Zum Rassismus

Liebe ExpertInnen,

(bei Sprache bin ich eigentlich falsch, weiß mein Thema aber sonst nicht einzuordnen)

In einem Zeitungsartikel las ich kürzlich von einer „afrokubanischen Vizebürgermeisterin“, auf Kuba übrigens, nicht bei uns (obwohl das eher wurscht ist). Mir liegt es fern, die Moralkeule zu schwingen, trotzdem stört mich sowas: Der Verfasser hält es für nötig, auf die Hautfarbe der Dame hinzuweisen, so wie es die heutige Sprachregelung gebietet. Meines Erachtens fängt bei dem Hinweis der Rassismus an, da hilft auch der Euphemismus nichts. Oder sehe ich das zu verbissen?

Dank & Gruß
Ralf

Servus,

und der Text gibt damit authentisch die in der Karibik verbreitete Sicht der Dinge wieder. Mir wurde dies durch meinen Bruder hinterbracht, der knapp zwanzig Jahre lang in der Dominikanischen Republik lebte und dabei im Rahmen seiner Arbeit auch ab und zu nach Haiti kam: Wenn jemand auf den Inseln ein Zweihundertachtundvierzigstel „spanisches Blut“ hat, weiß er das, einschließlich den Lebensdaten des Vorfahren, der dieses seinerzeit in die Familie gebracht hat; und wenn es in der Dominikanischen Republik mal wieder nicht so gut läuft, verhaftet man zur Beruhigung des Volkes in Santo Domingo die zehn dunkelsten Männer, die man finden kann (dort „azules“ genannt), und verkündet, man habe mal wieder eine Untergrundgruppe aus Haiti aufgelöst, die von dort zur Sabotage der dominikanischen Wirtschaft gesandt worden sei.

Schöne Grüße

MM

Hallo,

Gibt es an der Dame etwas, was für sie als afrikanischstämmige Person ungewöhnlich ist? Ist die die erste dunkelhäutige Vizebürgermeisterin auf Kuba oder in diesem Ort? (So ähnlich wie man bei Obama immer wieder mal betonte, dass er der erste Präsident der USA mit afrikanischen Wurzeln war.)

Wenn nicht, dann halte auch ich das für eine Form von Rassismus und darüber hinaus für völlig unnötig.

Grüße
Pierre

1 Like

Servus, Pierre,

nein, sie wird einfach nur zitiert. Und auf das wollte ich ja raus: Wozu muss das erwähnt werden?

Gruß
Ralf

Ich bleibe dabei: völlig unnötig.

Und wenn generell: man ohne erkennbaren Grund Personen mit Merkmalen kennzeichnet, die regelmäßig zur Diskriminierung benutzt werden, so halte ich das für Diskreditierung und/oder Rassismus. Ich stehe also voll auf Deiner Seite.

Grüße
Pierre

Moin, Pierre,

eine Zustimmung, kein Widerspruch von nirgends. Zum Troll scheine ich jedenfalls nicht zu taugen.

Mich hat auch die ganze Diskussion um das Wort N… erschüttert. Nicht, dass ich daran hängen würde, aber: Da wird Gehirnschmalz investiert ohne Ende, die Leute erfinden immer wildere sprachliche Verrenkungen, um das Gleiche zu sagen wie vorher: Der ist anders. Das Ausgrenzen scheint also ein Herzensbedürfnis zu sein.

Ich hatte etliche Kollegen auf Arbeit, die aus Afrika oder den USA stammten und kam nie in die Bredouille, von deren Hautfarbe sprechen zu müssen. Einer von denen brachte mich tatsächlich ins Grübeln, der war buchstäblich stockschwarz und mir immer ein wenig unheimlich. Warum, ist mir erst klargeworden, als ein weiterer Kollege mit diesem Farbton in der Firma aufkreuzte: Der Olefumi zeigte keinerlei Mimik. Leider war er da schon wieder weg, ich hätte ihn gern gefragt.

Sollen wir umziehen ins Plauderbrett?

Gruß
Ralf

Servus,

ist - glaube ich - nicht notwendig, weil auch das ein wichtiger Aspekt des zunehmend ins Vage driftenden Begriff des „Rassismus“ ist - das vehemente Bestreiten von unterschiedlichen Genotypen bei Menschen lässt die Existenz unterschiedlicher Phänotypen ganz außen vor.

ist ein interessanter Beleg dafür, dass die Augen keine Sinnesorgane wie die anderen, sondern als eine Art Ausstülpungen des Gehirns konstruiert sind - die Augen „denken mit“, und was sie ans Gehirn liefern, ist bereits sortiert, aufbereitet und interpretiert. Einfachstes Beispiel dafür, dass man nicht sieht, was man sieht, ist der Kinofilm.

Die Wahrnehmung, Leute mit ungewohnten Gesichtsfarben zeigten keine Mimik, ist sehr ähnlich mit der, Ostasiaten hätten keine individuellen Gesichtszüge: Es braucht eine Weile, bis man die Mimik und auch die individuellen Gesichtszüge sehen kann und nicht mehr von den eigenen Augen getäuscht wird. Ich habe im Fall einer Gruppe von Chinesen ungefähr ein Dreivierteljahr gebraucht, bis ich die Mimik sehenden Auges wahrnahm (unterscheiden konnte ich die Leute schon nach ungefähr einer Woche - auch, weil ich wußte, wer welche Funktion hatte und wer wo im Projektbüro saß.

Ein ganz interessantes Experiment ist, wenn Du z.B. zur Fasnet das Gesicht vollständig in einer ungewohnten Farbe, z.B. hellblau, schminkst - weiß im Sinn von Pic reicht auch schon ziemlich weit - und Kleidung trägst, die niemand von und an Dir kennt. Probier mal aus, wie lang dann sogar Leute, die Dich persönlich gut kennen und oft sehen, dafür brauchen, bis sie Dich erkennen (falls sie nicht wissen, dass Du zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort zu sehen sein wirst).

Die Blue Man Group sind übrigens auch auf der Bühne viel mehr Leute, als man dort sehen kann - schlicht, weil man sie mit den blauen Gesichtern nicht unterscheiden kann, braucht man sie gar nicht ständig ins Flugzeug zu setzen.

Schöne Grüße

MM

1 Like

Ich bin mit den Jahren zur Ansicht gelangt, dass die Basis des Ausgrenzen der Erhalt einer eigenen Gruppe ist, zu dem man sich gehörig fühlen möchte. Also eine möglichst klare Unterscheidung in „wir“ und „die“. Hinzu kommt das Bedürfnis, sich über andere stellen zu können. Also „wir sind besser als die“ sagen zu können. Daraus wird dann eine Ideologie, also ein Glaubensmodell. Und dieses wird verteidigt, egal wie irrational es anderen erscheint.

Und dieses Verhalten findet man auf ganz vielen Ebenen: bei Fans von Automarken, Handymarken, Fußballvereinen. Bei Glaubensrichtungen mit Götterbezug, bei Nationalitäten, Hautfarben und geschlechtlicher Orientierung und Definition.

Ich glaube, dass dieses Trennen dem Menschen inne liegend ist. Es mag aus der Zeit stammen, in der wir uns noch als Primaten durch den Dschungel schwangen. Es mag zur Sicherung des Lebensraumes und damit zur Erhalt, gar dem Überleben der Gruppe gedient haben. Ich halte es für eine Frage des Intellekts, dieses archaische Denkmodell zu überwinden. Was aus meiner Sicht auch erklärt, weshalb es gerade Menschen, die intellektuell mit leichtem Gepäck unterwegs sind, so schwer fällt, ihre Ressentiments gegenüber Menschen, die nicht zu ihrem Gruppengemisch gehören, zu überwinden.

Ich habe Klienten, deren Herkunft in allen Teilen der Welt liegen. Ich kann wohl behaupten, dass ich alle Haut- und Haarfarben, die möglich erscheinen, regelmäßig sehe und mit diesem Personen Umgang habe. Und wenn das so ist und man offen mit ihnen umgeht, merkt man, dass das Äußere und ein ganz kleines Teil des Puzzles „Mensch“ ist.

Vielleicht eher ins Brett „Psychologie“.

Grüße
Pierre

2 Like

Um zu betonen, zu was es eine Person mit afrikanischer Herkunft bringen kann? Gab es bislang in Castros Kuba denn so viele Frauen in Ämtern, die afrikanische Vorfahren hatten?

Der Begriff ‚afro-kubanisch‘ hat nur bedingt mit der Hautfarbe zu tun. Die wenigsten Kubaner mit afrikanischen Wurzeln bezeichnen sich so und es ist eher eine Frage der Selbstidentifikation. Da geht es um Soziales, Kultur und auch Sprache. Zu sagen, hier ginge es rein um die Hautfarbe, wäre viel zu kurz gegriffen.

1 Like

Am Rande sei noch erwähnt, dass Bob Marley als Junge sein Gesicht mit Schuhcreme zusätzlich schwärzte, damit er nicht gehänselt oder verprügelt wurde, weil er nicht dunkel genug war (Sein Vater war hellhäutig, und Kolonial - Mischehen waren nicht so … beliebt bei den Gepeitschten).
Rassismus hat viele Gesichter

Moin,

das war absolut nicht Thema des Artikels.

Gruß
Ralf

Ja sicher - die bekannteste davon ist Aminata Touré. Hedwig Holzbein ist jetzt nämlich von Cuba annektiert worden. Nicht gewusst?

Nein. Ohne den Artikel und Kenntnisse über den Redakteur ist es schwer, auf dessen Gründe zu schließen.

Na gut, dann etwas ausführlicher: Die Afrikanischstämmigen in aller Welt bereiten eine Machtübernahme vor. Der erste Schritt hierzu in Mitteleuropa war die Annexion von Schleswig-Holstein durch Cuba. Aminata Touré, getarnt als Ministerin für Soziales, Jugend, Familie etc., soll, wenn es soweit ist, die Funktion einer Kanzler-Marionette einnehmen.

1 Like

Donnerwetter. Dass da so ein Knaller dahintersteckt, damit hätte ich nicht gerechnet. :wink: