Zuckerrohr Farben

Hallo,

als ich neulich auf Guadeloupe war hatte ich unter anderem auch viel Spaß an einer Führung durch eine Rum-Destille mit anschließender Verkostung. Dabei wurden die Unterschiede zwischen rotem und blauen Rohrzucker heraus gestellt. (Allerdings verstand ich von den Ausführungen auf Französisch nur 25%.) Die entsprechenden Rhum agricole blanc schmeckten auch völlig unterschiedlich. Heute sah ich auf der Seite meines R(h)um-Dealers, dass es auch Produkte aus schwarzen Rohr von einem anderen Unternehmen gibt.

Da meine Ungeduld mich davon abhält, bis morgen auf eine Antwort der Hersteller zu warten, probiere ich es erstmal hier:

Woher kommt die unterschiedliche Färbung des Zuckerrohrs und durch welche Faktoren beeinflusst das den Geschmack?

Vielen Dank für hilfreiche Antworten im Voraus
Pierre

Ich würde mal tippen auf, konsumierte Menge und Bechergröße. :thinking:

1 Like

Nein. Es geht wirklich um die Farbe der äußersten Schichten den Zuckerrohrs - als der Pflanze. Es ist jetzt nicht so, dass sie stark rot, blau oder schwarz sind wie rote Lippen, Gras und Kohle. Es ist eher ein deutlich wahrnehmbarer Schimmer.

Ich habe für dich ChatGPT gefragt. :grin: Frag mich aber nicht, ob es halluziniert oder nicht!

Die unterschiedliche Färbung des Zuckerrohrs kann auf mehrere Faktoren zurückgeführt werden, die sowohl biologische als auch umweltbedingte Ursachen haben. Hier sind einige der Hauptgründe:

  1. Genetische Unterschiede : Es gibt verschiedene Sorten von Zuckerrohr, die genetisch unterschiedlich sind. Diese Sorten können unterschiedliche Mengen an Pigmenten wie Chlorophyll (grün), Anthocyanen (rot, lila, blau) und Carotinoiden (gelb, orange) enthalten. Diese Pigmente beeinflussen die Farbe der Pflanze.
  2. Reifegrad : Der Reifegrad des Zuckerrohrs kann die Farbe beeinflussen. Jüngere Stängel sind oft grüner, während ältere Stängel, die näher an der Ernte sind, eine gelbere oder bräunlichere Farbe annehmen können.
  3. Umweltbedingungen : Die Bedingungen, unter denen das Zuckerrohr wächst, spielen eine große Rolle bei der Farbentwicklung. Faktoren wie Bodenqualität, Wasserverfügbarkeit, Sonneneinstrahlung und Temperatur können die Pigmentproduktion beeinflussen. Zum Beispiel kann intensives Sonnenlicht zu einer höheren Produktion von Anthocyanen führen, die rote oder violette Färbungen verursachen.
  4. Nährstoffversorgung : Der Gehalt an bestimmten Nährstoffen im Boden, insbesondere Stickstoff, Phosphor und Kalium, kann die Farbe des Zuckerrohrs beeinflussen. Ein Mangel oder Überschuss an diesen Nährstoffen kann zu Farbveränderungen führen.
  5. Krankheiten und Schädlinge : Infektionen durch Pilze, Bakterien oder Viren sowie Schäden durch Insekten können die Farbe des Zuckerrohrs verändern. Solche Einflüsse können zu Verfärbungen wie Gelbfärbung oder Fleckenbildung führen.

Einfluss auf den Geschmack

Die Färbung des Zuckerrohrs hat indirekt Auswirkungen auf den Geschmack, da sie oft mit dem Gehalt an verschiedenen Zuckerarten und anderen Inhaltsstoffen korreliert. Hier sind einige Faktoren, wie die Farbe den Geschmack beeinflussen kann:

  1. Zuckergehalt : Dunkleres Zuckerrohr, besonders das, das reifer ist, hat tendenziell einen höheren Zuckergehalt, was zu einem süßeren Geschmack führt.
  2. Pigmentgehalt : Pigmente wie Anthocyane und Carotinoide können neben der Farbe auch Aromen und Geschmacksnoten beeinflussen. Zum Beispiel können Anthocyane leicht adstringierende Eigenschaften haben, die den Geschmack beeinflussen.
  3. Nährstoffgehalt : Unterschiede in der Nährstoffversorgung, die die Farbe beeinflussen, können auch den Gehalt an anderen sekundären Pflanzenstoffen beeinflussen, die den Geschmack modifizieren.
  4. Stressbedingungen : Pflanzen, die unter Stress wachsen (z.B. durch Trockenheit oder hohe Sonneneinstrahlung), können mehr sekundäre Metaboliten produzieren, die den Geschmack verändern. Diese Bedingungen können auch die Farbe des Zuckerrohrs verändern.

Zusammengefasst hängt die unterschiedliche Färbung des Zuckerrohrs von einer Kombination aus genetischen Faktoren, Umweltbedingungen, Nährstoffversorgung und Gesundheitszustand der Pflanze ab. Diese Faktoren beeinflussen indirekt den Geschmack durch Veränderungen im Zuckergehalt und der Zusammensetzung von sekundären Pflanzenstoffen.

2 Like

Danke für die Erinnerung an ChatGPT. Nach der genauen Frage nach der genetischen Vielfalt gab es diese Antwort:

[…]
Hier sind einige Beispiele für Zuckerrohrsorten mit unterschiedlichen Farben:

  1. Rötliches Zuckerrohr (Saccharum officinarum ‚Pele’s Smoke‘) : Diese Sorte hat rote oder violette Stängel und wird häufig in tropischen Regionen angebaut.
  2. Bläuliches oder violettes Zuckerrohr (Saccharum officinarum ‚Black Cane‘) : Diese Sorte hat dunkelviolette bis fast schwarze Stängel und wird auch für ihre hohe Süße geschätzt.

Jede dieser Sorten bringt ihre eigenen Merkmale mit, die nicht nur das Aussehen, sondern auch den Geschmack und die chemische Zusammensetzung des Saftes beeinflussen, der zur Rumherstellung verwendet wird. Unterschiedliche Zuckerrohrsorten können verschiedene Mengen an Zucker, Säuren und anderen Aromastoffen enthalten, was sich direkt auf den Geschmack des produzierten Rums auswirkt.

Die Destillerien auf Guadeloupe und anderen Orten nutzen diese Vielfalt bewusst, um eine breite Palette von Rum-Sorten zu kreieren. So können sie durch den Einsatz verschiedener Zuckerrohrsorten unterschiedliche Aromen und Geschmacksprofile in ihren Produkten entwickeln und anbieten.

Die genannten Unterarten gibt es tatsächlich und lassen sich als einzelne Pflanzen auch in Deutschland kaufen. Welche Arten „meine“ Destillerie anbaut weiß ich noch nicht. Auch tue ich mich schwer, eine Liste der Unterarten zu finden. Oder überhaupt handfeste Informationen. Es scheint aber fast so wie bei den Apfelsorten zu sein: unterschiedliche Kreuzungen und Züchtungen führen zu verschiedenen Pflanzen, deren Produkte unterschiedliche Eigenschaften aufweisen.

Und so wie Apfelbrände aus unterschiedlichen Sorten unterschiedlich schmecken, schmeckt Rhum aus verschiedenen Zuckerrohrsorten unterschiedlich.

Interessantes Metier. Ich bleibe da mal dran. Wieder was zum Klugscheißen bei der nächsten Verkostung. :wink:

3 Like

Nachtrag: Dank ChatGPT habe ich jetzt Links zu vier Institutionen in Australien, Indien, Südafrika und Florida, die verschiedene Sorten züchten und untersuchen.

Im Gegensatz zu Handelsäpfeln haben die aber oft keine schillernden Namen sondern nur Ordnung"nummern" wie YON-5635-b.

Stimmen die denn auch? :sweat_smile:

Ja. Sonst hätte ich mich schon darüber aufgeregt. :wink: Im Gegensatz zu den Links zu den SAP-Gründern führen diese Links zu sinnvollen Seiten, denen man mehr oder weniger umfangreiche Informationen zu Zuckerrohr-Sorten entnehmen kann. Das „mehr oder weniger“ liegt allerdings nicht am Bot sondern an den Anbietern.

Hallo,

Neben den Zuckerrohr-Sorten beeinflußen noch andere Faktoren die Aromatik von Rum/Rhum:
-die Holzart der Lagerfässer und deren Vorbehandlung wie Verwendung zur Weinlagerung, „Toasten“, d.h. Anbrennen der Innenseite
-und nicht zuletzt die Lagerdauer (die oft auch separat auf den Flaschenetiketten ausgewiesen wird)

LG
SL99

1 Like

Danke. Das ist mir natürlich bewusst. Doch diese speziellen Rhum-Sorten werden nicht im Holzfass gelagert, sondern, wie der Name es andeutet, blanc, also klar abgefüllt.

Dennoch musst du dir im Klaren sein, dass da auch sehr viel Marketing im Spiel ist. In dem Zusammenhang dürfte interessant sein, dass Rum ja geradezu eine Talfahrt hinter sich hat, was das Image angeht. Eigentlich müsste man gut gelagerte Flaschen haben. Die sind aber endlich. Aus der Rum-Flaute findet man nur sehr wenig, die rar und teuer sind. Zwar kommt jetzt seit einigen Jahren wieder mehr guter Rum auf den Markt. Gleichzeitig muss man sich aber auch irgendetwas einfallen lassen, damit man sich abhebt.
Blindverkostung ist da der Weg, schnell auf den Boden der Tatsachen zu kommen.
Will heißen: Dass das Zuckerrohr an sich durchaus einen wichtigen Anteil am Geschmack hat, sei nicht in Abrede gestellt. Aber ob es unbedingt aus geschmacklichen Gründen blau sein muss, müsste man ehrlich prüfen.

Ich habe mich mal in den 90ern intensiver mit dem Thema beschäftigt, als Alternative zu Whisky, mit dem ich weniger anfangen konnte. Ich bin aber seit geraumer Zeit raus. Nur so viel habe ich abgespeichert und nutze es auch sonst bei Genuss und Kulinarik: Blinde Nase und blinder Gaumen sind besser…

Du kannst Dir kaum vorstellen wie unwichtig mir „der Wert“ einer Flasche ist. Ich kaufe das Zeug nicht, um es irgendwo einzulagern, mit der Hoffnung es später mit Gewinn wieder verkaufen zu können.

Ich kaufe mir ein Genussmittel um es zu genießen. Zumal, wie ich schon ausführte, Rhum agricole blanc gar nicht in Holz gelagert wird.

Wie ich schrieb:

Und ob einem dann das Destillat vom roten oder blauen Zuckerrohr besser gefällt, muss der geneigte Genießer für sich selbst entscheiden.

Das hatte ich überhaupt nicht im Kopf. Der Zusammenhang ist ein ganz anderer. Es gibt schlicht wenig Angebot aufgrund dieser langen Flaute. Nicht mehr wollte ich ausdrücken.

Wer heute Rum verkaufen will oberhalb des (süßen) Massensegments, kann das jedenfalls nicht über die Lagerdauer tun. Nicht im mittleren und leicht gehobenen Segment. Darauf wollte ich hinaus.
Der Hinweis auf die Blindverkostung mit Betonung auf blind rührt daher, dass ich selbst manchem in der Vergangenheit erlegen bin, obwohl ich immer von mir dachte, ziemlich immun zu sein. Daher habe ich mir angewöhnt, so etwas zwischendurch zu machen.