Zum Theater ohne Ausbildung?

Kultur & Gesellschaft Theater
#1

Hallo!
Also mich verfolgt jetzt schon seit Jahren ein Traum. Das ich so gerne mal in einer Theatergruppe mitspielen würde!!! Ich habe das als Kind geliebt hatte dann später auf meiner Schule aber nicht mehr wirklich die Möglichkeit. Wurde eigentlich immer viel gemobbt + habe dann mein ganzes Selbstbewusstsein verloren. Deshalb wäre ich dann auch nie mehr auf die Idee gekommen in so eine Gruppe zu gehen.
Naja inzwischen hat sich viel verändert.
Ich hab eine Ausbildung gemacht und arbeite seit 4 Jahren in dem Beruf. Ich bin wieder offener gegenüber anderen + selbstbewusster.
-Das mal dazu wieso ich es als Kind nicht weiter gemacht habe.

Ich bin jetzt übrigens 25 Jahre alt.
Ist es eigentlich möglich irgendwie ans Theater zu kommen ohne das man eine Ausbildung in dem Bereich hat? Ich finde es schlimm wenn ich jetzt immer so denke „ja das wäre toll“ aber nie versuchen würde etwas für den Traum zu machen.
Ich habe gesehen das man Theaterwissenschaft auch studieren kann. Allerdings würde ich nirgends finanzielle Unterstützung bekommen. ich habe Wohnung und Auto und muss für mich selber sorgen. Deshalb wäre das sehr schlecht da es dass Studium auch nicht an einer Fernuni gibt. Ich habe übrigens auch kein Abitur.

Es würde evt. sogar schonmal was sein wenn ich da wenigstens „Hobbymäßig“ schonmal reinschnuppern könnte. Ich weiss aber nicht so genau wo ich mich hinwenden soll. Weiss auch garnicht wieviel „Talent“ dafür noch vorhanden ist, da ich es eben Jahre nicht mehr gemacht habe.

und gibts irgendwie die Möglichkeit sich selbst in dem Bereich zu bilden?
Ich habe vor einem halben Jahr angefangen Klavier zu lernen. Könnte mir das in irgendeiner Weise von nutzen sein am Theater?

Ich wäre für jede Anregung + Tips sehr dankbar!!! :smile: Sorry für die vielen Fragen!

#2

Hallo Rebecca,

ich hab noch nicht ganz verstanden, was genau Dein Wunsch ist. Möchtest Du professionelle Schauspielerin werden und damit Deinen Lebensunterhalt verdienen oder möchtest Du in Laiengruppen mitspielen, um einen Ausgleich für Dich zu finden und Spaß zu haben. Letzteres ist in der Regel überhaupt kein Problem. Solche Gruppen findest Du oft in Kulturhäusern oder Volkshochschulen. Manche inserieren auch in regionalen Zeitungen.

Wenn Du Schauspielerin werden möchtest, warum kommt eine Ausbildung dann für Dich nicht in Frage? Privatschulen sind natürlich sehr teuer und ohne finanzielle Unterstützung kaum zu schaffen. Aber es gäbe ja noch die Hochschulen. Und zu alt bist Du für eine Ausbildung auch noch nicht.

Was genau sind Deine Vorstellungen, Wünsche?

Viele Grüße
Zzzilly

#3

Und um einen Hinweis gleich zu geben: Theaterwissenschaft hat mit Schauspielerei nicht das Geringste zu tun… also Finger weg, wenn Du auf die Bühne willst!

#4

Sorry wenn das alles irgendwie unklar rüberkam.
Also habe gesehen das ganz viele die am Theater arbeiten z.B. in Bochum Theaterwissenschaft studiert haben. Deshalb dachte ich wenn ich das evtl. irgendwann mal machen würde dann könnte ich damit auf die Bühne! Was kann man denn mit Theaterwissenschaft machen?

Also in erster Linie ginge es jetzt echt darum überhaupt einen Einstieg zu finden und das ganze erstmal zum Spass zu machen. Genau so wie du schon vorschlägst z.B. in einer Leienspielgruppe. Auch damit kenne ich mich nicht. Muss man da irgendwelche Vorraussetzungen mitbringen?
An unserer VHS hab ich sowas leider noch nicht entdeckt.
Tretten Leienspielgruppen auch irgendwo auf?

Und wenn ich das mache und merke DAS IST ES für mich! Dann würde ich es in betracht ziehen es professionell machen zu wollen. Aber ich würde es vorher schon ganz gerne „ausprobieren“.

An Schauspielschulen wird man ja meines Wissens nach nur bis 24 Jahren genommen. Oder sind Schauspielschulen noch was anderes?

Gruss Rebecca

#5

Nun, Theaterwissenschaft analysiert Theater in allen seinen Formen und Erscheinungen: in dem Sinn also reine Theoriehengste. Man kann zwar auch mit so einem Ausgangspunkt etwas werden (siehe etwa Veronika Ferres), aber um auf die Bühne zu kommen ist das der falsche Weg. Schauspielschulen tun hingegen exakt das, was der Name sagt: sie bilden Schauspieler aus. Die berühmtesten im deutschsprachigen Raum sind etwa die Falckenbergschule in München oder das Reinhardtseminar in Wien. Bei denen kommen aber im Schnitt auf einen freien Platz dreihundert Bewerber…

#6

ok die analysieren also…
und was kann man damit dann hinterher machen?

#7

Das ist recht vielseitig: Dramaturgie, Kritik, Theaterpädagogik, Kulturmanagement, Regie…
http://de.wikipedia.org/wiki/Theaterwissenschaft

#8

Ja aber ich glaub die Schauspielschule fällt auf Grund meines Alters so und so weg.
München ist auch voll weit weg.
Finanzielle Unterstützung hab ich nicht,

Wie gesagt ich werde erstmal Hobbymäßig versuchen was ins rollen zu bringen. Aber naja befürchte das es hier sowas in der Nähe nicht gibt. Mal sehen. :frowning: meistens sind solche Sachen ja für Kinder

Gruss

#9

Hallo,

ok die analysieren also…
und was kann man damit dann hinterher machen?

Sehr viel und nichts.
Man kann Dramaturg an einem Theater werden.
Man kann Theaterkritiker werden.
Man kann an einer Volkshochschule in der Verwaltung arbeiten.
Man kann ein Zusatzstudium dranhängen und Übersetzer werden.
Man kann in einem Verlag anfangen und Lektor werden.
Man kann als Dozent an einer Uni andere Theaterwissenschaftler ausbilden.
Das sind ein paar der Leute geworden, die mit mir studiert haben.

Was ich meiner Familie nie beibringen konnte: Man ist nichts nach einem Studium der Theaterwissenschaft, es ist kein Beruf. Man hat dann nur studiert.

Gruß
Elke

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#10

Danke Elke das war sehr aufschlussreich :smile:Was bist du denn geworden

#11

Hallo,

für eine Laienspielgruppe musst Du nicht so viele Voraussetzungen mitbringen. Talent wäre natürlich schön, aber vielen Gruppen ist Deine Begeisterung und Dein Engagement wesentlich wichtiger. In Deinem Fall würde ich versuchen, eine semiprofessionelle Gruppe aufzutreiben. Da hast Du oft Leute vom Fach dabei, mit denen Du Dich über die professionelle Arbeit als Schauspielerin unterhalten kannst.

Bei mir fängt immer das große Zähneknirschen an, wenn Menschen ohne Ausbildung auf die Bühne wollen. Natürlich KANN man mit Talent allein auch etwas erreichen. Du würdest doch aber auch nicht auf die Idee kommen, als Friseurin zu arbeiten, wenn Du keine Ausbildung hast. Der Vergleich mag etwas hinken, aber schließlich handelt es sich bei der Schauspielerei (wenn wir jetzt mal jegliche Romantik und Schwärmerei außen vor lassen) um einen Beruf wie jeden anderen auch. Man muss ihn erlernen und an sich arbeiten. Das vergessen die vielen Fernsehcasting-Kanditaten leider oft. Oder es wird gekonnt ignoriert.

Ich möchte betonen, dass der letzte Absatz nicht direkt auf Dich gemünzt war, sondern auf den „ungelernten“ Schauspieler (Laiendarsteller) allgemein. Du scheinst Dir ja Gedanken zu machen, und das ist wichtig. Wenn eine Schule für Dich nicht in Frage kommt, würde ich es zumindest mit privatem Schauspielunterricht versuchen.

So, genug gelehrmeistert. :wink: Schlimm, wenn sich die Leute so gern selbst reden hören. :wink:

Viele Grüße und vor allem
Viel Erfolg

Zzzilly

#12

Hallo Zzzily,

hallo Rebecca!

Zuerst mal zu Dir Zzzilly !

Zitat: Bei mir fängt immer das große Zähneknirschen an, wenn Menschen ohne Ausbildung auf die Bühne wollen.

Bei mir fängt das große Zähneknirschen an, wenn in der Film- und Bühnenszene immer eine Ausbildung als Voraussetzung gesehen wird!

Zitat: Du würdest doch aber auch nicht auf die Idee kommen, als Friseurin zu arbeiten, wenn Du keine Ausbildung hast. Der Vergleich mag etwas hinken, aber schließlich handelt es sich bei der Schauspielerei

Der Vergleich hinkt kaum! Viele „Schauspieler“ die ich erlebe (z.Bsp. im deutschen Fernsehen), hätten wahrscheinlich besser Friseur werden sollen :smile: Nein, ernsthaft: mich ärgert das elitäre Denken in dieser Szene. Wenn ich den Vergleich mit der Musikszene stelle, dann ergibt sich ein anderes Bild. Dort kann man mit Musikstudium und/oder Ausbildung eine Menge erreichen. Es gibt dort aber auch die Möglichkeit als ambitionierte Garagenband den Weg nach oben zu schaffen oder als Songschreiber ohne Ausbildung unter Umständen sogar bis in die Weltspitze vorzudringen. Talentwettbewerbe und andere Möglichkeiten gibt es viele. Diese Szene ist offen und es handelt sich auch um Kunst und Kreativität.

Ganz anders bei den Darstellern. Wenn man bei Studios, Gesellschaften, Produktionsfirmen und anderen etablierten Einrichtungen anfragt, dann bekommt man ohne eine Schauspielausbildung meistens noch nicht einmal eine Antwort! Ich hätte gern mein Talent unter Beweis gestellt, aber die Frage war immer: „welche Ausbildung haben sie? Ach so, sie sind LAIEN-Darsteller! Wir können noch Statisten gebrauchen“. Wie hochnäsig!!! Ich behaupte, auch ohne Ausbildung Publikum begeistern bzw. anrühren zu können. Das stelle ich in Kleinbühnenauftritten immer wieder unter Beweis. Diese Künstlerszene ist -jedenfalls in Deutschland- abgeschlossen und abgekapselt.

Liebe Rebecca!
Du wirst leider nicht darum herum kommen irgendwo eine Schauspielschule oder ähnliches zu besuchen wenn Du in diese Szene hineinkommen willst. Die lassen Dich nur so rein. Ansonsten bleibe bei den LAIEN-Darstellern und lass Dich regional feiern. Alles Gute für Deinen Weg!!!

#13

Hi Graf Daniel,

natürlich hat nicht jeder, der sich in der Musikszene etabliert hat, ein Studium absolviert. ABER: sie haben ihr Instrument gelernt und beherrschen es im Schlaf! Und genau darum geht es. Viele, die ohne Ausbildung auf die Bühne oder ins Fernsehen wollen, beherrschen ihr „Instrument“ nicht. Viele von ihnen sind mit Sicherheit talentiert (ebenso viele mit Sicherheit nicht :wink:), aber können sie ständig,
Abend für Abend oder Klappe für Klappe, die selben (hervorragenden) Leistungen bringen? Kennen sie die vielen Facetten, die schauspielerisches Können mit sich bringen muss? Ich behaupte, dass nicht oder nur schlecht ausgebildete Künstler (auch hier bestätigen die Ausnahmen natürlich die Regel) zur Mittelmäßigkeit und/oder Kurzlebigkeit verdammt sind.

Ich finde es nicht ganz richtig, die Casting-Chefs etc. als arrogant zu bezeichnen, weil sie unausgebildete Schauspieler nicht einladen. In jeder Stellenanzeige wird eine abgeschlossene Berufsausbildung verlangt und niemand stößt sich daran. Beim Schauspiel ist das komischerweise anders. Und genau davon haben die Verantwortlichen eben die Nase voll! Diese „Ich-will-ein-Star-werden-aber-nix-dafür-tun-wann-entdeckt-mich-mal-endlich-jemand-Einstellung“. Diese Einstellung ist meiner Meinung nach halt auch respektlos. Das vermittelt ein Gefühl von: Das kann doch jeder, dafür muss man nix machen. Die Schauspielerei (Musik, Kunst, etc.) ist nun mal ein Beruf wie jeder andere auch. Und wenn der Traum, im Showgeschäft zu arbeiten wirklich so groß ist, sollte man die Mühe an sich selbst zu arbeiten nicht scheuen.

Liebe Grüße
Zzzilly

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#14

Hallo Zzzily!

Mehr als 20 Jahre aktives Theaterspielen ist keine Ausbildung?
Ich bin Theaterlehrer für viele Laiengruppen gewesen.
Ich habe mir selbst über viele Jahre Pantomime beigebracht.
Ich habe Stücke geschrieben, Festivals organisiert, Gruppen gegründet und und und und…

Alles völlig unwichtig, ich habe ja keine „Ausbildung“

Schriftsteller darf man ja auch erst nach dem Literaturstudium werden, oder!?

Sarkastische Grüße!

#15

Hi,

Zitat: Schriftsteller darf man ja auch erst nach dem Literaturstudium werden, oder!?

Wenn Du ins Brett „Literatur“ schaust, wirst Du sehen, dass auch dort nix ohne Ausbildung (Schreibgruppen o. ä.) geht. Es geht mir nicht um ein Diplom o. ä., sondern um die Arbeit an sich selbst und seinen Fähigkeiten.

Immer noch liebe Grüße
Zzzilly

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#16

Hallo, Zzzilly,
ich gebe Dir vollkommen recht - was auf dem Bildschirm oder auf der Bühne so natürlich und selbstverständlich aussieht ist in Wirklichkeit harte Arbeit. Ja, diese Natürlichkeit und Selbstverständlichkeit ist erst das Ergebnis von ernsthafter Arbeit. Allein schon das Vorlesen von Texten, das Vortragen eines Gedichtes gerät dem Ungeübten zum ungewollt heiteren Ereignis.

Wie bei jeder künstlerischen Arbeit besteht das zu 80% aus Handwerk, zu 10% aus Talent und zu 10% aus Glück. Oder um es mit Karl Valentin auszudrücken: „Kunst ist sehr schön, macht aber viel Arbeit.“

Die vorgeschlagene Laienspielgruppe würde der UP sicher dabei helfen, sich ihrer Neigung und Eignung sicherer zu werden.

Gruß
Eckard

#17

befürchte das es hier sowas in der Nähe nicht gibt

Um Dir diese Furcht zu nehmen, müsste man natürlich wissen, welche Nähe das ist. :wink:

Harald

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