanter ist als der IQ von Mitgliedern bestimmter Parteien?

und b) manche Daten nur um ihrer selbst Willen
erhoben werden - also damit man diese in den Statistiken
zeigen kann.

Ach - und diese „Zeigebegier“ reicht heute schon für ein
„öffentliches Interesse“?

Du kannst ja mal einen Blick in das - inzwischen kostenlos erhältliche - statistische Jahrbuch werfen. Ich bin mir sicher, daß Du darin viele Informationen finden wirst, die Du vollkommen uninteressant findest, für andere aber durchaus relevant sind.

Ist dir mal die Idee gekommen, das „wir“ Bürger mit
Migrationshintergrund eben nicht als Schauobjekt wahrgenommen
werden wollen?

Mir ist vor allem nie in den Sinn gekommen, daß man sich wegen dieser Fragen als Schauobjekt wahrgenommen fühlt. Ich für meinen Teil fühle mich meines Diploms, meiner Eigentumswohnung nebst Dusche und meiner Staatsangehörigkeit übrigens auch nicht als Schauobjekt.

Manchmal ist eine Frage einfach nur eine Frage. Da ich mir die aber auch nicht ausgedacht habe, sehe ich mich weder in der Verantwortung noch in einer Erklärungspflicht.

Gruß
Christian

kommt sicher auf die Formulierung an
hi

Wie in der vorherigen Antwort angesprochen: Was passiert eigentlich bei Falschangaben?

Ich habe seinerzeit bei der Frage nach meiner beruflichen Tätigkeit (die genaue Formulierungen der damaligen Umfrage weiß ich nicht mehr wortwörtlich) folgendes angegeben:
- Student
- arbeitslos
- selbständig

In meinem erlernten Beruf hatte ich keine Arbeit gefunden und mich deshalb (großzügig) als arbeitslos bezeichnet; immatrikuliert war ich zur Zeit der Umfrage und ein paar Wochen habe ich mich als „Berater“ selbständig gemacht.
Alle drei Angabe zu einer Frage hätte ich also nach bestem Wissen und Gewissen vertreten können (wobei ich immer sage: Wissen tu ich nichts und Gewissen habe ich keines).
Wie könnte man mir als unbedarftem Menschen also vorsätzliche Falschangaben vorwerfen?

Ich gehe davon aus, daß man auch bei der derzeitigen Volksbefragung auf diese Art antworten kann.

AvT

Hallo!

Die Volkszählung dient sicherlich mehreren Zielen. Neben dem Feststellen der Altersverteilung und Bevölkerungsdichte zur Beurteilung, wo in Zukunft wieviel in welche Maßnahmen investiert werden soll, wird der Zensus auch Auswirkungen auf den Verteilungsschlüssel des Länderfinanzausgleichs haben.

Allein dieser Punkt rechtfertigt die Zählung in meinen Augen bereits, da hier eine möglichst korrekte Datenbasis einen möglichst fairen Umgang mit dem Steuergeld der Bürger ermöglicht.

Was ich in Bezug auf den Zensus nicht verstehe ist die Aufregung bzgl. der eigenen Angaben.
Es ist kein problem, sein gesamtes Leben bei Facebook & Co. auszubreiten, jeden (sprichwörtlichen) Käse mit der Kreditkarte zu bezahlen und so die Erstellung eines genauen Bewegungs- und Konsumprofils zu ermöglichen. Aber über die Verpflichtung zur Angabe, wie groß die eigene WOhnung ist und wieviele Menschen darin leben, wird diskutiert, als ob man nun dem Nachbarn die Steuererklärung des letzten Jahres zeigen müsste.

Ich persönlich freue mich auf die Ergebnisse, denn ich rechne mit etwas weniger Transferleistungen für meine Heimat Bayern und finde es auch ganz interessant, mal zu lesen, wieviele wir sind, wie der deutsche Durchschnitt lebt u.s.w.

Gruß,
M.

Hallo,

grundsätzlich dagegen bin ich nicht, ganz im Gegenteil.

Aber die Frage nach einer Dusche oder Badewanne finde ich persönlich, mag mich ja täuschen, völlig unwichtig und überhaupt nicht aussagekräftig.
Wichtiger hätte ich Fragen zur energetischen Ausstattung der Immobilien gefunden, also eine Angabe über den Zustand des Daches, der Fenster und der Fassade.

Mit bestem Gruß,
steppi

Badewanne gesucht
Hallo,

Aber die Frage nach einer Dusche oder Badewanne finde ich
persönlich, mag mich ja täuschen, völlig unwichtig und
überhaupt nicht aussagekräftig.

schauen wir mal, was der Veranstalter dazu schreibt:
http://www.zensus2011.de/faq-detail/warum-wird-nach-…

Gruß
Christian

Es ist kein problem, sein gesamtes Leben bei Facebook & Co.
auszubreiten, jeden (sprichwörtlichen) Käse mit der
Kreditkarte zu bezahlen und so die Erstellung eines genauen
Bewegungs- und Konsumprofils zu ermöglichen.

Sorry, aber das ist ein schwachsinniges „strawman“-Argument. Ich z.B. habe weder facebook account, noch Kreditkarte.

Genausogut könnte man argumentieren Mord sei ja halb so wild, es gäbe auch Leute, die sich selbst umbringen…

Gruß

Anwar

Ich glaubte ja 11 Kinder von 12 verschiedenen Frauen :wink: