Zusammenhng kindlicher Fantasie und der Sprachentwicklung bzw. Langzeitgedächtnis

Liebe/-r Experte/-in,
ich habe einmal einen psycholinguistischen Einführungstext von einem Herrn Dr. Koniezcky (?) zum Thema Performanz und Kompetenz gelesen. Leider kann man nicht mehr lesen, wie der Titel des Buches war. Es scheint bei Spektrum erschienen/eingeplant zu sein.
Jedenfalls gab es auf der S. 507 einen interessanten Absatz:

"(12) Die Tomate isst den Jungen.
(13) Die Maus jagt den Kater.

Abgesehen davon, dass dies intuitiv unplausibel ist, würde eine Vernachlässigung syntaktischer Informationen die Konstruktion von kreativen Fantasiewelten … unmöglich machen… Heute ist weitgehend unumstritten, dass syntaktisches Wissen bei der Interpretation von Sätzen eine wichtige Rolle spielt. Strittig ist jedoch nach wie vor, in welchem Maße und in welcher Weise dieses Wissen erworben wird, wie es mental repräsentiert ist und wie es mit den anderen Ebenen der Interpretation interagiert."

Ich fand die Nennung von syntaktischem Wissen und der Fantasie sehr interessant, wozu natürlich auch andere Ebnen wie die Semantik hinzustoßen würden. Leider war das alles, was dort zu diesem Thema zu finden war. Ich fragte mich allerdings, ob es vielleicht sein könnte, ob es Kindern leichter fällt sich eine Fantasiegeschichte auszudenken, weil sie eventuell noch nicht in „starren“ sprachlichen Gesetzen denken. Ginge man davon aus, dass alles, was man sich ausdenkt, sprachlich repräsentiert wird, könnte man dann darin tatsächlich eine Verbindung sehen? Würde es demnach vielleicht auch leichter fallen, sich in einer neuen Fremdsprache fantastische Geschichten auszudenken?
Kennen Sie zufälligerweise eine Theorie, die das unterstützt oder hilfreiche Literatur zu diesem Thema?

Liebe/r Myra Jones,
es tut mir leid, ich kann Ihnen zu diesem Thema nichts sagen.

Liebe Myra Jones,

tut mir leid, der Aspekt ist zwar interessant, aber damit habe ich mich nicht beschäftigt.

Ich glaube jedoch, dass es in der Entwicklung des Kindes viele Faktoren gibt, die die Phantasiewelt des Kindes bedingen. Damit beschäftigt sich ausgiebig die Entwicklungspsychologie.

Ich wünsche dir noch viel Erfolg bei der weiteren Beschäftigung mit dem Thema.

Herzlichen Gruß
Melinda Balassa

Sehr geehrte Frau Jones,
ich fand Ihre Frage sehr interessant und keinesfalls müßig. Mir fiel auch spontan ganz viel dazu ein, aber ich habe momentan keine Zeit, das nieder zu schreiben.
Ich habe Ihre Frage kopiert und gespeichert. Wenn es für Sie zeitlich geht, möchte ich gerne Mitte nächster Woche darauf zurück kommen. Geht das? Bitte stupsen Sie mich, falls ich es vergesse.
Einstweilen fröhliches Schaffen!
K.

Hallo!

In der Psycholinguistik habe ich mich auf den Bereich Kommunikationstechnick spezialisiert. Darum kann ich in diesem speziellen Fall nicht weiterhelfen.

Handelt es sich um eine Frage für ein wissenschaftliches Ergebnis?
Das Institut in Munchen wurde zwar geschlossen, aber einige Dozenten sind für Fragen noch greifbar.
Versuchen Sie es ggfs hier: http://www.psycholinguistik.uni-muenchen.de/Kontakt.htm
(Prof. Kegel oder Dr. Werani)

Viel Erfolg!

Herzliche Grüße,
Lynn Hoffer

Sehr geehrte Frau Jones,

das Kapitel, auf das Sie sich beziehen, habe ich nicht gelesen.
Er fragt nach dem Procedere der verschiedenen Interaktionen der sprachlichen Module und deren Erwerb.
Es könnte sich um diesen Wissenschaftler handeln.

/Lars Konieczny/ – Wikipedia

/Lars Konieczny/ studierte Philosophie, Psychologie und /Linguistik/ in Bochum und *…* /Spektrum/ Akademischer Verlag, Heidelberg 2002. L. /Konieczny/: Locality and *…*
de.wikipedia.org/wiki/*Lars*_*Konieczny* - Im Cache - Ähnlich

Ich beziehe mich also auf den Teil Ihrer Anfrage, der von Ihnen geschrieben wurde.

Zuerst möchte ich mit dem bekannten Beispielsatz von Chomski zeigen,
dass man bei Beachtung der grammatikalischen Regeln herrlich semantischen Blödsinn erzeugen kann:
Colorless green ideas sleep furiously.
Hier wurde die Grammatik eingehalten, trotzdem kommt Phantasievolles bzw. semantischer Unsinn heraus.

Ein weiteres Beispiel von Chomski, in dem er die Ambiguität von Grammatik aufzeigen will, lautet:
The police were asked to stop drinking after midnight.
(Go figure!!!)
Das amüsanteste mir bekannte Beispiel aus der deutschen Sprache wäre ein Kabarettstück aus Wien,
das sich „Thema mit Variationen“ nennt.
Leider fand ich es nicht auf Youtube:
Wenn der Hund mit der Wurst über’n Eckstein springt,
und der Storch in der Luft den Frosch verschlingt.

Da werden die sechs Elemente des Basis-Satzes einfach rolliert, bis alle Möglichkeiten durchgespielt sind.
Semantik ade, Spaß perfekt.
(z.B:
Wenn der Storch mit dem Eckstein über die Luft wegspringt,
und die Wurst im Frosch den Hund verschlingt)

Die Grammatik muss also nicht gelockert sein, um sprachlich phantasievolle Gebilde zu erzeugen.

Die Charakteristik der Beispiele von Konieczny scheint mir aber das Spiel mit Aktiv und Passiv.
Sätze wie
Die Tomate isst den Jungen.
werden Patienten mit Hirnschäden zur Entscheidung über richtig oder falsch vorgelegt.
Können sie die richtige Antwort nicht finden, kann man ganz genau verorten, in welcher Hirnregion die Verletzung / Apoplex/ Schädigung sitzt.

Trotzdem gehört außerdem enorm viel Weltwissen dazu, die Entscheidung über richtig und falsch zu treffen.
Der Satz
Der Verkehr regelt die Ampel.
wurde z. B. einem Ingenieur vorgelegt, der ihn für richtig erklärte.
Die sehr junge Therapeutin, die noch nichts über Indusi-Systeme gehört hatte,
wollte ihm danach einen Hirnschaden in der bewussten Hirnregion diagnostizieren.

Wissen ist sehr variabel.
Ein paar Generationen später, nach ein paar deftigen Unfällen in den entsprechenden Gen-Fabriken,
gibt es ja vielleicht menschenfressende Tomaten.
Fleischfressende Pflanzen gibt es ja auch schon jetzt.
Ich hoffe, damit Ihrem Bedürfnis nach Phantasie auch ein wenig gedient zu haben…

Nun noch die Frage mit den Kindern:
Die Hirnregion, wo die Fähigkeit der Bildung und Erkennung von Aktiv und Passiv lokalisiert ist,
ist erst mit ca. 26 (sechsundzwanzig) Jahren ganz ausgereift.
Vielleicht ist deshalb auch die Begrifflichkeit und das Verständnis von dem, wer was wem tun darf, noch etwas gelockert?
„Quod licet Jovi, non licet bovi“ muss erst einmal gelernt und akzeptiert werden.

Bis hierher war es Psycholinguistik.
Der weitere Aspekt aus der Psychologie, der dazu kommt, ist die psychische Entwicklungsstufe der kleinen Kinder,
die alles noch animiert erleben, also auch leblose Gegenstände mit einem Willen ausgestattet imaginieren.
Die allgemeine Überschrift dazu ist „magisches Denken“.
Wenn Erwachsene dieses nicht überwunden haben, nennt man es Aberglauben.
Der treibt in jedem Lebensalter phantastische Blüten.
Auch bei Tieren kann man Aberglauben feststellen.
Sie erwerben ihn genau wie Menschen, indem sie falsche Schlüsse ziehen.

Der Erwerb einer Fremdsprache nach der Pubertät ist etwas anderes als davor.
Nicht-Muttersprachler machen erfahrungsgemäß nach einiger Erfahrung in der neuen Sprache kaum noch Fehler im Vokabular.
Die charakteristischen Fehler sind die Grammatik-Fehler.
Diese rufen aber nicht grobe Verletzungen der Semantik hervor,
sondern sind eher kleine Fehlerchen in Bezug auf die Präpositionen.

Die Einspeicherung vom Kurz- in das Langzeitgedächtnis ist ein ganz eigener Prozess, der nicht nur Sprache betrifft.

Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Vergnügen bei Ihren Studien.
Freundliche Grüße
K.

/
/

wer-weiss-was-Expertenanfrage [No Reply] schrieb:
> Hallo Visittheinternet,
>
> Myra Jones hat dir bei wer-weiss-was eine Anfrage mit dem Titel „Zusammenhng kindlicher Fantasie und der Sprachentwicklung bzw. Langzeitgedächtnis“ gestellt und dich als Experten ausgewählt. Wir bitten dich, die Anfrage in jedem Fall zu beantworten - zur Not mit dem Hinweis, dass du nicht weiterhelfen kannst.
>
> Zum Lesen der Anfrage und zum Beantworten klicke bitte hier:
> http://www.wer-weiss-was.de/app/query/display_query?..
>
> * Bitte achte zu deinem eigenen Schutz darauf, in deiner Antwort keine persönlichen Daten zu veröffentlichen.
> * MISSBRAUCH meldest du bei [email protected].
>
>
> ----
> Liebe/-r Experte/-in,
> ich habe einmal einen psycholinguistischen Einführungstext von einem Herrn Dr. Koniezcky (?) zum Thema Performanz und Kompetenz gelesen. Leider kann man nicht mehr lesen, wie der Titel des Buches war. Es scheint bei Spektrum erschienen/eingeplant zu sein.
> Jedenfalls gab es auf der S. 507 einen interessanten Absatz:
>

> *
> *
>
> *"(12) Die Tomate isst den
> Jungen.*
> * (13) Die Maus jagt den Kater.*
>
> *Abgesehen davon, dass dies
> intuitiv unplausibel ist, würde
> eine Vernachlässigung
> syntaktischer Informationen die
> Konstruktion von kreativen
> Fantasiewelten … unmöglich
> machen… Heute ist weitgehend
> unumstritten, dass syntaktisches
> Wissen bei der Interpretation von
> Sätzen eine wichtige Rolle spielt.
> Strittig ist jedoch nach wie vor,
> in welchem Maße und in welcher
> Weise dieses Wissen erworben wird,
> wie es mental repräsentiert ist
> und wie es mit den anderen Ebenen
> der Interpretation interagiert."*
>

>
> Ich fand die Nennung von syntaktischem Wissen
> und der Fantasie sehr interessant, wozu
> natürlich auch andere Ebnen wie die Semantik
> hinzustoßen würden. Leider war das alles, was
> dort zu diesem Thema zu finden war. Ich fragte
> mich allerdings, ob es vielleicht sein könnte,
> ob es Kindern leichter fällt sich eine
> Fantasiegeschichte auszudenken, weil sie
> eventuell noch nicht in „starren“
> sprachlichen Gesetzen denken. Ginge man davon
> aus, dass alles, was man sich ausdenkt,
> sprachlich repräsentiert wird, könnte man dann
> darin tatsächlich eine Verbindung sehen? Würde
> es demnach vielleicht auch leichter fallen,
> sich in einer neuen Fremdsprache fantastische
> Geschichten auszudenken?
> Kennen Sie zufälligerweise eine Theorie, die
> das unterstützt oder hilfreiche Literatur zu
> diesem Thema?
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>

Danke für die vielen Hinweise. Mein Prof meinte, ich soll mich lieber mit Kreativität beschäftigen, da könne ich präziser werden.
Ich schaue mal, was sich ergibt. Was auf jeden Fall interessant wäre, ist das Verarbeitungstiefenmodell, wo sturkturelle und semantische Elemente hierarchisch angeordnet werden. Mal schauen.