Zum Glück gibt es keine Nazis in Deutschland …

… sonst müsste man ja annehmen, die Morde in Halle wären von solchen begangen worden.

Aber bevor man urteilt, sollte man zunächst mal die polizeilichen Ermittlungen abwarten. Vielleicht waren es ja nur wieder Hobby-Mörder ohne jeden politischen Hintergrund.

Heute ist Jom Kippur, ein hohes jüdisches Fest. Anlass für Nazis in Deutschland, wieder auf Juden zu schießen.

Aber offenbar kein Anlass für Innenminister oder Polizeipräsidenten, jüdische Einrichtungen besonders zu schützen.

Der Antisemitismus zeigt wieder seine hässliche Fratze im Land der Mörder. Vor diesen Szenarien habe ich schon vor Jahren gewarnt. Das fanden hier viele lustig. Wir leben in einem Land, in dem pro Tag 35 rassistisch motivierte Straftaten begangen werden. Kaum jemanden interessiert das.

Betroffenheit ist anlässlich dieser politischen Verbrechen zu wenig. Wir brauchen jetzt den harten Zugriff auf alle Rassisten und Nazis. Auch auf die in der AfD.

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

2 Like

Vielleicht solltest du einfach mal abwarten bis alles aufgeklärt ist!
Wenn’s du ned warten kannst könntest du ja auch deine Meinung mal im Iran kundtun…

Die Bundesanwaltschaft geht von einem rechtsextremistischen Hintergrund aus. Abgesehen davon finde ich @consilio’s Vorwurf, dass an so einem hohen jüdischen Feiertag die Synagoge nicht von der Polizei geschützt wurde, völlig gerechtfertigt. Mit dieser Kritik ist er auch ganz sicher nicht alleine:

Zentralrat der Juden erhebt Vorwürfe gegen Polizei

Schuster (Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland) erhob schwere Vorwürfe gegen die Polizei. „Dass die Synagoge in Halle an einem Feiertag wie Jom Kippur nicht durch die Polizei geschützt war, ist skandalös. Diese Fahrlässigkeit hat sich jetzt bitter gerächt.“

Da spielt es auch keine Rolle, welchen möglichen Hintergrund der Angriff hatte. Es kann doch nicht sein, dass der deutsche Staat nicht in der Lage ist, die ca. 130 Synagogen und Gebetsräume zu schützen.

Ich finde es nur erstaunlich, wie schnell schon wieder die Rede vom Einzeltäter ist.
Vielleicht hat der geistig Verwirrte ja garnichts gegen Juden, Opfer waren doch ganz „normale“ Menschen.

Laut Spiegel war die Synagoge bzw. Juden das Ziel des Täters:

Aus dem Video ergeben sich klare Hinweise auf ein antisemitisches und rechtsextremes Motiv. So schimpft der Täter mehrfach über „Juden“ und spricht auch von „Kanaken“.
[…]
Der Täter versuchte auch, in die Synagoge einzudringen - scheiterte jedoch, wie Gemeindevorsteher Max Privorozki dem SPIEGEL sagte. Privorozki war zum Zeitpunkt des Angriffs mit 70 bis 80 Personen in der Synagoge und konnte den Täter nach eigenen Angaben über eine Kamera beobachten. "Der Täter schoss mehrfach auf die Tür und warf auch mehrere Molotowcocktails, Böller oder Granaten, um einzudringen. Aber die Tür blieb zu, Gott hat uns geschützt. Das Ganze dauerte vielleicht fünf bis zehn Minuten", sagte der Gemeindevorsitzende.

Die Opfer wurden also vermutlich eher zufällig zum Ziel, wobei ein Opfer ja in einem Döner-Bistro erschossen wurde.

Das ist dann weniger schlimm als der Antisemitismus?

Geht’s noch? @Bernd54 hat gemutmaßt, dass es womöglich keinen rechtsextremen Hintergrund gibt, weil die Opfer nach jetzigem Stand nicht jüdischen Glaubens waren. Ich habe lediglich darauf hingewiesen, dass die beiden Toten offenbar zufällig zu Opfern wurden und bei einem ein Migrationshintergrund (zumindest aus der Sicht des Täters) nicht auszuschließen ist. Aber klar, unterstell mir hier ruhig eine Relativierung des Antisemitismus…

1 Like

Oh mann!
Ich habe vergessen die Ironie-Lampe anzumachen.

In der heutigen Zeit wäre das eine gute Idee…

Entschuldige, aber wenn ich das lese kommt es mir vor als würde D. T. twittern… unreflektierter Pupsolismus… gg ich bin sicherlich kein Freund der Popo-Listen … und erst recht nicht von irgendwelchen Parteien die so agieren. Aber mit diesem Statement begibst Du Dich auf die gleiche Ebene, sorry, aber ich sehe das so.

Gruß
Fronk

1 Like

Aber wie soll man sich das vorstellen?
Nur Synagogen, nicht Moscheen und Kirchen?
Nur Synagogen und Moscheen, nicht Kirchen (auf die es z.B. im Nachbarland ebenfalls Anschläge gegeben hat)?
Nur Synagogen, Moscheen und Kirchen, nicht Bahnhöfe?
Usw.
Synagogen nur an Jom Kippur, nicht an normalen Tagen?
Usw.

Ich denke, dass sich der Skandal-Vorwurf das ein bisschen zu leicht macht.

Gruß
F.

So viele Fragen auf ein Mal :stuck_out_tongue:

Gestern war Jom Kippur, der höchste jüdische Feiertag. Ich hätte schon erwartet, dass an diesem Tag die Sicherheitsvorkehrungen erhöht werden. In Österreich wurde das beispielsweise gemacht.

Und nein, ich hätte mir nicht erwartet, dass auch Moscheen, Kirchen oder Bahnhöfe extra geschützt werden, dass an diesem Tag kein erhöhtes Risiko zu erwarten gewesen wäre. Bei einer Synagoge sieht das aber ganz anders aus und du glaubst doch auch nicht, dass der Täter sich zufällig diesen Tag für ein Attentat auf eine Synagoge ausgesucht hat, oder?

Nein, das glaub ich natürlich nicht.
Ich glaube aber halt auch nicht, dass so ein durchschnittlicher Tatbereiter, der weiß, dass an Jom Kippur die Polizei da ist, dann keinen anderen Tag findet. Usw.

Die Sicherheitsvorkehrungen hier zu erhöhen wäre m.E. eine symbolische Maßnahme. Vielleicht wäre sie bereits deshalb auch richtig, mag schon sein, aber ob das wirklich nennenswert mehr realen Schutz für Juden in Deutschland bringt, bezweifle ich stark.

Und hier gleich vom „Skandal“ zu sprechen. Mei, post factum (ich habe auch ein kleines Latinum :wink: ) ist man halt immer schlauer. Ante factum hat die betroffene Gemeinde die konkrete Gefährdungslagen offenbar auch nicht hoch genug eingeschätzt, um sich da wenigstens einen privaten Sicherheitsdienstleister an die Tür zu stellen. So viel mehr hätte die Polizei auch nicht machen können als ein paar Leute hin zu stellen.

Gruß
F.

Das kann aber doch bitte kein Argument dafür sein, dass man gleich gar nichts macht. Das wäre für mich eine Bankrotterklärung des Staates.

Der Täter war alles andere als ein Profi und eine Polizeipräsenz hätte hier sicher mehr als nur eine symbolische Wirkung gehabt.

Das sind die Worte des Präsident des Zentralrats der Juden und ja, ihm gestehe ich eine etwas kraftvollere Rhetorik in dem Fall zu. Man darf bitte nicht vergessen, dass nur die stable Tür und/oder die Unfähigkeit des Angreifers ein Blutbad mit potenziell dutzenden Opfern verhindern haben.

Ui, du traust dich da aber was :upside_down_face:

Der Staat kann seine Verantwortung nicht einfach so auf seine Bürger abwälzen. Der Staat muss seine Bürger beschützen und kann nicht davon ausgehen, dass sie das selber besorgen. Als nächsten Schritt hätten wir dann Bürgerwehren auf der Straße und das will ja wohl auch keiner.

Dass der deutsche Staat für den Schutz der Synagogen gar nichts macht oder gar nichts machen sollte, darum gehts ja gar nicht.
Ich hab jetzt erst festgestellt, dass ihr das im anderen Thread vertiefter diskutiert.

Natürlich, aber:

„Hätte gehabt“ = ex post - Sichtweise
„Symbolcharakter“ = ex ante - Sichtweise

Keine Frage, gestehe ich ihm auch zu.
Dennoch müssen wir seine Aussage halt auch rational diskutieren.
Im anderen Therad hat @C_Punkt ja schon mit seinen Zitaten angedeutet, dass die Sache mit dem Schutz der Synagogen eine viel komplexere Sache ist, als dass man da auf geradem Weg einen „Skandal“ sehen müsste.

Darum gehts doch überhaupt nicht, dass der Staat das soll.
Der Staat lässt unweigerlich Lücken, die zu füllen Sicherheitsfirmen durchaus sinnvoll sind.
Hier gings mir aber nur um den Hinweis, dass offenbar eine konkrete Gefährdung auch von der betroffenen Gemeinde nicht gesehen wurde. Was wenig verwunderlich ist, weil die halt auch nur die ex-ante-Perspektive haben.

Von einem „Skandal“ sprechen müsste man freilich dann, wenn sich zeigen würde, dass die Polizei die konkrete Gefährdungslage falsch eingeschätzte hätte, weil sie z.B. Informationen über den Täter gehabt, aber falsch eingeschätzt hätte.

Gruß
F.

Bei den anderen Punkten kann ich deinen Standpunkt nachvollziehen, aber hier nicht:

Dass für jüdische Einrichtungen am höchsten jüdischen Feiertag eine erhöhte Gefährdungslage besteht, ist für mich unbestritten und wir haben ja auch hier festgestellt, dass der Täter den gestrigen Tag bewusst gewählt hat, womit sich das für mich auch bestätigt. Ich kann auch nur wieder auf Österreich verweisen, wo eben wegen des Feiertags der Schutz noch weiter erhöht wurde.

Natürlich hast du irgendwie „abstrakt“ recht, „konkret“ ist m.E. unter den gar nicht so wenigen Anschlägen auf Synagogen in Nachkriegs-D und -Ö, der gestrige der erste an Jom Kippur gewesen (wenn ich da richtig recherchiert habe).

Gruß
F.

Ich habe das nicht recherchiert, aber du wirst damit schon Recht haben. Aber könnte es nicht einfach damit zu tun haben, dass normalerweise an solchen Tagen eine erhöhte Sicherheit herrscht (reine Spekulation, ich weiß)?
Ich hoffe, dass wir noch genaueres über die Umstände erfahren, wieso in Halle keine Polizei vor Ort war. Ein Teil meiner Kritik zielt ja auch darauf ab, dass imho der Aufwand für den Schutz der ca. 130 jüdischen Gebetsräumlichkeiten kein Problem für die Polizei darstellen sollte. Da werden doch sicher bei jedem Revierderby deutlich mehr Polizisten aufgeboten…