Zertifizierungen in Industrieunternehmen

Hallo,

ich weiss ehrlich gesagt nicht, ob diese Frage hier richtig aufgehoben ist. Wenn nicht, bitte in das entsprechende Brett verschieben.

Ich möchte eine Projektarbeit zu der Thematik „Zertifizierungen in Industrieunternehmen“ schreiben. Ich würde in dieser Arbeit auch gerne die Rentabilität von Zertifizierungen (z. B. DIN ISO 9001, ISO 14001, TS 16949 etc.) mit betrachten. Daher stellt sich mir die Frage, wie wichtig es Unternehmen (in D, Europa oder auch weltweit) ist, dass der Zulieferer zertifiziert ist. Wird dies irgendwo in Zahlen ausgedrückt? Gibt es hierzu irgendwelche Statistiken oder andere Quellen, woraus man irgendetwas ableiten kann? Bei Statista habe ich leider nichts gefunden.

Über hilfreiche Tipps wäre ich dankbar.

Viele Grüße
mugel

[von Hochschule in Wirschaftswissenschaften verschoben - www Team]

Mit Statistiken kann ich auch nicht dienen, aber bei uns ist es definitiv wichtig, dass wir nach ISO9001 zertifiziert sind. Ohne die würden wir so einige Aufträge nicht bekommen.

Wenn das nicht wichtig wäre, bräuchtest du doch nicht …

Wie kommst du auf das Thema, ohne von seiner Wichtigkeit überzeugt zu sein?

Hallo,

Wie soll das gehen? Du kannst die Top100 Zulieferer in der Sparte xyz nehmen und wirst feststellen, das die fast alle warscheinlich Zertifiziert nach 9001 oder 27001 oder was auch immer sind, weil hiermit nun mal lediglich entsprechende verfahrensweisen Bescheinigt sind. Oft wird bei Ausschreibungen, etc. eine entsprechende Zertifizierung einfach vorrausgesetzt. Wie Du das im Nachgang irgendwie mit Zahlen sinnvoll belegen wollen würdest weiss ich nicht. Das ist genauso als wenn Du eine einzige AdWords Google Kampagne mit den Umsatzzahlen von Mercedes oder Nestle vergleichen wollen würdest. Ein kleines Rädchen in einer riesigen Uhr …

Du könntest recherchieren wie die Umsatzzahlen des entsprechenden Unternehmens ist. Aber ob das wirklich für eine Projektarbeit wichtig und interessant wäre weiss ich nicht.

Die Normen verfolgen 2 Zwecke:

Innerhalb eines Unternehmens, die Abläufe standardisiert transparent zu machen. Das erhöht noch keine Qualität (die kann vorher auch höher gewesen sein bei niedrigeren Kosten), erlaubt es aber, Probleme zu erkennen und anzugehen (zu managen).

Nach außen, potentiellen Kunden standardisierte Schnittstellen dazu („Prozesshandbuch“ et. al) zur Verfügung zu stellen und meist auch, durch unabhängige Zertifizierungen die „Wirksamkeit aller Versprechen“*) zu belegen.

Wenn man sich einmal auf z.B. 9001 festlegt, so wäre es ein erheblicher Aufwand, die Qualität zugekaufter Produkte oder Dienstleistungen zu belegen, wenn der Anbieter nicht zertifiziert ist. Das könnte sonst im Extremfall ein Hobbybastler sein, der Nachbarjungen im Keller die ABS-Sensoren löten lässt. Die Qualität kann besser sein als im Profi-Betrieb, es ist nur schwerer belegbar.

Vergleiche es mit dem einem beliebigen anderen Standard: Um eine PC-Tastatur zu verkaufen, wird ein USB-Anschluss vorausgesetzt.

*) Eine freie, aber doch sehr nahe Definition von Qualität nach 9001: Grad, in dem ein Satz inhärenter Merkmale eines Objekts Anforderungen erfüllt. (Zumal es ja nicht nur um die Qualität eines Produktes, sondern der gesamten Geschäftsbeziehung geht)

Hallo huckleberri,

ich weiss durchaus, dass eine Zertifizierung einer Norm eine rentable Angelegenheit ist. Ich bin auch davon überzeugt, dass sich die Einführung einer Norm (gerade die 9001) einem Unternehmen hilft, erfolgreicher zu sein. Schon allein der Gedanke des KVP-Ansatzes sollte ein Unternehmen so voran treiben, dass sich die Zertifizierung lohnt. Allerdings hilft mir dies bei der Projektarbeit nicht weiter, wenn ich schreibe, dass sich so eine Zertifizierung lohnt. Ich brauche Fakten, Fakten, Fakten, dass ich dies berechnen kann. Die reine Aussage „Qualitätsmanagement ist ein rentables System“ wird für Korrektor nicht zufriedenstellend sein. Ich möchte nicht direkt über Zertifizierungen schreiben, sondern eher um Risikomanagement in Unternehmen, welches durch die neue DIN ISO 9001:2015 gefordert wird.

Danke für den Hinweis. Ich bin mir dessen bewusst, brauche aber eine Grundlage, um dies betriebswirtschaftlich berechnen zu können. Ich denke, ich werde wie schon von dir beschrieben den Ansatz der Opportunitätskosten gehen. Allerdings ist es aus meiner Sicht schwierig zu beziffern, welche Kunden nur kaufen, weil ein Unternehmen zertifiziert sind. Ich werde mir mal was überlegen.

Hallo Schraat,

vielen Dank für deine Antwort. Ich gebe dir gerne recht, dass ein Zertifikat noch lange nicht heisst, dass der Laden rund läuft. Es gibt auch genügend Firmen, die ohne Zertifizierung erfolgreicher sind, als mit Zertifikat. Dennoch wird meiner Meinung nach heutzutage von den Lieferanten erwartet, dass ein entsprechendes Zertifikat vorliegt. Des Weiteren fliessen entsprechende Zertifikate meistens auch mit in die jährliche Lieferantenbewertung ein.

Ich kenne selbiges aus der Automobilindustrie, dass man dort jedem einzelnen Automobiler erklären muss, wieso man nicht nach TS 16949 zertifiziert ist. Dort ist nämlich dann der Lieferant verpflichtet, seine Lieferanten entsprechend zu auditieren bzw. zu entwickeln, wenn dieser nicht nach TS 16949 zertifiziert ist. Dort haben die meisten Automobilisten bzw. Zulieferer keine Lust zu, daher wird dort eine Zertifizierung von den Zuliefern gefordert. Für beide Parteien nicht wirklich erfüllend. Aber das war ja nun nicht die Frage bzw. Antwort.

Für mich wäre es einfach nur interessant zu wissen, wie viele Industrieunternehmen (national oder international) von ihren Kunden eine entsprechende Zertifizierung verlangen, um ein entsprechend als Lieferant quaifiziert zu werden. Dies könnte ich dann entsprechend als Berechnungsgrundlage für meine Berechnung nehmen.

Nabend,

ich brauche eigentlich „nur“ eine Berechnungsgrundlage, woran ich die ISO 9001 berechnen kann. Ich denke, dass ich über die entsprechenden Opportunitätskosten gehen werde. Eine weitere Möglichkeit wäre vielleicht noch, über die prozentuale Steigerung der Zertifizierungen D, dies auf die Neu- bzw. Bestandskunden zu beziehen und somit eine Berechnungsgrundlage zu schaffen. Andere Möglichkeiten sehe ich aktuell nicht. Leider gibt es in den aktuell käuflichen Warenwirtschaftssystemen kein Häkchen „Kunde verlangt Zertifizierung nach …“, dann wäre es recht einfach. :wink: Trotzdem erst einmal vielen Dank für deinen Hinweis.

mugel84