Zusammenhang von Judentum, Christentum und Islam

Spökenkieker
Hi,

Spökenkieker begeistern meist mit irgend einem Spök, arbeiten zuweilen auch an einem Lexikon mit. Am Liebsten finden sie bei Spuk schnell Abnehmer, denn mit nichts läst sich mehr Geschäft machen! Denn wer mag schon ein Gezänke mit „der Wahrheit auf den Grund gehen“?

Nichts leichter als das!
Wo habe ich nur den „Nürnberger Trichter“ hingelegt.
Vielleicht hat ihn einer wegen übervollen Speicher weggeworfen?

Aber, spökulieren wir doch ganz normal.
Verfolgt man die Literatur der Kirchengeschichte, so ergeben sich im Laufe der Zeit ganz unterschiedliche Gottesvorstellungen. Ein südamerikanischer Autor hat zu diesem Thema ein sehr interessantes Buch verfasst, dessen Titel ich leider im Moment nicht aus dem Gedächtnis fischen kann, weil ich nur reingespökt und zuwenig praktisches davon gelesen habe. Mich interessierten nämlich schon lange die wenigen, greifbaren Fakten, die Analysen der Bibeltexte. Durch ihren Zugang zu einer besser überlieferten Sprache, mit gut aufbereiteter Grammatik, vollständigen Wörterbüchern können solche WErke trotz langer Tradition mit relativ genau überlieferten Texten noch viel dazu erzählen.

Werden diese Texte mit Analyse gesehen, ergeben sich keine Spökgeschichten mehr aus Göttervorstellungen, sondern knallharte Tatsachen aus zarten psychologischen Gesetzen.

Spökenkiekerei hat in dem Fall zur Entschlüsselung noch nie getaugt. Das beweist die Erfahrung bei dem viel bewunderten Werk Emanuel Swedenborgs. Da sprangen nur Trittbrettfahrer auf. Er selbst hatte mit seinem Spöklierungen einige richtige Vermutungen dabei. Das war schon erstaunlich genug. Niemand nutzte das praktisch mit aus, nicht mal er selbst.

Um dem Spukgeschichten ein Ende zu machen - wäre halt einfach nur ein bisschen Sprachwissenschaft das richtige Heilmittel ;-(

Na wie sieht es dann mit den Texten aus?
Und was unterscheidet sich von dem Spök?

Gruß
Magda

Der fragestellende User bezog sich auf die Mythen um Abraham.

Und auf den Islam. Deine Zitate aus meinem Artikel bezogen sich auf arabische Nomaden und auf den arabischen Himmelgott ‚al_Ilah‘.

Abraham zog aus Ur oder Urfa aus …

Die Rede in meinem Artikel war vom frühen Islam. Und wo ist Mekka?

Gruß
Metapher

Hinter dem Mond?

„Exponieren“ ist nett gesagt. Warum schreibst du nicht gleich, daß es ein „abgepaustes“ Referat eines Artikels von einem offensichtlichen Laien aus dem ZEIT-Leserforum vor 4 Jahren ist.

Reine Phantasie von dir, aber kein Fakt. Auf einen evt. Zusammenhang von Mondgott und Jahwe kam ich schon vor längerem (z.B. wurde Jahwe im 7. Jd.v.u.Z. „lunarisiert“), und dass der Mondgott der Kaaba mit dem Monogott Allah in Verbindung gebracht werden kann, dazu braucht es nicht die Lektüre eines ZEIT-Artikels, das pfeifen sogar deine Timotheusbrief-Spatzen von den Dächern.

… eine absurde These. Und weil die so absurd ist, daß niemand sonst auf diesen Trichter kam, erschließe man daraus einen Beweis, daß Wahrheiten unterschlagen, verdrängt, geleugnet wurden/werden.

Der letzte Satzteil ist reine Paranoia deinerseits. Wo habe ich das denn gesagt oder auch nur angedeutet?

Und mal prinzipiell:

Glaubst du im Ernst, auch nur ein User (außer dir und Ralf) hätte auf ein UP reagiert bzw. reagieren können, in dem ich über monophysitische, antitrinitarische, arianische, judenchristlich-ebionitische und gnostische Aspekte bei der Islam-Entstehung geschrieben hätte?

Dann lieber den Mondgott als einführenden Hook, da reagierten immerhin drei User drauf.

Dass die Allah-Verehrung auf Mondgott-Vorstellungen zurückgeht, ist nicht Neues.

Das ist insofern etwas Neues, als außer dir so einen Unsinn niemand von sich gibt.

Lebst du hinter dem Mond? Mohammed hat bei der Durchsetzung seiner Allah-Idee den bis dahin in der Kaaba höchstverehrten Mondgott „Allah“ indirekt benutzt, um die Idee für die polytheistisch orientierte Masse kompatibel zu machen, zumal er zu Beginn seiner Predigten auf viel Skepsis und Spott gestoßen war.

Mondgott Allah war bis dahin die dominierende Gottheit in der Kaaba. Wie kannst du da behaupten, dass die Einführung eines Mono-Gottes namens Allah, der fortan auch in der Kaaba, wie zuvor der Mondgott, zu verehren war, mit dem Mondgott gar nichts zu tun hat? Mohammeds Großvater Abdul Mutallib war sogar Kustos der Kaaba zu Zeiten des Mondgottes und gab seinen Söhnen, Vater und Onkel von Mohammed, u.a. den Namen Allah. Mohammed wuchs mitten im Zentrum der Mondgottverehrung auf. Das kann man nicht ignorieren, wie du es tust.

Im Koran wird der Mond häufig erwähnt, und Mohammed schwört (!!!) bei drei Gelegenheiten beim Mond (Sure 74;32, Sure 84;18; Sure 91;2). Von Muslimen wird überdies gefordert, dass sie bei einer Mondfinsternis (sowie Sonnenfinsternis) zwei Gebete sprechen. Da soll bitte keiner sagen, dass die alten astralen Kulte, wie eben der Mondkult, im Islam völlig liquidiert wären. Vom Mondsichel-Symbol mal ganz zu schweigen, welches in altorientalischen Zeiten den Mondgott repräsentierte, im Islam allerdings erst mit Verspätung zum Symbol wurde.

Jedenfalls hieß unter den Mondgöttern kein einziger irgendwo „Allah“.

Von hinter dem Mond aus gesehen vielleicht. Hier auf Erden wurde der Mondgott Hubal in der Kaaba auch „Allah“ genannt und als solcher verehrt.

Kein Mensch befaßt sich mit dieser Absurdität.

Jedenfalls keiner, der ´befasst´ noch mit ´ß´ schreibt statt korrekt mit ´ss´.

In den Anfängen des Islam ging es um ganz andere Probleme. Das hatte mit monophysitischen, anti-chalzedonischen und vor allem anti-trinitarischen Bewegungen im arabischen und syrischen Christentum zu tun, und nicht mit Mondgöttern.

Mir ist die über das Mythologische weit hinausgehenden theologischen Zusammenhänge auch klar (siehe auch meine Antwort an Eli, die ich gestern postete), und deshalb stellte ich im UP ja auch eine generellere Frage zu den Zusammenhängen der drei Monoreligionen, die aber bisher ignoriert wurden, vermutlich wegen des Schwierigkeitsgrades.

Chan

Mohammed vs. Christentum
Hi Magda.

das ist nun mal endlich etwas Genaues, über das sich gut reden lässt!

  1. Mohammed wurde sehr von Bahira gefördert, einem Nestorianer,

Die Gnosis war dort weit verbreitet.

Das ist etwas komplizierter:

Gnosis: Christus ist rein göttlich. Seine menschliche Gestalt ist ein immaterieller Scheinleib (= Doketismus)

Orthodox-katholisch (chalcedonisch): Christus ist eine Person, die zwei Naturen, göttlich und menschlich, hat, und zwar unvermischt.

Nestorianismus: In Christus sind zwei Personen (menschlich und göttlich), die nicht in einer Person zusammengefasst sind.

Arianismus: Christus ist ein präexistentes Geschöpf Gottes, das zwischen Menschen und Gott vermittelt. Göttlich ist er nur im übertragenen Sinne.

Monophysitismus: In Christus sind göttliche und menschliche Natur vermischt, wobei das Göttliche domininiert.

Mohammed stieß sich vor allem an der Idee, dass Jesus ein als Mensch geborener Gott bzw. Gottessohn sei. Judenchristliche bzw. ebionitische Einflüsse auf Mohammend bestärkten ihn darin, dass Jesus nur ein von Gott gesandter Prophet war.

Die Idee der Gottessohnschaft ging ihm völlig gegen den Strich:

Sure 18; 4: Und um jene zu warnen, die da sprechen, Allah habe einen Sohn gezeugt.

Sure 18; 5: Wovon weder ihnen noch ihren Vätern Wissen ward. Ein schlimmes Wort, das aus ihrem Munde kommt! Sie sprechen nichts als Lüge.

Sure 18; 6: Vielleicht nimmst du dir auf ihren Spuren, so sie dieser neuen Offenbarung nicht glauben, das Leben aus Gram.

Vermutlich scheiterte das Christentum in Arabien wegen seines aus dem Hellenismus übernommenen Gedankens der Gottessohnschaft von Jesus, die für das arabische Denken unannhembar war. Was Mohammed am Christentum ganz allgemein störte, war dessen dogmatische Zerrissenheit in alle möglichen Schulen (vor allem betreff Christologie), was für ihn bewies, dass das Christentum die christliche Lehre missverstanden hatte. In Arabien rivalisierten vor allem nestorianische, orthodoxe und monophysitischen Lehren um die Gunst der „Heiden“. Zudem vermochten die vielen jüdisch/judenchristlichen Gemeinden in Arabien die Glaubwürdigkeit der nichtjüdischen Formen des Christentums untergraben.

Chan

Glaubst du im Ernst, auch nur ein User (außer dir und Ralf)
hätte auf ein UP reagiert bzw. reagieren können, in dem ich
über monophysitische, antitrinitarische, arianische,
judenchristlich-ebionitische und gnostische
Aspekte bei der
Islam-Entstehung geschrieben hätte?

Bestimmt. Vor allem wäre das ein Grund, deine Posts nicht nur zu überfliegen, sondern auch zu lesen.
grüße, s.

1 Like

Hi Ch’an,

ich respektiere zwar Dein Wissen über die Richtungen der Gnosis, aber gebe Dir trotzdem den Rat: „Mach es Dir einfacher!“

All diese Richtungen …

Gnosis: Christus ist rein göttlich. Seine menschliche Gestalt
ist ein immaterieller Scheinleib (= Doketismus)

Orthodox-katholisch (chalcedonisch): Christus ist eine Person,
die zwei Naturen, göttlich und menschlich, hat, und zwar
unvermischt.

Nestorianismus: In Christus sind zwei Personen (menschlich und
göttlich), die nicht in einer Person zusammengefasst sind.

Arianismus: Christus ist ein präexistentes Geschöpf Gottes,
das zwischen Menschen und Gott vermittelt. Göttlich ist er nur
im übertragenen Sinne.

Monophysitismus: In Christus sind göttliche und menschliche
Natur vermischt, wobei das Göttliche domininiert.

Mohammed stieß sich vor allem an der Idee, dass Jesus ein als
Mensch geborener Gott bzw. Gottessohn sei.

… scheiterten doch an nichts weiter, als an der Unfähigkeit die Texte „richtig“ zu lesen. Bereits die Lehrhäuser in Judäa waren sich darüber uneins. (Geschichte der Juden, Graetz).

Statt ein System einzurichten, das eine geordnete Leseweise als Basis vorsah - schlug dann einer den anderen mit seiner Vorstellung. Im nachhinein lernt man von deren Streitschriften auch nichts - weil eben sich keiner mit den Grundlagen befasst.

Vielleicht findet jemand mal ein zeitgenössisches Schreiben, mit dem
a) übersetzter Bibeltext
b) Gnostikmeinung
C) endlich mit den Möglichkeiten der vollständigen Auslegung in den Vergleich kommen.

Im Groben sieht das etwa so aus, wenn ich auf die oben genannten Meinungen ungefähr und ohne Text eingehe:

Christos (griechisch) heißt ehrbar, das ist „göttlich“/kostbar.
Menschlich wäre das auch.
Hoffentlich dominiert das „göttliche“

Mohammed h e i s s t Gefallen, das xamad ist gleich in Hebräisch. Ich kann nicht Arabisch, aber viele der Wörter sind durch die semitischen Sprachwurzeln gleich. Daher „sagen“ mir manche der Koranverse mehr - und vor allem, weil ich die Bibeltexte mit Auslegung durchackere und von vorne herein „erraten kann“ was Sache ist.

Im Islam ist „Allah“ in einem etwas anderen Zusammenhang als Gott der Allmächtige, schon von der Sparche her, und erst recht durch die „heiligen Texte“.

Im Christentum stellte man sich ab etwa 500 Jahre n.Chr. einen persönlichen Gott und einen geschichtlichen Jesus vor. Dagegen war der Islam, der die Konzepte philosophisch kennt. Es waren die Leute selbst mit den alten Philosophien vertraut. Da hat kein Mann einen Prophetenhut aufgesetzt. Die Vorstellung „geschichtlich und mit Bildern“ passte ganz und gar nicht ins Konzept. Es ist so unlogisch, genau wie kein Auto ein Kind bekommt.
Ist Dir schon aufgefallen, in Moscheen gibt es keine Bilder!

Im Konzil von Nicäa, im Jahre 787, ging es von christlicher Seite her ebenso um den Bilderstreit. Aber man verstand nicht die Situation zu meistern. Die „Bilder“ Jesus oder Maria oder Josef, sind philosophische Begriffe *Erlösung, *was ist hoch, *Aufwertung.

Ich hoffe, Du kannst einigermaßen nachvollziehen, was sich in den Köpfen damals abspielte. (… bis heute.)

Sure 18; 4: Und um jene zu warnen, die da sprechen, Allah habe
einen Sohn gezeugt.

Sure 18; 5: Wovon weder ihnen noch ihren Vätern Wissen ward.
Ein schlimmes Wort, das aus ihrem Munde kommt! Sie sprechen
nichts als Lüge.

Sure 18; 6: Vielleicht nimmst du dir auf ihren Spuren, so sie
dieser neuen Offenbarung nicht glauben, das Leben aus Gram.

Diese Koranverse sind etwas komplizierter als sie aussehen. Sie vermischen Diskussionen mit alten Werten und dann gehabten Ansichten. Zuletzt sieht das wie Hetze aus aus heutiger Sichtweise. Gesprochen wird aber von Verständnis über Wünsche und was dabei kommt. Wenn man die nicht offenlegen und erfüllen kann, besteht das Leben aus Gram.

Mit den „Bildern“ des geschichtlichen Glaubens war die Philosophie des Wünscheweckens und -erfüllens nirgends mehr da, nur noch Täuschungen und Geschichten, mit denen man nicht mehr viel anfangen konnte.

Gruß
Magda

Lauter sehr schöne Wörter. Bitte sagt mir, ob ich alles einigermaßen verstanden habe. Ich versuch mal, Wertungen abzugeben:

monophysitische,

Ja, natürlich! Jesus war monophysitisch. Er war einfach nur ein Mensch. Was denn sonst? Wusste Kaiser Konstantin es besser?

antitrinitarische,

Wie kann man denn die Dreifaltigkeit anzweifeln? Ist doch so einfach zu verstehen.

arianische,

Das ist wirklich sehr schade. Von dieser Seite kamen gute Ideen.

judenchristlich-ebionitische

Die armen Eboniten, sie hätten das Judentum revolutioniert, wäre nicht einer ihre Landsmänner seinem Volk so abtrünnig geworden.

und gnostische Aspekte

Auch jammerschade. Alles verbrannt. Verbannung, Todesstrafe auf den Besitz gnostischer Schriften. Die damaligen Ideen waren den heutigen theologischen Sichtweisen schon um vieles überlegen.

Sober, bitte von dir auch ein paar schöne Begriffe.

Gruß Fralang

Jedenfalls keiner, der ´befasst´ noch mit ´ß´ schreibt

Kann man daraus auf Alter und Flexibilität schließen?

Kurzer Rundblick auf vorislamische arabische Kulte
Da ich ebenso wie zahlreiche andere hiesige User auch immer wieder auf deine penetrante Unbelehrbarkeit gestoßen bin, habe ich nicht viel Lust, Zeit aufzuwenden, um en detail deine hanebüchenen Referate deiner, teils falsch verstandenen, teils falsch wiedergegebenen Lektüren zu korrigieren. Und Einwände gegen deine aus ebensolcher schiefen Lektüre konstruierten abstrusen Theorien prallen an dir ebenso ab, wie man seit Jahren weiß, schon in der Zeit, als du noch unter deinem mutmaßlichen Realnamen hier herumagiertest.

Da zudem nach den Hauptanteilen deiner Referate hier niemand gefragt hat, wäre das eh nicht mehr im Sinne der Konzeption dieses Forums.

Daher hier nur einige Bemerkungen, damit interessierte Leser, die nicht selbst über einen speziellen Hintergrund über aktuelle Forschungsstände und -ergebnisse verfügen, durch deine Referate nicht in die Irre geführt werden.

  1. Jede Religion hat ihre Geschichte. Dazu gehört neben der meist allmählichen Konkretisierung ihrer speziellen sog. Glaubensinhalte und rituellen Praktiken, sowie damit zusammenhägender Maximen der Lebensführung insbesondere die Entwicklung ihrer - falls vorhanden - Gottesbegriffe.

  2. Diese Entwicklung geschieht fast immer in der teils kämpferischen, zumindest polemischen Auseinandersetzung mit Gottesbegriffen, mythischem Material, rituellen Praktiken der kulturellen Umgebungen, in denen sie sich den chthonisch vorhandenen Kulten überlagern bzw. aufdrängen will.

  3. Gerade in den monotheistischen Religionen, Judentum, Christentum, Islam und ebenso im Zarathustrismus haben wir Beispiele dafür, daß diese eigene Entwicklungsgeschichte mit ihren Auseinandersetzungen teilweise in den später sakralisierten Grundlagentexten ablesbar ist, wenn nicht gar nachgezeichnet ist (wie im Judentum) oder zumindest deutliche Spuren hinterlassen hat.

  4. Oft findet sich eine Mannigfaltigkeit von lokal praktizierten Kulten (die oft mit Polytheismus verwechselt wird, aber damit eigentlich nichts zu tun hat), die dann, wie im Beispiel Griechenlands, in einer sehr komplexen Mythografie ihre Zeugnisse hinterläßt. Diese stellen, ebenso wie regelrechte Polytheismen mit ihren fast immer sehr uneindeutigen Pantheons, für einen Monotheismus, der sich ihnen überstülpen will, ein besonderes Problem dar. Dieses wurde, wie die Geschichte zeigt, meist so gelöst, daß Anteile von Mythologien einerseits, von rituellen Praktiken andererseits, übernommen wurden, somit erhalten blieben, aber in einer nun monotheistisch umgedeuteten Form.

Im Falle des Islam sah die Situation so aus, daß eine von Anfang an sehr starre religiöse Konzeption sich einer enormen Vielfalt lokaler Kulte oktroyiert hat. Eine Vielfalt, die allerdings einige kultische Gemeinsamkeiten aufwies, weshalb der Ausdruck „Religionen des vorislamischen Arabien“ eine gewisse Berechtigung hat:
a. Die jeweils bevorzugten Gottesgestalten werden nicht in anthropomorpher Form vorgestellt, ihre lokale kultische „Präsenz“ besteht in besonders ausgesuchten Steinen, Felsen, in Quellen sowie in Bäumen.
b. Der Ort dieses „Repräsentant“ wird durch einen „definierten“ Bereich umgeben: der temenos (griech. „ausgeschnittener Bereich“, daraus lat. templum), arabisch: der hima. Dieser hima ist mit Tabu-Regeln versehen, die in den Bedingungen bestehen, unter denen man sich ihnen nähern darf und wie man sich dort verhalten darf und wie nicht.
c. Die kultische Praxis besteht u.a. in einer Pilgerreise, der haddsch, zu diesem heiligen Ort, die mit einem (oft siebenmaligem) Umlauf, dem tawaf, um das Heiligtum ihren Höhepunkt hat.
d. Es gab eine Gottesgestalt unter der Bezeichnung al_ilah oder allah, der als Schöpfergott vorgestellt war und als solcher jeweils über allen anderen lokalen Göttern stand (auch über dem Mondgott). Ferner eine (meist in einer Triade vorgestellten) Gruppe von Göttinnen, al_ilat oder allat, al-uzza und manah (alle in diversen Schreibweisen). Allah und Allat hier und da als Paar, andernorts die drei als Töchter Allahs (als solche auch noch im Quran erwähnt).

Diese Elemente, die generell zu arabischen Kultpraktiken gehörten, hatte der sich ihnen überlagernde Islam beibehalten und natürlich um einige Details bereichert.

Der bereits vorislamisch bevorzugte Kultort in Mekka galt derweil nicht einem bestimmten Gott, sondern er galt ganz unspezifisch derjenigen Gestalt, Gott oder Göttin, der die Pilger ihre haddsch zuordneten.

Wie das Kitab al_Asnam des Hischam al_Kalbi aus dem 7. Jhdt. sowie die Sira des ersten Mohammed-Biographen Ibn_Ischaq ausführlich berichten, wurden in der Ka’ba in Mekka eine Unmenge von Idolen verehrt (es ist dort von 360 die Rede). Haupt Kultgegenstand waren der berühmte schwarze Stein einerseits, der an den Allah assoziiert war, und eine tatsächlich menschliche Figur, die den Gott Hubal prösentierte. Hubal wird in den o.g. Schriften ausführlich beschrieben und es wird bereits ebendort vermutet, daß es sich um eine aramäische Statue aus Palästina handelte, die auf irgendeinem Wege in die Hände der Araber geraten war und dem Stein in der Ka’ba beigesellt wurde.

Und dieser anthropomorphe Hubal, der nicht (sic!) mit Allah identisch ist, wurde dort als Orakelgott verehrt. Ihm galten Pilgerreisen, die den Zweck hatten, von ihm eine Prophezeihung zu erhalten. Diese wurde in einem Zeremoniell mit Hilfe von sieben Pfeilen vollzogen, die zu der Figur gehörten. Und dieser Hubal wurde dann hier und auch sekundär andernorts als Mondgott verstanden. In dem Zusammenhang möglicherweise (aber auch nicht mehr als „möglicherweise“) das Symbol des aufgehenden Halbmondes, das im Kontext von Mondgottheiten im ganzen Bereich Arabiens bis Mesopotamien vorkam. Auch dieses Symbol des Hubal hat der Islam beibehalten.

Daß in der mohammedanischen monotheistischen Gotteskonzeption ‚Allah‘ der Inbegriff ist, hatte somit zwei Hintergründe:

  1. Es war die Bezeichnung des abrahamitischen Gottes bei den arabischen Juden und Christen.
  2. Es war der Name des einzigen bei allen arabischen Kulten verehrten obersten Himmels- und Schöpfergottes.

Mit dem nun alleinigen abrahamitisch konzipierten und begründeten „Allah“ wurden aber, bis auf die oben genannten allgemeinarabischen Ritual-Komponenten, alle anderen Kulte von Mondgöttern, Sonnengöttinnen, Sternengöttern und -innen rigoros unterdrückt, bekämpft und ausgemerzt. Eine Hypothese, die Gotteskonzeption des Islam „gehe zurück“ oder basiere irgendwie auf den Vorstellungen vormaliger Götter, ist absolut abwegig.

Gruß
Metapher

7 Like

vorislamisch ist was?
Hi Metapher,

ich möchte an dieser Stelle zuallererst anmerken, dass ich es toll finde, wie Fralang und Ch’an mit Referaten und ihrem bisherigen Wissen - sich an (schon lange Zeit) gestellte Fragen heranarbeiten!

Ich finde es wichtig, dass hier nicht kritisiert, sondern informiert und gesucht wird. Dazu muss einer alles zeigen können - und es darf glaube ich kein: „husch - passt nicht, schnell unter den Teppich“ herauskommen!

Da ich ebenso wie zahlreiche andere hiesige User auch immer
wieder auf deine penetrante Unbelehrbarkeit gestoßen bin, habe
ich nicht viel Lust, Zeit aufzuwenden, um en detail deine
hanebüchenen Referate deiner, teils falsch verstandenen, teils
falsch wiedergegebenen Lektüren zu korrigieren. Und Einwände
gegen deine aus ebensolcher schiefen Lektüre konstruierten
abstrusen Theorien prallen an dir ebenso ab, wie man seit
Jahren weiß, schon in der Zeit, als du noch unter deinem
mutmaßlichen Realnamen hier herumagiertest.

Nun kenne ich, als Neuling, hier die Verhaltenweisen kaum - wohl aber die seit Jahrhunderten rumgeisternde Literatur. Die schreit penetrant nach Aufklärung. Es hat keiner je eine schlüssige Antwort gegeben. Deshalb entstand generell die „Unbelehrbarkeit“, als Festung.

Daher hier nur einige Bemerkungen, damit interessierte Leser,
die nicht selbst über einen speziellen Hintergrund über
aktuelle Forschungsstände und -ergebnisse verfügen, durch
deine Referate nicht in die Irre geführt werden.

Es folgt von Dir eine Aufzählung, dass jede Religion eine Geschichte hätte und ich habe, trotz mehrmaligem Lesen, noch immer keinen richtigen Eindruck erhalten ;-( Eventuelle Zustimmung folgt rein psychologischen Momenten. Deine Beweisführung verwirrt. Sie verführt genau als Anleitung zu Postings, die Du oben kritisierst:

al-uzza und manah (alle in diversen Schreibweisen). Allah und
Allat hier und da als Paar, andernorts die drei als Töchter
Allahs (als solche auch noch im Quran erwähnt).

Du beschreibst ein realitätsfremdes Bild! Dadurch ruinierst Du den Ruf der arabischen Welt, die doch auch in Europa große Kulturen geschaffen hat. Diese Kultur entstand im Umfeld anderer Kulturen. Hebe doch, bitte, nicht die Kleingeistere und Aberglauben hervor, sondern die Größe!

(Die wiederum kennst Du nicht, weil Du nichts über den Koran aus „vorislamischer“ Sicht kennst. Dazu wäre die Analyse von Abram hilfreich.)

Ich weiß nicht, ob Du Dich genauer mit der Geschichte Spaniens beschäftigt hast. Meist sind unsere Geschichtsbücher eingefärbt. Analog Deinem Beitrag, beginnt ein Leser - durch solche Überlieferungen - sich ein Bild in eine völlig falsche Richtung zu verschaffen. Den wirklichen Eindruck des Zusammenstoßens zweier Welten vermittelt zum Beispiel die Alhambra in Granada, die zeigt noch die realistische Lebenskultur und die damaligen Vorstellungswelten - und beschreibt wie ein Buch. Die dort gezeigte Entwicklung passt nicht in das Bild, das vielleicht ein Wiener durch die Schauermärchen über den Islam erzählt bekommt, die er seit Generationen in der Kneipe hört und in einigen Büchern liest. Sie passt auch nicht zu den Kirchenbildern in Italien, die Schreckensszenen den Gläubigen vorsetzen und sie ermahnen in ihrem Glauben standhaft zu bleiben.

Auch die arabische Literatur passt nicht zu Deinen Märchenvorstellungen über angebliche Götterwelten.

Spanien zeigte das Nebeneinander der Kulturen - ohne dass die eine die andere wirklich verstanden hat. Das hat hauptsächlich mit solchen Lehren zu tun, wie Du sie vorbringst! Es sollte aber nicht Kritik an Dir sein, denn Du zeigst einfach nur, wie Du es verstanden hast.

Zuweilen hilft das von Dir verstandene - anderen Lesern - besser zu denken. Du machst auf Dinge aufmerksam, die andere nicht so schnell merken. Daraus entsteht die Bequemlichkeit " wir lassen denken". Im Laufe der Zeit signalisieren dann Titel und Würden was zu denken sei - und nicht mehr der Einzelne bei allen den Tatsachen.

Wenn jemand mit „christlicher“ Vorbildung den Koran liest, erscheint er im Wiederspruch zur Bibel, als Fälschung, als anderer Gottesglaube, und gruselig ist er dazu, merkwürdig geschrieben auch. Da warnten ein paar Würdenträgen vor Jahrhunderten: Das müssen wir ausrotten und die wahre Lehre etablieren - und machten den anderen mit ihrem Glockengeläute das Leben zur Hölle, dass sie flüchten mussten.

Das ist nur eine der vielen Dramen, die mit der Bibel passierten. Am Anfang wurde ein Fehler gemacht. (Sprachbezug und Inhalt vergessen).
Ein Fehler bringt eben nichts als Fehler hervor.

Vorislamisch - dazu gehört die politische Situation von damals. Sich ein paar Naturgötter vorstellen, die Mond oder Sterne oder Steine verehren, das ist keine Erklärung. Das Auflisten der Bräuche ohne Hintergrund auch nicht!

Es verehrten auch die Römer „Götter“ wie Venus und Merkur. Sie beteten dabei keineswegs. Auch wir verehren Adler, Löwen, Lilien, manchmal auch Drachen und schwenken ihnen zu Ehren einige bunte Fahnen bei Festen.

Ich müsste eigentlich Deinen ganzen Beiträg zerpflücken. Weil das aber nur nach und nach möglich ist - und auch nur mit einem ganz anderen Verständnis geht - und dazu auch viel Detailarbeit erfordert, lasse ich das hier weg. Das wird zuu lang.

Mit dem nun alleinigen abrahamitisch konzipierten und
begründeten „Allah“ wurden aber, bis auf die oben genannten
allgemeinarabischen Ritual-Komponenten, alle anderen Kulte von
Mondgöttern, Sonnengöttinnen, Sternengöttern und -innen
rigoros unterdrückt, bekämpft und ausgemerzt. Eine Hypothese,
die Gotteskonzeption des Islam „gehe zurück“ oder basiere
irgendwie auf den Vorstellungen vormaliger Götter, ist absolut
abwegig.

ACK, das Gleiche wurde im Christentum bekämpft - ohne dass je vermittelt wurde, um was es ging. Der Islam entstand aus Ansichten aus dem AT, die schon längst in den dortigen Ländern vorhanden waren. Moslems standen in vielen Gebieten in Einklang mit den jüdischen Gelehrten. („Jüdische Reisen im Mittelalter“ aufgeschrieben von Benjamin von Tudelda. Er bereiste Europa und den Orient.)

Gruß
Magda

Hi Magda,

ich möchte an dieser Stelle zuallererst anmerken, dass ich es
toll finde, Ch’an mit Referaten und ihrem
bisherigen Wissen - sich an (schon lange Zeit) gestellte
Fragen heranarbeiten!

da verkennst du die Lage völlig,
denn wie Chan selbst anmerkt:

Zitat:
„Und mal prinzipiell:
Glaubst du im Ernst, auch nur ein User (außer dir und Ralf) hätte auf ein UP reagiert bzw. reagieren können, in dem ich über monophysitische, antitrinitarische, arianische, judenchristlich-ebionitische und gnostische Aspekte bei der Islam-Entstehung geschrieben hätte?“

Zitat Ende

hat er sich nicht herangearbeitet, sondern
übt sich im „Understatement“, damit sich auch
solche Kleingeister wie du an seinem,
wie er es nennt „Hook“, verfangen können.

Armselig ist das einzig passende Wort!
Und mich überkommt das „Fremdschämen“!

Hat er das wirklich nötig?
Und glaubt er tatsächlich,
mit ein paar Fachbegriffen,
die jeder Idiot in wenigen
Minuten zusammengoogeln kann
irgend jemandem zu imponieren?
Noch dazu in einem anonymen
Internetforum!

Was solls, dafür das Netz bekannt!
Leute versuchen hier das zu verwirklichen,
was ihnen im richtigen Leben versagt
wurde.
Eigentlich keine größeres Problem, nur
wer sich wirklich informieren will,
will eben nicht dem Narzissmus anderer
dienlich sein!

Gruß
Treo

3 Like

Genau, FraLang. Die Wahrheit ist nämlich ganz einfach und wer was Schön oder kompliziert sagt der lügt.

Wenn aber jemand behauptet, er müsse seine Kommentare inhaltlich abschwächen damit sie verstanden werden ist das eine ziemliche Beleidigung.
Wenn er dann behauptet, er mache das, damit jemand überhaupt mit ihm diskutiert, dann fragt man sich worum es dem Herren geht. Klärung eines objektiven Sachverhaltes kann es ja dann wohl nicht sein. Für Vorschläge bin ich offen.

Und noch ein schönes Wort für dich : „Astraler Mondkult“ das ist bestimmt was evidentes wie Hund, Katze, Maus. Oder ?

grüße, sober

PS: Ich habe deine Wertungen überhaupt nicht kapiert.Ob du das verstanden hast, weiß ich also nicht. Generell kann man aber auf Wertungen innerhalb einer Wissenschaft verzichten. Da haben wir also eh nochmal glück gehabt.

2 Like

Hi,

Glaubst du im Ernst, auch nur ein User (außer dir und Ralf)
hätte auf ein UP reagiert bzw. reagieren können, in dem ich
über monophysitische, antitrinitarische, arianische,
judenchristlich-ebionitische und gnostische
Aspekte bei der
Islam-Entstehung geschrieben hätte?

das liegt dann aber eher daran, dass die meisten es inzwischen leid sind, mit dir Bullshit-Bingo zu spielen.

T.

2 Like

ist doch gut so
Hi Treo,

Leute versuchen hier das zu verwirklichen,
was ihnen im richtigen Leben versagt
wurde.
Eigentlich keine größeres Problem, … Narzissmus …

lass sie doch, ein gewisses Maß an Selbstbestätigung sucht man auch bei jedem normalen Gespräch. Für mich persönlich ist der Ehrgeiz der Leute nur von Vorteil. Ich konnte durch dieses und andere Foren schon einiges herausfinden, das mich sonst endloses Suchen und Wälzen von verstaubten Schmöckern gekostet hätte.

Gruß Fralang

Hinter dem Hund

Und noch ein schönes Wort für dich : „Astraler Mondkult“ das
ist bestimmt was evidentes wie Hund, Katze, Maus. Oder ?

Ja, das mit Hund und Katze ist schon interessant. Wenn der Mond durch den großen oder kleinen Hund wandert oder gar durch die Katze? Da muss man sich doch zu kultischen Handlungen richtig hingezogen fühlen. Aber was weiß ich, wo diese Sternbilder eigentlich sind.

Schwebt eine Maus auch wo am Himmel herum? Wer-Weiß-Was wäre da gefragt.

PS: Ich habe deine Wertungen überhaupt nicht kapiert.

Is egal, war alles nur ironisch gemeint.

Gruß Fralang