Hallo,
sagen „sollen“ oder „müssen“ sollte ein Kind dabei eigentlich gar nichts,finde ich erstmal. Also z.B.fände ich es schlimm, ein Kind zwingen zu wollen,den neuen Partner mit „Papa“ anzusprechen (…und das wohlmöglich nur, damit die neue Lebenssituation nach außen hin „solider“ klingt als wenn das Kind anderen gegenüber von „meine Mama und Stefan“ o.s. spräche?..) Und dabei muss man bestimmt auch noch unterscheiden,inwieweit der „Neue“ überhaupt (bzw.:schon) wirklich zum Familienalltag gehört …also wie lange die neue Beziehung besteht, ob man im gemeinsamen Haushalt lebt o.s. (Ich will mal hoffen,dass z.B.keine Mutter ihr Kind dazu zwingt, jeden Mann, mit dem sie mehr als 3x Essen war, direkt als den aktuellen „Papa“ ansprechen zu müssen…
…) In so einem Fall wäre ich als leiblicher Vater allerdings auch etwas angestänkert,wenn das Kind MICH plötzlich mit Vornamen und dafür den Neuen,Wildfremden mit „Papa“ ansprechen MÜSSTE. „Papa“ ist für mich mit Emotionen verbunden - und wird nicht automatisch von Haushaltszugehörigkeit oder Blutsverwandtschaft bestimmt.
Die Frage ist aber schon interessant…ich habe gleich mal bei Freunden gefragt,wie sie das handhaben. Einer der „neuen“ Partner hat den Kindern gesagt,dass er die Mutter über alles liebt und für sie Kinder wie für seine eigenen Kinder empfindet u.sich auch so um sie sorgen und kümmern möchte - und dass er sich sehr freuen würde und geehrt wäre,wenn auch sie ihn wie einen Papa empfinden und mögen und ihn mit „Papa“ ansprechen. Aber dass er dass nicht „erwartet“ und sie ihn weiterhin gerne auch mit Vornamen ansprechen können…und dass ihr (biologischer)Vater natürlich immer ihr Papa bleiben wird. - Die drei Kinder nennen seither alle den leiblichen Vater weiterhin Papa; den neuen Partner nennt die Jüngste Paps, die mittlere und der Große nehmen seinen Vornamen (wenn sie ÜBER ihn sprechen,sagen sie Stiefpapa),und alle sind damit zufrieden. Wenn die Jüngste übers Wochenende beim leiblichen Vater ist und dort den neuen Partner erwähnt, benutzt sie von ganz alleine dessen Vornamen und bezeichnet ihn dort nicht als „Paps“. -
Bei einer anderen Familie sprechen die Töchter beide Männer mit „Papa“ an (weil scheinbar kaum mal Situationen entstehen, wo BEIDE Männer gleichzeitig um die Kinder herum sind und es zu Namens- Missverständnissen und Verwechslungen käme). Wenn sie bei anderen ÜBER sie sprechen,sagen sie „mein Papa/Vater“ bzw. „mein Stiefpapa“. Nur wenn sie mit den beiden Männern jeweils über den anderen sprechen,kommt wohl der Vorname ins Spiel: Dem (neuen) Papa erzählen sie vom Wochenende beim (leiblichen) „Papa in Mainz“; dem (leiblichen) Papa berichten sie, dass der „Stefan“ (=der Neue) Urlaub hat usw.-
Ich bin selber nicht in der Situation,aber denke mal, man sollte sich da (auch je nach Kindesalter natürlich) anfangs vor allem nach den Kindern richten,bis sie sich an die neue Situation gewöhnt haben…und die Erwachsenen müssen vielleicht vor allem Geduld haben und offen bleiben,ohne sich schnell verletzt zu fühlen. Ist ja eine nicht ganz einfache ,neue Situation…für alle Beteiligten- da muss man vermutlich auch ehrlich miteinander sprechen können und vor allem jüngeren Kindern aber auch einen Orientierungsrahmen ermöglichen.-
Ich bin selber „frühes“ Scheidungskind u.meine Mutter hatte lange Zeit auch keine neue Partnerschaft,sodass der leibliche Vater vom Titel her immer „Papa“ blieb,während ich Kind war. Wir hatten mangels Kontakt aber kein Papa-„Verhältnis“…d.h.„Papa“ war für mich damals halt einfach die Bezeichnung für den Vater,aber kein Ausdruck von Nähe oder Liebe o.ä. Als ich erwachsen war, hat sie dann wieder geheiratet. Da bestand mittlerweile schon kaum noch Kontakt zwischen mir und dem leiblichen Vater und wir hatten auch keine „emotionale“ Verbindung o.ä.
Den neuen Partner meiner Mutter habe ich anfangs (als sie sich gerade kennenlernten) mit Vornamen und „Sie“ angesprochen (er ist immerhin 35 Jahre älter als ich), später bot er mir das „Du“ an…und als ich ihre Trauzeugin wurde,war er mir mittlerweile so lieb und nahegekommen als wunderbarer Mensch und väterlicher Freund,dass ich ihn gefragt habe,ob ich ihn „Papa“ nennen darf…in dem Fall wirklich mit den töchterlichen „Gefühlen“ dahinterstehend.Er war darüber sehr gerührt und erfreut und nennt mich seither auch seine „Tochter“ (neben der leiblichen aus seiner 1.Ehe).
Von meinem leiblichen Vater spreche ich heute als „leiblicher Vater“ und würde ihn persönlich,wenn wir uns träfen, auf jeden Fall nur mit Vornamen ansprechen wollen (oder es wohl einfach vermeiden, überhaupt einen Ansprech-Namen zu benutzen). Da lägen für mich weder die Emotionen noch ein vorausgegangenes „väterliches Wirken“ vor, um den Titel „Papa“ ohne lächerliches Gefühl auszusprechen. Und das müsste er auch akzeptieren und halt mit seinem Vornamen vorlieb nehmen. Für meinen Stiefpapa kommt das „Papa“ von Herzen,weil er genau diese Rolle eingenommen hat.