Zitat Winston Churchill

Wissenschaft Geschichte
#1

Hallöchen,

ich bin neulich über dieses Zitat gestolpert, das Churchill zugeschrieben wird:

„Ich möchte keine Vorschläge haben wie wir kriegswichtige Ziele im Umland von Dresden zerstören können.Ich möchte Vorschläge haben wie wir 600.000 Flüchtlinge aus Breslau in Dresden braten können.“

Nicht, das ich mir nicht vorstellen könnte, das Churchill derartige Dinge gesagt haben könnte, hätte ich doch gerne Gewissheit. Bei der Recherche landete ich als Quelle bei dem Buch „Der 2.Weltkrieg“ von Bernd Rolle, erschienen in Jena, 1971. Ich habe das Buch leider nicht vorliegen, weiss also nicht, ob Rolle seinerseits eine Quelle angibt und falls ja, welche.
In Anbetracht der Tatsache, das die DDR bei der Geschichtvermittlung dazu neigte, ein eher selektives Bild zu zeichnen und das wahrscheinlich niemandem so viele falsche Zitate zugeschrieben werden, wie Churchill, möchte ich nachfragen, ob irgendwer eine belastbare Quelle für dieses Zitat hat oder eventuell eine eindeutige Widerlegung.

Danke! Gruss Goetz

#2

Hallo Goetz,

eigenartigerweise wurde dieses Zitat auf facebook vor wenigen Stunden erwähnt…
https://www.facebook.com/DerPatriotDE/posts/1109238809128085 - selbstverständlich ohne Quelle
Honni soit qui mal y pense…

dafy

#3

Das kursiert momentan häufiger wegen des Jahrestags der Bombardierung.

#4

Danke für den Hinweis!
Eigentlich noch ein Grund mehr, NICHTS ohne verfizierbare Quelle anzugeben - ich denke jetzt an facebook, wo offensichtlich Wahrheit /Quelle nicht so ganz ernst genommen wird von usern…

dafy

#5

Hallo,

eine kurze Recherche bei Google-Books nennt David Irving als Quelle: https://books.google.de/books?id=9RBoAAAAMAAJ&q="Ich+möchte+keine+Vorschläge+haben+wie+wir+kriegswichtige+Ziele+im+Umland"&dq="Ich+möchte+keine+Vorschläge+haben+wie+wir+kriegswichtige+Ziele+im+Umland"&hl=de&sa=X&redir_esc=y
Was davon zu halten ist, kannst Du Dir selber ausdenken.

Gruß
hps

#6

Nun, dieses Zitat taucht auffälligerweise nur auf Seiten auf, die mit „rechtsextrem“ noch eher zurückhaltend beschrieben sind…

#7

Irving sagt das 1990, in dem Buch steht es bereits 1971. Das Irving so etwas begeistert aufgreift, verwundert natürlich wenig.

#8

Das ist richtig, letztlich aber kein hieb- und stichfester Beleg für eine Fälschung.

#9

Ich weiß, die Antwort kommt spät.

Da hat dich jemand auf den Arm genommen
Es gibt / gab weder einen Autor Roll im Urania Verlag, noch ein Buch über den 2. WK bei Urania.
Hätte auch gar nicht ins Sortiment gepasst.
Buch und Autor sind frei erfunden.

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#14

Diese angebliche Quelle ist frei erfunden, sie findet sich nicht in der Deutschen Nationalbibliothek und auch sonst nirgendwo. Die Quellenangabe geht allem Anschein nach auf ein angebliches Schülerreferat zurück, das auf der Webseite abipur.de eingeschleust wurde - offensichtlich gezielt auf Heranwachsende gezielte neofaschistische Propaganda.

Tatsächliche Quelle des Zitats ist, wie von @hps angegeben, eine Hetzschrift des notorischen Neonazis Rolf-Josef Eibicht. Der seinerseits als angebliche Quelle auf einen mündlichen(!) Vortrag des noch bekannteren Holocaust-Leugners, Geschichtsfälschers und Kriminellen David Irving verweist - selbstverständlich ohne jeden weiteren Beleg (Radioansprache, Zeitungsinterview, Churchills Memoiren oder sonst irgend etwas überprüfbares).

Es ist schlicht und einfach unmöglich, „hieb- und stichfest“ zu beweisen, dass jemand etwas nicht gesagt hat. Es ist beispielsweise auch nicht möglich zu beweisen, dass Du niemals gesagt hast, am liebsten hättest Du im 3. Reich gelebt und da dem Führer als KZ-Kommandant gedient. Nicht ganz zufällig stünde Dir, wenn ich so etwas behaupten würde, das Recht zu, mich wegen übler Nachrede gem. § 186 StGB zu verklagen. Und das ginge nicht gut für mich aus: da könnte ich mich nicht darauf herausreden, dass Du nicht hieb- und stichfest beweisen kannst, das nie gesagt zu haben. Die Beweispflicht liegt - auch in der Geschichtswissenschaft - bei dem, der eine Behauptung aufstellt.

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