Zirkumzision aus religiösen Gründen

Hi WW-lers!
Eine ganz kurze Frage:
Es ist bestens bekannt, daß Juden sich aus religiösen Gründen beschneiden lassen.
Tun das auch Moslems?
Bei welchen anderen Religionen ist das sozusagen Pflicht?
Vielen Dank für eure Antworten!
Schöne Grüße,
Helena

Hi Helena,

Eine ganz kurze Frage:
Es ist bestens bekannt, daß Juden sich aus religiösen Gründen
beschneiden lassen.
Tun das auch Moslems?

Ja. Im Koran wird dies zwar nicht vorgeschrieben, aber die Tradition wird aus verschiedenen Hadithen hergeleitet. Dabei gibt es unterschiedliche Auffassungen, ob die Beschneidung für einen Moslem verpflichtend ist oder nur eine Empfehlung.

Bei welchen anderen Religionen ist das sozusagen Pflicht?

Es gibt etliche Naturvölker (Afrika, Australien), wo die Beschneidung Bestandteil von Initiationsriten ist. Ob man dies nun als ‚religiöse Pflicht‘ bezeichnen kann, ist wohl Ansichtssache.

Ansonsten ist mir Beschneidung als religiöse Pflicht nicht bekannt - dafür jedoch das Verbot derselben. Und zwar bei den Christen (17. ökumenisches Konzil von Basel-Ferrara-Florenz 1431-1445, Bulle ‚Cantate domino‘ von 1442) …

Freundliche Grüße,
Ralf

Hi Ralf,

Vielen herzlichen Dank für Deine ausführliche Antwort!
Dafür ein Sternchen! :o))

Nur… Was sind Hadithen???:
„Ja. Im Koran wird dies zwar nicht vorgeschrieben, aber die
Tradition wird aus verschiedenen Hadithen hergeleitet.“

Schöne Grüße,
Helena

Hadith -Zirkumzision aus religiösen Gründen
Hallo, Helena,
siehe hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Hadith
Gruß
Eckard

1 Like

Veilen herzlichen Dank, Eckard! owT * u Gruß
ohne
weiteren
Text

Ich selbst komme aus Egypten und wurde mit 11 Jahren beschnitten. Jede Frau in meiner Familie ist beschnitten. Soweit ich weiß gibt es (in ost africa) 4 Arten der Beschneidung für Frauen. 3 Arten der Sunna (traditionell) und 4. ist die die pharaonische Beschneidung (die prutalste und widerwertigste).
Ich selbst habe die 3. Stufe der Sunna.
Warum und wieso Beschneidungen im Islam üblich sind kann ich dir gerne erläutern, auch inwiefern das theoretische dann letzendlich mit dem praktischen übereinstimmt kann ich in meinem persönlichen fall (sowie Erfahrungsaustausch mit Frauen meiner Familie) gerne erläutern.

Ich habe darüber mal einen Artikel geschrieben, allerdings in englisch. Falls du mehr wissen willst, kannst du dich gerne bei mir melden. Female Circumsicions sind heikle Themen und sehr umstritten. Letzendlich aber nur hilfreich für den Status des Ehemannes bzw. für den Stolz der traditionsbewussten Frau. Mir selber hat es nicht geschadet, aber auch in keinster Weise geholfen.

Hi Jasmin!
Vielen Dank für Deine sehr interessante Antwort. Dafür ein *
Ich wede mich bei Dir melden.
Schöne Grüße,
Helena

Hallo Ralf,

Ansonsten ist mir Beschneidung als religiöse Pflicht nicht
bekannt - dafür jedoch das Verbot derselben. Und zwar bei den
Christen (17. ökumenisches Konzil von Basel-Ferrara-Florenz
1431-1445, Bulle ‚Cantate domino‘ von 1442) …

Weißt Du, wo ich noch mehr zur Ablehnung der Beschneidung des Christentums finden kann? Wobei es sich anscheinend nur um das westliche Christentum zu handeln scheint, denn es gibt einige östliche Kirchen wie die Kopten, bei denen Beschneidung zum kulturellen Standard gehört.

Viele Grüsse

Iris

gerne
da ich selber betroffen bin, muss ich immer wieder feststellen wie wenig Menschen überhaupt von Beschneidungen der Frauen wissen, bzw wie viel Fehlinformationen es darüber gibt. Ich habe schon sehr viel darüber geredet, mit Männern und Frauen, alleine schon wegen der Aufklärung. Und um ein Tabuthema zu brechen.
Die meiste Literatur über Female circumcision wurde von Männer geschrieben, die eben mal ein paar Monate in Africa waren. Betroffene Frauen sind meist sehr traditionell erzogen worden und reden kaum darüber, weil es eben ein Tabu Thema ist. Deshalb weiß man darüber sehr wenig, eben nur was Wissenschaftler so recherchiert haben - entspricht leider nicht immer der Realität im praktischen Leben der Frauen.

Hi Jasmin!
Vielen Dank für Deine sehr interessante Antwort. Dafür ein *
Ich wede mich bei Dir melden.
Schöne Grüße,
Helena

Wobei es sich anscheinend nur um das westliche Christentum
zu handeln scheint, denn es gibt einige östliche Kirchen wie
die Kopten, bei denen Beschneidung zum kulturellen Standard gehört.

Ich zu Beispiel habe auch mit russischen Frauen die beschnitten wurden Kontakt. Allerdings ist die Zeremonie bei denen ganz anders. Auch die Technik sowie „was“ und „wie viel“ beschnitten wird. Bei denen gibt es zum Beipiel nicht die pharaonische Beschneideung (die leider auch oft tödlich endet). Ist nicht zu vergleichen mit dem islamischen Ländern.

Hallo Iris,
zunächst einmal entschuldige die urlaubsbedingte Verspätung der Antwort.

Weißt Du, wo ich noch mehr zur Ablehnung der Beschneidung des
Christentums finden kann?

Leider kann ich da nicht weiterhelfen - der Beleg steht nach meinem Eindruck ziemlich isoliert da.

Wobei es sich anscheinend nur um das
westliche Christentum zu handeln scheint, denn es gibt einige
östliche Kirchen wie die Kopten, bei denen Beschneidung zum
kulturellen Standard gehört.

Das ist in der Tat auffällig. Gerade daher habe ich die Vermutung, dass der Anstoß zu diesem Verbot auch aus dem äußersten Westen des Herrschaftsbereiches der katholischen Kirche kam. Gut vorstellbar, dass damit das Kryptojudentum zwangsgetaufter iberischer Conversos (sog. ‚Marranen‘) bekämpft werden sollte. Von der Zeit her würde das auch gut passen. Stichworte: Pogrom von 1391, 1408 die diskriminierenden Judengesetze in Kastilien und Aragon, die ‚Missionierung‘ des hl. Vicente Ferrer, die erzwungenen ‚Disputationen‘ von Tortosa, der Gegenpapst Benedikt XIII. (Pedro de Luna) und seine ‚Judenbulle‘ ‚etsi doctoribus gentium‘ von 1415 - das u.a. hatte zu einer Welle von ‚Bekehrungen‘ geführt, wobei man christlicherseits der Überzeugungskraft derartiger ‚Missionsarbeit‘ wohl doch nicht so recht traute …

Näheren Aufschluss könnten da die Konzilsakten geben - ob etwa die Initiative zu dieser Bestimmung von spanischen Bischöfen ausging usw. Selbst für einen Spezialisten leider eine wohl recht mühsame Aufgabe.

Interessanterweise war der Vertreter Kastiliens beim Baseler Konzil Alphonso de Santa Maria (auch: Alphonso de Cartagena), der Sohn eines gewissen Pablo de Santa Maria - der seinerseits vor 1390 noch Salomon ha Levi hieß und Oberrabbiner von Burgos war. 25 Jahre später war er dann in derselben Stadt Erzbischof …

Freundliche Grüße,
Ralf