"Zittern" in der Traumatherapie (TRE)

Hallo,
in einem Gespräch habe ich von „Tension & Trauma Releasing Exercises“ gehört - eine Freundin kam damit in Kontakt und hat mir davon erzählt.
Mich hat’s interessiert, und ich habe auf der Website nachgelesen und auch den Wikipedia-Artikel darüber. Jetzt würden mich fachliche Einschätzungen zu Anwendung, Wirksamkeit und Verbreitung interessieren, auch zu Schwierigkeiten oder Risiken dabei. 
(Mir geht es nicht um mich und auch nicht um die Freundin - die ist selber groß - , es ist einfach nur Interesse.)
Viele Grüße,
Jule

Hallo Jule,
mit TRE bin ich nicht vertraut und kann mich deshalb zu dieser Methode als solches nicht äußern.

Ganz allgemein gesprochen können körperpsychotherapeutische Methoden sehr hilfreich sein, wenn diese in eine Traumatherapie eingebunden bzw. therapiebegleitend angewandt werden.

Art und Ausprägungsgrad von Traumafolgestörungen können sich erheblich unterschieden.
Eine gut ausgebildete Traumatherapeutin kann erkennen, welche traumatherapeutischen Methoden bei welcher vorherrschenden Symptomatik sinnvoll und sicher eingesetzt werden können.

Es wäre wichtig, darauf zu achten, dass die TherapeutIn in einem ausreichenden Maß über grundlegende Kenntnisse über Entstehung und Behandlung traumabedingter Störungen verfügt.

Werden einzelne, wirksame Methoden aus dem Rahmen einer sachkundigen Traumatherapie gerissen und nur für sich allein angewandt, können auch an sich hilfreiche Techniken ggfs. eher schädigend als unterstützend wirken.

Viele Grüße.
Moon Stegk

Hallo,

danke für Deine Antwort - offenbar ist es nicht sehr verbreitet, sonst könnte ja irgendwer eine Einschätzung geben.

Es wäre wichtig, darauf zu achten, dass die TherapeutIn in
einem ausreichenden Maß über grundlegende Kenntnisse über
Entstehung und Behandlung traumabedingter Störungen verfügt.

Werden einzelne, wirksame Methoden aus dem Rahmen einer
sachkundigen Traumatherapie gerissen und nur für sich allein
angewandt, können auch an sich hilfreiche Techniken ggfs. eher
schädigend als unterstützend wirken.

Ja, davon gehe ich aus. Aber glücklicherweise ist mein Interesse nur theoretischer Natur.

Herzlichen Gruß,

Jule

danke für Deine Antwort - offenbar ist es nicht sehr
verbreitet, sonst könnte ja irgendwer eine Einschätzung geben.

Es gibt allgemein in der Psychotherapie und gerade im Bereich der Traumatherapie eine ganze Reihe von Methodiken, die einzelne Psychotherapeuten „erfinden“ (anders kann man es oft nicht bezeichnen), an einer Handvoll Patienten mit zum Teil grenzwertig bis gar nicht wissenschaftlicher Vorgehensweise ausprobieren. Die Patienten stehen dem oft genug recht schutzlos gegenüber, weil gerade bei ambulanter Therapie überhaupt nicht abgesichert, wenn etwas schief geht.
Der springende Punkt dabei: „schief gehen“ kommt allenfalls theoretisch im Gedankenkonzept vor. Aktive Prävention gibt es nicht oder kaum.

Der Grund, warum sich das lohnt: Man kann recht gut Geld so machen.

Ein Buch schreiben (dem weitere folgen), ein Institut gründen und teure Zertifizierungen in der jeweiligen Technik anbieten, möglichst noch in zwei, drei Stufen, damit es sich wirklich lohnt.

Einschub: Du kannst in Sachen TRE mal googlen und triffst, welch Zufall, auf ein solches Institut. Und dann schau mal, wer dieses Zertifikat erwerben kann - man braucht nicht mal Psychotherapeut zu sein! - und schau mal, wer sich mit welcher Ausbildung da so tummelt. Von einer soliden traumatherapeutischen Ausbildung ist überhaupt nicht die Rede! Das kann für Patienten lebensgefährlich werden! (Wenn man Dekompensation und deren Folgen im Auge hat)

Möglich ist das, leider, weil das keiner kontrolliert. In der Medizin darf kein Medikament auf den Markt, was nicht die Wirksamkeit bewiesen hat und dessen transparent gemachte Nebenwirkungen in ein angemessenes Verhältnis zur Wirksamkeit gesetzt werden.

Bei psychotherapeutischen Techniken gilt das nicht. Und Trauma kann jeder, wenn er will. Nur dass sich Trauma kann jeder hier auf das Anbieten bezieht, nicht auf das Können, damit umzugehen und wirksam therapieren zu können.

Wieder zu TRE: ich habe mir mal ein paar Videos darüber angeschaut. Für sämtliche Traumabetroffene, die ich kenne, wäre nur die bloße Anwendung an sich mit recht großer Sicherheit mind. schwierig, wenn nicht katastrophal. Erst Recht in Gruppen"therapie".

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Liebe Janina,

danke! Ich hatte gehofft, dass Du Dich meldest, weil ich in Erinnerung hatte, dass Du mit traumatisierten Menschen arbeitest (stimmt doch, oder?).

Mich machte stutzig, dass meine einzigen Fundstellen zu TRE von besagtem Institut oder damit verbundenen Leuten zu stammen scheinen.

Wieder zu TRE: ich habe mir mal ein paar Videos darüber
angeschaut. Für sämtliche Traumabetroffene, die ich kenne,
wäre nur die bloße Anwendung an sich mit recht großer
Sicherheit mind. schwierig, wenn nicht katastrophal. Erst
Recht in Gruppen"therapie".

Danke für diese Einschätzung!

Viele Grüße,

Jule

Mich machte stutzig, dass meine einzigen Fundstellen zu TRE
von besagtem Institut oder damit verbundenen Leuten zu stammen
scheinen.

Über David Berceli, den „international anerkannten Traumaexperten“ findet man abseits von TRE auch nichts und die wissenschaftlichen Bibliotheken kennen ihn nicht. Lebenslauf? Fehlanzeige.

Erhalte dir dieses Stutzen. Um kritisch zu gucken, muss man nicht Fachexperte sein. Auch wenn einem da noch andere Dinge oder bestimmtes schneller auffällt. Eigentlich sollte jeder Patient etwas kritischer sein.

Leider ist es nur so, dass Patienten, die einen großen Leidensdruck haben, egal ob mit körperlichem oder psychischem Leiden, oft gar nicht den Handlungsspielraum oder den Blick für so etwas haben. Damit ist nicht nur gemeint, dass sie sich vor lauter Druck die Zeit nicht nehmen, sondern es ist gemeint, dass sie aufgrund ihrer Krankheit tatsächlich nicht in der Lage sind.

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