Zu nah am Wasser gebaut

Hallo,

ich bin 21, Männlich, stecke in einer Beziehung, bin nicht schüchtern sehr humorvoll, sehr gesellig.

Ich hab etwas was mich stört, will es nicht Problem nennen, aber so was in der Richtung ist es schon.

Und zwar ich fang irre schnell an zu heulen .__. Am schlimmsten ist es bei streitgesprächen oder ernsten Gesprächen.

Gestern war wieder was, wo ich mich mit dem Mann meiner Mutter wegen kleinkram gestritten hab, ich hab das dann am Abend ganz ruhig meinem Vater erzählt, und während des erzählens hab ich schon gemerkt das mir die Tränen in die Augen schießen.

Anderes Beispiel wo ich mal mit meinem Vorgesetzen in der Firma gesprochen hab, und es darum ging das mir die Arbeit bisher nicht gefällt und ich gern weg wollen würde, hab ich auch angefangen zu heulen.
Der hat mich natürlich angeschaut, als hätte ich ein Nervenzusammenbruch, war dann ganz nett zu mir als wär ich ein ängstlicher Patient.

Aber im Gegenteil, mir is da eigentlich nicht zum heueln zu mute, ich bin nicht traurig oder sonst was.

Ich denke die Tränen werden ausgelöst wenn ich sehr wütend bin, oder ich etwas erzähl was mich sehr belastet.

Ich weiß das mein Dad mit dem ich an Sich ein super Verhältnis mich und mein Bruder in der Kindheit immer angeschrien hat, er hat mich nie geschlagen oder Hausarest gegeben, aber geschrien… das macht er auch teilweise jetzt noch, dah ab ich auch teiwleise noch die Tränenreaktion darauf. Ich könnt mir vorstellen das es vielleicht daher kommt. Kinder mit schreien oder anschweigen zu bestrafen is brutaler als ihnen eine zu knallen…

Hat wer ne Idee wie ich das wegbekommen könnte, oder wie ich es unterdrücken könnte? Ist sowas ein Fall für ein Psychologen?

Vielleicht kennt das Prob weg, oder kann mich es nachvollziehen .__.

Grüße

Tom

Hallo
Nach meinen Kenntnissen entspricht der Tränenfluss eher allgemein einer emotionalen Erregung, ist also nicht unbedingt mit Traurigkeit verbunden.
Ich kann mir gut vorstellen, das es Dir auf die Nerven geht, wenn Dich auf einmal jemand trösten möchte, aber irgendwie der Kontext fehlt.
Vielleicht kannst Du ja den Vorgang innerlich beobachten um dann zu versuchen, Einfluss zu nehmen.
Aber als Laie kann ich nicht sagen, ob man dauerhaft mit Verstellungen weiterkommt, Fachleute bieten sich ja genug an.
MfG
Matthias

Hallo Nebox,
ich habe zwei Söhne (26 + 18). Besonders der Jüngere kann, wenn er sehr aufgeladen ist, schon mal eine Träne (oder mehrere) verlieren (ich denke, das ist besser für ihn, als wenn er seine Emotionen, seine Wut irgendwo im Körper „ablagert“ - das kann m.E. krank machen).
Ich finde Aussagen wie „ein Mann weint nicht“ sehr viel ungesünder - wo gehen denn die Emotionen hin, wenn man sie nicht rauslässt?

Dass es Dir unangenehm sein mag, ist vielleicht ein anderes Thema - aber vielleicht gehörst Du einfach nur zu einer neuen Generation Mann, die Gefühle offen zeigt? :wink:
Grüße, Susanne

Hallo Tom,

ein Mensch weint, wenn ihn etwas schmerzt oder fehlt. Das ist total normal. Es ist die erste Ausducksform, die ein Neugeborenes zur Verfügung hat. Dem fehlen ja noch die Worte.

Schon Kleinkinder lernen andere Bewältigungsstrategien. Entweder, es fließen Tränen oder Zorn tritt an die Stelle, wenn das Gewünschtes nicht errreicht wird.

Je nach Einstellung und Nervernkostüm der Hauptbezugserson (Mutter/Vater) „lernt“ das Kind recht schnell, mit welcher Strategie es zum Ziel kommt. Wut oder Tränen. Trost oder Beschwichtigung.

Mädchen sieht man Tränen eher nach (sie sind halt gefühlvoller), bei Jungs tendiert man dazu, das sie nicht weinen und ihre Gefühle besser in Wut ausdrücken sollen. Ein Junge weint nicht.

Das Weinen kann man jedem Mensch bezeiten austreiben, wenn man ihm vermittelt, dass Tränen garantiert nicht helfen.

Diese Vermittlung betrifft aber Frauen und Männer gleichermaßen. Es gibt viele Menschen - Frauen und Männer - die nicht weinen, obwohl eine Situation zum Heulen ist. Die einen schlagen um sich (Wut) die anderen fressen in sich hinein (Frust).

Weinen erleichtert, baut negative Gefühle = Stress ab. Man fühlt sich hinterher neutral.

Mein Rat für Dich wäre, dass Du Dir bewusst wirst, dass Du - als Erwachsener - mit Tränen leider nicht mehr das Gewünschte erreichst, aber hinterher deinen Tränen freien Lauf lassen kannst, wenn Du alleine bist. Vielleicht wäre professionelle Hilfe sinnvoll, wie Du belastende Situationen im Berufsleben ohne Tränen durchstehst. Was die familiären Situationen betrifft, solltest Du Dir keine Gedanken machen. Entweder, sie mögen Dich - oder halt nicht. Die Tränen sind jedenfalls nicht ausschlaggebend.

Beste Grüße
Maralena

Hallo Nebox,

Du suchst nach einer Möglichkeit Deinen Tränenfluss, also einen festen Bestandteil Deiner emotionalen Reaktionsroutine abzustellen? Nur aus dem Grund, weil es Dir hin und wieder peinlich ist?

Sei einfach froh, dass Du mit Sensibilität gesegnet wurdest und führe Dir mal vor Augen, dass Sensibilität auch ein Zeichen von Geistesgaben ist.

Ich an Deiner Stelle würde froh sein. Überlege Dir doch mal, wie es anderen geht, die nur hinter verschlossener Tür weinen können. Das macht mit Sicherheit nicht glücklicher. Außerdem möchte man doch auch viele emotionale Erfahrungen, die man wahrnimmt nicht missen?

Frag doch mal Deine Freundin. Die wird Dir bestimmt sagen, dass sie es so lieber hat als einen ungehobelten Klotz an ihrer Seite. Also sieh’s gelassen! Ist nicht immer einfach, aber es gibt wesentlich schlechtere Alternativen!

Wenn Dir der Gang zum Psychologen mehr Klarheit verschafft, dann probiere es doch ruhig einfach. Schaden wird’s bestimmt nicht.

Aufmunternde Grüße
Logan

Danke
Also ich bin als Sternzeichen natürlich auch ein sensibler Krebs :wink:
Wenn schon dennschon.

Es ist kein sehr großes Problem für mich, aber irgendwo isses halt in der Tat etwas peinlich bzw doof.
Ich mein meine Eltern etc sagen da nix dazu, die kennen mich, meine Freundin genauso, aber in der Arbeit war das echt doof, vorallem weil dann gleich alle denken ich bin super traurig oder total am Ende, obwohl das gar nicht stimmt und ich mich einfach nur tierisch aufgeregt hab, oder sauer war.

Hallo Nebox,
dein Problem kenne ich aus eigener Erfahrung.
Ich habe zwar damit zu leben gelernt, aber es gibt auch heute noch Momente (z.B. schöne Musik, festliche Zeremonien), die mir so unter die Haut gehen, bei denen ich den Tränenfluss auch nicht gut steuern kann.
Besserung hat eigentlich nur gebracht, wenn ich mich voll auf einen Punkt konzentriere und meinen Atem beobachte, mich der Emotion gedanklich entziehe und mich nur auf den thematischen Inhalt der Situation konzentriere.

Bei Gesprächen (wie mit deinem Chef), wo man nicht weg kommt, versuche ich diese vorher im Kopf durchzuspielen.
Da kann ich mich meinen Emotionen voll hingeben und mich beobachten, was jetzt der Grund für die starke Empfindung ist.
Nach einer Weile hat man sich an dieses Gefühl gewöhnt und man kann mit der Situation „normal“ umgehen.

Allerdings war es bis dahin ein langer Weg, den ich so nicht wieder gehen würde.
Du bist noch sehr jung und ich denke, dass dir ein Psychologe schneller helfen kann.

Alles Gute
Leia

Hi Tom,

ich kenne dein Problem nur zu gut. Ich hasse es! In jedem klitzekleinen Streitgespräch fange ich sofort an zu heulen. Und selbst wenn ich es schaffe es zu unterdrücken… Man hört ganz genau wie meine Stimme anfängt zu zittern.

Ich hatte auch schon einige peinliche Situationen z. B. in einem Praktikum, wo die Chefin mich blöd angemacht hat.

Ich kann echt verstehen, dass es dich total nervt. Man kann so nicht streiten oder den Menschen seine wahren Gefühle zeigen.

Wenn andere Leute hier schreiben: Sei froh dass du deine Gefühle zeigen kannst, du bist halt sensibel, ist das quatsch. Man kann eben nicht die Gefühle zeigen die man gerade wirklich in sich hat.

Bei mir ist es meistens wenn ich wütend oder enttäuscht bin. Wut ist aber nicht dass was die Leute aufnehmen wenn man heult. Die denken dann sofort entweder ‚och die arme, so traurig‘ oder ‚mann so ne Heulsuse‘.
Dass man aber richtig wütend ist und jemand gerade einfach nur mal richtig die Meinung sagen will, merkt keiner.

Sorry dass ich dir keinen Rat geben kann… Bei mir hat bis jetzt auch nur ruhig atmen etwas gebracht und am Besten an etwas anderes denken (aber nicht „oh mist jetzt heul ich gleich“) oder ganz schnell das Streitgespräch abbrechen und erstmal runterkommen.

Viele Grüße
Ichelle

Hi,

du bist ein emotionaler Mensch,da darf man dich auch nicht in eine Truhe mit Zettel „Schwul“ nicht einsperren.Man kann in vielen Situationen weinen.Hast du denn z.b. irgendetwas anderes in deiner Famile was dich vor kurzem belastet /belastet hat? Läuft es vllt auf der Arbeit oder in deinem Liebesleben nicht so gut? ( Melinda in „Ghost Whisperer“ ist auch immer am weinen wenn sie Gesprächen mit ihren Leuten hat)

Liebe Grüße,
Eisbock

Hallo nochmals,

nach ca. 20 Berufsjahren als Vorgesetzte und mit Personalauswahl vertraut, möchte ich Dir sagen, dass - mir persönlich - immer jene Menschen lieber waren, die ihre Gefühle zum Ausdruck bringen konnten. Freude, Trauer, Wut. „Pokerfaces“ - bei denen man nicht wusste, woran man mit ihnen war, waren mir stets suspekt.

Das ging nicht nur mir so. Das haben auch andere so erlebt. Allerdings ist es schon so, dass - vor allem auf Arbeit - viele nicht mit Gefühlsausbrüchen in Form von Tränen umgehen können. Nicht, dass sie Tränen als negativ ansehen - nein, sie wissen bloß nicht, wie sie damit umgehen sollen. Trösten? Verharmlosen? Ignorieren?

Wenn ein erwachsener Mensch weint, ist das für sein Gegenüber eine unangenehme Situation. Weil der Gegenüber sich automatisch irgendwie schuldig fühlt. Eigentlich hat er bloß seinen Job gemacht, trotzdem fragt er sich vielleicht, ober er etwas falsch gemacht hat, zu schonungslos war. Je nach eigenen Erfahrungswerten kann das leider bis zur Ablehnung führen (der ist mir nicht geheuer/unsymphatisch/ein Weichei/ich heule doch auch nicht darauf los usw.)

So gesehen ist Weinen im Berufsleben gesellschaftlich nicht akzeptiert und daher tabu. Vor allem bei Männern. Leider.

Ich wünsche Dir, dass Du Menschen triffst, die gezeigte Gefühle zu schätzen wissen. Es gibt mehr davon, als Du denkst.

Viele Grüße
Maralena

Hi Maralena,

Das ging nicht nur mir so. Das haben auch andere so erlebt.
Allerdings ist es schon so, dass - vor allem auf Arbeit -
viele nicht mit Gefühlsausbrüchen in Form von Tränen umgehen
können. Nicht, dass sie Tränen als negativ ansehen - nein, sie
wissen bloß nicht, wie sie damit umgehen sollen. Trösten?
Verharmlosen? Ignorieren?

Ignorieren!
Wäre bitte sehr wünschenswert und notfalls über die Geste eines Taschentuches zu reichen ein sehr netter Akt.
Weil, es geht einem zwar in dem Moment des nicht zu steuernden Tränenflusses was unter die Haut und damit ist man eigentlich schon genug mit sich beschäftigt, aber der Verstand ist trotzdem total auf die Sache gerichtet.
Es kommt einfach über einen so wie niesen. Da wird man ja auch nicht bedauert und man bekommt maximal ein „Gesundheit“ zurück.

Leia

Holla,

im Berufsleben war das zum Glück erst einmal. Also ich heule nicht bei jedem Stress oder „Anschiss“ den es mal gibt, ich muss da auch extrem geladen sein das diese Reaktion kommt.

Wenn ich nur mal so Anschiss bekommen hab, war es halt ein doofes Gefühl aber da hab ich nicht angefangen zu heulen.

Aber so wie du das beschrieben hast, ist es sehr gut verständlich, wieso es ein Tabu im Berufsleben ist, und das die Person nicht weiß wie sie reagieren kann.

Wenn ich eine weinende Person seh frag ich fast immer „Kann ich helfen“ oder wenn es eine fremde Person is „kann man Ihnen helfen“

Das könnte auch ein Chef in egal welcher Situation sagen.
Oder wie der daruterposter schrieb ein Taschentuch reichen.

Ich werd das mal versuchen mit dem ruhiger atmen und mich klar auf die Worte zu konzentieren.

Hallo Nebox,

die Frage „kann man Ihnen helfen?“ kann man in einem Personalauswahlgespräch, welches mit einem Desaster für den Kandidaten geendet hat, nicht stellen.

Dessen einzig logische Antwort wäre: ja, Sie können mir helfen, indem Sie mir den Job geben.
Genau das geht ja nicht.

Bei uns wird es so praktiziert:

  • keine Fragen oder Situationen schaffen, in denen sich Bewerber heillos verirren/verlieren/bloßstellen könnten. Wenn Schwachstellen bemerkt werden, wird zurückgeschraubt, oder zum nächsten Punkt übergegangen, im Extremfall das Gespräch abgekürzt. Wir hacken nicht auf Defiziten rum.
  • es ist niemals nur eine Person, die den Bewerber beurteilt - meistens sind es mindestens drei. Die Entscheidung fällt nach Vorstellung aller Bewerber.
  • Der Bewerber wird immer mit einem postiven Geschprächsabschluss verabschiedet. Der ist nicht gespielt. Jeder Mensch hat gute Seiten, auch wenn die von uns geforderte Qualifikation nicht vorliegt. Das ist nicht das Problem des Bewerbers, sondern unser Anspruch.
  • Wir wissen natürlich nicht, wie sich der Bewerber hinterher fühlt, wenn er eine Absage bekommt. Wir tun aber unser Möglichstes, dass er sich nicht in seiner Person abqualifiziert fühlen muss.

Ich weiss, es gibt andere Personalchefs. Die sind rücksichtslos. Leider.

Viele Grüße
Maralena