Wer nicht fragt bleibt dumm: Neue Nachrichtenlage
Ob meine Fragen unbegründet sind, wird sich zeigen.
Sehr viel Ahnung von den juristischen Konsequenzen, denen sich militärische Vorgesetzte im Falle von Unfällen ausgesetzt sehen, scheinst Du jedenfalls nicht zu haben.
Es geht darum festzustellen, ob hier das Leben von Soldaten durch Vorgesetzte oder Eigenverschulden fahrlässig oder vorsätzlich gefährdet wurde oder ob tatsächlich höhere Gewalt im Spiel war. Und es geht darum festzustellen, ob die Ausrüstung unserer Soldaten wenigstens in den kritischen Bereichen halbwegs optimal ist.
Fakt ist, dass ein Mensch in einem handelsüblichen Rettungs- bzw. Überlebensanzug so lange vor Unterkühlung geschützt wird, dass er in der gegebenen Situation hätte gerettet werden können. Jeder halbwegs verantwortungsbewußte Sportboot-Skipper wird seiner Crew befehlen, bei solchen Umweltbedingungen, wie sie Anfang März auf der Ostsee herrschen, eine derartige Bekleidung anzulegen.
Im übrigen verweise ich auf einen Bericht der Tageszeitung Die Welt, der heute abend, also NACH meinem ersten Posting erschienen ist (Welt-Ausgabe vom 08.03.02):
www.welt.de/daten/2002/03/08/0308de318972.htx
Rätsel um Marine-Tote in der Ostsee
Deutsche Soldaten trugen andere Schutzanzüge als die überlebenden Briten. Staatsanwaltschaft ermittelt
Kiel/Berlin - Die beiden deutschen Marinesoldaten, die am Mittwochabend einige Seemeilen östlich von Rügen tödlich verunglückten, wären möglicherweise nicht an Unterkühlung gestorben, wenn sie Isopren-Überlebensanzüge mit wirksamem Kälteschutz getragen hätten. Im Gegensatz zur Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger verfügt die Marine jedoch nicht über diese Rettungsmittel. Das erfuhr die WELT gestern aus Marinekreisen.
Die beiden Besatzungsmitglieder der Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“ trugen zum Zeitpunkt des Unglücks ihren „Bordeinsatzgefechtsanzug“ und Marineschwimmwesten mit integrierten Goretex-Kälteschutz. Damit waren sie offenbar nicht ausreichend geschützt und starben bei nur drei Grad Wassertemperatur an Unterkühlung. Die Soldaten sollten im Rahmen der Übung „Strong Resolve“ von der britischen Fregatte Cumberland zur Mecklenburg-Vorpommern übersetzen. Dabei kenterte das Boot. Es herrschte Windstärke sieben. Mit den zwei deutschen Marinesoldaten stürzten sechs britische Navy-Angehörige aus dem Speedboot in das eiskalte Wasser. Wie verlautete, trugen die Engländer Überlebensanzüge.
Aus den Marinekreisen verlautete, wenn ein Besatzungsmitglied ins Wasser stürze, blase sich die Marineschwimmweste automatisch auf. Der Verunglückte müsse aber aus eigener Kraft im Wasser die Gorotex-Ärmel und Beine als Kälteschutz überziehen. Das sei bei rauher See sowie unter Schock und Panik äußerst schwierig. Das aluminiumbeschichtete Material soll dazu dienen, die Körpertemperatur trotz kalten Seewassers zu halten. Besatzungen der auf den Fregatten stationierten Bordhubschrauber tragen besondere Anzüge, die wirksamer als die Goretex-Ausrüstung schützen sollen.
Zu den ungeklärten Umständen des Unglücks gehört die Frage, warum zum Übersetzen der beiden deutschen Marinesoldaten von der „Cumberland“ auf ihre Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“ das bei hoher See problematische Speedboot statt des sichereren Bordhubschraubers eingesetzt wurde. Zur Klärung der genauen Todesumstände der beiden Marinesoldaten ist ein staatsanwaltschaftliches Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte, die Soldaten hätten die vorschriftsmäßige Ausrüstung getragen. Ein solches Unglück habe es in der Marine bisher nicht gegeben. Die Ursachen würden untersucht. Sollten Konsequenzen gezogen werden müssen, „werden sie gezogen“, so der Sprecher.