Zu und das Zue

Hallo,

habe zum Frühstück mit meiner Frau diskutiert, ob es im Deutschen das substantivierte Adjektiv: ‚das Zue‘ gibt, welches sich vom Adjektiv zu herleiten würde.

Hat jemand von euch ne Meinung zu dem Thema?

Nein, die zue Leitung gibt es nicht, ebenso wenig wie den Man mit dem abben Arm!

Natürlich sagt man sowas im Umgangsdeutsch (Man, nicht ich!), aber auch durch häufigen Gebrauch wird es nicht richtig. Nie und nimmer nicht!

Gruß - Rolf

Hi,

ich schließe mich Rolfs Meinung an. Ist auch nicht im Duden aufgeführt.

LG

Guten Tag,

„zu“ ist in der von Dir gemeinten Bedeutung üblicherweise ein Adverb und wird standard(schrift)sprachlich als solches nicht flektiert.
Aber: „In der gesprochenen Sprache begegne[t] gelegentlich auch […] zu als konvertierte[s] attributive[s] Adjektiv[]: […] die zu[n]e Tasche.“ (Duden-Grammatik 2006, §1129)

Und solch ein Adjektiv lässt sich wiederum substantivieren, etwa als Folge des Weglassens des folgenden Substantivs. Es handelt sich also um ein gesprochensprachliches Phänomen, das aber im Deutschen ganz offensichtlich existiert.

Es gibt übrigens eine Menge Wörter, die nicht im Duden stehen.

Aber eine richtige Begründung habt ihr beide nicht.

Das es im Duden nicht zu finden ist, ist kein Argument, da Substantivierungen generell nicht im Duden aufgeführt werden. ‚Der Langsame‘ oder ‚das Lesen‘ findet sich ja auch nicht im Duden.

Gibt es, mal abgesehen davon, dass es wirklich übel aussieht und ‚das Geschlossene‘ sprachlich sicherlich besser ist, eine echte Regel, die gegen ‚das Zue‘ spricht?

Ist auch nicht im Duden
aufgeführt.

Der Duden (bd1) enthält nur einen Bruchteil der deutschen Worte. Bundesparteitag, Jugendheim, Spargelernte - alle drei stehen nicht im Duden. Geben tut sie’s trotzdem.

Der Gesamtwortschaft des deutschen wird auf 500.000, wenn nicht noch mehr Stichwörter geschätzt - der Duden Bd 1 enthält 130.000 Stichwörter, das Duden Universalwörtbuch 150.000 Stichwörter.

Mehr darüber findest Du hier:

http://de.wikipedia.org/wiki/Wortschatz

Es wird zwar oft als Totschalgargument verwendet - die Aussage „Das Wort gibt es nicht - das steht nicht im Duden“ ist aber dennoch Blödsinn. Es gibt weitaus mehr Wörter als im Duden stehen.

Gruß,
Max

habe zum Frühstück mit meiner Frau diskutiert, ob es im
Deutschen das substantivierte Adjektiv: ‚das Zue‘ gibt,

wenn dann nur „das Zune“. Das wird auch als Adjektiv gebraucht wie „das zune Glas“, aber natürlich „das Glas ist zu“, nicht „zun“.

Gruss Reinhard

wenn dann nur „das Zune“. Das wird auch als Adjektiv gebraucht
wie „das zune Glas“, aber natürlich „das Glas ist zu“, nicht
„zun“.

…dann bitte auch noch den Schritt weiter:

Analog zu „lilafarbend“ und derlei Schrecklichkeiten hieße es dann eben d"das zuende Glas"

Jo

Aber Rolf…

aber auch durch häufigen Gebrauch wird es nicht richtig. Nie
und nimmer nicht!

Du solltest doch inzwischen wissen, das genau das der Fall ist. Je häufiger der Gebrauch eines neuen Begriffes oder einer neuartigen Konstruktion, desto eher (von der Zeit wie auch von der Wahrscheinlichkeit her) wird es offizialisiert.

Oder wie meinst du, sind Wörter wie „das untere“ (auch als Substantivierung „das Untere“), „das obere“ usw. entstanden? Irgendwann wird es – möglicherweise! – auch offiziell einige andere Präpositionen als Adjektive geben.

Gruß,

  • André
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Hallo Reinhard,

wenn dann nur „das Zune“. Das wird auch als Adjektiv gebraucht
wie „das zune Glas“, aber natürlich „das Glas ist zu“, nicht
„zun“.

Das scheint mir regional unterschiedlich zu sein. Für mich klingt „die zune Flasche“ (oder „zuene“) auch besser als „zue“, ich kenne aber viele, die „zue“ bevorzugen.
Das ist dann auch bei Farbadjektiven der Fall: ich sage eher „pinkene“, „orangene“, „lilane“, aber trotzdem „beige“ [ˈbeːɪʃə]. Es gibt viele, die von „pinken“ und „orangen“ Kleidern sprechen, zum Beispiel.

Was sich davon am Ende mal als standardsprachlich(er) durchsetzen wird, wenn nicht beides, steht noch in den Sternen. Das wird noch ein bisschen dauern.

Gruß,

  • André

Und irgendwann …
… wird das dann vo rr aussichtlich Standar t -Deutsch, ebenso wie der neogermanische Infinitiv übersetz t en.

Tschüssilein
Pit

Der Gesamtwortschaft des deutschen wird auf 500.000, wenn
nicht noch mehr Stichwörter geschätzt

Und dann kann man immer noch alles mögliche zusammensetzen.

Es wird zwar oft als Totschalgargument verwendet - die Aussage
„Das Wort gibt es nicht - das steht nicht im Duden“ ist aber
dennoch Blödsinn. Es gibt weitaus mehr Wörter als im Duden
stehen.

Außerdem gibt es genügend Wörter, die im Duden stehen, dort aber eigentlich nicht hineingehören, z.B. „die Wellness“ (steht zumindest im Online-Duden).

mfg,
Ché Netzer

offtopic
Du hast mich gerade 5 Minuten Lebenszeit gekostet!

Bundesparteitag, Jugendheim, Spargelernte - alle drei
stehen nicht im Duden. Geben tut sie’s trotzdem.

Die habe ich darauf verwandt, mir zu überlegen, was zum Kuckuck denn „Spargelernte“ sind und ob die was mit dem Weltspartag zu tun haben.

xxx
T.

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Lieber André,

in diesem Fall verweigere ich mich der Wirklichkeit.
Ich werde nie und nimmer nicht irgendwelche Sprachschlampereien anerkennen oder gar mitmachen, nur weil eine Mehrheit von Unwissenden irgendeiner Mode oder einer eingeschliffenen Gewohnheit folgt.

Natürlich weiß ich, dass beispielsweise das Genitiv-Objekt allmählich in den Tartaros der Ignoranz hinabsinken wird. Das wird mich aber nicht hindern, die Fahne der sprachlichen Schönheit hochzuhalten.

Gruß - Rolf

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Hi,

du weißt aber schon, dass die Sprache in größeren Zeiträumen denkt?

xxx
T.

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Moin,

habe zum Frühstück mit meiner Frau diskutiert, ob es im
Deutschen das substantivierte Adjektiv: ‚das Zue‘ gibt,
welches sich vom Adjektiv zu herleiten würde.

im Dialekt durchaus, da finden sich auch auffe Türen.

Sprache ist das, was gesprochen wird. Passt es deutschlandweit, dann wird es irgendwann auch geschrieben. Zue Türen und auffe Fenster werden es aber kaum südlicher als bis Osnabrück schaffen.

Gruß Ralf

Moin, Jeannie,

Ist auch nicht im Duden aufgeführt.

der Duden erfindet weder Regeln noch setzt er Maßstäbe, dort wird nur festgehalten, was im Gebrauch ist. Sollten sich die auffen Türen und die abben Arme mal deutschlandweit durchsetzen (was ich eher nicht glaube), dann landen sie eines Tages im Duden.

Manche Wörter verschwinden übrigens auch wieder, wenn die Dudenredaktion feststellt, dass sie sich trotz größten Bemühens nicht erhalten lassen, so zB das unsägliche „sitt“.

Gruß Ralf

Sprache ist das, was gesprochen wird. Passt es
deutschlandweit, dann wird es irgendwann auch geschrieben. Zue
Türen und auffe Fenster werden es aber kaum südlicher als bis
Osnabrück schaffen.

Wäre mal interessant zu gucken, wo das Phänomen verbreitet ist. Ich dachte nicht, dass sich das lokal eingrenzen ließe.
Hier in Leipzig sagt man, denke ich, eher „zu(e)ne Türe“ (bei „aufene“ wird das Wort dialektbedingt automatisch identisch mit „offene“; lustig, oder?).

Gruß,

  • André