Zielvereinbarungen

Hallo zusammen,

ich versuche, ein paar Anregungen zu Zielvereinbarungen zu sammeln. Es gibt zwar einige Fundstellen im Web aber die beschreiben eher die ganzen Vorteile von Führen durch Zielvereinbarungen, etc. aber leider werden sie eigentlich nie richtig konkret.
Kann mir jemand Tipps geben, wie ich z.B. eine Zielvereinbarung mit einem Software-Entwickler operationalisiere und treffe?

Ein „fachliches“ Ziel (nicht persönliches oder kommunikatives, etc.) wie z.B. 20.000 Zeilen Software-Code bis zum Ende des Jahres kann ja nicht sinnvoll sein.

Danke
[email protected]

Hallo zusammen,

Hallo Roland,

ich versuche, ein paar Anregungen zu Zielvereinbarungen zu
sammeln. Es gibt zwar einige Fundstellen im Web aber die
beschreiben eher die ganzen Vorteile von Führen durch
Zielvereinbarungen, etc. aber leider werden sie eigentlich nie
richtig konkret.
Kann mir jemand Tipps geben, wie ich z.B. eine
Zielvereinbarung mit einem Software-Entwickler
operationalisiere und treffe?

Die Form: schriftliche Vereinbarung mit Termin für Feststellung des Zielerreichungsgrades, von beiden unterschrieben.
Häufige Fehler: es werden keine Ziele, sondern Maßnahmen vereinbart. Das Zielvereinbarungsgespräch ist kein offener Prozess, der den Erfahrungsaustausch fördern soll, sondern gleicht eher einem Diktat.

Voraussetzungen:

  • Die Unternehmensziele liegen auf dem Tisch. Das heißt: es ist klar, worauf sich die unternehmerischen Energien und Handlungskräfte konzentrieren.
  • Die Unternehmensziele sind allen bekannt, werden von allen verstanden und akzeptiert.
  • Der Entwickler kennt Deine Ziele.
  • Eure Unternehmenskultur und das Budget lassen Gestaltungsspielräume zu.

Bei Zielvereinbarungen geht es nicht darum, die gesamte Geschäftstätigkeit bis ins kleinste aufzudröseln und mit spezifischen Zielen zu hinterlegen. Ziele sind dort angebracht, wo zwischen dem SOLL und einem IST eine Abweichung besteht - und wo der Weg zum Sollzustand nicht von vornherein klar auf der Hand liegt.

Da ich weder Eure Unternehmensziele noch Eure Controllingausstattung kenne, kann ich nicht sehr konkret werden. Daher mache ich wie folgt weiter:

Schauen wir uns einmal einige Quellen für Zielvereingarungen an:

  • Wie sieht es mit der Einhaltung der Projektbudgets und Auslieferungstermine für die SW-Entwicklung aus? Aus der Soll-Ist-Differenz lassen sich messbare Ziele ableiten.
  • Was kann aus dem Kundenfeedback ermittelt werden?
  • Gibt es Veränderungsziele bezüglich der Organisation, Zusammenarbeit, Verhalten, Qualifikation, Kosten?
  • Ist der Qualifikationsbedarf ermittelt worden? M.a.W.: Ziele können auch Schulungsziele sein.
  • Welche Ziele und Prioritäten hat der Bereich, in dem der Entwickler tätig ist?

Ein „fachliches“ Ziel (nicht persönliches oder kommunikatives,
etc.) wie z.B. 20.000 Zeilen Software-Code bis zum Ende des
Jahres kann ja nicht sinnvoll sein.

Sinnvoller ist vielleicht, am Projekt und am Software-Entwicklungsprozess anzusetzen.

  • Ich würde hier mal schauen, wie die Aufwände auf die einzelnen Projektphasen verteilt sind und wie sich diese Aufteilung auf die Wartungsaufwände auswirkt. Das ist durchaus messbar.
  • Änderungsfreundlichkeit der entwickelten Programme: Strukturierung und Kommentierung der Programmquellen (Schnittstellen!). Änderungsaufwände sind messbar, die Qualität der Quellen nicht - die muss sich dann mal jemand ansehen.
  • Dokumentation und Weitergabe von Erfahrungen: Programmiertechnik, Programmierstil, Programmierstandards, Fehlervorbeugung, Umgang mit unklaren Anforderungen. Lässt sich zwar auch nicht direkt messen, kann aber bewertet werden.
  • Für Entwickler ergeben sich die die meisten Ziele eigentlich aus dem Projektauftrag. Die sind im Allgemeinen konkret und überprüfbar. Wenn es so ist: auf die Dosierung achten.
  • Innovationsziele: Eine Produktidee umsetzen.

Zum Schluss: Zielvereinbarungen sind ein wechselseitiger Lernprozess, in den ich die Entwickler frühzeitig einbeziehen würde (bzw. in der Praxis auch so gemacht habe). Weniger ist manchmal mehr. Demotivation unbedingt vermeiden.

Gruß,
Uli

Hallo Uli,

vielen Dank für die ausführliche Antwort.
Dazu habe ich noch ein paar Detailfragen :

Häufige Fehler: es werden keine Ziele, sondern Maßnahmen
vereinbart.

Zum Unterschied :
Ein Ziel wäre die Entwicklung eines Programmes nach Pflichtenheft
mit konkretem Fertigstellungstermin und vereinbartem Maximal-Aufwand.
Eine Maßnahme wäre z.B. ???

Bei Zielvereinbarungen geht es nicht darum, die gesamte
Geschäftstätigkeit bis ins kleinste aufzudröseln und mit
spezifischen Zielen zu hinterlegen. Ziele sind dort
angebracht, wo zwischen dem SOLL und einem IST eine Abweichung
besteht - und wo der Weg zum Sollzustand nicht von vornherein
klar auf der Hand liegt.

Offenbar habe ich auch Probleme, den definitorischen Unterschied
zwischen (SMARTen) Zielen und Soll-Zuständen zu begreifen.

Da ich weder Eure Unternehmensziele noch Eure
Controllingausstattung kenne

Ziele ? Überleben ! :wink:)
Nein, im Ernst :
Gute Produkte entwickeln und günstig anbieten, die tatsächlich
vor Ort benötigt werden (Medizinprodukte /-geräte /-software).
Die Software ist entweder ein zu verkaufendes Produkt oder es sind
Tools für die eigenen Produktionsabläufe.

Die Firma beschäftigt insgesamt je nach wechselndem Bedarf zwischen
10 und 20 Personen als Angestellte und Honorarkräfte,
die Entwicklungsabteilung ca. 4 Personen, also alles eher kleindimensioniert.
D.h. es gibt keine eigene Controlling-Abteilung oder einen
(ausschließlich) Controlling-Verantwortlichen.

Schauen wir uns einmal einige Quellen für Zielvereingarungen
an:

  • Wie sieht es mit der Einhaltung der Projektbudgets und
    Auslieferungstermine für die SW-Entwicklung aus? Aus der
    Soll-Ist-Differenz lassen sich messbare Ziele ableiten.

O.K., wir versuchen, möglichst
präzise abzuschätzen, wie lange wir benötigen, um ein Produkt auf den
Markt zu bringen und was dies entsprechend kosten wird.
Die Realität ist eher die, daß wir froh sind, wenn z.B. nach
Halbzeit von 3 Monaten
nicht allzuviele Katastrophen in Form nicht brauchbarer
Hardware-Komponenten etc. oder
neu/überraschend zu integrierender Software-Funktionen (und
entsprechendem Mehr-Zeitbedarf) eingetreten sind und unsere Planung
nicht völlige Makulatur ist.
Da häufig jedes neue Produkt wirkliches Neuland für unsere Leute ist,
kann man nur begrenzt feststellen : schlechte Planung / Abschätzung des
Entwicklers.
Aber welche Ziele trauen wir uns beim nächsten Mal noch zu formulieren?

Das war’s erstmal.

Danke und ciao
Roland

Hallo Uli,

Hallo Roland,

vielen Dank für die ausführliche Antwort.
Dazu habe ich noch ein paar Detailfragen :

Häufige Fehler: es werden keine Ziele, sondern Maßnahmen
vereinbart.

Zum Unterschied :
Ein Ziel wäre die Entwicklung eines Programmes nach
Pflichtenheft
mit konkretem Fertigstellungstermin und vereinbartem
Maximal-Aufwand.
Eine Maßnahme wäre z.B. ???

Beispiele (ohne näheres Wissen, wie und unter welcher Beteiligung das
Pflichtenheft zustande gekommen ist):

  • Durchführung einer Risikoanalyse. Planung und Durchführung von
    Qualitätssicherungsmaßnahmen.
  • Überwachung des Terminplans (Meilensteine!) und Ablieferung von
    Fortschrittsberichten an das zuständige Management.
  • (Richtiger) Projektabschluss: z. B. Dokumentation dessen, was
    für die Wartung und die Organisation wichtig ist (Erfahrungen
    über Vorgehensweise, Installation, Erkenntnisse aus Prüfungen).

Ich habe aber Zweifel, ob ein „Maximal-Aufwand“ ein vereinbarungs-
würdiger oder -fähiger Gegenstand ist. Um es in dem Schema
„Pro und Contra“ zu diskutieren:
Im Projektgeschäft hat man es mit Schätzungen zu tun. Eine Schätzung
ist eine Schätzung - nichts anderes.
Selbstverständlich braucht man einen Termin, weil der Kunde seine
Anforderungen kund tut. Was für den Kunden eine Komplexitätsreduzierung
ist, ist für Deine Organisation eine Komplexitätserhöhung. Damit muss
sie klar kommen, das ist ihr Zweck. Für die Hierarchie ist das einfach:
sie überwälzt den Komplexitätszuwachs (Termin, Aufwand) auf den
armen Entwickler.
Nun muss man aber sehen, ob den Pflichten auch die entsprechenden
Rechte gegenüberstehen, zum Beispiel der Zugriff auf Ressourcen.
In größeren Unternehmen läuft es so ähnlich und das Verfahren heißt
dann „Projektabwicklungsvereinbarung“. Dann agiert der Projektleiter
wie ein Geschäftsführer des Projekts und hat völlige Freiheit.
Dann ist es OK.

Bei Zielvereinbarungen geht es nicht darum, die gesamte
Geschäftstätigkeit bis ins kleinste aufzudröseln und mit
spezifischen Zielen zu hinterlegen. Ziele sind dort
angebracht, wo zwischen dem SOLL und einem IST eine Abweichung
besteht - und wo der Weg zum Sollzustand nicht von vornherein
klar auf der Hand liegt.

Offenbar habe ich auch Probleme, den definitorischen
Unterschied
zwischen (SMARTen) Zielen und Soll-Zuständen zu begreifen.

Ich sehe auch keine Unterschiede, würde aber (vielleicht zum
besseren Verständnis) differenzieren zwischen Projektzielen
und Organisationszielen. Projektziele beziehen sich auf etwas
Neues. Der Ist-Zustand ist, dass es bisher dieses Ziel nicht
gab.
Bei Organisationszielen (Umsatz, Struktur, Prozesse) hatte man
mehr oder weniger explizit ein Ziel und nimmt zum Zeitpunkt X
den Ist-Zustand auf. Dann gibt es vielleicht Gründe zu sagen,
wir müssen jetzt Y um soundsoviel Prozent verbessern.
Der rhetorische Trick bei der SMART-Methode ist, dass man die
Zukunft in die Gegenwart verlegt, um die Ziele und damit
auch mögliche Risiken zu „visualisieren“.

Da ich weder Eure Unternehmensziele noch Eure
Controllingausstattung kenne

Ziele ? Überleben ! :wink:)
Nein, im Ernst :
Gute Produkte entwickeln und günstig anbieten, die tatsächlich
vor Ort benötigt werden (Medizinprodukte /-geräte /-software).
Die Software ist entweder ein zu verkaufendes Produkt oder es
sind
Tools für die eigenen Produktionsabläufe.

Die Firma beschäftigt insgesamt je nach wechselndem Bedarf
zwischen
10 und 20 Personen als Angestellte und Honorarkräfte,
die Entwicklungsabteilung ca. 4 Personen, also alles eher
kleindimensioniert.
D.h. es gibt keine eigene Controlling-Abteilung oder einen
(ausschließlich) Controlling-Verantwortlichen.

Schauen wir uns einmal einige Quellen für Zielvereingarungen
an:

  • Wie sieht es mit der Einhaltung der Projektbudgets und
    Auslieferungstermine für die SW-Entwicklung aus? Aus der
    Soll-Ist-Differenz lassen sich messbare Ziele ableiten.

O.K., wir versuchen, möglichst
präzise abzuschätzen, wie lange wir benötigen, um ein Produkt
auf den
Markt zu bringen und was dies entsprechend kosten wird.
Die Realität ist eher die, daß wir froh sind, wenn z.B. nach
Halbzeit von 3 Monaten
nicht allzuviele Katastrophen in Form nicht brauchbarer
Hardware-Komponenten etc. oder
neu/überraschend zu integrierender Software-Funktionen (und
entsprechendem Mehr-Zeitbedarf) eingetreten sind und unsere
Planung
nicht völlige Makulatur ist.
Da häufig jedes neue Produkt wirkliches Neuland für unsere
Leute ist,
kann man nur begrenzt feststellen : schlechte Planung /
Abschätzung des
Entwicklers.
Aber welche Ziele trauen wir uns beim nächsten Mal noch zu
formulieren?

Diese Beschreibung kommt mir bekannt vor. Das ist sozusagen
der Normalfall in der Branche. Hier trifft gut zu:
„Projektmanagement ist das Management von Nichtwissen“.
Die Produktivität kann man nur erhöhen, wenn man die gescheiterten
Projekte untersucht. Ich stelle mir eine Art „Projektkümmerer“
vor, der die „Katastrophen“ auf Zusammenhänge untersucht und
feststellt, welches Wissen oder welche Entscheidung an welcher
Stelle gebraucht worden wäre. Dieser Kümmerer könnte dann noch
einige nützliche Zusatzaufgaben lösen, um die Entwickler zu
entlasten: Integration der Honorarkräfte, Dokumentation …
Das Ganze könnte dann beispielsweise einmünden in ein Mini-
Projektwirkungscontrolling (Tipp zum Googlen).

Ich habe in einer solche Situation eine Datenbank gebastelt und
dort alles gesammelt, was in der Vergangenheit schief gelaufen
ist (nach Projektphasen gegliedert). Man lernt ungeheuer viel
in Projekten, aber das Wissen wird oft nicht genutzt. Das liegt
wohl auch daran, dass der Akt des Misslingens mit Emotionen
verbunden ist und die Ursachen gern verdrängt werden. Mit einer
Datenbank hat man ein „Unterbewusstsein“, das in der Hergabe von
Wissen nicht so widerspenstig ist wie die menschliche Natur.

Ich würde mir noch einmal überlegen, welchem Zweck Zielverbarungen
dienen sollen. Diese Methode wurde meines Wissens für Groß-
organisationen „erfunden“, um über unterschiedliche „Unternehmens-
bilder“ in den Köpfen kommunizieren zu können. Eure „Leute“ sind
doch eigentlich ziemlich dicht dran an der Unternehmenswirklich-
keit. Bei Euch dürfte jedem klar sein, dass die Gehälter von den
Kunden bezahlt werden.
Zur Umsetzung von Zielvereinbarungen bräuchte man dann noch ein
gewisses Maß an Stabilität im Umfeld. Das sehe ich bei Euch
nicht.

Zum Schluss: Ferndiagnosen sind riskant, daher kann es sein, dass
das alles Quatsch ist, was ich geschrieben habe. Ich konnte
nur versuchen, einige mehr oder weniger reflexionsfähige
Gedanken beizusteuern.

Wir können diese Versuche gern fortsetzen.

Gruß,
Uli

Hallo Uli und Richard,

Wir können diese Versuche gern fortsetzen.

Ja, bitte tut das, da wir auch über Ziele „geführt“ werden, finde ich das Thema sehr interessant!

Viele Grüße,
Michaela

Hallo Michaela,

Deine Erfahrungen könnten könnten einiges zu diesen Versuchen beisteuern. Bitte lass uns wissen, wie Zielvereinbarungen bei Euch gehandhabt werden, wie der formale Ablauf ist, die Inhalte und vor allem: wie siehst Du das?
Siehst Du darin eine Unterstützung für Deine Arbeit? Ist das eher eine Belastung? Glaubst Du, dass Dein Unternehmen damit erfolgreicher sein kann?

Gruß,
Uli

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Uli,

Deine Erfahrungen könnten könnten einiges zu diesen Versuchen
beisteuern. Bitte lass uns wissen, wie Zielvereinbarungen bei
Euch gehandhabt werden, wie der formale Ablauf ist, die
Inhalte und vor allem: wie siehst Du das?

Der formale Ablauf ist äh… sehr formal.
Die Mitarbeiter sollen 3-5 (d.h. es werden meist genau 4) Jahresziele wählen und beschreiben. Zur Beschreibung gehören die Überprüfungskriterien wann ein Ziel mehr/genau/etwas/gar nicht erfüllt wurde und zu welchem Termin das der Fall sein sollte. Die Überprüfung der Ziele unterm Jahr hängt von der Führungskraft ab. Einige machen persönliche Gespräche, der letzte wollte alle 2 Monate ein schriftliches Statement zu den Zielen und was der jetzige Chef unseres Abteilungsleiters (wir wurden gerade umorganisiert) will, werden wir wohl bald erfahren.

Ob und was dieses „Führen durch Ziele“ für den einzelnen Mitarbeiter bringt hängt bei uns immer von der Führungskraft (ich habe durch Umorganisation gerade den 3. Chef in 5 Jahren) ab und auch wie in den einzelnen Abteilungen damit umgegangen wird.
Was es uns (den MA) konkret bringt? Wir lernen, zu formulieren und so viele Abhängigkeiten mit ins Spiel zu bringen, dass wir am Jahresende fast immer auf der sicheren Seite sind und 80-90% Zielerreichung haben, egal was während des Jahres so los war. Als wir das das erste Jahr gemacht hatten, lag die Zielerreichung bei ca. 60%. Auch wenn das durch den Führungskreis als Erfolg und Verbesserung in der Firma bezeichnet wird, wirklich geändert hat sich in den 4 Jahren, in denen wir das Spielchen jetzt spielen, nichts.

Siehst Du darin eine Unterstützung für Deine Arbeit? Ist das
eher eine Belastung? Glaubst Du, dass Dein Unternehmen damit
erfolgreicher sein kann?

*grins* siehe oben.

So wie es in der letzten Organisationseinheit in der ich war gehandhabt wurde halte ich es für eine Farce, mit der sich ein paar Beratungsfirmen dumm und dämlich verdient haben.
Deswegen interessiert mich der Thread, ob und wie es funktionieren kann (oder auch nicht).

Viele Grüße,
Michaela

Hallo, zusammen,

ich klinke mich mal zwischendurch ein, weil der Dialog recht interessant ist.
Dem absoluten Großteil des gesagten kann ich völlig zustimmen mit einer kleinen Anmerkung allerdings:
Da ich, wenn man so will, ein solcher „Projektkümmerer“ bin (heißt: ich gestalte bei uns das Projektcontrolling als Zentralfunktion im Unternehmen) kann ich bestätigen, dass vieles im Projektgeschäft messbar gemacht werden kann, wenn das Projektmanagement als solches entsprechend aufgesetzt ist (einiges bleibt tatsächlich Schätzung, die aber wiederum auch oft auf sehr vernünftigem Niveau gemacht werden kann, oder man erstellt verschiedene Szenarien, je nach Fall und verfügbarer Informationsbasis…). Mit Zielvereinbarungen für einen Softwareentwickler hat das Projektcontrolling und das Projektgeschäft insgesamt (zumindest bei uns)aber nur seeehr eingeschränkt etwas zu tun.
Ein Ziel kann natürlich sein, dass ein besonders schwieriges und wichtiges Projekt, in dem der Entwickler eine spezielle Schlüsselposition innehat, besonders gut durchgeführt wird.
Ein Ziel in einer Zielvereinbarung macht aber doch nur dann Sinn, wenn derjenige, der das Ziel erreichen soll, maßgeblich (!) dafür verantwortlich ist und durch seine Person zum Erreichen beitragen kann. Und der Erfolg eines Projektes hängt zu einem ganz entscheidenden Teil vom Management des Projektes ab und nicht unbedingt vom Entwickler als Projektmitarbeiter (die Sichtweise kann aber auch bedingt durch meinen Job von der Wahrnehmung her nicht ganz objektiv sein). Je weiter ein Ziel von der jeweiligen Person „entfernt“ ist (Abstufungen etwa: Ziel auf Unternehmensebene, Ziel auf Bereichsebene, Ziel auf Teamebene, Ziel auf eine besondere Aufgabe bezogen (z.B. Projekt), Ziel auf Personenebene (z.B. Erlernen einer neuen Programmiersprache in projekteinsatzfähigem Niveau bis zum Datum xy)) desto weniger kann der Einzelne die Zielerreichung verantwortlich beeinflussen und desto weniger trägt die Zielvereinbarung zu einer Verhaltensbeeinflussung bei.
Anreizmittel ist i.d.R. eine finanzielle Anerkennung bei Zielerreichung, die je nach Zielerreichungsgrad gestaffelt werden kann. Wie der Zielerreichungsgrad gemessen werden sollte im voraus möglichst konkret definiert sein, sonst sind „intensive“ Diskussionen vorprogrammiert. Eine Unterscheidung im Sinne von Ausschluß zwischen Unternehmenszielen und persönlichen Zielen kann, muß aber nicht sein. Bei einer Kombination zwischen U-Zielen und pers. Zielen muß die Wirksamkeit (s.o. „Verhaltenssteuerung“) im Auge behalten werden.
Interessanterweise gibt es bei uns Fälle, in denen die Geschichte mit den Zielvereinbarungen gut funktioniert, bei anderen (teilweise direkten Kollegen) funktioniert es nicht (sondern wie bei Michaela: es geht eher ums gute Formulieren, nicht um echte Zielerreichung). Das verleitet mich zu dem Schluß: das Umgehen mit Zielvereinbarungen erfordert ein gewisses Bewußtsein und eine gewisse Übung sowohl bei den betroffenen Mitarbeitern als auch bei den Führungskräften.
Gruß,
A.