Zu spät erkannter Bänderriss - noch Chancen?

Hallo

Bei einem 12-jährigen Kind ist ein Bänderriss erst über ein halbes Jahr später erkannt worden.

Weiss jemand, ob da noch eine Möglichkeit auf Heilung besteht? Das Kind soll jetzt 8 Wochen lang eine Schiene tragen und dann wiederkommen. Ist das die optimale Behandlung in so einem Fall? Wer weiß Tipps?

Unten im PS steht die Geschichte dazu, falls es jemanden interessiert.

Viele Grüße Thea

PS:
Ein 12-jähriges Kind hat Reitunterricht, das Pferd stürzt (das Kind natürlich mit). Das Kind hat große Schmerzen. Die Reitlehrerin sagt, das geht nach 1-2 Wochen vorbei. Das Kind soll direkt wieder aufs Pferd (damit es keine Angst entwickelt), danach ist der Fall für die Reitlehrerin wohl erledigt.

Das Kind wohnt jedoch in der fraglichen Zeit nicht zu Hause, sondern ist zu Besuch bei der Familie ihrer Freundin. Die Eltern dieser Freundin gehen weder mit dem Kind zum Arzt, noch benachrichtigen sie die Eltern, sondern behandeln die Schmerzen selbst mit homöopathischen Mitteln.

Nach einer Woche erfährt die Mutter von dem Reitunfall, es wird jedoch gesagt, es tue schon fast gar nicht mehr weh. Die Mutter geht allerdings auch nicht sofort zum Arzt, da es schon eine Woche her ist und „eigentlich nicht mehr weh tut“, sondern erst ca. 2 Wochen später, da es jetzt immer noch ab und zu wehtut.

Der Arzt macht ein Roentgenbild, auf dem nichts zu sehen ist, und sagt, wenn es in drei bis vier Wochen immer noch wehtut, dann solle man wiederkommen.

Nach dieser Zeit scheint es eigentlich ok zu sein.

Nach ca. einem halben Jahr treten beim Sportunterricht am gleichen Fuß wieder Schmerzen auf. Jetzt geht man mit dem Kind endlich zum Orthopäden, der feststellt, dass es wohl ein Bänderriss war, der möglicherweise nach so langer Zeit auch nicht mehr zu heilen ist, man könne es aber versuchen.

Hallo Thea,

Bei einem 12-jährigen Kind ist ein Bänderriss erst über ein
halbes Jahr später erkannt worden.

Weiss jemand, ob da noch eine Möglichkeit auf Heilung besteht?
Das Kind soll jetzt 8 Wochen lang eine Schiene tragen und dann
wiederkommen. Ist das die optimale Behandlung in so einem
Fall? Wer weiß Tipps?

ich bin mit 16 die Treppe hinuntergestürzt. Als meine Mutter mittags von der Arbeit kam, lag ich mich einem Elefantendicken Knöchel auf der Couch.
Sie sagte, das wickeln wir jetzt eine Weile, und dann geht das wieder vorbei. Das war September.
ostern des darauffolgenden Jahres konnte ich wieder ohne Bandage laufen. Danach habe ich mir den Knöchel noch 2x verstaucht, hatte aber nur minimale Probleme.

30 Jahre später die gleiche Geschichte. Auf einer Eisplatte umgeknöchelt. Da ich inzwischen nicht mehr so richtig an „das geht vorbei“ glaubte, bin ich zum Arzt. Kompletter Bänderriss. Mit meiner Vorgeschichte, mit 16 wahrscheinlich ebensfalls kompletter Bänderriss, also vermutlich Gewebe bereits stark vernarbt, meinte er, es könne mir bei Operation passieren, dass ich eine Bänerprothese aus Teflon brauche.
Wir einigten uns darauf, dass ich es 8 Wochen mit einer Schiene versuche.
Das war im Oktober. Weihnachten war mit der Schiene Schluß. Probleme mit dem Knöchel habe ich seitdem keine mehr. Im Gegenteil, der Fuß ist fester im Gelenk, denn die ganzen 30 Jahre vorher.

Übrigens: mit 12 heilt das besser. Es ist nur Konsequenz gefragt.

viele grüße
geli

Eine Schiene ist auf jeden Fall zu empfehlen. Damit wird der Fuß entlastet, und die Wahrscheinlichkeit erneut umzuknicken verringert. So können die Bänder von selbst wieder zueinanderfinden und verheilen. Das ist natürlich nicht schön für das Kind, aber immer noch besser als fortwährende Probleme mit dem Fuß. Einzige Alternative hierzu wäre eine OP. Aber auch dann würde der Fuß hinterher geschient. Zu einer OP wird heute nur geraten, wenn der Fuß (durch Leistungssport o.ä.) stärkeren Belastungen ausgesetzt ist.
Mein Freund hat mehrere Bänderrisse hinter sich, teils mit OP, teils nur mit Schiene behandelt, und rät, den Fuß 8 Wochen zu schienen und danach speziell bei sportlicher Betätigung den Fuß zu bandagieren (Wickel). Das stützt den Fuß und gibt ein bisschen Sicherheit, man traut sich eher, den Fuß wieder zu belasten. Ihm hat man damals gesagt, wenn auch nach dieser Schiene und einigen Monaten Schonung weiterhin Probleme bestehen, könne man immer noch operieren. Er hat allerdings auch Sport im Leistungsbereich betrieben, dementsprechend war die Bänderbelastung extrem. Zu vermeiden sind übermäßiger Hallensport (harter Boden) und Sportarten wie Fußball und Tennis (welche die Bänder und Gelenke sehr belasten durch schnelle, kurze Richtungswechsel im Lauf).

Gruß, Dine

P.S.: Homöopathie bei solchen Verletzungen ist ein Unding. Hier wäre evtl. eine Hirnschiene angebracht :wink:

Hallo SimsyMone!

Mit Bänderrissen habe ich reichlich Erfahrung.

Nun zu der Geschichte des Mädchens.
Die Reitlehrerin hat verantwortungslos gehandelt, keine Frage. Ein sofortiger ARztbesuch wäre vernünftiger gewesen…

Bei einer einfachen Röntgenuntersuchung kann man keinen Bänderriss erkennen, nur eine knöcherne Verletzung ausschließen.
Dann gibt es noch eine spezielle Aufnahme „gehaltene Aufnahme“, wobei das Fußgelenk in eine Vorrichtung eingespannt wird und dann das Gelenk soweit gedehnt wird, dass der Patient fast unter die Decke geht.
Es ist höllisch schmerzhaft!
Anhand des Gelenkspaltes, der sich dabei darstellt, kann man auf einen Bänderriss schließen.

Die Behandlung, egal ob nun ein vermuteter Bänderriss, oder durch die gehaltene Aufnahme bewiesen, ist dieselbe.
für Wochen Tag und Nacht eine Schiene, nicht belasten (Krücken)danach ggf. eine Fußgelenkmanschette (Malleotrain) und langsam wieder an Belastung gewöhnen.

Dass das Kind noch hin und wieder Schmerzen im Gelenk hat ist in meinen Augen ganz normal, und ich würde sie die Schiene tragen und vom Sport befreien lassen.
Die Bänder sind mit Sicherheit schon wieder verheilt, aber die Instabilität im Gelenk behält man noch lange und hat auch Angst davor, dass man wieder umknicken oder sich sonstwie verletzen könnte.

Und unter uns gesagt, sei ein bisschen froh, dass das Mädchen nicht diese wirklich fiese Röntgenuntersuchung hat über sich ergehen lassen müssen, auch wenn die Vorgehensweise der Reitlehrerin unverantwortlich war!

Angelika

Hallo

Dann gibt es noch eine spezielle Aufnahme „gehaltene
Aufnahme“, wobei das Fußgelenk in eine Vorrichtung eingespannt
wird und dann das Gelenk soweit gedehnt wird, dass der Patient
fast unter die Decke geht.

Diese Aufnahmen sollten eigentlich nicht mehr gemacht werden. Es hat sich nämlich herausgestellt, dass man durch die Aufnahme eher noch was kaputt macht (wenn das Band nämlich nicht (ganz) durch ist).

Es ist höllisch schmerzhaft!
Anhand des Gelenkspaltes, der sich dabei darstellt, kann man
auf einen Bänderriss schließen.

Es ist vor allem schmerzhaft, wenn nicht alle Bänder durch sind.

Die Behandlung, egal ob nun ein vermuteter Bänderriss, oder
durch die gehaltene Aufnahme bewiesen, ist dieselbe.

ja

für Wochen Tag und Nacht eine Schiene, nicht belasten
(Krücken)danach ggf. eine Fußgelenkmanschette (Malleotrain)
und langsam wieder an Belastung gewöhnen.

Wenn Krücken notwendig sind, möglichst schnell auf eine umsteigen und dann ganz weglassen, Fuß natürlich schonen, hochlegen, Schiene in irgendeiner Form (ganz wichtig).

Dass das Kind noch hin und wieder Schmerzen im Gelenk hat ist
in meinen Augen ganz normal, und ich würde sie die Schiene
tragen und vom Sport befreien lassen.

Das kann dauern. Man kann nach einem halben Jahr oder nach einem Jahr noch merken, das da was war. Joggen (mit Unterstützung, es gibt auch extra Sport-Schienen) hilft, dem Fuß wieder Stabilität zu geben.
Eventuell ist auch jetzt noch eine Krankengymnastik sinnvoll, aber so was muss der Arzt entscheiden, auch welche Schiene am sinnvollsten ist, gegebenenfalls reicht auch eine gute Bandage.

Gruß,
foo

1 Like

Hallo,

Weiss jemand, ob da noch eine Möglichkeit auf Heilung besteht?

Da würde ich mir keine allzu großen Sorgen machen. Dass man auch ein halbes Jahr später nochmal Schmerzen hat, ist normal. Oft hat man mit einer Dehnung sogar länger zu kämpfen als bei einem Riss.

Das Kind soll jetzt 8 Wochen lang eine Schiene tragen und dann
wiederkommen. Ist das die optimale Behandlung in so einem
Fall? Wer weiß Tipps?

8 Wochen und dann erst wiederkommen, kommt mir hingegen komisch vor.
Bei einer frischen Verletzung rechnet man eher mit 6 Wochen. Und ich hätte, sagen wir mal, nach 2 Wochen eine Kontrolluntersuchung vermutet. Allerdings kann das natürlich bei einer so alten Verletzung anders sein.

Aber nochmal zum Verständnis:
In der Woche, als die Mutter noch nicht Bescheid wusste, konnte das Kind da auftreten, gehen, laufen? Hatte der Arzt denn den Fuß nicht abgetastet?

Ist denn im Sportunterreicht nochmal etwas vorgefallen? Ist das Kind umgeknickt? Oder tut es ‚nur‘ bei Belastung weh?

endlich zum Orthopäden, der feststellt, dass es wohl ein
Bänderriss war, der möglicherweise nach so langer Zeit auch
nicht mehr zu heilen ist, man könne es aber versuchen.

Das klingt ein bisschen nach: „Die Bänder sind wie Sprungfedern, sie werden nie wieder zusammen finden“
Ich weiß, dass das an Fingern problematisch sein kann, hab’s beim Sprunggelenk aber noch nicht gehört.

Ansonsten, wie andere schon geschrieben haben: seitlich stützen, den Fuß aber durchaus bewegen, damit die Bänder ‚wissen‘, wie sie wachsen müssen.

Vielleicht hilft ja auch folgender Link: http://www.dr-gumpert.de/html/baenderriss.html

Gruß,
foo

ps: ich bin nur Laie, der einiges an Verletzungen hinter sich hat und viele Leute mit vielen Verletzungen kennt.

Hallo

Aber nochmal zum Verständnis:
In der Woche, als die Mutter noch nicht Bescheid wusste,
konnte das Kind da auftreten, gehen, laufen? Hatte der Arzt
denn den Fuß nicht abgetastet?

In der Woche ist ja niemand mit dem Kind zum Arzt gegangen. Spaeter wurde es ein bisschen abgetastet.

Ist denn im Sportunterreicht nochmal etwas vorgefallen? Ist
das Kind umgeknickt? Oder tut es ‚nur‘ bei Belastung weh?

Wenn ich richtig unterrichtet bin, ist dies erst jetzt, also Monate spaeter oefters passiert.

Ansonsten, wie andere schon geschrieben haben: seitlich
stützen, den Fuß aber durchaus bewegen, damit die Bänder
‚wissen‘, wie sie wachsen müssen.

Gut.

Vielleicht hilft ja auch folgender Link:
http://www.dr-gumpert.de/html/baenderriss.html

Na ja, ueber viel zu spaet erkannte Baenderrisse steht da ja leider nichts.

Viele Grüße Thea

Hallo

Der Arzt hatte nichts gesagt von vom Sport befreien lassen. Allerdings weiß ich nicht, wie sie mit dieser Schiene Sport machen soll. Vielleicht hat er es für unnötig gehalten, es extra zu erwähnen.

Er hat aber ausdrücklich auf Nachfragen gesagt, die Schiene müsse nachts nicht getragen werden.

Es handelt sich wohl um eins der Bänder in der Nähe des rechten Knöchels, also außen.

Ich würde denken, dass sie dann auf jeden Fall vermeiden sollte, den Fuß seitlich hin oder her zu kippen. Wie ist das mit Bewegungen hoch und runter? Sind sie vermutlich schädlich oder sogar gut?

Viele Grüße Thea

Hallo Dine

Eine Schiene ist auf jeden Fall zu empfehlen. Damit wird der
Fuß entlastet, und die Wahrscheinlichkeit erneut umzuknicken
verringert. So können die Bänder von selbst wieder
zueinanderfinden und verheilen.

Sind die nach so langer Zeit noch nicht so verkümmert, dass sie sich nicht mehr finden koennen? Na ja, hoffen wir das beste.

Das ist natürlich nicht schön
für das Kind, aber immer noch besser als fortwährende Probleme
mit dem Fuß.

Das ist klar. Das eine geht ja irgendwann vorbei, das andere nicht. Die Schien passt nur nicht so richtig. Es scheint diese Schienen speziell für Kinder nicht zu geben. Sie ist zwar flexibel genug, dass man sie ziemlich eng machen kann, aber sie ist dann etwas unbequem.

P.S.: Homöopathie bei solchen Verletzungen ist ein Unding.
Hier wäre evtl. eine Hirnschiene angebracht :wink:

Wo kriegt man so was?

Viele Grüße Thea

Hallo Geli

Dein Beitrag macht ja Hoffnung. Danke!

Viele Grüße Thea

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hi Thea

Sind die nach so langer Zeit noch nicht so verkümmert, dass
sie sich nicht mehr finden koennen? Na ja, hoffen wir das
beste.

So pauschal kann man das leider nicht sagen. Im Normalfall ist es nach so langer Zeit nur noch operativ zu behandeln. Operiert werden sollte aber nur, wenn das Gelenk dauerhaft instabil ist. Man hat drei Außenbänder, und wenn eins davon gerissen ist, sind immer noch zwei andere vorhanden. Dauerhaft instabil bedeutet, dass man öfter umknickt. Das ist nicht nur lästig, sondern immer wieder Ursache für eine zusätzliche Schädigung des Gelenkknorpels mit Folge einer posttraumatischen Arthrose. Aber dann kann man immer noch operieren, um Gelenkschäden, die dann auftreten würden, zu vermeiden.
Ich tendiere eher dazu erst einmal alle konservativen Maßnahmen auszuschöpfen: Schiene, gezielter Muskelaufbau, Krankengymnastik…

Die Schien passt nur nicht so richtig. Es scheint diese
Schienen speziell für Kinder nicht zu geben. Sie ist zwar
flexibel genug, dass man sie ziemlich eng machen kann, aber
sie ist dann etwas unbequem.

Es gibt unterschiedliche Typen von Schienen. Im Allgemeinen benutzt man heutzutage aufpumpbare Schienen, die sich dem Fuß anpassen und daher eigentlich auch passen sollten. Unbequem sind sie leider alle. Es gibt auch noch Schienen, die per Gipsabdruck genau an den Fuß angepasst werden (z.B.:Godesberger-Schiene). Die sind aber sehr teuer und trotzdem unbequem:wink:

Hier noch ein toller Link zum Thema Bänderriss:
http://www.dr-gumpert.de/html/baenderriss.html

P.S.: Homöopathie bei solchen Verletzungen ist ein Unding.
Hier wäre evtl. eine Hirnschiene angebracht :wink:

Wo kriegt man so was?

Oh, das wüsste ich auch manchmal gern :wink:)

Lieben Gruß, Dine